Wilhelm Funk - Feuchtwangen - Werden und Wachsen einer fränkischen Stadt
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Zur Geschichte der Verkehrswege und Besiedlung um Feuchtwangen.

 
Die geologische Beschaffenheit eines Landes bestimmt die Frühgeschichte der Verkehrswege und der Siedlungen.
 
In unserem Frankenland lockte naturgemäß der einst ziemlich waldfreie Jurarücken, der vom Obermain zur Donau und dann diese entlang zieht, zuerst die Menschen zur Ansiedlung. Vor allem war es hier der fruchtbare Boden im Riesbecken. Auf dem Gebiet des Muschelkalkes zogen die fruchtbaren Lößfelder der Gaulandschaft um Uffenheim und Ochsenfurt an, ferner die um Öhringen bei Schwäbisch-Hall.
 
Ganz anders aber das dazwischen liegende Gebiet des Keupers. Hier dehnte sich auf den sandigen Böden ein riesiges Waldgebiet, von dem bis zum heutigen Tag immer noch ausgedehnte geschlossene Forste künden. Der Wald und dazu der karge Keuperboden wurde deshalb erst nach dem waldfreien und fruchtbaren Land besiedelt.
 
Feuchtwangen, das im Keuperwaldland zwischen Wörnitz und Altmühl liegt, im alten Vircuniawald, kann schon deshalb nicht zu den frühen Siedlungen gehören.
 
Die ersten geschichtlichen Nachrichten unseres Frankenlandes beginnen mit der Römerzeit, etwa um Christi Geburt. Damals hatten die Römer die Alpen überschritten und das Land bis zur Donau hin besetzt. Im nächsten Jahrhundert schoben sie ihre Grenze über die Donau vor, bis an den Rand der Keuperwälder, also bis an den Hesselberg und an den Oberlauf der Wörnitz bis zur Einmündung der Sulzach.
 
Die Römer sicherten das neueroberte Land durch einen ständig bewachten Grenzwall, den sog. Limes. Der eigentümliche Verlauf dieser Grenzbefestigungen zwischen Gunzenhausen und Schwäbisch-Gmünd verrät, daß die Römer die Keuperwälder mieden. Hinter dem Limes legten die Römer noch feste Kastelle an und dazwischen ein Netz von Heerstraßen, das sich aber durchaus nicht an die bereits vorhandenen vorrömischen Altwege hielt.
 
Die Limesforschung hat im Verlauf des Limes eine Reihe von Toren ausgegraben, durch die zur Römerzeit ältere Wege in das freie Germanien hinausführten. Sie hat ferner festgestellt, daß die römischen Kastelle so angelegt wurden, daß sie diese Altwege, auf denen ein Feind heranziehen mußte, abschirmten.
 
Die vorrömischen und römischen Straßen in Bayern und Württemberg zwischen Donau und Limes wurden von Fr. Winkelmann und Fr. Hertlein11 erforscht und beschrieben. In diesem Bericht gehen uns besonders jene Altwege an, die durch die Kastelle bei Dambach, Ruffenhofen, Oberndorf und Halheim geschützt wurden und die durch die Limestore bei Dennenlohe und Dühren, Mönchsroth und Halheim zogen. Diese Altwege müssen nämlich in irgendeiner Beziehung zu Feuchtwangen stehen.
 
Um die Mitte des 3. Jahrhunderts griffen die Alemannen den Limes an und warfen die Römer bis zur Donau zurück. Sie hatten für diese Angriffe sicherlich keine neuen Straßen durch die Keuperwälder angelegt, sondern die bereits vorhandenen Altwege zum Limes benützt. Da sie auch in den folgenden Jahrhunderten keinen Anlaß hatten, Straßen zu bauen, dürfen wir ohne Bedenken annehmen, daß die vorgeschichtlichen Wege um Feuchtwangen auch in der Alemannenzeit weiter benützt wurden.
 
Erst mit dem 6./7. Jahrhundert, mit dem Vordringen der Franken in den Donauraum, beginnen sich die Dinge zu wandeln; nun steht hinter diesem Vordringen der starke fränkische Staat der Merowinger und Karolinger. Diese unterwarfen in mehreren Feldzügen zuerst die Alemannen und danach die Baiern. Damals gehörte auch das Gebiet zwischen Altmühl und Wörnitz mit zum Aufmarschraum der fränkischen Heere.
 
Zur Sicherung und Verwaltung der eroberten Gebiete legten die Franken ihre Königshöfe als Zentren der fränkischen Besiedlung an. Diese Veränderung des Gefüges der Verwaltung verlangte ein neues Verkehrsnetz, das die Königshöfe verband. Die neuangelegten Straßen stiegen nun möglichst von den Höhen in die Täler hinab.
 
Wir versuchen nun zunächst die Altwege um Feuchtwangen festzustellen, die vorfränkischen "Hochstraßen" auf den Höhenkämmen.

11) XI. Bericht der römisch-germanischen Kommission, Frankfurt 1920.

Erstellt am 25.3.1999 durch Hans Ebert
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