Wilhelm Funk - Feuchtwangen - Werden und Wachsen einer fränkischen Stadt
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Die Anlage der Stadt um 1400

 
Der einheitliche Verlauf der Stadtmauer um 1400 verrät, daß sie in einem Zug erbaut sein muß, so wie dies auch die geschichtlichen Nachrichten bezeugen. Nur zwischen den Resten des Faulturmes und Bürgerturmes springt mit zwei fast rechtwinkligen Ansätzen klar abgesetzt ein sichtlich älteres Mauerstück heraus. Dieses umschließt den Bering des bereits besprochenen Öttinger Schlößchens.
 
Die Stadtmauer bildet im Grundriß ein unregelmäßiges Viereck mit abgerundeten Ecken. Jedoch auch seine Seiten sind nicht gerade, sondern leicht nach außen gebogen. Die Südseite beschreibt aber mehr eine flache S-Kurve, und zwar so, daß ihr einwärts gebogenes Stück vom Spitaltor aus zum Südosteck des Berings hinzieht. Dieses Eck springt also leicht hornartig gebogen vor. Diese nur auf dem genau vermessenen Katasterplan sichtbare Form dieser Ecke ist wahrscheinlich durch jene Turmhügelburg verursacht, die sich in den Gärten beim Museum vermuten läßt.
 
Rings um die Stadtmauer zog sich der nun zugeschüttete Stadtgraben. Sein Verlauf ist durch die Ringstraße und den Sandweg deutlich auf dem Plan abzulesen.
 
Die Stadtmauer wird fast auf ihrem ganzen Umlauf auf der Innenseite von einem Weg begleitet. Dieser setzt aber auf der Ostseite schon in Höhe des Dekanates bis zum Oberen Tor aus; hier begann das Stiftsviertel der Kanoniker - und Vikarierhäuser, deren Gärten hier bis zur Stadtmauer reichten.
 
Der Weg hinter der Stadtmauer fehlt auch zwischen dem Oberen Tor und dem Öttinger Schlößchen. Hier reichte offenbar der alte Stiftsgarten bis zur Mauer, bzw. der zum Öttinger Schlößchen gehörige Wirtschaftshof.
 
Die genannten Grundstücke zeichnen sich auf dem Stadtplan schon durch ihre hellere Darstellung der Gartenanteile ab. Dies gilt auch für den Block von Mittelschule, Kantorat und Forstamt, in dem gleichfalls früher Chorherren- oder sonstige Stiftshöfe zu suchen sind. So wurde das ehemalige stiftische Gerichtsgebäude in der bayerischen Zeit dem Forstärar zugeteilt.
 
Auf dem Plan hebt sich auch das Viertel zwischen der Stadtmauer und der Herrengasse durch die hellere Zeichnung seiner Gärten ab. Da die Herrengasse früher Judengasse hieß, dürfen wir hier, vermutlich bei der Einmündung der Jahnstraße, das alte Judenviertel suchen, das aber erst nach 1241 angelegt wurde.
 
Wenn wir uns auf dem Stadtgrundriß die genannten Viertel mit den hellen Stellen wegdenken, so bleibt eine fast kreisrunde Fläche übrig, die im Süden, Westen und Norden von der Stadtmauer und der Klosterbefestigung vom Spitaltor ab über das Untere Tor bis über den Kastenbau und die Johanniskirche hinaus begrenzt wird, im Osten aber durch die Herrengasse. Diese Fläche hebt sich durch ihre dichte Bebauung deutlich als dunkler Fleck auf dem Stadtplan heraus. Da sie auch den Marktplatz einschließt, scheint sie einen älteren Kern, die älteste Stadt oder den 1347 genannten Marktflecken Feuchtwangen anzugeben. Wenn dies zutrifft, so muß dieser Stadtkern um das Jahr 1400 bis zum Umfang der erhaltenen Stadtmauer erweitert worden sein. Diese Altstadt wollen wir nun näher untersuchen.

Erstellt am 25.3.1999 durch Hans Ebert
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