|
<<
blättern >>
|
Wilhelm Funk
Feuchtwangen
Werden und Wachsen einer fränkischen
Stadt
Wappen
des Landkreises Feuchtwangen seit 1954
1954
Herausgegeben
durch das Volksbildungswerk des Landkreises Feuchtwangen
Gesamtherstellung:
Sommer & Söhne, Feuchtwangen
Über Feuchtwangen sind bisher, von dem grundlegenden Werk Steicheles abgesehen, zwei eigene wichtige Veröffentlichungen erschienen:
2. 1927 "Chronik der Stadt und des Stiftes Feuchtwangen" von Kirchenrat und Dekan i. R. Wilhelm Schaudig.
Herrn
Dr. Funk hatte ich gebeten, im Volksbildungswerk am 3. April 1952 einen
Vortrag über dieses Thema zu halten und, weil er großen Anklang
fand, ihn wie seine verdienstvolle Schrift über die Stadt Kitzingen
schriftlich auszuarbeiten. Herr Dr. Funk kam dieser Bitte freundlicherweise
nach.
Die
Schrift ist eine wissenschaftliche Notwendigkeit, da bisher die frühmittelalterliche
Geschichte Feuchtwangens zu wenig behandelt wurde.
Gerade wir, die wir den Romanischen Kreuzgang des ehemaligen Benediktinerklosters zu neuem Leben erweckt haben und liebevoll durch unsere Kreuzgang-Spiele sein Vermächtnis pflegen wollen, damit er mit seiner Stimme wieder zu uns rede, nehmen lebhaft Anteil an der Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters und des dabei sich entwickelnden Ortes Feuchtwangen.
Für unsere frühe Heimatgeschichte sind auch sehr wichtig die Briefe des Abtes Wigo aus dem Feuchtwanger Benediktinerkloster aus den Jahren um 1000 an das Mutterkloster in Tegernsee, das einmal in Deutschland überragende Bedeutung besaß. Um sie den Heimatfreunden unmittelbar zu erschließen, werden sie im Anhang der Schrift beigefügt, da sie sonst in deutsch nicht zugänglich sind.
Herrn Pfarrer Joseph Lux, Sondernohe, danke ich für ihre Übersetzung aus dem mittelalterlichen Latein.
Die
Schrift wird finanziell getragen vom Volksbildungswerk des Landkreises
Feuchtwangen.
Für
einen Zuschuß zu den nicht unerheblichen Druckkosten danke ich der
Regierung von Mittelfranken, der Stadt Feuchtwangen und dem Volkskunstverein.
Herrn Dr. Funk danke ich herzlich für diese schöne Schrift über unsere Heimat.
Namhaften Historikern bat diese Arbeit vorgelegen. Herrn Justizrat Dr. Bayer, Herrn Stud. Prof. Kraft, Herrn Oberstudiendirektor Dr. h. c. Schreibmüller, Herrn Direktor des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege Dr. Ritz, Herrn Univ. Prof. Dr. Rühl, Herrn Archiv-Direktor Dr. Schnelbögl und Herrn Univ. Prof. Dr. Weigel. Die Herren haben übereinstimmend den wertvollen wissenschaftlichen Charakter der Schrift betont und erklärt, daß sie die längst fehlende wertvolle Ergänzung des Schaudigschen Buches darstelle.
Möchten sich nun viele Heimatfreunde und vor allen Dingen auch die Jugend mit der Geschichte der Entstehung ihrer Heimatstadt befassen.
In einer Zeit, erfüllt von Unrast und Hast ist es nötig, den Blick zu weiten und ihn auch einmal um 1000 Jahre zurückzulenken.
Wir glauben, daß aus der Kraft der Heimat der Aufbau unseres Vaterlandes geschehen muß, und deshalb wollen wir unsere Heimat nicht, nur lieben, sondern sie auch kennen lernen.
Feuchtwangen,
am Mooswiesensamstag, den 25. Sept. 1954
Keim
Landrat
des Landkreises Feuchtwangen
Die "Geschichte der Stadt Feuchtwangen und des ehemaligen Stiftes Feuchtwangen" hat Kirchenrat und Dekan Wilhelm Schaudig i. J. 1927 in einem höchst verdienstlichen Buch beschrieben. Die vorliegende Abhandlung will nun diese zeitliche Betrachtung Schaudigs auch noch durch die Betrachtung der räumlichen Entwicklung Feuchtwangens an Hand des Stadtplanes ergänzen.
Man hat nämlich mittlerweile herausgefunden, daß der Stadtplan eine der zuverlässigsten, ja sogar die wichtigste Urkunde einer Stadt darstellt; denn er hält in den Grenzen der Häuser und Grundstücke wie im Verlauf der Straßen und in der Lage der Plätze die Rechtsverhältnisse der Bebauung fest. Er läßt daher die geschichtliche Entwicklung einer Stadt so anschaulich ablesen, wie dies mit Worten niemals geschildert werden kann.
Freilich verwischt die Zeit auch wieder die einst klaren Linien des geschichtlichen Bildes. Darum gibt der Stadtplan auch oft Rätsel auf, die man verschieden deuten kann.
Dazu spricht der Plan eine andere Sprache als die geschriebenen Urkunden. Sie ist sehr nüchtern und sachlich; denn unsere Vorfahren ließen sich bei der Anlage ihrer Wohnstätten nur von ihrem realen Menschenverstand leiten. Durch die Erfahrung kamen sie dabei auf gewisse Grundregeln, die man durch einfache Überlegung bald herausfindet.
Die Geschichte Feuchtwangens
berichtet zuerst von einem fränkischen Reichskloster, dann von einem
Stift und zuletzt von einer Stadt. Wir wollen nun feststellen, wie sich
diese verschiedenen Siedlungsformen nacheinander zum heutigen Stadtbild
zusammenfügten. Dazu heben wir Stück für Stück vom
Stadtplan ab, bis wir schließlich die Keimzelle gefunden haben, aus
der das heutige Feuchtwangen herauswuchs. Auf diese Weise werden wir etwa
bis in das 8. Jahrhundert nach Christi Geburt zurückgelangen und einen
sogenannten fränkischen Königshof als Keimzelle erschließen.
Wir können unsere Betrachtung
gleich mit dem mittelalterlichen Feuchtwangen etwa um das Jahr 1400 beginnen.
Um diese Zeit wurde nämlich die Stadt von ihrem Mauergürtel umfangen,
über den sie erst wieder nach 1850 hinauswuchs.
In diesen Zeitraum unserer Betrachtung fallen die beiden wichtigsten Epochen der deutschen Geschichte, das fränkische Großreich der Merowinger und Karolinger und das Reich der Hohenstaufen. Mit diesen ist auch die Geschichte Feuchtwangens eng verknüpft: Das fränkische Großreich gründete Königshof und Reichskloster, das Stauferreich aber die Stadt.
Da wir in unserer Betrachtung
von Weg und Straße, von fränkischen Königshöfen, von
Markt und Stadt zu sprechen haben, wird es gut sein, diese Begriffe zuerst
ganz allgemein zu erläutern. Sie lassen sich dann leichter auf Feuchtwangen
anwenden. Für die ortsgeschichtliche Betrachtung legen wir das Katasterblatt
der bayerischen Landesvermessung zugrunde, für die Betrachtung der
Verkehrswege die Karte 1:50000 nach dem "Atlas von Bayern" und zwar besonders
das Blatt Ansbach-West.