Die fränkischen Heerstraßen
zeichneten bereits die Linien der mittelalterlichen Reichs- und Handelsstraßen
vor; die Kaiser der nachfränkischen Zeit hatten weder Veranlassung
noch die Macht, neue Straßen zu planen und anzulegen. Aber die vorhandenen
Straßen wollten sie doch in der Hand haben. Die Staufer schufen ihren
Flächenstaat dadurch, daß sie an den Knotenpunkten die neuen
Machtstützen, nämlich Städte und Burgen, anlegten oder sonstige
Rechte erwarben.
Um
das Jahr 1200 sitzen die Staufer rings um Feuchtwangen in den nächsten
größeren Orten. Mit Hall und Ansbach kontrollieren sie die wichtige
Westoststraße vom Rhein nach Nürnberg und Böhmen, mit Rothenburg
und Dinkelsbühl die ebenso wichtige Nordsüdstraße von Würzburg
nach Augsburg. Mit Aufkirchen sperren sie die Sulzachstraße nach
Feuchtwangen und die Straße zur Altmühlfurt bei Herrieden, mit
der Burg Großenried den nächsten Übergang über die
Altmühl.
Bei dieser zentralen Lage
Feuchtwangens inmitten dieser Orte, noch dazu am Kreuzungspunkt zweier
wichtiger Straßen wäre es wirklich ein Wunder gewesen, wenn
die Staufer hier nicht Fuß gefaßt hätten. Deshalb schreiben
wir den Staufern auch die Gründung der Stadt Feuchtwangen zu.
Doch
dazu mußten Wörnitzstraße und Sulzachstraße so zusammengekoppelt
werden, wie heute noch die Bundesstraße läuft, nämlich
von Unterwörnitz nach Dorfgütingen und Feuchtwangen und weiter
über (Mögersbronn und) Schopfloch nach Dinkelsbühl, aber
hier zum Wörnitztor.
Diesen Zug können wir
uns aus einem um 1360 abgeschlossenen Vertrag24
urkundlich belegen. Erzbischof Gerlach zu Mainz, Bischof Albrecht zu Würzburg,
die Grafen Ludwig d. A. und Ludwig d. J. von Öttingen, Kraft und Gerlach
von Hohenlohe, Gerlach und Johann von Rieneck und Gottfried von Brauneck
vereinbarten mit dieser Urkunde die Sicherheit und das Geleit für
die Kaufleute und die übrigen Einwohner von Augsburg in ihren Gebieten.
Dieser Vertrag beschreibt genau den Verlauf der Straße und die Strecken,
auf denen die einzelnen Vertragspartner das Geleit geben.
Von
Aub über Reichersroth und Gebsattel bis nach Östheim geleitet
Graf Gerlach von Hohenlohe, durch Östheim und die Östheimer Steige
hinauf bis nach Unterwörnitz der Bischof Albrecht zu Würzburg.
"So
get die strazz aber fürbazzer von Werntz (Unterwörnitz bis gen
Fuehtwang, von Fuethwang gen Dinckelspuehel, gen Nörlingen, gen Horpurg
und bis gen Schwebischen Werde (Donauwörth) und die selben strazzen
suellen wir, die vorgenannten (Grafen) von Öttingen beschirmen und
geleytten ..."
Nach diesem Vertrag lief also
die Straße von Rothenburg nach Dinkelsbühl um 1360 über
die Östheimer Steige und Unterwörnitz nach Feuchtwangen und von
da nach Dinkelsbühl, also nicht wie nach dem kurzen Reisebericht von
1151 die Wömitz entlang. Der Vertrag hält sichtlich Rechtsverhältnisse
fest, die schon immer bestanden oder sich mindestens seit längerer
Zeit eingespielt haben. Auf alle Fälle dürfen wir die Umleitung
über Feuchtwangen mindestens in das 13. Jahrhundert zurückverlegen.
Diese
Umleitung hängt offenbar mit der Gründung und dem Aufstieg der
Stadt Feuchtwangen zusammen. Sonst hätte ja eine neue Stadt an der
Kreuzung der Wörnitzstraße mit der Straße von Hall nach
Nürnberg entstehen müssen, also in Reichenbach, Mosbach oder
Tribur, demnach muß die Umleitung noch in die Stauferzeit um 1200
fallen.
Da diese Umleitung den Dinkelsbühlern
eine unerwünschte Konkurrenz brachte, läßt sich begreifen,
weshalb sie Feuchtwangen zerstörten, 1309 wie 1388. Wenn sie noch
um 1380 das heutige Rothenburger Tor errichteten, so beweist dies, daß
sie noch weiter auf einen neuen Aufschwung der Wörnitzstraße
hofften. Diese Hoffnung erfüllte sich aber nicht, weil offenbar die
Grafen von Öttingen nach dem Aussterben der Staufer ihr Geleitsrecht
nicht aufgaben, bzw. nicht verlegen wollten.
In
den folgenden Jahrhunderten blieben die Verkehrsverhältnisse um Feuchtwangen
erst recht beim alten. Die Burggrafen von Nürnberg, die nun von Nürnberg
und Ansbach aus ihr Territorium immer weiter nach Westen schoben, bis nach
Crailsheim, hatten das größte Interesse, daß sie mit ihrer
Landstadt Feuchtwangen auch die so wichtige Handelsstraße vom Rhein
nach Augsburg in der Hand hatten.
So blieben die schon von
den Franken geschaffenen Verkehrsverhältnisse maßgebend bis
in die Gegenwart. Die beiden Hauptstraßen durch Feuchtwangen wurden
schließlich Poststraßen und heute Bundesstraßen. Sie
führten noch im vergangenen Jahrhundert illustre Gäste durch
die Stadt.
Angeblich
weil es ein Verkehrshindernis bildete, brach man 1869 das Untere Tor ab.
Inzwischen hatte sich aber der Verkehr bereits neue Wege gebahnt, jedoch
fernab von Feuchtwangen! Die moderne Nachfolgerin der Westoststraße,
die Eisenbahnlinie Stuttgart - Nürnberg, zieht bei Dombühl vorbei
und die der Nordsüdstraße gar über Ansbach und Treuchtlingen.
Seit 1876 ist zwar auch Feuchtwangen an die Eisenbahn angeschlossen, allein
diese Nachfolgerin der alten Straße Würzburg - Augsburg ist
von Steinach bis Donauwörth aus recht verschiedenen Kleinstrecken
zusammengestoppelt: Als "Grenzbahn" läuft sie zu nahe dem "Ausland"
Württemberg!
Nach dieser Betrachtung
der Verkehrsverhältnisse kehren wir aber nochmals zum Ursprung Feuchtwangens
zurück, um zum Abschluß die schon mehrmals angeschnittene Frage
nach dem fränkischen Königshof in Feuchtwangen zu beantworten.
24)
K. Weller, Hohenlohisches Urkundenbuch III, 180.
Erstellt
am 25.3.1999 durch Hans Ebert