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Gedenck-, Stadt- und Huth-Buch
(Chronik der Stadt Feuchtwangen)
Stadtarchiv Feuchtwangen - Archivbücherei I, 6
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Johann Georg Hermann Bärmeyer
Handschrift von 1736 (Abschrift)
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Zum 9. Jahrhundert

Kapitel V

Von der Fundation des Stifts Feuchtwang und der Führung desselben Wappens und Siegels.

§ 1

Was ist von dem Stift Feuchtwang das Merkwürdigste?

Dieses: dass es anfangs ein Kloster des Benediktinerordens gewesen.

§ 2

Von wem ist das Kloster oder Stift fundiert worden?

Von Carolo Magno zur Ehre Mariae, der Mutter Gottes, inhalt einer alten schriftlichen Tradition, die aus älteren Urkunden genommen, zu Anfang des 17. Jahrhundert abgeschrieben worden. Dieses

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bestärkt auch hier von Falkenstein in seinen Altertümern sub Titulo, von den karolingischen Legenden auf dem Nordgau, wo er diese Nachricht gibt ao. 810. Die Stiftskirche zu Feuchtwangen zur Ehre der Mutter Gottes erbaut pag. 192.

§ 3

Wann ist solches Stift fundiert worden?

Anno 810, wie erst angezeigt und aus folgenden Versen noch Mehreres zu vernehmen, die aus einer uralten, auf Pergament geschriebenen, in dem hochfürstlichen Archiv verwahrlich liegenden glaubhaften Mönchsschrift genommen worden, worinnen die Rechte der Ehehaft beschrieben sind:

89 "Octingentos annos bene numerabis ad denos - Carolus eximius Fundator Ecclesiae hujus. - Struxit Ecclesius numero yotanumque sacras - Equibus egregie nutilat F. ordine Sexto.

Zu deutsch:

Man zählt zehn just und acht mal hundert Jahre, als Kaiser Karl der Große hier Kirchenstifter war, der nach dem Alphabet die Kirche hat erbaut, hat unsern Feuchtwang auch die Sechste anvertraut.

§ 4

Aus welchen Urkunden offenbart es sich mehr, dass Carolus Magnus

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der Stifter des damaligen Benediktinerklosters hier sei?

Aus des Kaisers Ottonis IV. dem Stift erteilten Diplom de anno 1208, darinnen der Stiftung Caroli in diesen Worten gedacht wird:

"Otto dei gratia romanrorum rex semper Augustus notum facimus per praesens scriptum publicum, universis fidelibus imperii, quodnos ecclesiam in Fuhtwang, quam fundavit Carolus imperator, cum personis Deo ibi servientibus et cum omnibus suis nobilibus et immobilibus ipsi ecclesie attinentibus, sub nostram regulem recepimus protectionen, universa ipsae jura et privilegique vel Carolus imperator fundator ipsius ecclesie velaliquis suorum successorum romanorum imperatorum sive regum usque ad nec nostra sempe-

91 ra jam diem concessit ecclesie ..."

Die Fundation unseres Feuchtwanger Stifts bleibt auch in dem anno 1284 von Kaiser Rudolpho primo dem Stift erteilten Diplom auf Carolo Magno stehen, in demselbigen findet sich diese klare Anzeige:

"Nos Rudolphus, Dei gratia romanorum rex semper Augustus ad universorum sacri romani imperii fidelium notitiam ferore presertium volumus pervenire. Quod nolumus quod ecclesia in Fiuhtwangen Augustensis diocesis, apsie recolerde memorie Karolo magno imperatore romanorum, nostro predecessore clarissimo fundata super immobile fundamentum et dotata mirfice multorum prediorum libertatum et jurium ad imunitatum beneficiis ad oppidum in Feuchtwangen ..."

In einem Projekt der größeren Chronica, so anno 1585 geschrieben, ist die Fundation mit 

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diesen Worten ausgedrückt:

"Post natum salvatorem de virgine Christum octingentos annos ad denos di numerabis Carolus eximio qui dictus nomine Magnus, Ingenti quondam sumta ex praestantibus annis. Literalis alphabeti collegio struxit eyuibus egregie rutilans F. ordine sexto, in quod fundavit, prodit, Feuchtwangen templo."

Vor Zeiten war außer in Feuchtwang angemacht zu sehen die Stiftskirche zwischen zwei Bischöfen zu Füßen stehend und das Stiftswappen mit dreien Nägelein oben überstanden:

"Est Maria Spes mea"

Das Bildnis stand so: "..."

93 In einer uralten glaubwürdigen Abschrift einer Supplique Dekans und Scholastici zu Feuchtwang an Kaiser Carl IV. stehen die Worte:

"Desgleichen so woll was Euer kaiserliche Majestät gnädiglich befreien, angesehen, dass solch lebl. Stift durch eure kaiserliche Maj. Karoln den größern gestift und fundiert ist worden ... In

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der alten von dem glorwürdigsten Kurfürsten Herrn Markgraf Albrecht confirmierten alten carolingischen Ehehaft ad anno 1484 wird des Caroli Mag. also gedacht:

Das sein die Freyhate Recht und Gewohnheit des Stifts zu Feuchtwang von des großen Kaiser Karol Zeiten here ..."

§ 5

Was zeigen sich in der Stiftskirche an Monumenta und Kennzeichen, dass Carolus M. der Stifter sei?

Es findet sich des Kaisers Carl Wappen angemalt mit einer Umschrift und gleich daran steht auch ein Laub mit der roten Siegesfahne, ein + (Kreuz) darüber in den letzten Chorschlussgewölbe in zusammenlaufenden Steinen auf seiner Umschrift massiv in Stein gehauen,

95 Die erste Schrift um das Wappen ist diese:

"Aema Karoli magni imperatoris fundatoris hujus ecclesiae bte. virginis."

Das andere Hauptmonument des Osterlaubs mit der Siegesfahne hat diese Beiworte:

"Agi V. dvi. quistolli pecat. mundi". Das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.

Die Umschrift des ersteren führt die Charakter des 14. oder 15. Jahrhunderts Das Wappen mag bei einer Kirchenrenovation überweißt und wieder hergestellt worden sein, bei dem anderen Monument des Lamms findet sich ein + (Kreuz) -Zeichen, welches das Hauptzeichen des Kaisers Carls gewesen, wie Joh. Mabilldere Diplom. dargetan. Bemelte zwei Monumenta zeigen sich in Gemälde so: "..."

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§ 6

Was geben die von den Alten uns hinterlassenen schriftlichen Traditiones von der Fundation unsers Feuchtwanger Klosters oder Stifts für Nachrichten?

Sie zeigen, dass als besagter Carolus Magnus wäre in die Gegend gekommen, sei er von der Jagd erhitzt worden und in ein Fieber gefallen, welches bei ihm großen Durst verursacht, als er nun fast an die Gegend eines hervorquellenden Brunnens

97 unter dem Dekanatshaus gekommen, habe er seinen so heftig empfundenen Durst daselbst gelöscht und wäre vom Fieber also bald verlassen worden, dieses habe Carolo zu einem Gelübde bewogen, selbst zur Ehre Mariae, der Mutter Gottes, ein Kloster und Kirche zu erbauen, welches er auch ins Werk gerichtet.

Eine bei dem Dekan vorhandene, von Anfang des 17. Jahrhunderts her aufgesetzte Beschreibung, daraus diese Nachricht gezogen, gibt: "Carolus sei bei Legung des ersten Steines zu der Kloster- oder Stiftskirche auf einen Fichtenstock gesessen, welcher zum Gedächtnis uns unter den Hauptaltar eingemauert worden, diesen Altar habe man ao. 1572 bei der Kirchenrenovation verrückt befunden. Am Ende ist hier nicht zu übergehen, dass von unseren lieben Alten zu einem ewigen Angedenken und Gedächtnis des großen Stifters Bildnis von Holz wie gegenwärtige Figur anzeiget, der Kanzel über mitten in der 

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Kirche aufgestellt worden."

Wahrscheinlich will es sein, dass der Anfang mit dem Kloster und Kirchenbau, etwa anno 802 oder 803, da der Kaiser in Franken und Bayern gewesen, geschehen und das Werk erliegen geblieben oder langsam fortgesetzt, endlich aber 810 völlig zustande gebracht worden sei.

§ 7

Was führte das Stift Feuchtwang für ein Wappen oder Insiegel?

Es hatte die Jungfrau Maria mit dem Kind Jesu auf dem Arm habend, unten

99 bis am halben Leib drei Kreuznägel um die Maria herum stehen die Worte:

"EccLESIAE COLLEGJA. FOUchTW. t. s. P."

Das Wappen zeigt sich in der Figur also: "..."

§ 8

Wie war Caroli Magni Zeichen befunden?

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Signum

+

M

Vunica spes mea.

Sanctus Carolus Magnus Imperator

Insignia ad pedes.

101 Was Carolus Magnus dem Feuchtwanger Benediktinerkloster für Privilegien, Freiheiten, Satzungen und Ordnungen gegeben haben soll, das zeigt die von Worten zu Worten hier nachgesetzte Ehehaft, deren Eingang sich gleich auf demselben gründet, in mehreren an: also lautend:

... Randbemerkung: Vor 1395 muss diese Ehehaft gefertigt worden sein.

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(leer)
103 1. Zollners Verkündung der Ehehaftgerichter

2. Haltung der zwei Ehehaftgerichte zu Walb. und Michaelis

3. Besetzung des Ehehaftgeichts

1. Das sind die Freiheit, Recht vnd Gewonheit des Stifts zu Feuchtwang von Kayser Karls Zeiten her, die sol der Stiftzolner alle Jar in den zweyen jharigen dung der Gerichten des Meyen vnd des Herbst verkünden in aller Weiß, als hie nachgeschrieben stet, also ist es von alter herkomen. 

2. Item die zwey Ehaftgericht z Feuchtwang sind des Stifts dy sol der Bütel beyde verkünden drey vierzehen Tag vor S. Walburgen Tag das Mayen Gericht, vnd drey vierzehen Tag vor S. Michaelis Tag das Herbstgericht wurde es aber nicht also verkündt, welcher Bürger den nicht daran kem, der soll kein Buß geben.

3. Item das Ammon Recht zu Feuchtwang ist des Stifts vnd ein Chorh. sol Ammen seyn und sol die zwey Ehaftgericht besezen, mit den zwölf Schöpfen oder dem meren Teil des Raths von des Stifts wegen vf. 

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4. Gegenwärtigkeit aller Bürger im Ehehaftgericht bei angesetzter Strafe 10 Schilling Heller

die zwen nechsten Montag nach S. Walburgen Tag id. S. Michaels Tag vnd die nechsten zween aftermontag vnd Mitwochen darnach vnd der hat Gewalt zu yeden Gesicht, die egenant drey Tag zue thon vnd zu lassen vnd ein Vogt hat darein nicht zu reden vnd sol auf dabey nicht sein vnd damit nichts zu schicken haben noch yemant von seinen Wegen weder Ammbtmann noch Kastner.

4. Item an denselben zweyen Ehaft Gericht sullen alle Burger zu Feuchtwang gegenwertig sein so man zum dritten mal dazu gelewt hat vnd welcher Burger nicht dabey ist, der sol dem Amman geben x ß Heller Vtr(?)halner Pfen, es sey dann mit des Amman Vrlaub davon vnd sen ongeverde wegfertig ist vnd vom Amman Vrlaub begert, dem sol er es nicht versagen. 

105 5. Zollners Verkündung des Ehehaftgerichts am ersten Montag

6. Des Stifts auf den vogtbaren habendes Hauptrecht, Handlohn, Bau, Dungen und andere Gerechtsamen.

5. Item an denselben Ehaftgerichten sol der Zolner am ersten am Montag verkünden des Stifts Freyheit, Recht vnd Gewonheit als die von alter herkommen sein vnd hir nach geschrieben sten.
 

6. Item die Chorherren vnd alle Personen des Stifts vnd auch alle die vogtbaren Gut haben, die haben dieselbe gut zu besetzen vnd entsezen mit Haubtrecht, Hantlon, Baw Clingen vnd allen Sachen, die die Vrbar vnd Aigenschaft antreffen und haben ire Hindersessen vff dem selben Guttern zum rechten zu stellen vnd die Erbe an denselben Guten Vmb- Vndergang schulde vnd vmb ander Sach ausgenommen freveliche Sache die geheren für einen Vogt vnd was von Freveln gefelt, das ist halbs des Ammans. NB: Hl. Fried. et Sigm. Ehaft 1488 setz hinzu: dann das Eigenthum der vermelten Güter in des Stifts

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7. Die vogtbaren Leute des Stifts sollen von der Herrschaft Vogt oder Amtleuten weder mit Diensten noch Steuer beschwert werden.

8. Befreyung der Stiftshölzer von Königen und Kaisern

7. Item es sullen die vogtbaren Lewt des Stifts weder von der Herschaft Vogt oder Amptlewten weder mit Diensten noch Stewer fürgenumen oder beswert werden, denn vor alter Herkommen ist ongeuerlichen vorhin Lauts: x (NB: In der Ehaft 1488 steht davor. Die Burger sollen kain der den Herrn vnnd dem Stift zu steen, der vogtbar ist, vor ihren Gericht rechtfertigen lassen, es treffen dann freyel an onguerde.
 
 

8. Item des Stifts Hölzer sind gefreyt von Küngen vnd Keyser das weder Vogt noch nyemand anders damit zu schicken

107 bei 20 Mark Silber. Doch sollen die Stiftspersonen den Bürgern, wann sie darum bitten, zu Wegen und Stegen Holz geben.

9. Das Gericht - Stock und der Galgen des Stifts und wenn sie notdürftig zu bauen, sollen es des Stifts Hintersassen zu Krapfenau und Wehlmäusel tun.

haben soll es sey dann mit der Chorh. guten Willen bey zweyen ziehen Mark Silbers, doch so sollen die Chorh. den Burgern Holz geben wann sy darumbe bitten zu Stegen vnd Wegen ongeuerlich. Das Letztere ist ein Beisatz. L. c. ist der Beisatz. Aber vnser Vogt und Vater Vogt mögen sich zu Notturft iren Zeugen darinn .er in der sein Haushaltung hat, behülzen, wie bißhero geschehen ist Vngeuerlich
 

9. Item die Gericht der Stok vnd der Galg sein des Stifts vnd die soll nyemand verrucken noch verkeren on der Chorh. Willen vnd wen sy notdurftig sein zu basten, so soll es nyemand anders von den des Stifts Hintersaßen zu Krappfen vnd Vehlmeüßel (Veltmüßel (NB ist 1488 weggelassen.)) 

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10. Ammon soll das Büttelamt verleihen.

11. Ammon hat das Weinschroteramt zu verleihen.

12. Chorherren und Vikarier dürfen ihren eigenen Wein haben.

10. Item der Amman leicht des Pätel ampt innen, den die Burger autwürten, vnd der soll sweren dem Stift vnd allen seinen Personen, dem Vogt vnd der Statt Getrew gewer vnd gehorsam zu sein vnd der Amman sol in zum rechten stellen vnd nymant anders vor dem Rate. (NB ist Zusatz: Vor dem Rate.)

11. Item er leicht auch das Wein Schrote Ampt vnd der Weinschrotter sol im seinen Wein Vmsünst einlegen, so soll im der Ammann Holz geben in des Stifts Hölzern zu Wein laittern. 

12. Item es mag auch ein yedlicher Chorherr vnd Vicarier sein aigen Wein haben vnd den ein andern mitteilen vnd zu kauffen geben, vnd sy noch nyemant anders süllen nicht schicken in die Stat der mit Burger ist, es thu dann ein Gast ab der Achs. 

109 13. Des Ammanns Hirt-Verleihung

14. Ammans Gebühren von den zwei Steuern Walb. und Mich.

15. Ammanns Gebäck von den Becken,

13. Item der Amman leicht auch die Hirtschaft vnd der Schweinhirt geit im alle Jar Walburge einen Kalbsbauch oder 1111 großen ... 3. darnach kam es auf 6 Groschen, einen Groschen je zu 8 d. Beides von Groschen waren Zusätze. 

14. Item es hat ein Amman jährlichen von den zweyn stewrn zu S. Walpurg vnd zu S. Michaels Tag v vi lib yemanden für 1 Pfd. Werung zu Feuchtwang, zu yeglicher Stewer vii lib steht 1488 nimmer. Man hat abgebrochen vi Pfd. 

15. Item auch hat er jerlichen 30 in Schilling Heller yv vi d für 1 ß von Beken am Süntag nach S. Gallentag, auf den selben Tag sol er je einmal geben vnd ir yeglicher sol ein Brot bringen nach seinen eren, vnd was sy Freuel begeen vff den 

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Brotbänke sind des Stifts.

16. Bei Ausfällen, wenn Leute fehlen, soll des Ammanns Knecht mit des Vogts Knecht gleichen Teil nehmen.

17. Was am Gericht Buß und Frevel fällt, soll dem Ammann halb werden.

selben Tag, darumbe sullen sy nymant nichts schuldig sein vnd die selben Brotpenk vnd die Hofstet sind des Stifts. 

16. Item ab von nacheylens wegen icht Beutung geviel dabey eines Ammon Knecht wer der sol gleichen Teil Ammen mit deß Vogts Knechten, die auch dabey sein. Ist aber ein Amman selber auch dabey, so nymt er vnd sein Knecht gleich Bewtung mit dem Vogt vnd seinen Knechten, werden aber Lewt am eylen oder mit dem rechten getödtet, davon sol er kein Peut noch Teil haben oder nemen. 
 

17. Item was aber Jar am Gericht, frerd vnd Buß gefelt, es sey innen oder außen nichts außgenommen, das sol dem Amman halber werden ongeverde vnd ob ein ... 

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18. Ein Amman oder sein Knecht mögen beim Vogt am Gericht sitzen und verhören, was Buß und Frevel fällt.

Vogt dabey gegenwertig wer, so mag ein Amman, ob er wil oder sein Knecht das Gericht besetzen, darzu sullen die Burger gehorsam sein, vnd wann ain Vogt oder sein Knecht clagen wil, so sol er den Stab einem Amman oder des Ammans Knecht geben, den sol den Vrtail fragen, vnd wenn der Amman oder sein Knecht nicht gegenwertig wer, so mag er in der zwelften einen in die Hand geben. (NB 1488 steth für d. Stab habe der Ammann järhlich 4 fl. von den Bürgern bekommen.

18. Item ein Amman oder sein Knecht mügen bey dem Vogt sitzen an dem Gericht vnd verhören, was Buß oder Frevel da geualle, und wer Buß Veruellet, der sol sy des sleben Tags bezalen, oder man mag in darumb pfenden. NB 1488. 

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19. Vogt soll keine Taidung aufnehmen von Buß und Frevel, ehe sie für Gericht gebracht um des Ammanns oder seines Knechts Güter willen.

20. Wenn ein Vogt Buß erlässt, soll der Ammann auch soviel erlassen.

war es auf 8 zu zahlen limitirt, gleich den der Amman bey geheimen Urtheilen abtretten müssen.

19. Item ein Vogt sol kein Teidung vf nemen von Buß oder von Frevel wegen er das sy für Gericht kümen, es sey dann des Ammans oder seines Knechts Gütter Will. 
 

20. Item ob ein Vogt der Buß, die vor Gericht verfallen ist, ongeuerde laßt, so soll ein Amman derselben Buß auch so viel lassen. 
 
 

21. Item was vnvogtbar Lewt Freuel begeen, vnd das der Tot nicht be-

113 21. Die Frevel von den unvogtbaren Leuten sind des Stifts.

22. Zoll zu Feuchtwang war des Stifts.

griffen werden, da sind sy dem Vogt nichts vmb schuldig, vnd söllen vor iren Hern gerichtet werden. 
 
 

22. Item der Zol zu Feuchtwang ist des Stifts daselbst, vnd den sol der Zolner dem Stift innenen als von alter Herkommen, da zu sullen die Burger den Stift fördern.

23. Item welcher Burger oder Burgerin zu Mark stet, der sol ein Stat bessern vom Zolner achtag oder vierzehen nach S. Martins Tag vnd dieselben dasselbe Jar haben derselbe Zolner beleybe bey dem Zoll oder nit, die sol in der Zolner leyhen onentgeltnüß. Vnd was auß wartz lewt darnach stet, bessern, die sullen in auch also vol-

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24. Stifts Annahm zum Zollner. Ist 1488 wegblieben

25. Der Bürgereid soll geschehen in Gegenwärtigkeit des Ammanns oder Zöllners

gen, doch sullen die auswart Lewt mit dem Zolner überkümen. (NB: ist der Zusatz oben: on entgeltnüß)

24. Item die Chorh. mügen nemen zu ienem Zolner, wen sy wollen, der sol schweren in Gegenwertigkeit eins Burgermeister vnd zweyer vom Rat, die ein Capitel darzu fordern sol dem Ampt Treulichen (?) vor zu sein. 

25. Item die Burger sullen geben die Eyde, wen man einen zu Burger annymt, derselbe sol swern in Gegenwertigkeit eines Ammans oder Zolners, den die Burger dazu vordern vnd haben sullen der Herrschaft, dem 

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26. Bei Haltung der zwei Ehehaftgerichte soll ein Bürgermeister alle Maße und Geschirr eichen.

Stift, den Psonen des Stifts einen Vogt vnd der Stat getrew und gewer zu sein vnd des Stifts Freyhait zu halten mit Trewen on alles geverde. (NB: Ist Actio No. 9 der vorhin als gelaunitet: Der Zollner sol allen den die Burger werden zu Feuchtwang Ayd geben, so sy Burger werden, sy sollen alle sweren dem Stift, vnd Personen einem Vogt in der Statt.

26. Item es soll ein Burgermeister zu den zweyen Ehaftgerichten alle Maß und Geschirr eychen in Gegenwertigkeit des Ammanns. Es sol auch ein Burgermeister im Jar sunst, wenn in des notdürftig bedünkt, oder wann in des 

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27. Chorherrn erlaubte Annahme zum Stiftsmesner, wen sie wollen. Ein Pfarrmesner aber soll aus der Bürgerschaft Mittel genommen werden. der Amman ernannt, außgießen, vnd andern Burgern vnd außwart. Lewtten ire Meß, Elen, vnd Gewicht eychen vnd rechtvertigen, in Gegenwertigkeit des Ammans vnd was er verechtz vindet, das sol er abtun vnd des es gewesen, der soll es pässen dem Ammon vnd dem Vogt nach des Vaters Erkenntnüß. (NB: Actio 27, 28, 29, 30 Tl. novi)

27. Item die Chorh. nemen zu irs Stifts Mesner, wenn sy wollen, aber der Pfarrer sol nemen einen Mesner von den Bürgern, ob er den gehaben mag, denselben er auch setzen vnd entsetzen mag nach seinen Willen, vnd dieweil derselb Burger Meßner ist, so sol er Vo- 

117 28. Stadtpfarrers Haltung eines Ebers

29. Bürger sollen gegen das Stift und ihren keine Neuerungen einführen.

30. Eines Bürger Reichung 8 Heller beim Bürgerwerden dem Zöllner.

31. Wein, Bier und Maßzoll.

der Stadt wegen weder waichen noch groben, noch keinerley teglich Dienst tun. Dei 1488.

28. Item der Pfarrer sol der Stat halten einen Eber. 

29. Item die Bürger sullen auch gen den Stift, Chorherrn, Pfafheit, Person vnd iren armen Lewten keinerley Newkait than oder zu ziehen an Recht suchen mit Recht, vor vnserm gnädigen Herrn Marggrafen. 

30. Item wer Burger wird, der sol dem Zolner VIII Heller geben so er daselb Burgerrecht empfaht. 1488 heists ausgeschieden der Burger Kind. 
 

31. Item ein yedlicher Burger zu Feucht- 

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32. Zöllners zu erfordern habenden Mühlstätte.

33. Zollgebühr von einem Wagen Wein.

wang sol dem Zolner von Wein, Bier vnd met Zollen als Gest, es wer dann, das ein Burger Wein gen Feuchtwang führt gentzlich mit seinem eygen Geschirr vnd daselbst vßschenckt zu Feuchtwangen, vnd nichts verkauft, so sol er es nicht verzollen, hette er aber nicht darzu entlehnt, so ist er den Zol schuldig davon zu geben.

32. Item der Zolner hat von eynem yeglichen, der auf dem Mark stet vnd feil hat, es sey Kreu, Protkorrn, oder wegen lederer, Schuster, Kaufler, Hefner, Obser oder wie sy genand sind, einen Pfennig. 

33. Nota es hat ein Zolner von einen Wagen Weins den ein Gast kauft oder verkauft, vier Pfennig vnd von einem Karrn 11 d. 

119 Salzscheiben.

Rind oder Schwein

36. Schaf oder Geiß

37. Pferd

38. Häute

Kalbsfelle, Schaf- und Geißfelle

41. Wolle

42. Honig

43. Kauflergebühr.

34. Item von einer Saltzscheiben 1 Hel. 

35. ... Rind oder Schwein 11 d 

36. ... Schaaf oder Geiß 1 d 

37. ... Pferd VIII Hel. 

38. Item welche Haut verkauft wird um 1 lib. gibt 1 d. 

39. Item von Kalbsuelen, Schaffelen, Geißuelen zelt das Pfd. ß von einem Pfund 1 d. 

40. ...

41. Item von Wolle daselb von Centner 1 Lib. 

42. Item ein Honigmaß III ß Hell. 

43. Item es hat ein Zolner von eynem yeglichen kaufet, die da kaufen, Keß, Schmalz, Eyer, Flasch. i.e. Flachs 

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44. Zöllners einnehmenden jährlichen Feuerpfennig.

45. Des Stifts angehörige Brot- und Fleischbänke sollen nicht verändert werden.

46. Der Bürger jährlich an Martini fällige Zinsgelder

44. Item es soll ein yeglicher Her Stat zu Feuchtw. dem Zollner einen Fewr Pfennig gegeben jerlichen Martini. 

45. Item die Protbenck vnd Fleyschbenk zu Feuchtwang sol nymant verrenken, verendern noch mer machen an des Capitels Willen vnd Wort, denn es also von Alter herkommen ist. 
 

46. Item wer in der Stat oder in dem Markt zu Feuchtwang (NB ist also die Ehaft älter als 1395, da die Stadt mit Mauern umgeben worden, nachdem sie vorhin noch e. offenen Markt gegleichet.) Heußer, Hofstet, Gerten, Wisen,Aker ligen hat, oder anderen Gut, die dem Stift oder seinen P'sonen zinnßhaft sind, der sol den Zins alle Jar auf Martini richten, wer den nicht tet, den sol und mag man darumbe wol pfenden, vnd wer nit williglich pfund geit, der sol das büßen als freuelich Sache, vnd der Büttel sol darmit gen on Wider- 

121 47. Rechtnehmung der Herren und Personen des Stifts. .. In geistlichen Sachen wollen die Stiftspersonen Recht nehmen vor dem Bischof zu Augsburg.

48. Bei sich äußernden den Streitigkeiten mit auswärtigen Leuten sollen die Bürger dem Stift zulaufen.

redt, wenn sy sein Bedürfen vnd wenn man semlich zinßbar Gut verkauft, das sol man den Herrn oder den der Zeit zugehört, verkünden. 

47. Item die hl. und P'son des Stifts sollen Recht nemen von den Burgern vnd den Iren vor einen Vogt vmb Schule vnd vmb alle Sach, die nicht geistlich Recht antreffen, die Burger von in vnd den Iren vor einem Techant, vmb Vnzucht vnd Schuld. Aber vmbe des Stifts Gült, Zins, Gewonheit vnd Freiheit vnd vmb alle ander geistlich Sach süllen die Herrn vnd Person deß Stifts Recht nemen von im vor einen Bischof zu Augspurg oder den Seyn. 

48. Item ob der hl. vom Stift oder der Burger eyner oder mer oder die Iren mit außwart Lewten zu schiken hetten oder gewunen vnd mit 

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49. Gütliche Vergleichsmittel

50. Ein Vogt soll dem Stift und deren Personen ihr Recht und Freiheit erhalten helfen.

in zertragen, so sullen sy einander getreulich befohlen sein vnd zulaufen, vnderer das thut der ist darumbe keiner Buß verfallen.

49. Item ob die Herrn oder P'son des Stifts mit der einen oder mer zertragen oder sy mit in, so süllen die andern hl. vnd Burger die selbe freüntlich von einander scheiden on Geverde vnd in entweden nit sterken wider den andern weder mit Wortten noch mit Werken. 

50. Item ein Vogt sol dem Stift vnd den hl. iren Recht vnd Freyheit und Gewonheit halten, vnd in vnd iren Lewten vor sein vogtbaren vnd vnvogtbaren, vnd sy bey recht zu behalten, vnd in vnd den iren wider Recht nicht thun ongeverde. Dy sol auch die Herrschaft 

123 Es soll auch kein Vogt noch Diener das Stift beschweren mit Schafen, mit Jägern, mit Vöglern, mit Hunden.

51. Ein Kastner soll dem Stift und einer Bürgerschaft schwören, getreu und gewähr zu sein und keinerlei neue Beschwehrung aufzubringen.

52. Chorherrnhof und Vikarierhäuser und Hofreiten seien frei und

kein Vogt noch ir Diener nicht besweren mit Schaffen, mit Jegern, mit Voglern, mit Hunden noch mit keynerley Ding vber iren Willen noch bestewern. Hat man auf beyd Seytten gut Bripf von dem Reich. 
 

51. Item ein Kastner sol sweren dem Stift vnd allen den seinen den Burgern vnd allen den iren getrew vnd gewer zu sein mit Rechten, Gerichtem Meßen den Vogthabern zu meßen vnd sie zu fürdern gen der Herrschaft vnd nicht zu hindern, vnd keynerley newer Beswerung aufzubringen noch anlieb darzu zu geben. 
 
 
 
 

52. Item der Chorh. Hof vnd der Vicarier Heuser und Hofreit seynd frey vor allermenniglich vnd wer 

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.. wer darinnen ist, von Wachen, Steuern und Dienen, und wer darin flieht, der gesichert seines Lebens.

53. Kein Büttel soll gehen in die Chorherrenhöfe und Vikarierhäuser.

54. Einnehmung der Stiftspersonen oder Hintersassen.

55. Die Burger sollen kein Ge-

darinn ist, die süllen weder Wachen, stewren noch dienen, vnd wer zu einem Chorh. Hofe freuhet, er sey Burger oder Außwertmann, der sol sicher seyn Leibs vnd Guts. 
 

53. Item es sol kein Büttel gen nachvolgen in der Chorh. Hof noch in der Vicarier Hauser noch in des Stifts vnd der Person Güt. 
 
 

54. Item die Burger süllen kein des Stiftes noch sein Personen, Hinderseßen einemen zu Burgern on iren Willen. 
 
 

55. Item die Burger sullen kein Gebot noch Gesetz thun, damit der Stift oder sein Personen beswert oder 

125 setz geben, womit das Stift oder seine Personen beschwert.

56. Ein Rat soll getreu Leute setzen zu Wein schätzen, Brot wiegen, Fleisch schätzen, Mehl, Salz und anderes, was man kauft.

hindert mögen werden vber der hl. Willen sumlich, dergl. sullen die hl. wider gen in thun.

56. Item die Freyhait, Recht vnd Gewonhait des Stifts vnd der Stat zu Feuchtwang am Montag des Ehaft Gerichts verkunt sein, so sullen die Burger des Rats getreulich bescheiden Lewt vber Wein, Prot, Fleisch, Mel, Salz vnd vber ander Sach, die man kauft und verkauft, als von alter herkommen ist, vnd die dazu bescheiden werden, die sullen dem Ammon geloben mit Hent gebner Trew, das sy das trewlich besorgen vnd in gleichen redlichen Kauf heißen geben dem Armen als dem Reichen ongeverde, vnd wen das vberfür, der sol das dem egenannten Richter büßen als der Rat erkennt ongeverde. 

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57. Richtung des Ammons am Aftermontag.

58. Am Mittwoch sollen alle Weinschenken und andere Bürger die feil haben, eichen lassen.

59. Die Ellen, Maße und Gewichte sollen nicht verändert werden.

57. Item an dem Aftermontag sol der Amman richten, vmb Schule vnd wer uf den andern erklagt, dem sol der Amman pfanden helfen bey Tags Licht. 
 

58. Item an den Mitwochen sullen als Weinschencken vnd ander Burger, die viel haben, alle Jar Meß vnd Gewicht, dabey sy verkaufen und schencken eychen vor demselben Richter oder seinen Gewalt, wer des so wenig wer, der so fürbaß nichts veil haben, biß man im das genycht, wer das brech, der sol es dem egenannten Richter vnd dem Rat büßen, als den Rat erkennt ongeuerlich. 

59. Item es sol auch die Maß, die Elen, das Vierfeil und ander Meße, damit man verkauft nicht geendert noch verkerdt 

127 60. Ein Vogt soll niemand ein Geleit geben, der mit dem Stift oder der Bürger einen strittig ist.

(Randbem.: 61. Vogt oder jemand anders soll vor Walburgi nicht Wiesmat heuen.)

62. Was in Vogtseid wegen des Stifts und seiner Personen soll eingesetzt werden.

werden, on der Chorh. Willen vnd die Chroh. haben das Meßer Amt zu bestellen vnd nicht die Burger, also ist es von alter Herkommen.

60. Item ein Vogt sol nymant kein Geleyt geben, der nit dem Capitel den hl. von Kor eynen oder mer mit der Burger eynen oder mer zu schiken hat on iren Willen. 

61. Item wo ein Vogt oder yemand anders Wißmat heyen solt, vor S. Walpurgentag, das sol ein Amman helfen weren mit den Burgern vnd andern Lewten. 
 
 

62. Item wann die Herrschaft einen Vogt vffnympt zue Feuchtwang, so sol den Vogt in seinem Ayd geben werden, den Stift Chorh. 

128

Sc078

"Person Pfaffen, iren armen Lewten vogtbar vnd vnvogtbar treulich zu schirmen, vnd vor zu sein ihr Freyhait vnd Ehaft zu halten, auf in wider Recht nicht zu thun."

Diese Ehehaft ist nachmal von der hohen Landesherrschaft und zwar durch den glorwürdigsten Kurfürsten, Herrn Markgraf Albrecht anno 1484, dann durch die Herren Markgrafen Friedrich und Sigmund, Gebrüder, anno 1488 konfirmiert worden.

Dass Carolus Magnus der Stifter dieses Feuchtwanger Klosters sei, hat man vorhin schon angezeigt und dass er dem Kloster Ordnungen und Freiheiten gege-

129 ben, daran wird auch um so weniger gezweifelt, als alle von nachfolgenden Kaisern gegebene Diplomen, davon Anzeige gegeben und solches bejahen, allein dieses ist auch gewiss, dass die Kanoniker des Stifts Feuchtwang viele Punkte und Artikel der karolingischen Ehehaft nach Änderung der Läufe hinzugesetzt und vermehrt und alles einig und allein nach ihrem Interesse gerichtet haben, wowieder des ab Seiten der Stadt viele Protestatione und Widersprüche gegeben, als davon pag. 434 Mehreres umständlich gemeldet wird.

Erstellt: 12.10.2005 durch Hans Ebert

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