Zur
Geschichte der Verkehrswege und Besiedlung um Feuchtwangen.
Die geologische Beschaffenheit
eines Landes bestimmt die Frühgeschichte der Verkehrswege und der
Siedlungen.
In
unserem Frankenland lockte naturgemäß der einst ziemlich waldfreie
Jurarücken, der vom Obermain zur Donau und dann diese entlang zieht,
zuerst die Menschen zur Ansiedlung. Vor allem war es hier der fruchtbare
Boden im Riesbecken. Auf dem Gebiet des Muschelkalkes zogen die fruchtbaren
Lößfelder der Gaulandschaft um Uffenheim und Ochsenfurt an,
ferner die um Öhringen bei Schwäbisch-Hall.
Ganz anders aber das dazwischen
liegende Gebiet des Keupers. Hier dehnte sich auf den sandigen Böden
ein riesiges Waldgebiet, von dem bis zum heutigen Tag immer noch ausgedehnte
geschlossene Forste künden. Der Wald und dazu der karge Keuperboden
wurde deshalb erst nach dem waldfreien und fruchtbaren Land besiedelt.
Feuchtwangen,
das im Keuperwaldland zwischen Wörnitz und Altmühl liegt, im
alten Vircuniawald, kann schon deshalb nicht zu den frühen Siedlungen
gehören.
Die ersten geschichtlichen
Nachrichten unseres Frankenlandes beginnen mit der Römerzeit, etwa
um Christi Geburt. Damals hatten die Römer die Alpen überschritten
und das Land bis zur Donau hin besetzt. Im nächsten Jahrhundert schoben
sie ihre Grenze über die Donau vor, bis an den Rand der Keuperwälder,
also bis an den Hesselberg und an den Oberlauf der Wörnitz bis zur
Einmündung der Sulzach.
Die
Römer sicherten das neueroberte Land durch einen ständig bewachten
Grenzwall, den sog. Limes. Der eigentümliche Verlauf dieser Grenzbefestigungen
zwischen Gunzenhausen und Schwäbisch-Gmünd verrät, daß
die Römer die Keuperwälder mieden. Hinter dem Limes legten die
Römer noch feste Kastelle an und dazwischen ein Netz von Heerstraßen,
das sich aber durchaus nicht an die bereits vorhandenen vorrömischen
Altwege hielt.
Die Limesforschung hat im
Verlauf des Limes eine Reihe von Toren ausgegraben, durch die zur Römerzeit
ältere Wege in das freie Germanien hinausführten. Sie hat ferner
festgestellt, daß die römischen Kastelle so angelegt wurden,
daß sie diese Altwege, auf denen ein Feind heranziehen mußte,
abschirmten.
Die
vorrömischen und römischen Straßen in Bayern und Württemberg
zwischen Donau und Limes wurden von Fr. Winkelmann und Fr. Hertlein11
erforscht und beschrieben. In diesem Bericht gehen uns besonders jene Altwege
an, die durch die Kastelle bei Dambach, Ruffenhofen, Oberndorf und Halheim
geschützt wurden und die durch die Limestore bei Dennenlohe und Dühren,
Mönchsroth und Halheim zogen. Diese Altwege müssen nämlich
in irgendeiner Beziehung zu Feuchtwangen stehen.
Um die Mitte des 3. Jahrhunderts
griffen die Alemannen den Limes an und warfen die Römer bis zur Donau
zurück. Sie hatten für diese Angriffe sicherlich keine neuen
Straßen durch die Keuperwälder angelegt, sondern die bereits
vorhandenen Altwege zum Limes benützt. Da sie auch in den folgenden
Jahrhunderten keinen Anlaß hatten, Straßen zu bauen, dürfen
wir ohne Bedenken annehmen, daß die vorgeschichtlichen Wege um Feuchtwangen
auch in der Alemannenzeit weiter benützt wurden.
Erst
mit dem 6./7. Jahrhundert, mit dem Vordringen der Franken in den Donauraum,
beginnen sich die Dinge zu wandeln; nun steht hinter diesem Vordringen
der starke fränkische Staat der Merowinger und Karolinger. Diese unterwarfen
in mehreren Feldzügen zuerst die Alemannen und danach die Baiern.
Damals gehörte auch das Gebiet zwischen Altmühl und Wörnitz
mit zum Aufmarschraum der fränkischen Heere.
Zur Sicherung und Verwaltung
der eroberten Gebiete legten die Franken ihre Königshöfe als
Zentren der fränkischen Besiedlung an. Diese Veränderung des
Gefüges der Verwaltung verlangte ein neues Verkehrsnetz, das die Königshöfe
verband. Die neuangelegten Straßen stiegen nun möglichst von
den Höhen in die Täler hinab.
Wir
versuchen nun zunächst die Altwege um Feuchtwangen festzustellen,
die vorfränkischen "Hochstraßen" auf den Höhenkämmen.
11)
XI. Bericht der römisch-germanischen Kommission, Frankfurt 1920.
Erstellt
am 25.3.1999 durch Hans Ebert