RAMISCH - Landkreis Feuchtwangen ... |
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MÖRSACH
Mörsach,
Pfarrkirche, Grundriß
Kath.
Pfarrkirche St. Antonius Abb. und Ottilie.
Baugeschichte:
1468 stifteten der Heiligenpfleger der Antoniuskapelle und die Gemeinde
eine Frühmesse unbeschadet der Rechte des Arberger Pfarrers. 1471
wurde dieser vom Antoniuskloster in Memmingen in Rom verklagt wegen Verletzung
des Privilegs, für Antoniuskapellen zu sammeln. 1476/77 Stiftung der
Pfarrei (aus Teilen der Pfarreien Arberg, Cronheim und Stetten), die 1557
- 1797 vom Prediger in Ornbau versehen wurde. Bei der Visitation 1601 war
der Chor ohne Gewölbe, Dach und Fenster, d. h. nur das Langhaus fertiggestellt
und benutzbar. 1639 brannte der Kirchturm aus und wurde 1659 wiederhergestellt.
1681 erhielt der Chor ein Dach. 1777 mußten die Turmmauern geschleudert
werden, 1795 wurde das Turmoktogon durch Hofbaumeister Jordan Maurer, Baumeister
Sales und Maurermeister Georg Leithner (Ornbau) aufgesetzt. - Am Mauerwerk
lassen sich vier Bauabschnitte feststellen. 1. Langhaus. Wohl Ende 14./
Anfang 15. Jahrhundert. - 2. Turm, Treppentürmchen und Chor (das Gurtgesims
des unteren Turmgeschosses bindet in das Fenstergewände des Chores
ein). Wohl nach der Mitte des 15. Jahrhunderts. - 3. Das Vorzeichen. Wohl
gegen Ende des 15. Jahrhunderts. - 4. Das Turmoktogon. 1797. 1863 Innenrestaurierung.
1872 neugotischer Hochaltar. 1897 wurde ein Rokokoaltar an die Kirche in
Hörmannsdorf Lkr. Parsberg (KdB II, 4, S. 114) abgegeben.
Baubeschreibung:
Der stattliche, am Nordrand des kleinen Ortes in ummauertem Friedhof gelegene
Kirchenbau beherrscht das Ortsbild. - Stark abgesetzter, langer Chor mit
3/8-Schluß. Breites rechteckiges Langhaus (evtl. ursprünglich
dreischiffig geplant, vgl. Großlellenfeld Lkr. Dinkelsbühl).
im südöstlichen Winkel zwischen Langhaus und Chor vorspringender
quadratischer Turm mit westlichem, an das Langhaus angelehntem Diagonaltreppengehäuse.
- Im Chorschluß Runddienste auf gerauteten bzw. gekehlt gewendelten
Sockeln. Verputzte Flachdecke über Profil, Hohlkehle und Holzknaggen.
Im Chorschluß und in der Südwand hohe Spitzbogenfenster mit
Gewände. Im Chorschluß dreiteiliges, im Südfenster zweiteiliges,
reich gegliedertes Maßwerk mit individueller Figuration (zweite Hälfte
15. Jh.). Nahe dem Chorbogen in der Südwand spitzbogige Türe
mit geknicktem Gewände, das in den zwei oberen Dritteln gekehlt und
mit im Scheitel verschnittenem Wulst und Birnstab belegt ist. - Spitzbogiger,
beidseits über Kegelspitzen abgefaster, eingezogener Chorbogen. -
Langhaussaal mit flacher, den Chorbogenscheitel verschneidender Decke.
Nordwand mit zweibahnigem Maßwerk-Spitzbogenfenster, stichbogigem
Türgewände und östlichem dreibahnigem Maßwerk-Spitzbogenfenster.
Südwand um ein in der östlichen Wandhälfte gelegenes dreibahniges
Maßwerkfenster reicher. Alle Fenster mit Gewänden. Moderne hölzerne
Westempore (1860 - 70). - Außen: Am Chor über verkröpft
umlaufendem, geschrägtem Sockel Strebepfeiler mit zwei Wasserschlägen,
Giebelchen und Pultverdachung (an den nördlichen fehlt das Giebelchen).
Kaffgesims. Mehrfach gekehlte, stabbelegte Fenstergewände. Traufkehle.
Langhaus über niedrigem, geschrägtem Sockel. Eigenes, um das
spitzbogige (gekehltes, stabbelegtes Gewände) Nordportal kielbogig
herumgeführtes Kaffgesims. Über dem als Sockel gekappten Kaffgesimstürscheitel
Rechtecknische mit Dübelloch. Im Westgiebel nicht achsiale spitzbogige
Luke, Sehlitze. An der Südseite ist das Kaffgesims beidseits des Vorzeichens
(s. u.) gekappt. Traufkehle. Einheitliches, über dem Chor abgewalmtes
Satteldach. - Vorzeichen mit Pultdach, flach vorspringenden, frontalen,
gesockelten Eckstreben. Daran Dreieckdienst, er das gekehlte Traufgesims
durchdringt. Gerade anlaufende, erst in Schulterhöhe spitzbogig anschneidende
Türöffnung mit beidseits gefastem, doppelt gekehrtem, mit im
Scheitel geschweift verschnittenem Wulst belegtem Gewände. Netzgewölbe
aus Doppelkehlrippen mit runden Eckkonsolen. An den beiden östlichen
übermalte Wappenschilde. Seitenwände mit Steinsitzbänken.
Kirchenportal spitzbogig mit geradem, außen geschrägtem und
doppelt gekehrtem, wulstbelegtem Gewände. Turm und Treppentürmchen
über gemeinsamem, hohem Karniesprofilsockel. Drei durch gekehlte Gurtgesimse
geschiedene Turmgeschosse mit vertieften Wandfeldern, die bei den beiden
oberen Geschossen durch Blendmaßwerkfriese abgeschlossen werden.
Im Turmuntergeschoß nach Süden und Osten leicht gespitzte Rundbogenfenster
mit Maßwerknasen und gekehrtem, stabbelegtem Gewände. Höher,
sowie in den Obergeschossen Schlitzfenster. - Treppentürmchen mit
eigener Geschoßhöhe dreigeschossig. Untergeschoß viertelrund,
die Obergeschosse 3/8 bis 5/8 seitig freistehend. Gurtgesimse, halbes Zeltdach.
- In flache Steinpyramide eingestelltes Oktogonturmgeschoß. Rundbogige
Klangarkaden mit Kämpfer- und Scheitelkonsolen. Profiliertes Traufgesims.
Geschweift anlaufendes, steiles, achtseitiges Pyramidendach mit Knauf und
Doppelkreuz. - Im Turmuntergeschoß Sakristei. Quadratischer Raum
mit Doppelkehlnetzrippengewölbe, das aus Eckdiensten aufsteigt, die
ihrerseits auf Masken- bzw. Wappenkonsolen ruhen. In der Nordwestecke ist
der Dienst gekappt. An einem der Schilde steinmetzzeichenähnliches
Wappen. Nach Norden, Osten und Süden ist der Raum durch gebrochen
spitzbogige Nischen (die in die Mauer eingetieft sind) erweitert. In der
Ostwandnische Ausguß mit zwei übereinandergelegenen eselsrückenbogigen
Nischen. In der südlichen Nische Steinstipes mit Mensa und daneben
breite Steinsitzbank. In der Westwand Spitzbogentür. - Im Untergeschoß
des Treppentürmchens schmaler, an die Langhausostwand anschließender
Gang mit Türen gegen den Chor, die Sakristei und Treppenanlauf. Hohes
Tonnengewölbe mit offenem Gewölbescheitel. - Baumaterial: Außen
unverputzte Hausteine mit Zangenlöchern.
Deckengemälde:
1. Im Chor. Christi Himmelfahrt, vier Engel. Signiert: Gg. Lang 1889. -
2. Im Langhaus. Marienkrönung. Wohl gleichzeitig und von demselben.
Hochaltar: 1872 von
Bildhauer
Wirth (München) unter
Verwendung von Schreinfiguren, die seit 1811 in Mörsach nachweisbar
sind und von Tafelbildern, die in den älteren Kircheninventaren (vor
1872) fehlen. Tabernakel von 1902. Unter der Holzkastenverkleidung der
spätgotische Stipes mit Mensa vorhanden. - Vier gefaßte Schreinfiguren,
in den Kircheninventaren als hll. Erhard, Antonius, Heinrich II. und Wolfgang
bezeichnet. Bemerkenswerte mittelfränkische Arbeiten, um 1480. Zu
vergleichen einerseits die Figuren vom Hochaltar der Jakobskirche in Rothenburg
(1466 - vor allem deren jüngerer Meister -) andererseits ein fränkischer
hl. Abt im Bayer. Nationalmuseum München (um 1490, angebl. aus Rothenburg
erworben, MA 1611). - Flügelinnenseiten: durch Inschriften bezeichnete
Tafelbilder mit der Ottilienlegende. Fränkisch, bez. 1518. Vgl. die
Flügel des Hochaltars der Wolfgangskirche in Rothenburg o. T. von
Wilhalm
Ziegler. Die im Bayer. Nationalmuseum und im Diözesanmuseum
in Eichstätt befindlichen Reliefs mit der Ottilienlegende aus Mörsach
weichen in den Maßen Beträchtlich ab und können nicht die
Gegenseite der Gemälde gebildet haben. Auch die Herkunft von demselben
Altar ist trotz der auf beiden Zyklen vorkommenden gleichen Stifterwappen
nicht wahrscheinlich, da sich in diesem Falle die Szenen wiederholt hätten.
Linker Flügel: 1. Geburt der hl. Ottilie.
"hie.wart
.sant. Otilia plint. geboren. zu. grossen. Noetten/ des. kam. ir vater.
in. grossen. zorn. und. hies. das. kindt. doetten." - 2. Taufe
der hl. Ottilie. "hie. wart. sant. Otilia. getaüft.
vo(n). sant. erhart. bischof. zu. regenspu(rg)/
mit. dem kresem. er. ir. auge(n). streich.
vo(n). stunt. an. sy. gesehent. wart."
- 3. Der König erschlägt seinen Sohn. "hie.
kam. sand. Otilia. zu. irm. vatter. gefarn. auf. einem. wagen./ Ir. bruder.
saitt es . dem. vatter. dar. umb. wart. er. vom. vatter. erschlage(n)."
- 4. Der König wird durch die Fürbitte der hl. Ottilie aus dem
Fegefeuer befreit. "hie. must. der. vatter. umb.
ein. solchen. mort. jm. fegfeuer. sein / durch. sand. Otilia. gebet. kam.
ein. engel. und. erlost. in. aus. der. bein." Auf einem Stein
zweifach 1518 datiert.
Rechter
Flügel: 1. Aufnahme der hl. Ottilie in den Ordensstand. "hie.
bat. san(n)d.
Otilia. In. den. heiligen. orden. zu. kumen./ von. einem . bischoff. wart.
sy. angelecht. vnd. in. den. orden. genu(m)en."
- 2. Das Wellbaumwunder. "hie. sant. Otilia.
die. heilg. vnd. andechtig. jvnckfraw. zart / zoch. ein, kurze(n).
welbem. das. er. lanck. genuch. wart."
3. Tod der hl. Ottilie. "hie. wart. sand.
Otilia. von. himel, gebracht. das. heilig. wirchcb. sacrame(n)t
/ sand. Otilia schid. von. diser. weld. vnd. befall. got. ir. sel. in.
sein. hand." - 4. Pilger am Grabe der
hl. Ottilie. "hie. soln. wir. alle. biten.
sand. Otilia. mit. Andacht. bei. dem, grab. / das. sy. vns. behut. vor.
schmertzen. vnd. helf. vns. der. wetu(n)g.
der. augen. ab." Stifterpaar mit Wappen.
Das des Mannes über gelbem Dreiberg rot-schwarz geviertelt mit zwei
darübergelegten gegenständigen, mit den Hälsen verschlungenen
Schwänen; das der Frau mit schwarzem Hauszeichen auf gelbem Grund.
Flügelaußenseiten
mit der Antoniuslegende von 1872.
Nördlicher
Seitenaltar: Spätes 17. Jh. Moderne Ölfarbfassung. Zweisäulenretabel
mit Volutensprenggiebel und Auszug. Seitlich Laubwerkvoluten, davor Figurenkonsolen.
Darauf Holzfiguren der hll. Stephanus und Sebastian a) um 1500, überarbeitet;
b) 2. Viertel 18. Jh., neu gefaßt). Auf dem Altar stehende Maria
mit Kind; neu gefaßte Schreinfigur; um 1490. Rundbogiges Altarbild:
Kreuzigung Christi. Bez.: Anton Bernreiter;
um 1870. Im Auszug die fünf Wunden Christi. Queroval. Um 1680.
Südlicher Seitenaltar:
Gegenstück zu vorigem. Holzfiguren der hll. Dominikus und Katharina
von Siena, um 1680/90. In der Art des Christian
Handschuher (vgl. Stirn Lkr. Weißenburg). Neu gefaßt.
Bild: Hl. Joseph, bezeichnet Gg. Lang 1892. Im Auszug queroval: Gottvater
als Weltenschöpfer, um 1680.
Sakramentsnische:
Um 1400. In der Langhausostwand, nördlich vom Chorbogen. Rechtecknische
mit Rahmung aus gebranntem Ton. Doppelkehle mit blatt- und blütenumwundenem
Stab. Geschmiedetes, rosettenbesetztes Gitter.
Kanzel: um 1680.
über achtseitiger, geschweifter Konsole Mit 4/8 seitiger Brüstung.
Dreiviertelsäulen. In den Brüstungsfeldern Muschelnischen mit
Reliefs der vier Evangelisten. Gefelderte Treppenbrüstung. Akanthus-Rollwerkappliken,
vergoldet. Geschweiftes Dorsale mit Bild des Guten Hirten. Schalldeckel
mit Taube des Hl. Geistes, Gesims und Gesimsakroteren. Pyramidenverdachung
mit abschließendem Kreuz.
Taufstein:
15. Jahrhundert. Achtseitiger gekehlter Sockel. Der an vier Seiten in ein
flaches Eckblatt auslaufende Sockel trägt über profiliertem Gesims
das konkavseitige achteckige Becken. Kalkstein, getüncht.
Laiengestühl:
zwölf Reihen mit geschnitzten Docken, die von Muschelakroteren bekrönt
werden. Gegen 1700.
Holzfiguren:
1. Thronender Salvator Mundi. Neu gefaßt. Um 1490. Vgl. die Schreinfiguren
im Hochaltar. 2. Thronende Maria, um 1450. Neu gefaßt. - 3. Hl. Antonius
Abbas, um 1470. Modern gefaßt. - 4. Anna selbdritt (Kind fehlt).
Um 1700. - 5. und 6. Zwei kniende Engel. Zweite Hälfte 18. Jh. - 7.
Kniender Engel, erste Hälfte 18. Jh. - 8. Marienstatuette. Mitte 18.
Jh. Neu gefaßt. - 9. Statuette des Auferstandenen, um 1700. Neu gefaßt.
Glasgemälde:
1905/16 von Hans Bockhorni (München).
Epitaphien:
An der südlichen Außenseite des Langhauses. 1. Maria Susanna
Zinsmaisterin, + 1743. Kalkstein mit Inschrift. - 2. Klassizistischer Priestergrabstein.
Inschrift abgewittert.
Pfarrhaus.
1795/98 gebaut. Zweigeschossiger
Putzbau mit gefugten Ecklisenen, 2 : 4 Achsen, Geschoßband und Walmdach.
Stichbogentür mit genuteten Ecklisenen, 2 : 4 Achsen, Ge-Fensterrahmen
aus Haustein.
Ortskapelle
am
Dorfanger vor der Pfarrkirche. 18. Jh. Kleiner fensterloser Massivbau mit
korbbogiger Tonne und halbrunder ebensolcher Altarnische. Darin Holzfigur-Pietà,
um 1700. Neu bemalt. Außen Putzfelderung. Rundbogentür mit Holzgitter.
Umlaufendes, an der Vorderseite profiliert gekapptes Traufgesims. Giebel
mit Schenkelprofil. Im Giebelfeld über Gesimskonsole Rundbogennische
mit Holzfigur des hl. Antonius von Padua, um 1800. Satteldach.
Feldkapelle
Hl. Dreifaltigkeit an der Straße nach Ornbau. Kleiner
fensterloser Massivbau des 18. Jhs. 1904 erneuert. Stichbogentonne, Stichbogentür,
Satteldach. Verputztet Buntsandstein mit aufgemalter Lisenengliederung.