Band 5
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Zur archäologischen Situation in der Stadt Feuchtwangen
von
Hans-Dieter Deinhardt

Die Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte Feuchtwangen veröffentlichte in den vergangenen Jahren die Bände 1 bis 4 der „Feuchtwanger Heimatgeschichte". In ihnen werden vor allem anhand archivalischer Quellen Stationen aus der Geschichte Feuchtwangens und seines Umlands dargestellt. Diese Arbeiten bedürfen jedoch der dringenden Ergänzung bzw. Bestätigung durch die Archäologie. Als Kreisheimatpfleger für Archäologie im Landkreis Ansbach, versuche ich mit dem vorliegenden Beitrag, auch dieser Forderung nachzukommen.

Das Stadtgebiet Feuchtwangen, einschließlich der eingemeindeten Gemarkungen, wird seit über 25 Jahren gezielt nach Oberflächenfunden begangen und abgesucht. Die Tiefbauarbeiten werden überwacht, weiter wird das Flugzeug zur Beobachtung aus der Luft eingesetzt. Es fiel dabei das zu erwartende Fundmaterial an, jedoch - und das ist ungewöhnlich - prähistorische Keramik kommt nicht vor. 1 Funde der Altsteinzeit 2 fehlen, die Metallzeiten 3 - und das ist ebenso ungewöhnlich - konnten nicht nachgewiesen werden.

Die dargestellte Karte 4 der archäologischen Fundstellen im Landkreis Ansbach wurde nach Fundmeldungen der Jahre 1970 - 1985 erstellt. Die Stadt Feuchtwangen ist z. B. unter der laufenden Nummer 148 zu suchen. Die Bedeutung der weiteren Ziffern ist der Legende der Karte zu entnehmen. Auf dieser Darstellung sind deutlich die Aktionsradien der für Einzelgebiete zuständigen Sammler zu erkennen; „weiße Flecken" zeigen nicht unbedingt fundleere Areale an, sie dokumentieren auch Defizite wegen nicht erfolgter Fundmeldungen in bestimmten Gebieten.
 
 

Landkreis Ansbach

47 Bernau  53 Binsenweiler  61 Bottenweiler  111 Dürrwangen  148 Feuchtwangen
178 Georgenhof  229 Heiligenkreuz  245 Hinterbreitenthann  249 Höfstetten  277 Kaltenbronn 
300 Krapfenau  346 Metzlesberg  359 Mosbach  390 Oberdallersbach  445 Reichenbach 
497 Schopfloch  520 Sperbersbach  550 Tribur  565 Unterhinterhof  580 Vehlberg 
587 Vorderbreitenthann  609 Weinberg  628 Wildenholz  643 Zehdorf  646 Zischendorf 

Ich beging überwiegend gezielt, u. a. nach Geländesituationen, das mir zugewiesene Arbeitsgebiet. Die langjährige Suche erbrachte auch im Stadtgebiet Feuchtwangen mehrere Stationen der Mittelsteinzeit 5, unter denen die Fundstelle Georgenhof mit mehreren hundert Steingeräten, Kernen, Abschlägen und anderem herausragte. Ausgewählte Steingeräte dieser Station sind in Abbildung 2 dargestellt. 6
 
 

Die prähistorische Zeitspanne, in der unsere Vorfahren begannen, seßhaft zu werden, die Jungsteinzeit 7, ist im Fundmaterial nur spärlich vertreten. 8 Einzig die auffällige Häufung von Gerätschaften dieser Epoche bei Oberdallersbach läßt auf eine Siedelstelle schließen. Eine Auswahl von Steingeräten zeigt Abbildung 3. 9

Der Boden der Kernstadt Feuchtwangen brachte einen überraschenden Einzelfund zutage, ein mir im Jahre 1994 vorgelegtes Steinbeil. Herr Wilhelm Hornberger förderte es bei Ausschachtungsarbeiten in seinem Grundstück an der Straße „St. Ulrichsberg", Gemarkung Feuchtwangen, Plannummer 1005, zutage. Dieses Gerät, ein sogenanntes Trapezbeil aus Gneis, 10 ist hier nach einer Zeichnung des Landesamtes für Denkmalpflege in Abbildung 4 dargestellt.
 
 

Ich erwähnte eingangs die Fundlücke in den Metallzeiten; verdeutlicht heißt dies, daß ein Besiedelungszeitraum von ca. 2000 Jahren archäologisch nicht nachweisbar ist. Der Anschlußfund zu dieser Zeitlücke wird im Fränkischen Museum Feuchtwangen aufbewahrt und wurde in der Ausstellung „Stadtgeschichte Feuchtwangen" 1995 gezeigt.

Diese eiserne Lanzenspitze 11, Länge 14,5 cm, Blattlänge 8,2 cm, weist die Präsenz der germanischen Bevölkerung nach. Sie ist jedoch als Einzelfund des vermutlich 3. Jahrhundert n. Chr. nicht aussagekräftig genug, um zu belegen, daß zu diesem Zeitpunkt das Areal der jetzigen Stadt Feuchtwangen bereits dauerhaft besiedelt war. Die Zeichnung eines Vergleichsfundes aus Aubstadt, Rhön-Grabfeld-Kreis, soll die Oberflächenstruktur des annähernd identischen Gerätes hervorheben.
 

Abb. 5: Links: Vergleichsfund aus Aubstadt (verkl. Maßstab),
rechts: Die eiserne Lanzenspitze aus Feuchtwangen

Leider klafft ab diesem herausragenden Fund eine weitere Zeitlücke - archäologisch gesehen - von ca. 1000 Jahren. Die Gotik präsentiert einen Bodenfund in Form eines zweischneidigen Kurzschwertes 12, Länge 67 cm, das beim Feuchtwanger Stadtteil Dornberg gefunden wurde. Diese Waffe ist auch im Fränkischen Museum gelagert und wurde ebenfalls in der erwähnten Ausstellung gezeigt.
 
Abb. 6: Gotisches Kurzschwert 
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Bodenfunde, datierbar ab dem 14. Jahrhundert, häufen sich im Stadtgebiet. Die Arbeit von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte trägt Früchte. Die Initiativen und archäologischen Erkenntnisse dieser Personengruppe werden in weiteren Aufsätzen vorgestellt. 


1) Einschlägige chemische Bodenuntersuchungen stehen aus; sie könnten nachweisen, ob aufgrund örtlich auftretender chemischer Aggressivität des Bodenmateriales Keramik aufgelöst wird und diese somit im Fundspektrum nicht mehr auftritt.
2) Paläolithikum, älteste Periode der Menschheitsgeschichte, in der durch Zurechtschlagen von Steinen, meist Feuerstein, Geräte hergestellt wurden, reicht etwa bis 10000 v. Chr..
3) Bronzezeit, ca. 1800 bis ca. 1000 v. Chr., Verbesserung der Materialeigenschaften des Kupfers durch Legieren mit Zinn.
Eisenzeit, ca. 1000 v. Chr. bis um die Zeitenwende. Sie wird hauptsächlich repräsentiert durch die Urnenfelderzeit, die Hallstattzeit (ca. 750 v. Chr. bis ca. 450 v. Chr.), letztendlich durch die Latènezeit. Träger dieser Kultur waren die Kelten; sie siedelten vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer.
Ich weise darauf hin, daß die genannten Daten interpretierbar sind (neue Erkenntnisse, Datierungsmethoden). Die Zeiträume sind „fließend" zu sehen, d. h. die verschiedenen Kulturperioden existierten zeitweise jahrhundertelang nebeneinander!
4) „Archäologische Funde und Ausgrabungen in Mittelfranken, Fundchronik 1970 - 1985". - In: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken. Ansbach 1986 - 1987. S. 461.
5) Mesolithikum, Periode der Steinzeit, in der vorwiegend sehr kleine Steingeräte (Mikrolithen) verwendet wurden, eine in Mittelfranken weit verbreitete Gattung von Funden; ca. 10000 bis ca. 5000 v. Chr..
6) „Bayerische Vorgeschichtsblätter", Beiheft 7. München 1994. S. 2.
7) Neolithikum, Periode der Steinzeit, in der erstmals Steine auch durch Schleifen und Bohren bearbeitet wurden und Keramik auftritt. Beginn der Viehzucht und des Ackerbaues; ca. 5000 bis ca. 1800 v. Chr..
8) Vergleiche mit ähnlich dünn scheinender Siedlungs- und damit Funddichte im benachbarten mittelfränkischen Raum lassen die Möglichkeit offen, ob durch Hangerosion prähistorische Siedelstellen in den Tälern zugedeckt wurden. Beispiele zeigen, daß diese Lokalitäten in bis zu 2 Meter heutiger Tiefe aufgefunden werden können.
9) „Archäologische Funde und Ausgrabungen in Mittelfranken, Fundchronik 1970 - 1985". S. 97.
10) Bestimmung und mögliche Herkunft des Beiles nach Prof. Dr. J. Th. Greiß, Institut für Paläontologie, Erlangen:
„Rohmaterial Gneis mit Feldspäten und Granaten. Wohl aus den Zentralalpen, d. h. über den Lech in die Donau gelangt und wohl aus den Donauschottern aufgelesen".
11) Laut Auskunft von Werner Heunoske M. A., des wissenschaftlichen Leiters des Fränkischen Museums Feuchtwangen, wurde die Spitze im Herbst 1958 bei Kanalisationsarbeiten in der Unteren Torstraße gefunden. Bei ihrer Auffindung am linken Sulzachufer lag sie in der beträchtlichen Tiefe von 5,20 Meter.
12) Laut Auskunft von Werner Heunoske M. A. ist die Waffe dem 13. Jahrhundert zuzuordnen.
Erstellt: 8.3.1998 - letzte Änderung am 2.2.2000 durch Hans Ebert
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