Wilhelm Funk - Feuchtwangen
- Werden und Wachsen einer fränkischen Stadt |
Inhaltsverzeichnis
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1.
Der Altweg Crailsbeim-Feuchtwangen-Herrieden.
2.
Vom Mittelmain zur Donau.
3.
Von Bamberg und Obermain ins Ries.
Der von uns gefundene Altweg
durch Feuchtwangen, der durch die ehemalige Befestigung geköpft wurde,
strebt in gerader Richtung auf die Furt durch die Sulzach zu. Aus seiner
Westostrichtung lassen sich seine Fernziele ermitteln.
Seine
Fortsetzung nach Westen führt in zwei Asten über Tribur, bzw.
über Esbach, Mosbach, Kühnhardt in die fruchtbaren Gegenden von
Crailsheim, Schwäbisch-Hall und Öhringen. Das Fernziel im Osten
konnte nur der Altmühlübergang von Herrieden sein, bzw. die Wiesethfurt
zwischen Gräbenwinden und Sickersdorf. Der Altweg erreichte diese
Übergänge über Steinbach und Birkach. Mit dem anfänglichen
Ausweichen nach Nordosten kann er den Wüstenbach und den Steinbach
in ihren flachen Oberläufen überqueren.
Herrieden konnte auch auf
einem südlicheren Weg erreicht werden, der aber wohl jünger ist.
Dieser zieht vom Spitaltor in Feuchtwangen über den Schleifenberg
nach Heilbronn und Oberahorn zur Wiesethfurt bei Gräbenwinden.
Aus
der Richtung, mit der unser Altweg durch Feuchtwangen in seine Fortsetzung
nach Esbach oder Tribur strebt, läßt sich schließen, daß
die Furt durch die Sulzach nicht an der Stelle der Brücke zu suchen
ist, sondern etwa 30 Meter flußaufwärts.
Auf diese Furtstelle führen
von Nordwesten und Nordosten weitere Wege. Da sie die Furt aber nicht im
rechten Winkel schneiden, können sie in vorgeschichtlicher Zeit nur
von zweitrangiger Bedeutung gewesen sein.
2.
Vom Mittelmain zur Donau.
Vom mittleren Main, von
der oberen Tauber und von der Wörnitz her zieht über den Steinberg
und Rothberg ein Altweg zur Sulzachfurt von Feuchtwangen. Von diesem wurde
später von Sommerau mit einem deutlichen Knick die heutige Bundesstraße
über Mariä-Kappel nach Crailsheim abgezweigt.
Dieser
Altweg setzt sich nach Süden in der Straße über den Schleifenberg
hinaus fort und führt dann weiter über St. Ulrich, Metzlesberg,
Obere Lottermühle, Ruine Ebersbeck, Schwaighausen, Langfurth und Ammelbruch
zum Limestor bei Dühren. Dieser Altweg fällt zum Teil mit der
Grenze des ehemaligen Landgerichtes Graisbach16
gegen die Grafschaft Öttingen zusammen, die nach den Grenzbeschreibungen
von 1315, 1419 und 1594 auf den Westgiebel der Feuchtwanger Stiftskirche
als Festpunkt hinzieht. Dieser Weg muß vorfränkisch sein, denn
er scheidet die fränkischen Gaue Sualafeld und Riesgau, aus denen
die Grafschaften Graisbach und Ottingen hervorgingen.
Von diesem Altweg zweigte
hinter Metzlesberg ein anderer in Richtung Fetschendorf zur Furt bei Wieseth,
bzw. zur Altmühlfurt bei Gunzenhausen ab. Die heutige Straße
über Heilbronn und Thürnhofen ist wegen ihrer Kurven in diesen
Orten zweifellos jünger.
3.
Von Bamberg und Obermain ins Ries.
Die Hauptverkehrsader durch
Feuchtwangen ist heute die Bundesstraße von Nürnberg nach Stuttgart,
von der die nach Dinkelsbühl und Ulm abzweigt. Da diese Straße
den Ansbacher Berg steil herabstieg und am Ende dieser Steige mit scharfer
Kurve vor dem Oberen Tor in die Stadt einbog, wurde sie vor wenigen Jahren
umgeleitet.
Die
langen geraden Strecken zwischen Weinberg und Feuchtwangen verraten die
Planung von späteren Zeiten. Diese erkennt man auch an der Fortsetzung
nach Crailsheim und nach Dinkelsbühl. Die Strecke nach Crailsheim
kann wegen ihrer Umwege und Knicke nicht vorgeschichtlich sein, so daß
wir sie hier nicht betrachten brauchen.
Anders die Straße
von Weinberg ab nach Dinkelsbühl. Diese muß sich weitgehend
einem Altweg angeschlossen haben, der vom Obermain zunächst in das
obere Altmühlbecken und dann zum Ries führte.
Wie
die Karte zeigt, kommt dieser Altweg von Colmberg über Leutershausen
und Röthenbach nach Weinberg und hält diese Richtung bis Feuchtwangen
und Mögersbronn nach Dinkelsbühl bei. Von da zog er entweder
zum Donauübergang bei Faimingen oder über Ellwangen zu den Eisenvorkommen
im Jura bei Aalen.
Wie aus dem Stadtplan deutlich
zu sehen ist, setzt sich dieser Altweg nach der Steige des Ansbacher Berges
in dem Weg vor der Stadtmauer am Öttinger Schlößchen vorbei
fort, und zwar auf die erschlossene Stelle der Furt und weiter im alten
Zug der Straße nach Dinkelsbühl.
Trotz
der Kreuzung der beschriebenen Altwege dürfen wir für die vorgeschichtliche
Zeit noch keine Ansiedlung bei der Sulzachfurt annehmen. Die Gegend um
Feuchtwangen spielte in der Machtpolitik der Völker noch keine Rolle.
Selbst die Römer mieden sie mit ihrem Limes. Auch die Alemannen ließen
sich dort kaum nieder, denn sie hatten noch im Ries und um den Hesselberg
genügend fruchtbares Land zur Siedlung. Dies beweisen die Ortsnamen
auf -ingen, die die Ortsnamen- und Siedlungsforschung als die ältesten
Orte der Alemannen bezeichnet.17
16)
v. Guttenberg-Kraft, Gau Sualafeld und Grafschaft Graisbach, a. a. O. S.
148 f.
17)
Erich Frhr. v. Guttenberg, Stammesgrenzen und Volkstum "Jahrbuch für
fränkische Landesforschung 8/9 (1943); s. 56 weitere Literatur.
Erstellt
am 25.3.1999 durch Hans Ebert