An Hand des Stadtplanes
betrachten wir nun die bauliche Anlage der Altstadt Feuchtwangen. Fast
in ihrer Mitte liegt der Marktplatz. Dieser verrät durch seine rechteckige
Form wie durch die Lage der Grundstücke der großen Gasthäuser
daran bereits eine planmäßige Gründung. Darauf weist auch
ihr fast kreisrund geschlossener Umriß, der wiederum eine Befestigung
voraussetzt.
Eine
klar ausgeprägte Westostachse, gegeben durch die untere Torstraße
und die Jahnstraße, scheidet diese Altstadt in zwei Teile, die zugleich
besondere Rechtsbezirke darstellen. Nahezu alles, was nördlich dieser
Achse liegt, haben wir zum Bezirk des ehemaligen Klosters und Stiftes zu
rechnen. Der südliche Teil muß dann die eigentliche Stadtgründung
der Stauferzeit sein.
Auffallenderweise prägt
sich im Stadtgrundriß keine Nordsüdachse aus, die man nach den
heutigen Verkehrsverhältnissen und nach der früher so wichtigen
Straße von Würzburg und Rothenburg nach Dinkelsbühl erwartet.
Diese Straße führt im Gegenteil geradezu verkehrswidrig durch
die Stadt: eine Kurve beim Forstamt und die Gegenkurve dazu beim Eintritt
in den Marktplatz, danach nochmals ein Knie und ein Gegenknie beim Rathaus
und nach der Sulzachbrücke.
Diese
Straßenführung kann nach ihrem kurvenreichen Verlauf unmöglich
aus der Zeit der Stadtgründung stammen. Sie ist erst möglich,
als die erste Stadtumwallung zwischen Forstamt und Herrengasse eingelegt
wurde, - also frühestens um 1400.
Unter solchen Umständen
kann nur die Ostwestachse zur Sulzachbrücke hin die ursprüngliche
und auch einzige Hauptstraße in der Altstadt gewesen sein. Sie schied
Klosterbezirk und Stadt und führte zudem so am Marktplatz vorbei,
daß sie den Marktbetrieb nicht störte. Als ursprünglichen
Marktplatz haben wir dabei nur den fast quadratischen Südteil des
heutigen Platzes anzunehmen. Der nördliche Teil gehört noch zum
Klosterbezirk und wurde erst geschaffen, als hier die Mauer um die Stiftskirche
und den Konventbau eingelegt wurde. Dann erst konnte auch hier auf Stiftsgrund
das Rathaus mit den ehemaligen Brot- und Fleischbänken errichtet werden.
Aus
dem Verlauf dieser Hauptstraße geht hervor, daß die befestigte
Altstadt nur zwei Tore besaß, im Osten eines gegen die Herrengasse,
das andere im Westen beim Unteren Tor vor der Sulzachbrücke.
Die Richtung dieser Hauptstraße
zur Sulzachbrücke läßt schließen, daß die Stadt
Feuchtwangen ihr Entstehen diesem Übergang verdankt; sie sollte ihn
sichern. Diese Aufgabe aber hatte sicherlich auch schon das fränkische
Reichskloster der Karolingerzeit. Wir werden deshalb immer unser besonderes
Augenmerk auf diesen Sulzachübergang richten müssen.
Die
Ostwestachse kann nur künstlich gezogen sein. Dies verrät ihr
fast geradliniger Verlauf durch die Stadt, aber auch ihr weiterer Zug im
Gelände. Sie steigt nämlich mit zwei kurzen Kurven, die einander
entsprechen, den Berg hinauf und mündet nach der Gegenkurve in einen
alten Weg, der auf dem Bergplateau in nordöstliche Richtung weist,
auf Steinbach, bzw. Rißmannschallbach zu.
Der ursprüngliche Verlauf
dieses alten Weges läßt sich in umgekehrter Richtung auf die
Stadt zu noch sehr gut verfolgen. Er steigt auffallend breit und in weitem
Bogen den Berghang hinab und läuft zuletzt fast gerade auf die Südostecke
der Stadtmauer zu, biegt dann aber leicht aus, um am ehemaligen Stadtgraben
entlang schließlich die Stadt beim Spitaltor zu betreten.
Dieses
letzte Stück des Weges ist sichtlich durch den Bau der Stadtmauer
umgeleitet worden, denn jenseits der Mauer zieht der Weg in der heutigen
Museumstraße weiter zum Marktplatz hin, und zwar wiederum auffallend
breit. jenseits des Marktplatzes setzt er sich in der Gerbergasse fort
und strebt weiter in Richtung auf den Sulzachübergang zu.
Dieser Weg wird also nicht
nur durch die Stadtmauer der burggräflichen Zeit geköpft, sondern
auch durch die Befestigung der staufischen Altstadt. Er muß demnach
älter sein als diese und damit auch älter als die planmäßig
abgesteckte Ostwestachse. Diese legte ihn still. Zwischen beiden wurde
der Marktplatz ausgespart.
Mit
diesem alten Weg haben wir bereits die Frage nach den Altwegen und Altstraßen
und ihr Verhältnis zur Entstehung und Entwicklung Feuchtwangens angeschnitten,
die wir nun betrachten wollen.
Erstellt
am 25.3.1999 durch Hans Ebert