Wie erwähnt, setzt
Schaudig die Umwandlung des Feuchtwanger Klosters in ein Stift in die Zeit
zwischen 1100 - 1150. Im Jahre 1109 werden erstmals auch die Ministerialen
von Feuchtwangen genannt. In diese Zeit, ja sogar noch etwas früher,
weist auch das Öttinger Schlößchen.
Wie
sich aus dem alten Katasterblatt ergibt, war dieses Schlößchen
ein einfacher Rechteckbau in einem Wassergraben, eine Art Wohnturm von
etwa 10 x 15 Meter Länge. Diese Anlage bezeichnet man neuerdings als
Turmhügel.8
Die Umwandlung in ein Stift
veränderte fürs erste nichts oder nicht viel an der baulichen
Anlage des Klosters. Zunächst wurde wohl nur das Öttinger Schlößchen
errichtet, und zwar dicht vor der ehemaligen Klosterbefestigung.
Wenn
auch die Chorherren und Vikarier in eigenen Häusern wohnen durften,
so ist es doch fraglich, ob sie dies schon in der ersten Zeit des Stiftes
taten; sie hätten ihre Häuser außerhalb der schützenden
Klostermauern errichten müssen. Der Konventbau aber hätte dann
fast unbenutzt gestanden.
Nach Schaudig (S. 10) lagen
die meisten Häuser der Chorherren und Vikarier im Nordosten der Stadt,
und zwar vom Oberen Tor die Hindenburgstraße entlang bis etwa zum
Dekanat. Dieses neue Stiftsviertel muß aber nach einheitlichem Plan
erbaut worden sein, denn darauf weist die einheitliche Aufteilung der Grundstücke,
die sich noch ziemlich klar aus dem Katasterplan erschließen läßt.
Nach der Aufhebung des Stiftes wurden die Chorherren- und Vikarienhäuser
teils den evangelischen Geistlichen und Kirchendienern zur Wohnung angewiesen,
teils verkauft.
Das
neue Stiftsviertel darf man nach seiner einheitlichen Anlage wohl doch
erst in das 12. oder gar erst 13. Jahrhundert verlegen, jedenfalls in eine
Zeit, in der bereits der Markt, bzw. die Stadt Feuchtwangen gegründet
war. Mit dieser Stadt haben wir uns deshalb nun zunächst zu befassen.
8)
K. Gumpert und H. Schreibmüller: Frühmittelalterliche Turmhügel
in Franken. 70. Jahresbericht d. Histor. Vereins für Mittelfranken.
1950. - Ad. Bayer, S. 109 ff. nennt Turmhügel in Ansbach, Aurach und
Schalkhausen. - Nach dem Katasterplan liegt ein solcher dicht bei Esbach
westlich von Feuchtwangen. In Feuchtwangen selbst könnte man eine
weitere derartige Anlage im Garten hinter dem Heimatmuseum vermuten und
zwar nach der auffallenden Rundung des Grundstückblocks vom unteren
Spitzenberg zur Museumsstraße.
Erstellt
am 25.3.1999 durch Hans Ebert