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Band
5
Die Fotografie auf der ersten Umschlagseite zeigt den Ort Tauberschallbach von Westen her in einer Luftaufnahme aus dem Jahr 1985. Das Luftbild wurde von der Firma WFL GmbH Werbung Fotografie Luftbild in Würzburg aufgenommen. Die Wiedergabe erfolgt mit deren Genehmigung und wurde freundlicherweise von der Familie Emmert zur Verfügung gestellt. |
Feuchtwangen
1997
Wieder einmal bereichert die Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte mit Band 5 der Schriftenreihe „Feuchtwanger Heimatgeschichte" das Angebot an Lokalliteratur. Mit dem vorliegenden Band wird ein Teil jener Forschungen einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt, mit denen sich die hiesigen Geschichtsfreunde aus Heimatverbundenheit und purer Liebhaberei befassen. Auch in solchen Zeiten wie wir sie gerade erleben, in denen eine Globalisierung mit ihren Auswirkungen den letzten Winkel der Erde zu erreichen droht, bleibt Lokalgeschichte nach wie vor ein Baustein dessen, was zu unserer gegenwärtigen Wirklichkeit geführt hat. Sich mit diesen Vorgängen zu befassen, ist für manchen ein Bedürfnis und für einige eine Aufgabe. Die Mitteilungen aus der Geschichte sollten immer mit großer Sorgfalt und Umsicht gewichtet werden. So kann eine Nachricht aus dem Jahre 1468 nur dann verstanden werden, wenn man sich wieder einmal in das Gedächtnis zurückruft, daß Amerika erst im Jahre 1492 von Europa aus entdeckt wurde.
Band 5 enthält als erste zwei Arbeiten von Hans-Dieter Deinhardt. Beide haben als Thema archäologische Fragen und Forschungen im Bereich von Feuchtwangen. Deinhardt bemüht sich dankenswerterweise als Heimatpfleger für Archäologie im Landkreis Ansbach um das Sammeln und Bewerten archäologischer Funde. Dies ist um so anerkennenswerter, als bis ungefähr in die 1950er Jahre, von auffälligen Zufallsfunden einmal abgesehen, selbst bedeutende Bauprojekte so gut wie ohne Berücksichtigung archäologischer Belange durchgeführt wurden. Sogar Arbeiten im geschichtsträchtigen Altstadtbereich stießen auf archäologisches Desinteresse, bis sich die selbst ernannten Experten der Arbeitsgemeinschaft, voran Hans-Dieter Deinhardt und Werner Uhlich, auf den unterschiedlichsten Baustellen der Stadt als „Kulturscherbensammler" in Szene setzen konnten.
Als nächsten Beitrag
bietet der neue Band eine seltene Fleißarbeit, die nur ein von seiner
Aufgabe Begeisterter zu einem guten Ende bringen konnte. Werner Uhlich
stellt vor: 188 mal Feuchtwangen. Er forschte in 80 verschiedenen schriftlichen
Vorlagen danach, wie man in alten Kanzleien über die Jahrhunderte
hinweg den Namen der Stadt Feuchtwangen geschrieben hat. Alles wird belegt
und buchstabengetreu wiedergegeben. Die vier ältesten Namensformen
werden als die für die Forschung wichtigsten dem ansonsten alphabetisch
geordneten Register vorangestellt. Dazu wird der Streit um die Bedeutung
des Begriffes „feucht" im Ortsnamen, ob von feucht (naß) oder von
der Fichte, dem Baum, abgeleitet, zugunsten von „feucht" entschieden, zum
Ärger der „Pinopolitaner", doch zur Freude der „Hygropolitaner". Die
Fichte im Wappen der Stadt Feuchtwangen wird aber von diesen Erkenntnissen
wahrscheinlich nicht beeinträchtigt.
Es läßt für
das Musikleben der Stadt nur Gutes erhoffen, wenn der kompetente Verfasser
des vierten Beitrages, Dr. Friedhelm Brusniak, der wissenschaftliche Leiter
des Feuchtwanger Sängermuseums, bis an die Wurzeln der abendländischen
Musikgeschichte hinabsteigt, um mit Benedikt von Nursia (480 bis 543) und
dem Feuchtwanger Benediktinerkloster den Anfangspunkt einer künftigen
Musikgeschichte von Feuchtwangen zu markieren.
Der in diesem Beitrag vorgestellte
Musiker, Bernhard Amenreich, lebte allerdings schon später als Organist
am Chorherrenstift Feuchtwangen, das zwischenzeitlich die Nachfolge des
Benediktinerklosters angetreten hatte. Zudem erlebte Amenreich sehr direkt
die Veränderungen, welche der Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach
1563 auf den Weg brachte, als er das Chorherrenstift kurzerhand in ein
von ihm abhängiges Stiftsverwalteramt umwandelte. Bernhard Amenreich
verlor seine Stellung als Stiftsorganist. Er kehrte Feuchtwangen den Rücken,
war von 1569 bis 1575 in St. Goar tätig und entzieht sich ab 1576
weiteren Nachforschungen. Wie einschneidend der Einzug des Chorherrenstiftes
durch den Markgrafen und der damit verbundene Verlust der Organistenstelle
von Amenreich empfunden wurde, erhellt aus der Tatsache, daß er noch
nach über 10 Jahren seit diesen Ereignissen an den Kaiser in Wien
eine Klageschrift sandte mit dem vorwurfsvollen Unterton: warum er es zugelassen
habe, daß der Markgraf das Chorherrenstift in Feuchtwangen für
sich mit Beschlag belegt habe, da es doch ein altes Reichsstift gewesen
sei und des Schutzes des Kaisers bedurft habe.
Die
umfangreichste und aufwendigste Arbeit stammt von Hans Ebert, dem Bruder
des Eigentümers von Hof Nr. 2 in Tauberschallbach. Mit der Geschichte
dieses Ortes befaßt sich der Autor umfassend und intensiv. Bis in
das 13. Jahrhundert zurück reichen die ersten Nachrichten über
Schallbach, ein Gebiet, das wohl die Fluren der vier jetzt bekannten Schallbachorte
insgesamt umfaßte. 1287 taucht schon ein Ritter „von Schallbach"
auf. Aus vorreformatorischen Gültbüchern, späteren Gült-,
Sal-, Rechnungs- und Grundbüchern stellt Ebert eine Hausgeschichte
für jedes einzelne Anwesen vor. Er macht sich Gedanken über die
Siedlungsgeschichte, wie sie, nach den vorgefundenen grundherrlichen Rechten
abgelaufen sein könnte. Das alles bleibt nicht anonym, denn der Personengeschichte
widmet Ebert ebensoviel Aufmerksamkeit. Viele Einzelschicksale werden beschrieben,
dabei auch immer wieder die Auswirkungen überregionaler Ereignisse
auf die kleine Gemeinde. Beeindruckend, wie immer bei solchen Arbeiten,
stellt sich die Beständigkeit der Verhältnisse vom Mittelalter
bis in das 19. Jahrhundert dar. Hier trifft die Aussage zu: Jede Umgebung
ist spannend, wenn man nur richtig hinschaut! Heute ist Tauberschallbach
ein Teil der Stadt Feuchtwangen.
Es
bleibt zu hoffen, daß auch andere Orte eine solch tiefgreifende und
umfassende Darstellung erfahren werden.
Band 5 der Feuchtwanger Heimatgeschichte konnte erscheinen durch die Unterstützung unserer Sponsoren. Sie haben uns großzügig und gerne unterstützt, wofür ihnen allen sehr herzlich gedankt wird.