Wilhelm Funk - Feuchtwangen - Werden und Wachsen einer fränkischen Stadt
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Öttinger Schlößchen und Stiftsviertel

 
Wie erwähnt, setzt Schaudig die Umwandlung des Feuchtwanger Klosters in ein Stift in die Zeit zwischen 1100 - 1150. Im Jahre 1109 werden erstmals auch die Ministerialen von Feuchtwangen genannt. In diese Zeit, ja sogar noch etwas früher, weist auch das Öttinger Schlößchen.
 
Wie sich aus dem alten Katasterblatt ergibt, war dieses Schlößchen ein einfacher Rechteckbau in einem Wassergraben, eine Art Wohnturm von etwa 10 x 15 Meter Länge. Diese Anlage bezeichnet man neuerdings als Turmhügel.8
 
Die Umwandlung in ein Stift veränderte fürs erste nichts oder nicht viel an der baulichen Anlage des Klosters. Zunächst wurde wohl nur das Öttinger Schlößchen errichtet, und zwar dicht vor der ehemaligen Klosterbefestigung.
 
Wenn auch die Chorherren und Vikarier in eigenen Häusern wohnen durften, so ist es doch fraglich, ob sie dies schon in der ersten Zeit des Stiftes taten; sie hätten ihre Häuser außerhalb der schützenden Klostermauern errichten müssen. Der Konventbau aber hätte dann fast unbenutzt gestanden.
 
Nach Schaudig (S. 10) lagen die meisten Häuser der Chorherren und Vikarier im Nordosten der Stadt, und zwar vom Oberen Tor die Hindenburgstraße entlang bis etwa zum Dekanat. Dieses neue Stiftsviertel muß aber nach einheitlichem Plan erbaut worden sein, denn darauf weist die einheitliche Aufteilung der Grundstücke, die sich noch ziemlich klar aus dem Katasterplan erschließen läßt. Nach der Aufhebung des Stiftes wurden die Chorherren- und Vikarienhäuser teils den evangelischen Geistlichen und Kirchendienern zur Wohnung angewiesen, teils verkauft.
 
Das neue Stiftsviertel darf man nach seiner einheitlichen Anlage wohl doch erst in das 12. oder gar erst 13. Jahrhundert verlegen, jedenfalls in eine Zeit, in der bereits der Markt, bzw. die Stadt Feuchtwangen gegründet war. Mit dieser Stadt haben wir uns deshalb nun zunächst zu befassen.

8) K. Gumpert und H. Schreibmüller: Frühmittelalterliche Turmhügel in Franken. 70. Jahresbericht d. Histor. Vereins für Mittelfranken. 1950. - Ad. Bayer, S. 109 ff. nennt Turmhügel in Ansbach, Aurach und Schalkhausen. - Nach dem Katasterplan liegt ein solcher dicht bei Esbach westlich von Feuchtwangen. In Feuchtwangen selbst könnte man eine weitere derartige Anlage im Garten hinter dem Heimatmuseum vermuten und zwar nach der auffallenden Rundung des Grundstückblocks vom unteren Spitzenberg zur Museumsstraße.

Erstellt am 25.3.1999 durch Hans Ebert
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