Wilhelm Funk - Feuchtwangen - Werden und Wachsen einer fränkischen Stadt
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Zur baulichen Anlage des Klosters

Nach all diesem, wie auch aus dem großen Besitz an Höfen und Grundstücken, ergibt sich, daß das Kloster Feuchtwangen eine ziemlich geräumige Anlage war. Es bestand wie alle alten Klöster aus zwei in sich verschiedenen Teilen, aus dem eigentlichen Klosterbezirk und dem unmittelbar angrenzenden Wirtschaftshof, was wir nun aus dem Stadtplan feststellen wollen. Wir dürfen dabei annehmen, daß sich die Lage der wichtigsten Gebäude auch durch Neubauten nicht wesentlich änderte.
 
Der eigentliche Klosterbezirk gruppiert sich um den Kirchplatz. Hier liegt als Nachfolgerin der ehemaligen Klosterkirche die Stiftskirche. An ihrer Südseite befand sich der Konventbau, der den Kreuzgang umschloß. Diese Klausur für die Mönche muß die Klosterräume enthalten haben, den Kapitelsaal, den Speisesaal, die Wohn- und Arbeitsräume, die Bibliothek usw. Im zweiten Pfarrhaus suchen wir das ehemalige Abtshaus; dieses lag in der Regel neben dem Konventbau, hier wurden die Gäste empfangen.
 
Zum Klosterbezirk müssen wir auch die St. Johannis-Kirche zählen. Es war die Pfarrkirche für die Laien. Deshalb lag bei ihr auch der Friedhof. Davon zeugt noch das ehemalige Beinhaus oder der Karner für die ausgeschachteten Totengebeine. Dieser lag unter dem alten Kastenbau.
 
Dieser Klosterbezirk war wohl mit einer Mauer umfangen. Da diese auch zur Verteidigung des Klosters diente, muß sie wohl wie ein Zwinger gegen Osten vom Kastenbau und der Johannis-Kirche im Bogen um den Chor der Stiftskirche herumgeführt haben, also über den nördlichen Teil des Marktplatzes hinweg. Auf der Südseite dürfte sie auch das Rathaus und die westlich anstoßenden Häuser eingeschlossen haben; spätere Urkunden berichten, daß das Rathaus zum Kloster gehörte, also auf Klostergrund errichtet war.
 
Wo ist nun aber der Wirtschaftshof zu suchen? Man könnte ihn nördlich vom Kastenbau und Klosterbezirk annehmen, weil hier aus späterer Zeit die Klosterbrauerei, das heutige Gasthaus zur Glocke bezeugt ist. Allein die abschüssige Zufahrt von der Hindenburgstraße her wäre wohl ungünstig, außerdem wäre der Platz viel zu klein gewesen. Die Stallungen für Pferde, Rinder, Ziegen und Schweine, die Scheuern und Wagenschuppen, die Schmiede, die Wäscherei, schließlich auch die Häuser für das Gesinde und die Taglöhner verlangten mehr Raum.
 
Wir suchen deshalb den Wirtschaftshof westlich der Zufahrt zum Klosterbezirk in dem Häuserblock bis zur Stadtmauer an der Sulzach. Hier spendet nicht nur das Taubenbrünnlein, Sonden auch die Sulzach das lebensnotwendige Wasser. Hier läuft von der Unteren Torstraße die Zufahrt eben zwischen Klosterbezirk und Wirtschaftshof herein.
 
Auch diesen Wirtschaftshof haben wir uns befestigt zu denken, angeschlossen an die Mauer des Klosterbezirks. Die Befestigung erstreckte sich also vom Rathaus aus bis fast zum Unteren Tor, bog dann nach Westen und Norden um, etwa in Richtung auf den Kastenbau. Im Westteil der Gasse zum Taubenbrünnlein kann man vielleicht den Bogenverlauf dieser Befestigung erkennen.
 
Zweifellos gehörten auch Gemüse- und Obstgärten zum Kloster. Wir suchen sie im Raume zwischen Stadtmauer, Hindenburgstraße und Kloster. Sie mögen mit Hecken und Flechtzäunen umzogen gewesen sein, aber kaum mit einer Mauer. Diese Umzäunung dürfen wir jedoch nicht als Befestigung ansehen; die Verteidigungslinie wäre dadurch viel zu lang für eine wirksame Verteidigung geworden.
 
Die Klosterbefestigung umschloß also nur den Klosterbezirk und den Wirtschaftshof. Sie richtete sich demnach in der Hauptsache gegen die Straße vom Marktplatz zum Unteren Tor und hatte hier auch ihre Einfahrt.


Erstellt am 25.3.1999 durch Hans Ebert