RAMISCH - Landkreis Feuchtwangen ... |
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Kath.
Nebenkirche St. Martin.
Baugeschichte:
Das Vorhandensein einer Pfarrkirche St. Martin in Herrieden läßt
sich bereits für die Zeit vor 780 erschließen. Da 1361 ein Pfarraltar
in der Stiftskirche erwähnt wird, war möglicherweise die Pfarrkirche
zu dieser Zeit ruinös. 1380 Inkorporation der Pfarrei Herrieden zum
Stift. 1473 erhielt sie einen Ablaß für Baubeisteuern. 1633
wurde die Kirche niedergebrannt und nach dem Wiederaufbau 1668 konsekriert.
Umbau 1721 mit Erweiterung und Erhöhung unter der Leitung von Gabriel
de Gabrieli. 1733/34 Bau des Turmes. Unter den drei Kostenvoranschlägen
ist einer von Gabrieli. 1782 neuer Hochaltar. Renovierungen 1869, 1907
und 1962.
Baubeschreibung:
Auf einem ehemals befestigten Hügel nordöstlich der Stadt inmitten
des von einer Mauer umgebenen Friedhofs gelegen. - Rechteckiger, kreuzgratgewölbter,
etwas eingezogener, um eine Stufe erhöhter Chor mit stichbogigem Südfenster
und achsialer stichbogiger Osttüre. In der Nordwand zwei Rechtecktüren
(Sakristei- und Turmzugang) und Rechteckfenster (zur Turmtreppe). Runder,
etwas eingezogener, gefaster Chorbogen. - Langhaussaal von 3 Achsen. Flachdecke
über Gesims und Hohlkehle. Rundbogenfenster mit Gewände. Rundbogentür
nach Westen. Westempore von 1962. - Rechteckiges, kreuzgratgewölbtes
Vorhaus mit südlicher Rundbogentür. - Außen: Am Chor schmaler
Sockel. An den östlichen Chorkanten gerundete, mit Gebälkaufsatz
und Zierkugeln versehene, übereckgestellte Strebepfeiler. In der als
Schauseite gestalteten Ostwand zwei zugesetzte Stichbogenfenster mit Keilsteinrahmen.
Geohrtes Türrahmenprofil mit Triglyphenkeilstein und volutengerahmter
Attika mit profilierter, stichbogiger Gesimsverdachung. Auf dieser seitlich
Zierkugeln, achsial hochovale Kartusche. Über kräftig profiliertem
Gesims konkav geschweifte Giebelwand mit bekrönendem, durch profilierte
Gesimse gerahmtem Dreiecksgiebel. In der Giebelwand hausteingefaßte
Rundbogenöffnung mit Kämpfer- und Keilsteinen, sowie vorgesetzter
Steinbalustrade. Seitlich am Fuß der Giebelwand Steinsockel mit Diamantbossen
und Steinvasenaufsätzen. Satteldach. - Am sockellosen Langhaus Fenstergewände,
ausladendes Traufgesims, eigenes, etwas über den Chor erhöhtes
Satteldach. - Vorhaus mit westlich abgewalmtem Satteldach. Im Keilstein
des Südportals eingehauene Jahreszahl 1721 und beiseitig in barocken,
historisierenden Ziffern 1427. Wahrscheinlich im 18. Jh. von älterem
Bauteil kopiert. - Turm in der Nordostecke zwischen Chor und Langhaus,
über dieses vors ringend. Zweigeschossig. Genutete Ecklisenen, hausteingerahmte
Stichbogenfenster, Putzfelderung. Gurtgesims. Über ausladendem, profiliertem
Kranzgesims aufgesetzter unregelmäßiger Achtort mit geknickten
Ecklisenen und vier rundbogigen Schallarkaden mit Kämpfersteinen und
eingestellter Steinblendbalustrade. Um die vier runden Zifferblätter
beidseitig verkröpftes, kräftiges Traufprofil. Unregelmäßig
achtseitige Zwiebel über ebensolchem, gescheitem Pyramidenstumpf.
Als Abschluß geschweifte Pyramide über ausladendem Profil; Kugel
und Kreuz. - Im Turmuntergeschoß kreuzgratgewöIbter Sakristeiraum
mit Fenstern nach Nord und Ost. - Beidseitig verputzte Bruchsteinmauern.
Hausteinrahmen.
Stukkaturen:
1720/30. An der Langhausdecke um die kräftigen Bildrahmen gruppierte
Stuckfelder mit Akanthusranken- und Bandelwerkstuck.
Deckenbilder: 1720/30.
An der Decke des Langhauses achsial angeordnet. 1. Queroval. Christus erscheint
im Traum dem hl. Martin mit dem von diesem dem Bettler geschenkten Mantelstück.
- 2. Rechteckig mit eingezogenen Ecken. Der hl. Bischof Martin erweckt
einen Toten. Am Halsband eines Hundes bezeichnet: E.
M. St. - 3. Queroval. St. Martin zu Pferde gibt dem Bettler
die abgetrennte Mantelhälfte.
Hochaltar:
1782 nach einem Riß von M. Pedetti,
ausgeführt von dem Schreiner Kratzer
(Herrieden),
dem Maler und Faßmaler
Franz Joseph
Wizigmann (Herrieden) und dem Bildhauer
Leonhard Meyer
(Ellingen). - Wannenförmiger Stipes. Konchenförmiges Viersäulenretabel.
Die inneren Säulen stehen vor dem eigentlichen Retabel, die äußeren,
durch den Sockel und das verkröpft umlaufende Gebälk mit diesem
verbunden, stehen frei. Zwischen den Säulen Vasen, am Sockel Engelsköpfe,
in der Kapitellzone Schnurgirlanden. Auf den Gebälkenden Volutengiebetschenkel
mit geschnitzten Engeln. Rundbogiger Volutenaufsatz mit Girlandenblenden.
Das konvex-konkavbogige Altarbild (St. Martin als Patron seiner Kirche)
und das hochovale Aufsatzbild (St. Martin zu Pferd) wohl von 1870. Originalfassung:
Marmorierung in graucaput mortuum - rot. Teilvergoldet.
Seitenaltäre:
Um 1700. 1782 aus der Stiftskirche überwiesen, wo sie als Xaver- und
Sebastiansaltar aufgestellt gewesen waren. - Retabel mit übereckgestelltem
Säulenpaar. Verkröpfles Gebälk mit Segmentgiebelschenkeln.
quadratischer Pilasteraufsatz mit Akanthusbildrahmen und Segmentsprenggiebelakroter.
In den korbbogigen bzw. hochovalen Bildfeldern moderne Altarblätter
(1907).
Kanzel
von 1870. Neuklassizistisch. An der Brüstung Bilder der Evangelisten.
Orgel: 1962 gebraucht
gekauftes Werk des 19. Jh.
Holzfiguren:
1. und 2. Maria und Johannes von einer Kreuzigung. Um 1500. Mit neuer Fassung.
- 3. Marienstatuette. Zweite Hälfte 18. Jh. Ursprünglich versilbert,
jetzt bemalt. - 4. Statuette des Auferstandenen. 18. Jh.
Gemälde: 1.
Hochrechteckiges, an den Schmalseiten geschweiftes ehemaliges Altarbild
(angeblich aus der Frauenkirche): Der hl. Franz von Assisi und ein Mönch
vor dem Kreuz. Bezeichnet: (Johann Baptist) Zimmerman
invenit et.pinx (it)
1756. - 2. Mariahilfbild. Papierstoffklebearbeit aus der Mitte
des 18. Jahrhunderts. Reicher Akanthusstandrahmen.
Epitaphien:
I. Im Langhaus an der Südwand: 1. Reiches Rokokoepitaph. Johann Adam
Mang 1675 - 1752, Bürgermeister in Herrieden und seine Frau Maria
Walburga, geb. Rauscherin, 1670 - 1773. Relief eines Knaben, mit den Bildnissen
seiner Großeltern und Wappen- sowie Emblemreliefs (Chronos, Sense,
Totenkopf). Bezeichnet: Jo. Mutschele fecit.
Stein, farbig gefaßt, teilvergoldet. - II. In der Vorhalle: 2. Dr.
Johannes Antonius Meier, 1759 - 1834, Arzt. Schriftstein. -3, Christophorus
Franciscus Ernestus de Wolfframbsdorff, ohne Todesdatum. 17./18. Jh. Schriftplatte
mit Wappen. - 4. Dekan Georg Richard Schildknecht, 1735 - 1821. Schriftstein.
- 5. Maria Anna Pfenning, + 1799. Zinnplatte mit Wappen. 6. Franz Ludwig
von Zehnter, Landrichter, 1782 - 1820. Ammonitenstein mit Wappen. - III.
Außen: 7. Johann Georg Schildknecht, Bürgermeister, + 1744.
- 8. Johann Peter Corzoli, Handelsmann in Ansbach, geb. in Zomasco im Mailändischen,
+ 1742. - 9. Maria Agatha Kirchbaurin, 1696 - 1738. - 10. Hans Bauer, Altbürgermeister,
+ 1696 und seine Frau Johanna, * Waltzin, + 1757. Ädikula. Leonardus
Icht, Schneider in Dillingen und sein Sohn Cantor Anton Icht. Mitte 18.
Jahrhundert. Ädikula. - 12. Josepha Mages. Schriftplatte 18./19. Jh.
- 13. Franciscus Borgia Staab , Kapitularkustos und Stadtpfarrer, + 1806.
- 14. M. Vittora Pollandin, + 1752. Mit Wappen.
Südlich der Kirche
Wallgrabenanlage
unbestimmten Alters.
In
der Friedhofsmauer südöstlich zugesetztes Rundbogentor
mit
seitlichen Außennischen und eingehauener Inschrift: O
VENERANDA TRINITAS / O ADORANDA UNITAS.
Wohl erste Hälfte 18. Jh.