Der einheitliche Verlauf
der Stadtmauer um 1400 verrät, daß sie in einem Zug erbaut sein
muß, so wie dies auch die geschichtlichen Nachrichten bezeugen. Nur
zwischen den Resten des Faulturmes und Bürgerturmes springt mit zwei
fast rechtwinkligen Ansätzen klar abgesetzt ein sichtlich älteres
Mauerstück heraus. Dieses umschließt den Bering des bereits
besprochenen Öttinger Schlößchens.
Die
Stadtmauer bildet im Grundriß ein unregelmäßiges Viereck
mit abgerundeten Ecken. Jedoch auch seine Seiten sind nicht gerade, sondern
leicht nach außen gebogen. Die Südseite beschreibt aber mehr
eine flache S-Kurve, und zwar so, daß ihr einwärts gebogenes
Stück vom Spitaltor aus zum Südosteck des Berings hinzieht. Dieses
Eck springt also leicht hornartig gebogen vor. Diese nur auf dem genau
vermessenen Katasterplan sichtbare Form dieser Ecke ist wahrscheinlich
durch jene Turmhügelburg verursacht, die sich in den Gärten beim
Museum vermuten läßt.
Rings um die Stadtmauer
zog sich der nun zugeschüttete Stadtgraben. Sein Verlauf ist durch
die Ringstraße und den Sandweg deutlich auf dem Plan abzulesen.
Die
Stadtmauer wird fast auf ihrem ganzen Umlauf auf der Innenseite von einem
Weg begleitet. Dieser setzt aber auf der Ostseite schon in Höhe des
Dekanates bis zum Oberen Tor aus; hier begann das Stiftsviertel der Kanoniker
- und Vikarierhäuser, deren Gärten hier bis zur Stadtmauer reichten.
Der Weg hinter der Stadtmauer
fehlt auch zwischen dem Oberen Tor und dem Öttinger Schlößchen.
Hier reichte offenbar der alte Stiftsgarten bis zur Mauer, bzw. der zum
Öttinger Schlößchen gehörige Wirtschaftshof.
Die
genannten Grundstücke zeichnen sich auf dem Stadtplan schon durch
ihre hellere Darstellung der Gartenanteile ab. Dies gilt auch für
den Block von Mittelschule, Kantorat und Forstamt, in dem gleichfalls früher
Chorherren- oder sonstige Stiftshöfe zu suchen sind. So wurde das
ehemalige stiftische Gerichtsgebäude in der bayerischen Zeit dem Forstärar
zugeteilt.
Auf dem Plan hebt sich auch
das Viertel zwischen der Stadtmauer und der Herrengasse durch die hellere
Zeichnung seiner Gärten ab. Da die Herrengasse früher Judengasse
hieß, dürfen wir hier, vermutlich bei der Einmündung der
Jahnstraße, das alte Judenviertel suchen, das aber erst nach 1241
angelegt wurde.
Wenn
wir uns auf dem Stadtgrundriß die genannten Viertel mit den hellen
Stellen wegdenken, so bleibt eine fast kreisrunde Fläche übrig,
die im Süden, Westen und Norden von der Stadtmauer und der Klosterbefestigung
vom Spitaltor ab über das Untere Tor bis über den Kastenbau und
die Johanniskirche hinaus begrenzt wird, im Osten aber durch die Herrengasse.
Diese Fläche hebt sich durch ihre dichte Bebauung deutlich als dunkler
Fleck auf dem Stadtplan heraus. Da sie auch den Marktplatz einschließt,
scheint sie einen älteren Kern, die älteste Stadt oder den 1347
genannten Marktflecken Feuchtwangen anzugeben. Wenn dies zutrifft, so muß
dieser Stadtkern um das Jahr 1400 bis zum Umfang der erhaltenen Stadtmauer
erweitert worden sein. Diese Altstadt wollen wir nun näher untersuchen.
Erstellt
am 25.3.1999 durch Hans Ebert