"Wir
OTTO, von Gottes Gnaden der Römer allzeit erhabener König, machen
bekannt durch die vorliegende Urkunde all den Getreuen unseres Reiches,
daß Wir die vom Kaiser Karl gegründete Kirche in Fuhtwang (=
Feuchtwangen) mit den Personen, so darinnen Gott dienen, und mit allen
zugehörigen beweglichen und unbeweglichen Besitztümern unter
Unseren königlichen Schutz nehmen. Auch bestätigen Wir mit Unserer
königlichen Autorität alle Rechte und Privilegien, sei es, daß
Kaiser Karl als der Kirchengründer, sei es daß sonst einer seiner
Nachfolger unter den Königen und Römischen Kaisern bis auf unsere
Zeiten sie der schon genannten Kirche zugestanden hat. Auch (bestätigen
Wir) alle gedeihlichen und schicklichen Gewohnheitsrechte, von denen man
bisher Gebrauch macht.
WIR
befehlen daher und ersuchen bei Unserer Ungnade nachdrücklichst: niemand
soll wagen, die schon erwähnte Kirche in Feuchtwangen, die Wir in
Unseren besonderen Schutz genommen haben, in irgendwelcher Hinsicht zu
bedrücken oder zu belästigen, noch erdreiste er sieh, was immer
an Rechten und Privilegien dieser Kirche vom Kaiser Karl und seinen Nachfolgern
bis auf unsere Zeit gewährt wurde, und was Wir mit Unserer königlichen
Autorität bekräftigen, zu verletzen. Wer immer aber gegen diese
Unsere Bewilligung und Bekräftigung in irgend einer Weise etwas zum
Rechtsnachteil dieser Kirche (zu unternehmen) versuchen sollte, der wisse,
daß er sich den Zorn Unserer Majestät zuzieht.
Gegeben
bei Eßlingen im Jahr nach der Menschwerdung des Herrn 1208, am 4.
Tage vor den Nonen des März, in der 12. Indiction."
Die Urkunde ist nicht mehr im
Original, sondern in Abschrift erhalten (Feuchtwanger Copialbuch d. 18.
Jh's, Bd. 1 Bl. 15, Staatsarchiv Nürnberg).
2.
Briefe des Benediktiner-Mönches Wigo von Feuchtwangen aus dem Codex
lat. Monac. 19, 412. Tegernsee 1412 Saec. XI., abgedruckt bei Steichele,
"Das Bistum Augsburg", Heft 10, Landkapitel Dinkelsbühl S. 341/49.
Die
Übersetzung aus dem Lateinischen besorgte freundlicherweise Herr Pfarrer
Hermann Joseph Lux in Sondernohe, Post Virnsberg.
Der Übersetzer bemerkt
hierzu:
Wir geben hier nur neun
von dreizehn dort mitgeteilter Briefe, die unmittelbar auf die Verhältnisse
in Feuchtwangen Bezug haben, wieder. Sie sind so geordnet, daß die
zeitliche Aufeinanderfolge nach Möglichkeit berücksichtigt wird.
Im erwähnten Codex, der aus literarischem Interesse Briefmuster wiedergibt,
wurde dieser Gesichtspunkt vernachlässigt. Die Briefe müssen
zwischen 982 und 1004 entstanden sein.
1.
Der hohen Herrin, der hochedlen Mutter der Könige und Königreiche,
der erhabenen und stets unbesiegten ADELHEID sagen die Brüder, die
neuerdings zum Dienst bei der Feuchtwanger Kirche versammelt wurden, ehrerbietigsten
Gruß in Christo dem Erlöser.
Da
wir wohl wissen, daß Euer frommer Sinn stets der Klostergemeinschaften
Eurer Getreuen gedenkt, wünschen wir, daß Ihr auch den unbedeutenden
Namen (unserer) Kirche des großen göttlichen Erlösers kennt
und auch unser gedenkt, die wir begonnen haben an selbem Ort unser Mönchsgelübde
zu erfüllen. Wir halten es für angezeigt Euch davon Kenntnis
zu geben, damit wir fürder durch den Schatten Eurer Herrschgewalt
beschirmt die Wirrsale weltlicher Anschläge furchtlos zu ertragen
vermögen. Wir glauben, daß unsere Kirche überaus beglückt
sein wird, wenn wir für sie in unserer traurigen Lage eine so gütige
Mutter zu haben verdienen. Wir meinen, daß die Scharen der Mönche
erfolgreich sein müssen in ihrem Bemühen und den geistlichen
Kampf unter solch einer Schützerin, deren Geist allein mit so reicher
Einsicht begabt ist, daß er sich das ganze Imperium unterwarf. In
der Seele erfüllt von der Ruhe, die von dieser großen Hoffnung
ausstrahlt, hören wir nicht auf zu GOTT zu beten für die Dauer
und Festigkeit Eurer Königsherrschaft - bei Tag und Nacht. Auch erflehen
wir mit ständigem Gebet von Christus, daß den Seelen unserer
Kaiser die Lieblichkeit des Paradieses zuteil werde. Lebet wohl!
2.
Dem Abt GOZBERT (von Tegernsee), der als Mönch in seiner Standhaftigkeit
geartet ist nach den altheiligen Vätern, schreibt WIGO mit dem Brüderlein,
das bestimmt ward mit ihm zu dienen. Die soviel Zarten grüßen
den reifen Vater.
Daß
Ihr zur Winterszeit durch eine Neuaussendung die neue Pflanzung zu erweitern
gesonnen seid, ist zu bewundern. Pflegt doch der wallende Winter nicht
zu grünen und Frucht anzusetzen, sondern vielmehr weißschimmernde
Blöcke erstarren zu lassen, die dennoch recht wohl geeignet wären
für die Zurüstung eines Hauses, wie es Salomo baute, - wenn wir
den Grund legen wollten für ein ähnliches Gebäude. Doch
den glorreichen Salomo freute die ganze Fülle dessen, was David vorbereitend
gesammelt hatte, nicht so sehr, wie unser Herz der edle Bau erfreut, der,
nicht von materiellem Stein und nicht vergänglich, vielmehr auf einem
Fundament, das bleiben wird, mit Hilfe Eurer Hoheit unserem Hohenpriester
(Christus) errichtet werden soll. Wir freuen uns, daß wir nach der
Anordnung des HERRn ausgesandt wurden, der je ZWEI Jünger aussandte,
den Völkern zu predigen. Doch sind wir traurig, daß wir das
Werk, das jene dienend übten, nicht nachahmen können. Wenn jene,
die 36 mal in Gruppen zu je 2 eingeteilt worden waren, nicht durch Heiligkeit
die ihnen auferlegte Vorschrift erfüllen konnten, so mochten sie es
doch durch ihre große Zahl dahin bringen. Wir aber haben keinen Helfer
mit uns, außer zwei steinalten. Greisen, die durchaus kein Werk mehr
freut. Nur die Himmelsbewohner finden ihren Beifall; daher sie täglich
wünschen bei den Himmlischen in GOTT verklärt zu werden. Deswegen
erbitten wir von Eurer väterlichen Milde als Trost die Hilfe unseres
Bruders WETCHER. Möge die Wurzel zu so manchem guten Erfolg dadurch,
daß eine noch reichlichere Bewässerung fließt, gekräftigt
werden an dem Ort, der uns angewiesen wurde, - insofern Euch ein Zuwachs
an überirdischem Lohn von unserem HERRn und Erlöser zugemessen
werden wird. Unseren Bruder SIGIHARD, den Ihr zur Frühlingszeit des
Lernens wegen zu senden befahlet, schickt, bitte, wenn er mag, und Ihr
Euch entschließen wollt, auch wieder hierher. Lebet wohl!
3.
Dem Abt THEODERICH, dem eifervollen Förderer des eremitischen Lebens,
bekundet WIGO, der unwürdige Verwalter des Klosters unseres HERRn
und Erlösers in vollkommener Aufrichtigkeit seine Unterwerfung in
frommem Gehorsam.
Wir
können nicht verheimlichen, daß auf uns sämtliche Geschäfte
lasten, die uns von allen Seiten mühevoll zufallen, um so Eure väterliche
Gesinnung zum Mitleid zu bewegen. Ihr versagt ja keineswegs denen, die
danach verlangen, den Trost des Euch eigenen Mitgefühls, wie wir hoffen.
Wir besuchten unlängst die Brüder unseres (Mutter) Klosters (Tegernsee)
und brachten den Bruder HELPERICH (?), der uns als Gehilfe von dort überlassen
war zurück. Wir hatten bei unserem Abte, der dies Zugeständnis
nicht machen wollte, Klage geführt hinsichtlich all jener Umstände,
die Eurer Erfahrenheit in Müh und Beschwerden, wie wir wohl wissen,
bestens bekannt sind. Fehlt uns doch in den vielgestaltigen Geschäften,
die mühevoll auf uns lasten, der Trost eines Bruders, der uns erleichtert.
Der eine ist durch seine Krankheit, der andere durch eine ganz verschiedene
Dientsverrichtung so beansprucht, daß er dem ganz einsam Schaffenden
nicht einmal für eine kurze Erholungspause zur Verfügung steht.
Ich selbst trage alle Klosterschlüssel, die rundum an meinem Gürtel
hängen und klimpern. Obendrein muß ich mit aller Behutsamkeit
Sorge tragen für die gewissenhafte Bewahrung der Klosterzucht, jetzt
die Köche kommandieren, bald den Tischdienst besorgen und stets allen
Hausgenossen, die drinnen weilen, und allen Gästen, die von draußen
kommen, zu Diensten willig sein. So bitten wir, daß der Bruder ADELGOZ,
der jüngst seinem Kloster zurückgegeben wurde, indem er mich,
seinen Vater, einsam zurückließ, (nochmals) mit Eurer Erlaubnis
uns als Beistand gesandt wird. Und da wir in allen Stücken fromm gehorchen,
wenn wir in Bezug auf ihn von Euch Weisungen erhalten, und da wir ihn nichts
wider Euren Willen zu tun heißen, stellt man die gemeinsame Bitte
der Brüderschaft, daß er kraft des Gehorsams, den er Euch schuldet,
ihr überlassen wird als einer, der zum Dienst des Klosters aufgestellt
werden darf, - nicht als sei er Eurer Obhut entzogen, da sich doch keiner
von uns Eurem Befehl versagt, sondern weil man, - wenn wir so sagen dürfen
-, das Gut der Liebe wechselseitig aufwiegen soll. Ermahnet, so bitten
wir, den Bruder ENGILPERT des öfteren durch Eure Briefe vom Guten
zum Besseren fortzuschreiten. Lebet wohl!
4.
LIUTOLD (Bischof von Augsburg), dem mit dem Pallium des Hohen Priestertums
vom Himmel her Bekleideten, wünscht Freude überirdischer Beseligung
WIGO, der ungerüstete Hirt einer Herde, die erst noch zu sammeln ist.
Daß
die bedeutungsvolle Gesandtschaftsreise zu unserem Kloster einen glücklichen
Verlauf nahm, danken wir dem höchsten GOTT mit unseren Liedern. Er
leitet die, deren Herz sich bemüht mit ihm zu wandeln, immer in geradem
Schritt durch seine wegkundige Führung. Daß die Zahl der hierher
gesandten Brüder sich mehrte, schreiben wir dem Verdienst Eurer Frömmigkeit
zu. Habt Ihr doch den Boten, der zufolge unserer Unwissenheit sehr mangelhaft
belehrt war, und die matten Worte unseres Schreibens durch die beschwingte
Anmut Eurer Ausdrucksweise recht gelenkt. - Recht zur Unzeit, nämlich
wenn wir uns zum Gottesdienst in der Kirche versammeln, erdulden wir die
Unannehmlichkeit, daß wir mit unserem Gesang das Geschrei der Vogelschwärme
nicht übertönen können, die von allen Seiten beschwingten
Fluges durch die offenen Fenster eindringen. Und wenn wir uns auf dem beschneiten
Estrich niederwerfen, von jeder Seite schneeumweht, bewegen wir uns im
Schmutz. Dennoch würden wir dies, da wir es gemeinsam erdulden, willig
hinnehmen, wenn wir wenigstens den Altar des HERRn vor dem Verschneien
schützen könnten. Die brennenden Kerzen werden durch die Zugluft
zum Flackern gebracht, weinen wächserne Tränen und erlöschen.
Wenn Ihr uns zum Verschluß der Fenster einige Leintücher sendet,
könnt Ihr leicht diese Klage abstellen. Auch bitten wir, indem wir
uns verneigen, Ihr wollet dem Schmied, soviel es Euch beliebt, Eisen senden
lassen, das Eisengerät auszubessern.
5.
Dem Bischof LIUTOLD (von Augsburg), der mit vorsichtiger Behutsamkeit wacht
in Hirtensorge um die Hut der Schafe Christi, versichert WIGO seine beständige
Fürbitte in Christo, zusammen mit dem Bruder, der sich als unwürdiger
Neuling (im Kloster) unseres GOTTes und Heilandes fühlt.
Veranlaßt
durch den hochgeschätzten Rat Eurer Heiligkeit, der uns so liebenswürdig
zu teil wurde, hoher Hirte, und gedrängt durch unsere außerordentlich
einsame Lebensführung schwammen wir hin zum Gestade, das Schutz bietet
gegen den Andrang der Wasserfluten, und zum Anker verlässigster Hoffnung.
Wir wandten uns nämlich an das Herz unseres Abtes mit der Bitte, er
wolle die Fluten, die uns bedrängen, zum Stillstand bringen, indem
er dem Mangel an Brüdern zu unserem Troste durch Vermehrung der Zahl
abhilft. Wir bitten, daß Ihr die Neuausgesandten, wenn sie der Weg
der göttlichen Vorherbestimmung nach der Stadt Augsburg fahrt, liebreich
aufnehmen wollet, nachdem sie durch Weggeleit, durch Sorge für die
Pferde und (ortskundige) Fuhrleute unterstützt wurden. Ihr wollt uns
sodann die Aufgenommenen zusenden. Der Clericer WILLIHARD, der von Euch
zurückkehrte, kam zu uns am Donnerstag vor Epiphanie. Er teilte mit,
daß Ihr Euch verwundert, daß wir weder durch einen Boten noch
durch einen Brief aber unser Tun und Vermögen Mitteilung machten.
Möge es nur Eurer Heiligkeit wohlergeben im HERRn! Um uns steht es
dank Eurer Huld gut. Um verlässig darzustellen, was an unserer ganzen
Lebensführung ungewiß ist, schreiben wir Alles der Reihe nach
auf. Am Freitag, der unmittelbar dem Tag der Unschuldigen Kinder folgte
sandten wir durch Boten einen Brief, der nachdem Ihr ihn durchgesehen,
wenn Ihr in Augsburg währet, durch Aufdruck Eures Siegels Rechtskraft
erhalten sollte. Das aber war der Wortlaut ...
6.
Dem Bischof LIUTOLD (von Augsburg), der unter Leitung der himmlischen Gnade
mit dem Vorsteheramt ausgezeichnet wurde, leistet WIGO als Vorgesetzter
des Feuchtwanger Klosters, was immer der Diener seinem angestammten, Herrn
an frommem Gebet und Dienst zu leisten vermag.
Nachdem
jeder Anlaß zur Klage getilgt worden war, wiederholen wir insgesamt
zu Eurem Herzen hin das tränenvolle Jammern, wie es einst die Volksscharen
der Hebräer so sehr schmerzlich bewegte, daß nämlich Moses
und Aaron sie stinkend gemacht hätten vor Pharao und den Ägyptern,
während sie selbst von Tag zu Tag mit immer härteren, verschiedenartigeren
schmachvollen Lasten bedrängt wurden. - Verletzt durch blutende Wunden
hatten wir uns beklagt über die vielfachen Gewalttaten, die uns im
Übermut der Sohn des RICHARD immer öfter zugefügt hat. Aber
wir bemerkten seither durchaus keine Besserung, vielmehr sind wir, weil
wir bei Euch Beschwerde führten, allen Bewohnern jener Gegend verhaßt.
Fürwahr, niemand zeigt Liebe, niemand zeigt Achtung; denn niemand
hat Ehrfurcht, weder vor Weltgeistlichen noch vor Mönchen, weder vor
GOTT oder einem Menschen. Alle greifen uns in gehässiger Weise an,
und besonders jener vorerwähnte, der nach unserer Rückkehr von
Euch sich in noch größerer Verwegenheit aufgebläht hat.
Da er keine Hilfe bei den Ansässigen fand, hatte er, wie er vermochte,
umherschweifende Leute zusammengeschart, mit deren Pferden er unsere Wiesen
größtenteils abweidete. Jenes Fischwasser, das wir ihm oft verboten
haben, weil es unser einziges ist, hört er nicht auf, heimlich und
öffentlich auszufischen. In all diesen Sachen haben wir keinen Schützer,
da Euch die verschiedenartigen Geschäfte fortdauernd zu tun geben;
und unser Schutzvogt durch Nachstellungen seiner Feinde von allen Seiten
her bedrängt und hart betroffen wird. Und so werden wir, von keinem
von beiden beschirmt, bald hier, bald dort, durch solch einen Menschen
beschädigt. Dennoch hoffen wir unzweifelhaft, daß wir von unserem
Oberhaupt geleitet und beschützt werden. Lebet wohl!
7.
Dem Bischof LIUTOLD (von Augsburg), dem Schützer und Hirten der Kirche
Gottes, bietet WIGO, ein schwaches Menschenkind, die fromme Gabe seiner
inständigen Gebete in Christo.
Dringlichst
bitten wir mit unschicklich beredsamem Eifer und tragen ein großes
Anliegen vor, da wir bisher die Wahrnehmung machten, daß Ihr ein
großzügiger Spender seid. Es fehlt uns an Röcken, die wir
bisher dank Eurer barmherzigen Gabe in hinreichender Zahl hatten. Die Brüder
haben nurmehr je einen Rock, - und der ist schon durch Alter fast verbraucht.
Keine Frau webt (uns) hier Wolle, wennschon Ihr uns durch Eure Satzung
hierzu eine solche verstattet habt. Die Bewohner unserer Gegend entscheiden
anders und werden in keiner Weise durch eine derartige Satzung umgestimmt.
Hinsichtlich des Getreidemangels haben wir Euch neulich vergeblich mitgeteilt,
daß im vergangenen Jahr die Unfruchtbarkeit des Bodens und die Ungleichmäßigkeit
der Witterung, wie wir's auch heuer kommen sehen, die Früchte unserer
Ackerfluren, die uns zur Nahrung dienen, verdarben. Der rauhe Winter und
der grimmige Frost haben nach jeder Richtung mehr als 60 Joch Ackerland
ruiniert. Was unsere kleine (Kloster) Familie anfangen soll, die unstet
umherschweifend an verschiedenen Orten weilt, da sie nicht den unbedingt
erforderlichen Unterhalt hat, wissen wir nicht. Aber davon wollen wir weiter
nicht reden, sondern mitfühlend die Lage der Hausbediensteten erörtern,
die uns täglich mit ihrem Geschrei in Verwirrung bringen, indem sie
in übersteigerter Weise Nahrung und Kleidung fordern, nämlich
die Schneider und die Werkleute an Kirchen- und anderem Gebäu, auch
2 Köche (der eine für's Holz-, der andere für's Gemüse-Sammeln),
2 Bäcker, der Rinderhirt und der Sauhirt, der Ziegenhirt, der Roßhirt,
die Schuster, die Wäscher, die Brauer, - die jetzt nichts zu tun haben.
Denn wir können keinen Gast mehr aufnehmen oder auch nur mit einem
Trunk erfrischen. Gab man uns doch kein Bier von Seiten derer, denen Ihr
Befehl gegeben habt. Den Armen freilich, und denen, die von hier und dort
zu uns kommen, wagen wir uns nicht unsere Hilfe zu versagen, denn wir haben
Euch in der Barmherzigkeit zum Vorbild genommen. Um als Liebesdienst den
Brüdern jeden Samstag nach der Fußwaschung einen Trunk mischen
zu können und an hohen Festtagen davon auszuspenden, haben wir einen
hübschen Vorrat an Wein gekauft, mit dem Gelde, das die Unseren (d.
h. die Mönche von Tegernsee) uns gespendet haben. Das übrige
und das zumeist, was ganz abgeht, hoffen wir vom Vater des Klosters zu
erhalten, und der, so bekennen wir frei, seid Ihr. Lebet wohl!
8.
(Ein Brief an den Bayernherzog Heinrich, wohl den nochmaligen Kaiser Heinrich
II.)
HEINRICH,
dem ausgezeichneten Führer eines christlichen Volksstammes, leisten
den Liebesdienst ihrer Fürbitte in Christo die im Kloster zu Feuchtwangen
versammelten Brüder.
Wir,
die wir schlechthin Mönche genannt werden, Diener, die Eurer erlauchten
Herrschergewalt unterworfen sind, leben als geringe Brüder des ST.
QUIRINUS-KLOSTERS (von Tegernsee) auf Geheiß unseres Abtes GOZBERT
im Coenobium (= Kloster) Feuchtwangen. Während die übrigen Mitbrüder
in Tegernsee blieben, dienen wir hier nach Kräften indem wir nach
mönchischer Satzung leben. - Glücklich die Kirche, die sich in
würdiger Weise dankbar zeigt, wenn sie von solch einem Fürsten
(wie Ihr) Unterstützung fand! Euer gefeierter Name, der ständig
von hier und von dort aus liebvollem Herzen gesprächsweise zu uns
dringt und sich überall mit bestem Klang verbreitet, hat uns die Kunde
gebracht, daß Ihr Besitz habt in der Nachbarschaft, in einer für
uns sehr günstigen Lage. Darum wenden wir uns an Eure edle Hochherzigkeit,
gewissermaßen aus dem rauhen Leben einer Einsiedlerklause, wo der
Boden -die Anlage von Weihern nicht zuläßt, und wo sozusagen
ganz unbekannt ist, was ein Fisch sei, mit der Bitte, Ihr wollet befehlen,
daß, wenn Eure weiten Weiher, die GOTT verdientermaßen noch
erweitern wolle, über den Bestand hinaus wie herkömmlich von
einer Unzahl Jungfische wimmeln, unsere Ostern durch eine Fischspende froh
gemacht werden. Ihr erweist so die gewohnte Barmherzigkeit, die Ihr zu
Eurer frommen Fürsprecherin bei GOTT gemacht habt, indem Ihr den Dürftigen
allzeit Mitgefühl zeigt.
9.
(Ein Brief an einen Grafen E., der nicht näher bekannt ist.)
Dem
E., der durch sein Grafenamt wie durch sein vielbesprochenes Mühen
um Tugendhaftigkeit seinen Stammbaum adelt, der doch schon ruhmvoll ist
durch doppelten Adel, entbietet Gruß im HERRn WIGO, der zum Wächter
bestellt ward an dem Ort, der Feuchtwangen heißt. - Alle Gutgesinnten
empfinden Freude darüber, daß Besitztümer von vielen gläubigen
Menschen durch fruchtbringende Schenkungen an Heiligtümer gegeben
wurden. Sie zweifeln (nämlich) nicht daran, daß mit irdischem
Erbteil das himmlische nicht in Vergleich gesetzt werden kann. Eure Vorfahren
haben, wie wir erzählen hörten, weil auch sie diese heilige Hoffnung
liebten, einen Teil einer Quelle, die in ihrem Wasser Salz hervorsprudelt,
dem Kloster unseres Heilands geschenkt. Wir wissen, daß Ihr bestens
unterrichtet seid, WAS gegeben wurde, und nach welcher Satzung dem Kloster
etwas zu leisten ist, nachdem ein Eigentumsrecht zugestanden wurde. Daher
haben wir unter Zustimmung unseres Schutzvogtes rechtswirksam beschlossen,
solches Eigentum Eurem Schutz anzuvertrauen, wie es durch die Guttat Eurer
Vorfahren dem Kloster zugeteilt worden ist. Es wird nämlich berichtet,
daß Fernstehende überführt wurden, wie sie ihrem eigenen
Gewinn nachgingen, statt die gerechte Beteiligung sicher zu stellen. Da
wir nun in allen Geschäften, die uns betreffen, wenn Ihr zustimmt,
Eure Vertretung wünschen, schicken wir diesen Bruder und empfehlen
ihn Eurer Frömmigkeit. Wir haben ihm aufgetragen, sich um diese Angelegenheiten
zu kümmern, damit wir an ihm einen haben, der gemäß Eurer
Familiensatzung, die Ihr kennt, darauf achtet, daß niemand die Beteiligten
mit einer ungerechten Forderung belaste, wie, daß die Einsammlung
und Abführung der Abgabe, die für das Gotteshaus von ihnen zu
erheben und abzuliefern ist, nicht vernachlässigt werde. - Obgleich
nun gewisse Leute, die allzusehr an menschlichen und vergänglichen
Dingen hängen, bedauern, daß Vatersgut dieser Art, das geschenkt
wurde, ihnen gänzlich entzogen ist, so wird doch frommen Enkeln die
glänzende und unvergleichliche Vergeltung für dieses Erbe nicht
ausgelöscht sein, wenn sie, in Beförderung des Gottesdienstes
gleich frommen Sinnes wie die Vorfahren, darbringen, was der Mensch von
Natur schuldig ist, daß es die Seele in der anderen Welt als Erbgut
besitze. Lebet wohl!