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LANDKREIS FEUCHTWANGEN DEUTSCHER KUNSTVERLAG MÜNCHEN Bayerisches Landesamt für
Denkmalpflege
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Der vorliegende Band, der einundzwanzigste in der Reihe Bayerische Kunstdenkmale, bringt erstmals eine lückenlose Aufzählung und Würdigung aller alten Bauwerke von Denkmalswert des Landkreises Feuchtwangen, sowie eine Inventarisierung ihrer Schätze an Gemälden, Skulpturen und anderen Ausstattungsgegenständen.
Dem kunstinteressierten Besucher empfiehlt sich das Buch als ein zuverlässiger und bequem benutzbarer Führer. Dem Wissenschaftler und Denkmalpfleger wird es bei seiner Arbeit als authentische Bestandsaufnahme willkommene Dienste leisten.
Die übersichtliche Anordnung des Stoffes erleichtert im Verein mit den farbigen kunsttopographischen Karten jede Art von Studium und Betrachtung des Landkreises Feuchtwangen.
Mit dem Band "Landkreis Feuchtwangen" liegt das siebente mittelfränkische Kurzinventar und der einundzwanzigste Band der von Heinrich Kreisel begründeten Reihe vor.
Das Erscheinen des Bandes wurde ermöglicht durch Zuschüsse des Bezirks Mittelfranken - vermittelt durch Herrn Regierungsdirektor Dr. Hans Seidenspinner und des Landkreises Feuchtwangen. Durch die Initiative von Herrn Landrat Paul Keim wurde eine frühzeitige Bearbeitung in die Wege geleitet. Für diese Unterstützung wird herzlich gedankt.
Dem Verfasser Dr. Hans K. Ramisch wurde die Bestandsaufnahme sehr erleichtert durch die freundliche Hilfsbereitschaft der Geistlichen beider Konfessionen, der Kornmunalverwaltungen - vor allem des Herrn Bürgermeisters Eduard Lorentz, Feuchtwangen - und der Lehrerschaft, sowie der Besitzer der Schlösser Sommersdorf (Frhl. von Crailsheimsche Familienstiftung), Thürnhofen (Baron von Thannhausen) und Wahrberg (Herr Jörn Bornebusch).
Eine Ergänzung des geschichtlichen Materials besorgte Herr Oberstudienrat Dr. Ludwig Schnurrer, der archivalischen Nachrichten zur Eichstätter Kunstgeschichte Herr Oberstudienrat Dr. Theodor Neuhofer. Zahlreiche Anregungen gab Herr Konservator Dr. Tilmann Breuer. Wertvolle Auskünfte sind den Herren Rechtspfleger R. Bayerlein, Mittelschuloberlehrer Adolf Lienert, Pfarrer Sebastian Lutz, Mittelschulkonrektor Ludwig Müller und Pfarrer Georg Peter zu danken. Die Vorstände der staatlichen, kirchlichen und kommunalen Archive ermöglichten durch ihr Entgegenkommen die zeitsparende Benutzung der Archivalienbestände. Mit Dankbarkeit gedenkt der Verfasser aller Genannten sowie der zahlreichen und nützlichen Hinweise aus allen Kreisen der Bevölkerung.
Ältere Maßaufnahmen stellten das Landbauamt Ansbach, die Bauverwaltung des Bezirks Mittelfranken, die Pfarrämter, die Mittelschule Feuchtwangen und Herr Regierungsbaumeister H. Chr. Prechter zur Verfügung. Notwendige Korrekturen sowie die Neuaufnahme einiger Objekte besorgten die Herren Konservatoren Dipl.-Ing. Wilhelm Neu und Regierungsbaumeister Walter Haas. Herr Neu zeichnete die kunsttopographischen Karten, die Umsetzung für den Farbdruck besorgte Herr Ing. Wilhelm Kappel. Das Personenverzeichnis erstellte Herr Josef Eismann.
München,
im Oktober 1964
Landeskonservator |
Generalkonservator |
EINFÜHRUNG
Der Landkreis Feuchtwangen in Mittelfranken grenzt im Südwesten an den württembergischen Kreis Crailsheim und wird von den mittelfränkischen Landkreisen Dinkelsbühl, Gunzenhausen, Ansbach und Rothenburg o. T. umgeben.
Die Oberläufe von zwei getrennt zur Donau strebenden Flußsystemen durchziehen den Landkreis in nordwestlich-südöstlicher Richtung. Es sind dies im Westen Ampfrach, Wörnitz und Sulzach, im Osten Wieseth und Altmühl. Flache, meist mit Kiefernwald bestandene sandige Höhenrücken (sogenannte Keuperwälder) trennen die breiten, wenig Gefälle aufweisenden Täler.
Das nördlich der römischen Grenzbefestigung, des Limes, gelegene Gebiet weist nur ganz sporadisch alemannische Siedlungen auf (Dorfgütingen, Neidlingen, Häuslingen). Es scheint im wesentlichen erst nach der Landnahme durch die karolingischen Franken kolonisiert worden zu sein. Feuchtwangen war in der Karolingerzeit Königsgut an der Grenze des alemannischen Riesgaues gegen den alemannisch-fränkischen Gau Sualafeld. Herrieden im Sualafeld war Besitz des fränkischen Adeligen Cadolt. Seit der Errichtung der kirchlichen Organisation im 8. Jahrhundert gehört das westliche Gebiet des heutigen Landkreises zum alemannisch-schwäbischen Bistum Augsburg, das östliche zum fränkischen Eichstätt. Die Grenze verläuft etwa an der Wasserscheide zwischen Sulzach und Wieseth.
Gegen Ende des 8. Jahrhunderts wurden durch die Gründung der Benediktinerklöster Feuchtwangen und Herrieden kirchliche Mittelpunkte geschaffen. Christianisierung aber auch Kolonisation (Seiderzell, Leuperzell, Aichenzell, Bergnerzell, Rauenzell) nahmen von hier ihren Ausgang.
Beide Stifte gelangten als Eigenklöster in den Besitz der zuständigen Bischöfe, Herrieden (das vorübergehend Reichskloster war) im Jahre 888, Feuchtwangen zu unbekanntem Zeitpunkt und wurden in weltliche, dem Bistum enger verbundene Chorherrenstifte umgewandelt. Dem Bistum Eichstätt brachte dieser Wandel ein festumrissenes Herrschaftsgebiet an der oberen Altmühl ein. Das eingezogene Klostergut wurde an zahlreiche Vasallen verlehnt. Augsburg beließ dem Stift Feuchtwangen seine - allerdings auch nicht so umfangreichen - Besitzungen. Neben dem Stift entwickelte sich hier unter den Staufern und später die Stadt, durch kaiserliche Privilegien unabhängig gemacht, zur freien Reichsstadt.
Bedeutsam für die weitere Geschichte wurden die Ereignisse im 14. Jahrhundert. Nach Auseinandersetzungen eines Grafen von Oettingen mit Kaiser Ludwig dem Bayern 1316 fiel die verliehene Vogtei über das eichstättische Oberland an der Altmühl in die Hände des Bischofs zurück und wurde künftig nicht mehr vergeben. Das Gebiet erhielt feste Orte (Arberg, Ornbau, Herrieden und Wahrberg) und eigene eichstättische Ämter.
Verschuldung des Stiftes Feuchtwangen (möglicherweise waren durch den Neubau der Stiftskirche die Mittel erschöpft) hatte zur Folge, daß 1376 Bischof Burkhart von Augsburg den Burggrafen von Nürnberg mit der "pfleg" (Vogtei) des Stiftes auf vier Jahre beauftragte. Als 1376 Kaiser Karl IV. von Burggraf Friedrich V. von Nürnberg ein Darlehen in Höhe von 5000 Gulden aufnehmen mußte, forderte dieser als Pfand die freie Reichsstadt Feuchtwangen. Sie wurde nie wieder eingelöst.
So wurden Stift und Stadt Feuchtwangen allmählich fester Bestandteil der brandenburg-ansbachischen Lande. Die ehemals freie Reichsstadt sank zu einer markgräflichen Land- und Amtsstadt herab.
Besitz und Rechte kleinerer Grundherren, die z. T. auch als Lehnsvasallen auf wenigen festen Ansitzen wohnten, gingen im Verlauf des späteren Mittelalters fast ausnahmslos an die Markgrafen über. Auch in eichstättischem Gebiet machten sie ihren Einfluß durch Ankauf von Gütern (Forndorf, Weidenbach) geltend. Lediglich Thürnhofen, Sommersdorf, Wiesethbruck und Thann blieben reichsritterschaftlich.
Diese politische Situation war bei der Einrührung der Reformation von Bedeutung. Während die eichstättischen Ortschaften katholisch blieben, wurden die markgräflich-ansbachischen und die ritterschaftlidien nach und nach evangelisch. Das Stift Feuchtwangen und der Bischof von Augsburg widersetzten sich zwar den Bestrebungen des Markgrafen energisch, konnten sich aber gegen die Macht ihres Schirmvogtes nicht durchsetzen. Das Stift wurde, nachdem Pläne zur Gründung einer markgräflichen Universität sich nicht verwirklicht hatten, 1563 aufgehoben. Die evangelischen Pfarreien unterstehen seither dem Konsistorium in Ansbach.
So wurde das seinem Stammescharakter und der früheren kirchlichen Zugehörigkeit nach alemannisch-fränkische Gebiet rings um Feuchtwangen immer mehr in den mittelfränkischen Bereich mit seinen Mittelpunkten Ansbach und Nürnberg einbezogen, während das eichstättische Oberland, nun durch die umliegenden evangelischen Gebiete isoliert, auch immer stärker auf seine Hauptstadt hin ausgerichtet wurde. Der Übergang der ansbachischen Lande an Preußen 1791, des eichstättischen Oberlandes 1802 und schließlich des gesamten Gebietes 1806 an Bayern schuf die bestehenden territorialen Grenzen.
In Feuchtwangen und Herrieden sind frühmittelalterliche Kirchen- und Klosterbauten literarisch bezeugt. Über ihr Aussehen und ihre Bedeutung wären Aussagen erst nach Durchführung von systematischen Grabungen möglich. Von Herrieden wissen wir außerdem, daß die Krypta sich nicht unter der Stiftskirche, sondern nördlich von deren Langhaus, an der Stelle der heutigen Marienkirche befand. Aus der frühmittelalterlichen Stiftskirche in Feuchtwangen stammt wahrscheinlich eine bei der Anlage der Heizung 1919 ausgegrabene, mit Architekturrelief versehene Altarstipesplatte.
Die ältesten erhaltenen aufgehenden Architekturteile im Landkreis sind der Nordturrn der Feuchtwanger Stiftskirche in seinen Untergeschossen (12./13Jahrhundert), der etwa gleichzeitige Kreuzgang und Teile der südlichen Langhauswand der Johanniskirche. Deren Turm ist schon etwas jünger, wohl um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden. Gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts dürfte der Chor der Stiftskirche in Feuchtwangen errichtet worden sein - neben dem von Heidenheim (Lkr. Gunzenhausen) ein frühes lokales Beispiel für das verschleifende Anlaufen der Gewölberippen an die Dienste. Der 1340 errichtete neue Chor der Stiftskirche Herrieden stand nur annähernd hundert Jahre. Er wurde wieder abgerissen, weil er den Chorherren nicht mehr gefiel. Möglicherweise gehörte er zu der in der Umgebung gegen und nach 1400 beliebten Gruppe gerade schließender Chöre (Arberg, Großenried, Burgoberbach, Sommersdorf, in der ein bereits im 13. Jahrhundert hier beheimatetes Bauschema (Wolframseschenbach, Lkr. Gunzenhausen) bis ins 17. Jahrhundert (Burgoberbach, St. Leonhard) weitertradiert worden ist. Der bei ländlichen Pfarrkirchen weitverbreitete Grundrißtyp der Chorturmkirche ist im Kreis Feuditwangen bereits im 12./13. Jahrhundert (Aurach) vorhanden und reicht über das 14. und 15. Jahrhundert (Oberampfrach, Dorfgütingen, Mosbach, Weinberg, Wieseth, Großbreitenbronn) noch in die nachreformatorische Zeit (Unterampfrach), ja sogar bis in das 19. Jahrhundert Westheim-Windshofen).
Der bedeutendste Profanbau aus dem Spätmittelalter ist im Kreisgebiet neben den Befestigungsanlagen von Arberg, Feuchtwangen, Herrieden und Ornbau - das Wasserschloß Sommersdorf. Die regelmäßige Zweiflügelanlage mit eckturmbewehrtem Zwinger, Rittersaal und Vorwerk ist von überregionaler Bedeutung und bildet in ihrer logischen Gliederung ein sprechendes Beispiel für eine Ganerbenburg dieser Zeit in Süddeutschland.
Ein Beispiel für das direkte Eingreifen des Landesherrn in Baufragen ist aus der Regierungszeit des eichstättischen Bischofs Gabriel von Eyb (1496-1535) überliefert. Er setzte nach dem Stadtbrand von Herrieden eine Rechnungskommission für den Wiederaufbau der Stiftskirche ein und verbot den Bürgern Strohdächer und anscheinend auch Aufzugluken mit Kranschöpfen. Eine seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts beliebte Demonstration bischöflicher Bauherrschaft sind die zahlreichen Wappenreliefs an kirchlichen Bauten, die bis ins 18. Jahrhundert im eichstättischen Teil des Landkreises anzutreffen sind.
Der Dreißigjährige Krieg brachte vielen Kirchen Bauschäden; Herrieden und Ornbau wurden gebrandschatzt und erlitten bei dem folgenden Wiederaufbau nicht unbeträchtliche Veränderungen. Die Wiederherstellung der Kirchenbauten erforderte im einzelnen Falle noch lange Zeit. Sie setzte erst gegen 1680 ein und zog sich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hin. Der Rückschlag, den die Prosperität erlitten hatte, macht sich hier deutlich bemerkbar.
In Herrieden sind erst um 1740 die Mittel zum Ausbau der noch immer nicht eingewölbten Stiftskirche vorhanden. Es ist für die konservative Einstellung und die isolierte Lage bezeichnend, daß Tonnengewölbe mit Stichkappen eingezogen wurden und der Stuck aussieht, als sei er zwanzig Jahre früher entstanden, daß man schließlich als Maler eine mittelmäßige, im Dienst des Stiftes Ellwangen stehende Kraft heranzog. Auch die Bilderwelt des Baues ist z. T. konventionell, in ihrer losen Abfolge dem mittelalterlichen Altarprogramm verpflichtet.
Die markgräflichen Schloßbauten in Triesdorf, dem Sommer- und Jagdaufenthalt des Ansbacher Hofes sind ausnahmslos nüchtern. Die in ständiger Geldnot mehr ertragene als gewollte Sparsamkeit ließ hier keine Lösungen von höfischem oder gar überregionalem Charakter aufkommen. So hebt sich Triesdorf von allen vergleichbaren Sommerresidenzen, selbst von solchen weit rangniedrigerer Potentaten durch seine fast ländliche Einfachheit ab. Lediglich in der Markgrafenkirche zu Weidenbach - der zugehörigen Hofkirche - gestaltete Leopoldo Retti einen ansprechenden Bau. In der ländlichen Bauweise des 18. Jahrhunderts, an den hier vorherrschenden Wohnstallhäusern mit z. T. genuteten Ecklisenen und Giebeleckgesimsen wirkt das Formengefühl des Ansbacher Hofes nach.
Stärker als bei der Errichtung von Bauwerken konnten bei ihrer Ausstattung territoriale und machtpolitische Faktoren eine Rolle spielen. Dazu noch eine Reihe von Beispielen: In den Ausstrahlungsbereich der Augsburger Kunst durfte wohl die bedeutende Ton-Pietà der Zeit um 1430 in Windsheim-Westhofen gehören. Das Verbreitungsgebiet verwandter Werke erstreckt sich jedenfalls zwischen Augsburg und Nürnberg. Das Fluktuieren zwischen Schwäbischem und Fränkischem, das man für die Gegend als charakteristisch ansprechen darf, läßt die Altarkonkurrenz von 1470 in Herrieden deutlich werden. Erhalten ist die Nachricht, daß die Meister des Hochaltars der Jakobskirche in Rothenburg o. T., der Maler Friedrich Herlin und der Schreiner Hans Waidenlich, dem Propst von Herrieden von der Stadt Nördlingen für die Fertigung eines Altares empfohlen wurden. Die erhaltenen Fragmente eines um 1470 entstandenen Kreuzaltares weisen jedoch nach Nürnberg. Der 1494 angeschaffte Hochaltar gehört der Eichstätter Kunst an, die durch Bischof Wilhelm von Reichenau in besonderer Weise gefördert worden war. Grabdenkmäler des eichstättischen Hofbildhauers Loy Hering und seiner Werkstätte befinden sich in Großenried und Arberg, aber auch im benachbarten augsburgischen Feuchtwangen. Hier sind in der Zeit gegen und um 1500 stärkere Verbindungen mit Nürnberg und Ansbach nachzuweisen. Der Hochaltar der Feuchtwanger Stiftskirche wurde 1484 von Michael Wolgemut geliefert; die Grabsteine der Herren von Ehenheim sind von denen der Schwanenritterkapelle in Ansbach abhängig.
In
der territorialstaatlichen Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg
wurden fast ausschließlich landeseigene Kräfte mit der Ausführung
der nicht sehr zahlreichen Aufträge beschäftigt. Von überregionaler
Bedeutung sind die silbergegossene Marienstatuette der Kirche St. Jobst
in Ornbau und die auf private Initiative geschaffene geschnitzte Pietà
der dortigen Stadtmühlenkapelle.