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Gedenck-, Stadt- und Huth-Buch
(Chronik der Stadt Feuchtwangen)
Stadtarchiv Feuchtwangen - Archivbücherei I, 6
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Johann Georg Hermann Bärmeyer
Handschrift von 1736 (Abschrift)
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Kapitel VI

Von den Begnadigungen, Privilegien und Freiheiten des Stifts Feuchtwang von römischen

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Kaisern und Königen erlangt?

§ 1

Welche von den römischen Kaisern und Königen haben das Feuchtwanger Benediktinerkloster begnadigt?

Ludovicus Pius, Caroli Magni Sohn, hat es nach einer alten Beschreibung, welche sich auf der Stadt alten Salbuch gründet, anno 823 mit mancherlei Freiheiten begnadigt, worinnen sie bestanden, findet man nicht aufgezeichnet, es mag aber vermutlich die Schenkung vieler Zehnden, Gülten, Waldungen, Weiher, Güter und Untertanen und etwa die freie Wahl der Äbte, so der Kaiser dem Kloster vorzunehmen Macht gegeben, neben dem auch die Befreiung 

131 der Kriegsanlagen anbetroffen haben, man muss aber wissen, dass dem Kloster anfangs nicht alle Zehnten, Untertanen und Güter zugefallen, sondern dass vieles vor der Reformation teils durch Schenkungen, teils kaufweise zugekommen. Allerrmaßen nach den hirstorischen Nachrichten dieser Kaiser gegen die Cleriseii sich nur allzu mild und freigiebig erwiesen, so dass er es seinen Herren Vater Carolo Magno darinnen noch bevorgetan, obwohl die Bischöfe seiner sonderbaren Gnade, so er in Schenkungen, Einräumung, obrigkeitliche Gewalt und Regalien gegeben mit Undank erkennt, indem sie sich an seinen Söhnen Lotharium, Ludovic und Pipinum gehängt, welche den Herrn Vater anno 833 am Tag Johannis des Täufers gefangen, die Kaiserin
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wurde in das Kloster Tertona gestoßen, den Kaiser führt der Sohn Lotharius lange mit sich im Reich gefangen herum, ließ ihn alles kaiserliche Zierad und Würde berauben und zwang ihn, dass er sich selbst des Kaisertums unwürdig erkennen müsste. Nachgehends zog er ihm eine graue Mönchskappe an und stieß ihn zu Soissons in der Campanie ins Kloster St. Medardi.

Die drei Brüder teilten also die Länder unter sich und Lotharius war Kaiser. Es änderte sich aber das Blatt gar bald wieder, indem etliche deutsche Fürsten Pipinum und Ludovicum auf ihre Seite brachten und zwangen Lotharium, durch ihre Waffen, dass er den Herrn Vater wieder auf freien Fuß stellen müsste. Nachdem war der alte Kaiser anno 834 am Sonntag Laetare wieder von Neuem gekrönt und

133 vertrug sich mit seinen Söhnen Pipino und Ludovico, Lotharius ob er schon keine Gnade verlangt, sondern die Länder derjenigen Fürsten und Herren, die ihn der Herrn Vater abgezwungen hatte, verwüstet, musste er endlich doch desselben Gnade suchen und erlangte sie auch, die Aktoren aber dieser großen Unruhe wurden teils verwiesen, teils gefangen gesetzt, teils gesäckt und ertränkt. Dem Erzbischof zu Rheins, Ebbo, einem Konsorten davon, vertrocknete die rechte ganze Hand im Gefängnis und die zwei Finger, welche er im Schwören aufs Evangelienbuch gelegt, wurden krumm, worinnen zugleich ein großes Reißen bekam, dass er wie unsinnig im Gemach herum lief und wie ein Hund heulend starb, etlichen anderen wuchsen Maden und Würmer im Leib und etliche wurden unsinnig,
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so strafte Gott das Übel der Untreu und erweckten Unruhe der damalig falschen Cleriseii. Was die Ottones, deren Regierungen von anno 936 bis 973 gedauert, dem Kloster hier, wie sie anderwärts und fast an vielen Orten den Bistümern, Stiften und Klöstern im Reich getan, für Gnade und Freiheiten mögen erteilt haben, davon findet man nichts aufgezeichnet, weniger wer die folgenden milden Geber unseres Benediktinerklosters bis auf Ottone IV. gewesen.

§ 2

Was hat Kaiser Otto IV. dem hiesigen Kloster für eine Gnade und Freiheit erteilt?

Er hat anno 1208 alle des Klosters oder Stiftskirche bewegliche und unbewegliche Güter in königlichen Schutz genommen, konfir-

135 mierte der Kirchen auch alle gute Gewohnheit und Gebräuche, so dieselbe bis daher gehabt und fügte in solcher Begnadigung noch weiter hinzu, dass es durch keinen Landrichter, Advocaten oder irgend durch einen andere weltliche Person in die Steuer gelegt, noch vor Gericht gezogen werden solle. Das Diploma Ottonis lautet also: "Otto, Dei gratio romanorum rex, semper Augustus. notam facimus per presens scriptum publicum, universis, fidelibus imperii, quod nos ecclesiam in Fuhtwang, quam fundavit Carolus Imperator, cum personis Dei ibi servientibus et cum omnibus suis mobilibus et immobilibus ipse ecclesie attinentibus, sub nostram regalem rea..pimus (?) protectisnem, universa ipsaq. jura et privilegiaque vel Karolus Imperator fundator ipsig ecclesie vle aliquis suorum successorum
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romanorum imperatorum sive regnum usque ad hec nostra tempora jam diem concessit ecclesie, omnes quoque bonas et honestas confietudines, quibus hactenus usi (?) sunt regia ostra anctoritate confirmamus. Mandamus igitur et per gratiam nostram hiemissime precipimus, ut nemo fil, qui jam dietam ecclesiam in Fuhtwanch, quam nos in specialem nostram tuitionem suscepimus in aliquo gravare, presumant vel molestare, nec ei presumat in fringere, quidquid jaris, vel quale cunos privilegium ipsi ecclesie in dultum es a Carolo Imperatore et suis successoribus, usquad hec nostra tempora que nos nostra regia confirmamus auctoritate. Quicunos vero contra hanc nostram concessionem, et confirmationem aliquo modo in prejudicium ipsius ecclesiae aliquid attemplaverit, inam nostrae Majestatis se 
137 sciat incurrisse, Datum apud Ezzelingen, Anno Domini Incarnationis MCCVIII quarto. Non Marcii, Indictione XII. Adjicimus etiam et volumus, ut omnes persone uteiusque sexus cujus cunos conditionis, status, ordinis existent, qua presaeto monasterio quocunque jure judiciali, censuale, sive servili subsint, neperalique indicem provincialem advocatum sive civilem quocunos nomine censeatur compellantur."

Zu deutsch:

Wir, von Gottes Gnaden Otto, römischer König, allezeit Mehrer des Reichs, tun kund durch diese offene Schrift, diesen offenen Brief, allen unseren in des Reichs Getreuen, dass wie die Kirche zu Feuchtwang, welche der Kaiser Karl gestiftet hat, mit den Personen, die

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da Gott darinnen dienen und mit allen zu dieser Kirche gehöigen beweglichen und unbeweglichen Gütern, in unseren königlichen Schutz genommen haben und dass wir alle die Rechte und Freiheiten, welche teils der Kaiser Karl als der Stifter dieser Kirche selbst oder ein anderer von den römischen Kaisern, als seinen Nachfolgern oder das römische Reich bis auf diese unsere Zeiten und auf den heutigen Tag dieser Kirche verliehen hat. Wir bestätigen auch alle guten und ehrlichen Gebräuche, die sie bisher gehabt haben mit unserer königlichen Vollmacht. Also befehlen wir auch und wollen gnädigst und ernstlich geboten haben, dass sich niemand unterstehen soll, die besagte Kirche in Feuchtwang, die wir in unseren besonderen Schutz aufgenommen haben, ir-
139 gend wo zu beschweren, oder zu beunruhigen, es soll sich auch niemand unterstehen, solche zu schwächen.

Alle Rechte oder Freiheiten, so der Kirche von Karolo dem Kaiser oder seinen Nachfolgern gegeben worden, bis auf diese unsere Zeit, die bekräftigen wir durch unsere königliche Gewalt.

Wer aber wider diese unsere Concession oder Confirmation auf einigerlei Weise der Kirche zum Nachteil sich etwas unterfangen wird, der soll wissen, dass er in unsere Ungnade gefallen ist.

Gegeben Ezzelingen (Eßlingen) im Jahr der Geburt Christi, unseres Herrn 1208, den 4. Marii, Indictione XII.

Wir fügen auch das hinzu und wollen haben, dass die Personen oder Ordens, welche auf einigerlei Weise dem besagten

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Kloster oder Stift mit der Jurisdiction, Steuer oder Dienstbarkeit unterworfen sind, wes Geschlechts und Standes sie hernach immer sein mögen, durch keinen Landrichter, Advocaten oder irgend durch eine andere weltliche Person in die Steuer gelegt noch vor Gericht gezogen werden sollen.

§ 3

Was hat Rudolphus Habspurgicus dem Stift für Privilegia erteilt?

Anno 1284 begnadigt er das Stift, dass es durch Pfändungen oder andere Gewalttätigkeiten weder beleidigt oder beschwert werden dürfe, weniger dass ihnen in ihren Privilegien, Rechten und Freiheiten, wie auch ihren Leuten keine Gewalt oder Unrecht geschehen solle. Welches Diplom von Alberto primo anno 1303 den 7. Julii indictione prima konfirmiert worden und ist dasselbi-

141 ge diesen Inhalts:

"Nos Rudolphus Dei gratia romanorum rex, semper Augustus, ad universorum sacri romani imperii fidelium notitiam, tenore presentiam volumus pervenire, quod nolumus, quod ecclesia in Fuchtwangen Augustensis dyocesis, a pie recolende memorie Karolo Magno, imperatore romanorum, nostro predecessore clarissimo, fundata super immobile fundamentum et dotate mirisice multorum prediorum libertatum et jurium ac immunitatum beneficiis ac oppidum in Fuchtwangen, nec non cives ibidem, que eidem ecclesie pertinentes, occasione nostra ant (?) advocati dicti loci vel alterius cujus cunq. alieni persone per impignarationes ant alias violentias vel

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injurias offendantur, ant quomodo libet molestentur, cum sit contra formam pacis generalis quod alique ecclesie vel monasteria ratione ad vocatorum suorum vel extra, nec persone alicujus impignorentur, vel ipsis in suis libertatibus, juribus et immunitatibus, nec non in ipsorum hominibus alique violentia vel injuria inferatur in cujus rei testimonium presentes literas honorabilibus viris preposito et capitulo prefate ecclesie concessimus, Majestatis nostre sigilli nobore communitas. Datum apud Ezzelingen, Non. Augusti Anno Domini CCLXXXIIII."

Das ist:

Wir, Rudolphus von Gottes Gnaden, 

143 römischer König, allezeit Mehrer des römischen Reichs, tun hierdurch allen Getreuen des heiligen römischen Reichs kund und zu wissen, dass wir nicht haben wollen, dass die Kirche in Feuchtwang, so unter das Bistum Augsburg gehörig und von unserem berühmten Vorfahren Karolo Magno, römischen Kaiser, glorwürdigen Andenkens auf einen unbeweglichen Grund gestiftet und herrlich (wunderbarlich) begabt worden ist mit vielen Bauernhöfen, Gütern, Freiheiten, Rechten und Privilegien, noch auch, dass die Stadt Feuchtwang oder die daselbstige Bürger, die zu dieser Kirche gehören, in Ansehung unserer oder des Advocaten (Richters) bemelten Orts, oder irgend einer anderen frem-
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den Person durch Pfändungen oder anderen Gewalttätig- und Unbilligkeiten beleidigt, oder wie es sonst nur sein mag, beschwert worden, indem dieses wider den allgemeinen Frieden ist, dass Kirchen oder Klöster in Ansehung ihrer Advocaten oder einer anderen auswärtigen Person gepfändet werden oder dass ihnen in ihren Privilegien, Rechten und Freiheiten, wie auch ihren Leuten irgend Gewalt oder Unrecht geschehen solle.

Zum Zeugnis dieser Sache haben wir gegenwärtigen Brief dem ehrwürdigen, nämlich dem Probst und dem Kapitel besagter Kirche eingehändigt und mit unserem kaiserlichen Insiegel bestätigt. Gegeben bei Ezzelingen, den 7. Augusti im Jahr Christi 1284 unseres Reichs aber im elften Jahr.

Dann hat Rudolphus primus dem Stift

145 anno 1289 die Gnade, dass es dürfe 60 Pfund Geschenk von kaiserlichen Ministern, Beamten, Bürgern und anderen Personen annehmen, und wo sie es erhalten, ruhig besitzen sollen. Das Diplom lautet so:

"Rudolphus Dei gratia romanorum rex semper Augustus: Universis sacri romani imperii fidelibus praesentis litteras inspecturis gratiam suam et omne bonum. Digne votis illorum condescendimus, quos naturalis industriae et expertae circumspectionis merita in conspecta nostri calminis illuminanter deconant hinc est quod nos honorabilis viri magistri Lupoldi de Wiltingen familiaris et confiliarii nostri carissimi precibus favorabiliter, inclinati, honestis et discretis viris capitulo sive canonicis ecclesiae in Fuchtwangen, hanc gratiam facimus, et ex liberalitate

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regia indulgemus eisdem quodanostis ministerialibus civibus sive aliis quebuscunq. nobis et imperio attinentibus usquad redditus sexaginta liberarum donum recipere voleunt et receptam pacifice possidere in cujus concessionis festimonium praesens scriptum ex inde conscribi et nostrae Majestatis sigillo fecimus communire. Datum Rotenburg XVI Cal. April Indictione 11. Anno Domini M.CC.LXXX nono regni vero nostri anno sexta decimo."

Wir von Gottes Gnaden Rodulphus, römischer König, allezeit Mehrer des Reichs, entbieten allen des römischen Reichs Getreuen, die gegenwärtigen Brief lesen werden, unsere Gnade und alles Gute. Wir erfüllen billig (den Wunsch) das Verlangen derjenigen,

147 die sich von Natur mit Fleiß, Erfahrenheit und Vorsichtigkeit bei unserer Regierung beliebt und berühmt machen und hernach haben wir auch unsers geehrten Vertrauten (Geheimden) und geliebten Rats Lupolds von Weiltingen geschehenes Bitten in Gnaden willfahren und erweisen den Ehrsamen, Ehrwürdigen und Bescheidenen, nämlich dem Kapitel der den Kanonikern der Kirche in Feuchtwang diese Gnade, dass sie von unseren Ministern (Beamten), Bürgern oder anderen Personen, sie mögen sein wer sie wollen, sofern sie uns und dem römischen Reich angehören, ein Geschenk, so sich auf 60 Pfund beläuft, annehmen und wo sie es erhalten, ruhig besitzen dürfen. Zum Zeugnis dieser Bewilligung haben wir gegenwärtige Schrift ge-
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genwärtiges Diplom darüber ausfertigen und mit unserem königlichen Insiegel bestätigen lassen.

Gegeben Rothenburg, den 17. Martii, indictione II im Jahr 1289 unsers Reichs aber im 16.

§ 4

Wer erneuerte und konfirmierte diese Privilegien?

Kaiser Albertus primus anno 1303. Das diploma confirmationis lautet so:

"Albertus, Dei gratia, romanorum, rex semper Augustus, universis sacri romani imperii fidelibus, ad quos praesentes pervenerint, gratiam suam et omne bonum. Ex parte honorabilium virorum. Decani et capituli ecclesiae in

149 Fuchtwang, nec non Friderici ejusdem ecclesiae plebani devotorum nostrorum dilectorum nostrae humiliter, extitit celsitudini supplicatu, ut privilegia ipsis per divae recordationis Dominum Rudolfum romanorum Regem praedecessorem et genitorem rium carissimum tradita et concessa imovare et confirmate de benignitate regia dignaremur, quorum quidem privilegiorum tenortalis est."

Das ist:

Wir von Gottes Gnaden Albrecht, römischer König, allezeit Mehrer des Reichs, entbieten allen, des heiligen römischen Reichs Getreuen, an welche Gegenwärtiges kommt, unsere Gnade und alles Gute. Es haben die Ehrwürdigen, nämlich der Dekan und das sämtliche Kapitel in Feuchtwang, wie

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auch Friedirch Friderici, der Pfarrer bei eben dieser Kirche als unsere andächtige Liebe (Getreue) bei uns demütig und fußfällig gebeten (supplicirt), dass wir die Privilegien, die ihnen durch Herrn Rudolfum, den römischen König, als unseren geliebtesten Vater und Vorfahren glorwürdigen und gegeben und bewilligt worden sind, gnädigst zu erneuern und zu bekräftigen geruhen mögen.

§ 5

Welcher Kaiser gab dem Stift mehr Privilegien?

Ludovicus Bavanis anno 1323 erneuerte Rudolphi und Alberti Privilegia, neben dem erteilte er auch dem Stift die Gnade, dass

151 kein Advokat noch sonst jemand anders sich unterstehen solle, die Waldungen, so zu ihrer Kirche gehören, umzuhauen oder verlegenerweise wegzuführen auf alle zum Stift gehörige Häuser, Ämter und Höfe, die Rechte, Freiheiten, wie andere Kirchen genießen sollen. Das Diplom lautet so:

"Ludovicus dei gratia romanorum rex semper Augustus universis sacri romani imperii fidelibus presentes litteras inspectaris gratiam suam et omne bonum, ex parte nonorabilium virorum Decani et Capituli ecclesie in Feuchtwangen devotonum nostrorum dilertorum nostre numiliter extitit celhitutini supplicatum, ut privilegia ipsis per dive recordationis Rudolphum Romanorum regem antecessorem tradita et concessa, ac Albertum Romanorum

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fimiliter regem predecessores nostres post modum confirmata innovare et confirmare de benignitate regia dignaremur, quorum quidem privilegiorum tenor talis est."

Wir von Gottes Gnaden Ludwig, römischer König, allezeit Mehrer des Reichs, entbieten allen des heiligen römischen Reichs Getreuen, die diesen Brief lesen werden, unsere Gnade und alles Gute. Es haben die ehrwürdigen Männer, nämlich der Dekan und das Kapitel in Feuchtwang, als unsere andächtige Liebe uns untertänig gebeten, dass wir ihnen die Privilegien, welche ihnen vom römischen König, Herrn Rudolpho als unserm Vorfahren glorwürdigen Andenkens gegeben und verliehen und durch den römischen König Albertum, gleichfalls unser Vorfahre, nach der Hand bestätigt worden, zu erneuern und zu konfirmieren gnädigst geruhen möge.

Auch hat dieser Kaiser Ludwig anno 1336

153 dem Stift Feuchtwang die Freiheit und Gnade erteilt, dass alle Häuser, Höfe und Wohnungen der Geistlichen und aller ihrer Vikarien mit deren Zugehörungen, die in der Stadt liegen, welche von aller Steuer oder Pressung gänzlich frei gewesen, ferner wie vorher frei, ledig und los haben, behalten und ungehindert besitzen sollen und mögen, neben dem auch bestätigte er dem Stift ihre Rechte, Besitzungen und Gebräuche und tat dem Stift noch ferner die Gnade, dass sie von ihren Wäldern, die sie umhauen dürfen, vor und nach dem Umhauen allen Genuss einzig und allein als würdige Eigentumsherrn und besitzen nach ihrem ungekränkten Recht zukommen, außer ihnen aber jedermann ausgeschlossen sein solle. Dawider zu handeln eine Strafe von 20 Mark lötigen Goldes darauf gelegt worden.

Das Diplom ist des Inhalts:

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"Ludovicus Dei gratia romanorum imperator semper Augustus et fi ad omnes romanes romani imperii fideles, manificentiae nostrae dextram debeamus extendere debitricem ecclesiasticarum famen personarum deo devotis intercessionibus quotidie famulentium, commodis et nonoribus fenemur prospicere acearum periculis et adversitatibus, quantum possumus, dementies subvenire, proinde nocerint universi praesentem patinam inpectari, quod nos devotorum nostrorum dilectorum dilector praepositi. Decani totiusque capituli ecclesiae Tuhtwangensis precibus nobis humiliter praebites et directis, de nostra solita clementia gratiosius inclinati juxta suae pe-
155 fitionis desidereum atque votum, quia jam retroactis annis longe tanto quasi tempore quod contravii memoria non existit, illo jure, sive ealibertate et gratia uf, sunt haetenus, et gavisi fuerunt, quod omnes domus curiesen maefiones sive ac clericorum et vicariorum suorum universum cum suis pertinentiis in praedicto oppido situatae, ab omnie collecta, stivora seu ex actione omnino fuerunt, exempte, libere et salute ipso et eorum ecclesiae praesentis decretmunimine concedimus gratiose quod omnes curias martiones seu possessiones suas praeforiptas, ab omni collecta, persione, censu, se et qualibet alia exactione hac usque per eos et acaridus ejus de
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ecclesiae, non tradittus et solutes in onteaomunes (?) exdemplas liberas et solutas de prenit sine nostrae postetatis, possint habere, tenere ac liberalites, possidere, praescripta jura possessiones sive consultudines, que ipsi et ecclesia sua hujurque pali quieto titule tenuersunt eis de Augustati pietate confirmantes et tenore praesentium approbantes et ut gratiam gratie cumulemus ipsis et ecclesie eorum indulgemus, et quantum in nobis est uberius condononamus, quod ne moribus seu silvis universis ipsis et eorum ecclesie recto titulo pertinentibus, postquam per eos se mel vel sepius cese fuerint vle secute nullus nominum cujus cunque status ant conditionis existat, pro pascuis commulus animalium suorum quorumcunque quovis modo uti debeat sive feni
157 itavidelicet, quod omnis usus, obventio sive fructus, ceduorum nemorum eorandem quorunque nomine describantur, ante et post seccionen eorum, eis ut viris dominis et proprietariis, acteris exclusis pertineant pleno jure, nulli ergo omnino hominum liceat hujus modi nostrae gratiae seu concessionis formam infringere vel ei anso feme rario vontrarie sup pacea viginti marearum et regenti legatis, quorum medietatem harum transgressorem camerae nostrae. Reliquam vero passis injuriam volumus applicare, in cujus rei testimonium praesentes conscribi et nostrae majestatis sigillo jussimus communiri datum Nuremberg in die beati Lucae
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Evangelistae, Anno Domini Millesimo tricentesimo sexto regni nostri anno vicesimo secundo imperii vero nono."

Wir von Gottes Gnaden Ludwig, römischer Kaiser, allezeit Mehrer des Reichs. Ob wir wohl verbunden sind, unsere freigiebige (Rechte) Gnade gegen alle getreuen Untertanen des römischen Reiches auszustrecken, so achten wir uns doch noch mehr schuldig, vor den Nutzen und vor die Ehre geistlicher Personen, welche Gott mit ihren andächtigen Vorbitten täglich dienen, zu sorgen und ihnen in Ansehung ihrer Gefahren und Widerwärtigkeiten soviel an uns ist, gnädig zu Hilfe zu kommen, demnach seien hiermit, alle die Gegenwärtiges lesen werden, kund,

159 dass wir auf der andächtigen, unserer lieben, nämlich des vorgesetzten Dekans und des ganzen Kapitels der Kirche in Feuchtwang geschehenen Bitten und eingehändigtes demütiges Memoriule nach unserer gewöhnlichen Milde, glücklich bewogen worden, nach dem Verlangen und Wunsch ihrer Bitte. Weilen sie nun vor so vielen Jahren frei und schon eine lange Zeit, dass man sich des Gegenteils nicht erinnern kann, dieses Recht oder diese Freiheit und Gnade bisher gehabt und genossen habe, dass alle Häuser, Höfe oder Wohnungen der Geistlichen und aller ihrer Vikarien mit deren Zugehörungen, die in besagter Stadt gelegen sind, von aller Beisteuer, Steuer oder Pressung
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gänzlich frei und los gewesen, so verstatten wir ihnen und ihrer Kirche in Kraft gegenwärtigen Briefs in Gnaden, dass sie alle (ihre Höfe) Häuser, Wohnungen und Güter, die oben beschrieben sind und wovon bisher keine Beisteuer (Extra Steuer), Steuer, Schloss, Zins oder sonst dergleichen, was weder durch sie noch durch die Vikarier dieser Kirche gegeben oder bezahlt worden ist, wie vorher frei, ledig und los haben, behalten und ungehindert besitzen sollen und mögen, vermög unserer habenden kaiserlichen Gewalt. (Wie wir dann ihnen diese ihre vorbenannten Rechte, Besitzungen oder Observanzien (Gebräuche), welche sie und ihre Kirche bisher ruhig innegehabt, wie es einen
161 frommen Kaiser gebühren will, bestätigen und durch gegenwärtigen Brief approbieren und damit wir (Gnade mit Gnade häufen) eine Gnade zu der anderen tun, so gestatten wie ihnen und ihrer Kirche und verwilligen so vielen und ist gnädig, dass kein Mensch, wes Standes und Würde er auch sein mag, ihre Waldungen, die ihnen und ihrer Kirche rechtmäßig gehören (wann sie dieselbe ein oder das andere Mal umgehauen haben) für eine Gemeindeweide für ihr Vieh von allerhand Gattung, auf keine Weise gebrauchen oder genießen solle und zwar so und dergestalten, dass aller Nutzen, Einkommen und Genuss, wie es nur Namen haben mag, bei diesen ihren Wäldern, die sie umhauen dürfen, vor und nach dem Umhauen ihnen
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allein, als den wirklichen Eigentumsherren und Besitzern, nach ihrem ungekränkten Recht zustehen, hingegen sonst jedermann ausgeschlossen sein solle. Und demnach soll keinem Menschen erlaubt sein, diese unsere Gnade und Bewilligung irgend einzuschränken oder verwegener (frecher) Weise dagegen zu handeln bei Strafe 20 Mark lötigen Goldes, wovon die Hälfte unserer Kammer, die andere Hälfte aber denen, die Unrecht gelitten haben, verfallen sein solle. Zu Urkunde dessen haben wir Gegenwärtiges (Aufschreiben) schriftlich verfassen und mit unserem kaiserlichen Insiegel befestigen lassen. Gegeben Nürnberg am Tag des festl. H. Lucae des Evangelisten, im Jahr Christi 1336. Un-
163 sers Reichs im 22. des Kaisertums aber im 9.

§ 6

Was hat Kaiser Sigismundus dem Stift für Begnadigungen getan?

Er hat dem Stift alle Privilegien von vorigen römischen Königen und anderen Fürsten bekommen, anno 1426 den 16. Martii konfirmiert und demselben Macht gegeben, dass sie ihre Mühlen, die wegen eines Wassergangs und Verstopfung des Bachs Hinderung geben, an andere Orte es mag oben oder unten geschehen, neben diesen Bach, jedoch auf ihren eigenen Grund und Boden verlegen und bauen dürfen. Das Diplom ist dieses Inhalts:

"Sigismundus, Dei gratio romanorum rex, semper Augustus ad hungariae

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Bohemiae, Dalmatiae, Croaciae, etc. rex ad perpetuam rei memoriam, notum facimus, tenere praesentium universis, ethi regalis mansuetudinis providentia subditorum curam gerens, ad eaque rei publice statum respiciunt, diligenti solicitadine teneatur intendere atque voluntarios affectare labores, ut subjectas nobis populus in optata nobis tranquillitate quescat, illa nihilominus suberiori quodum favore prosequitur, quae danetarum ecclesiarum et ministrorum omnipotentis dei sapiunt comodum et profectum. Sane pro parte honorabilium decane et capituli ecclesiae collegiatae beatae Mariae in Feüchtwang Augustensis Dyocesis, oblata nobis petitis confine-
165 bat, quatenus sibi dictanque ecclesiae beatae Mariae virginis in Feüchtwang universa et singula privilegia, litteras gratias immunitates a sacro romano imperio et aliis principibus rite obtenta et obtentas innovare roborare ratificatione approbare et confirmare gratiosius dignaremur. Nos igitur attendentes ad supra dictorum decani et capituli supplicationis instantiam, devotis ipsorum orationibus, quibus altissimo seduli famulantur, gratiosus animati at praedecessorum nostrorum vestigiis feliciter inhaerentes una cum ipsis, largiente domino aeternae salutis participes fieri nereantur, id circo animo de liberato non per errorem ant in provido sano principium bonorum et
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fidelium nostrorum accedente consilio, et excerta nostra scientie praenarratis, decano et capitulo beatae Mariae virginis in Feuchtwang universo et sungulo privilegia, litteras, gratias, immunitates a sacro romano imperia et aliis princibus sub imperio constitutis rite obtenta et obtentas innovavimus, roboravimus, ratisicavimus, approbavimus et confitmavimus, innovamus, roboramus, ratificamus, approbamus et decerta nostra scientia ac regi potestatis plenifudine gratiosi confirmamus, decementes et volentes praedictas immunitates et gratias pront superibus expressantur perpetuam temporibus inviolabilen obtinere roboris firnitatem, supplentes omnem defectum, de regulis pleni-
167 fudine potestatis, siquis in hiis et praesentibus aliqua dubietate verborum seu alias quovis modo compertus foret, ceterum ut idem decanus et capitulum ecclesiae ante dictae nostrae benevolentiae gratiam uberius sentiant, ipsis et successoribus ipsorum fenore praesentiam et auctoritate rom. regia supra dicta gratiosius indulgemus quod ipsi molendia suaque propter meatum aque ex rivi obstructi aliqualiter sunt impedita ad alia loca supra vel infra in eodem rivo in suo famen fundo et proprietate franoferre et ea construere ad aedificare pront ipsii et ecclesiae ipsorum fuerit opportunam, valeant atque possint, jela famen quod talis translatio et aedificatio aliis non prae-
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indicet quoquo modo, mandamus igitur universis et singulis principibus ecclesiasticis et secularibus, comitibus, baronibus, nobilibus, militibus, clientibus, officialibus, consulibus et civitatum et locorum comunitatibus, ceteris nostris et imperii sacri subditis et fidelibus delectis, firmiter et districte quatenus dicti decanum et capitulum ecclesiae beatae Mariae in Feuchtwang in dictis ipsorum privilegiis juribus et graciis non impediunt quoquo modo, quie potius ipsos eisdem gaudere permittant, prout nostrani et imperii sacri indignationem gravissimam voluerint artius evitare, praesentium sub nostrae majestatis sigillo testimonio litterarum, datum Wijenne, an-
169 no domini millesimo quadrigentesimo vicesimo sexto, decima die martii regnorum nostrorum anno hungariae res. quadragesimo, romanorum sedecim et bohemiae sexto."

Zu deutsch:

Wir, Sigmund, von Gottes Gnaden römischer König, allezeit Mehrer des Reichs und in Ungarn, Böhmen, Dalmatien, Kroatien, etc. König, tun mit gegenwärigen offenen Brief zu wissen: Obwohl wir uns überhaupt verbunden achten, unsere Regierung auf eine gelinde und vorsichtige Art, auf der Untertanen Bestes zu richten, wie wir dann auch zu dem Ende fleißig und sorgfältig zu sein, auch einige Bemühung freiwillig zu übernehmen

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pfegen, dass unser Volk (unsere Untertanen) die erwünschte Ruhe, wie wir begehren, genießen möge. So lassen wir jedem noch eine besondere Gnade vorwalten, in denen Stücken, welche den Nutzen und das Aufnehmen der Kirche und der Diener des allmächtige Gottes betreffen und also erneuern, bestätigen, billigen und bekräftigen wir auch in Gnaden, in Ansehung eines ehrwürdigen Dekans und Kapitels bei der Stifts- und Marienkirche in Feuchtwang, alle und jede Privilegien, Gnadenbriefe und Freiheiten, welche sie von dem römischen Reich oder von anderen Fürsten auf eine rechtmäßige Weise erhalten haben. Da wir um obbenannten Dekans und des Kapituls übergebene Supplique überlegt, sind wir ihrem
171 andächtigen Gebet, womit sie dem Höchsten fleißig dienen, geneigt, damit wir unserer Vorfahren ihren Fußstapfen glücklich nachfolgen und nebst ihnen mit Gottes Hilfe der ewigen Seligkeit teilhaftig gemacht werden mögen. Deswegen wir wohlbedächtig und ohne Übereilung mit Zuziehung des Rats unserer Lieben und Getreuen voererwähnten Dekan und dem Kapitel der Marien-Stiftskirche in Feuchtwang alle und jede Privilegien, Diplomata und Freiheiten, welche ihnen vom heiligen römischen Reich oder anderen unter dem Reich stehenden Fürsten rechtmößig erteilt worden, hiermit erneuert, als gültig erkannt, bestärkt, gut geheißen, gebilligt und konfirmiert haben. Wir erneuern, bestärken, billigen und bekräftigen sie auch mit gutem Wissen nicht weniger, beschließen und wollen
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wir, dass die oben ersagten Freiheiten und Vorrechte, so wie sie oben ausgedrückt worden sind, zu ewigen Zeiten steif, fest und gültig sein sollen, wir ersetzen daneben alle Mängel von königlicher Gewalt wegen so jemand an diesem Brief irgend an zweifelhaften Worten oder sonst auf einigerlei Weise einen Anstoß nehmen würde. Auf dass aber übrigens der Dekan und das Kapitel vorbesagter Kirche unsere Gewogenheit und Gnade desto überflüssiger spüren mögen, so gestatten wir ihnen und ihren Nachfolgern in Gnaden, vermög und inkraft gegenwärtigen Briefs und unserer habenden obgedachten königlichen Gewalt, dass sie ihre Mühlen, die wegen eines Wassergangs und Verstopfung des Bachs einigermaßen sind gehindert worden, an andere Orte (es mag nun oben oder unten ge-
173 schehen, an eben diesem Bach, jedoch auf ihrem eigenen Grund und Boden), verlegen, bauen und ausbauen dürfen und können, nachdem ihnen und ihrer Kirche anständig und gelegen sein wird. Jedem noch also, dass diese Versetzung und solcher Bau anderen auf keine Weise nachteilig sein möge. Wir befehlen deshalb allen und jeden Fürsten, Geistlichen und Weltlichen, allen Grafen, Baronen, Adeligen, Soldaten, Vasallen, Lehensleuten, Beamten, Bürgermeistern und Vorstehern in Städten und Gemeinden, auch den übrigen unseren und des heiligen Reichs Untertanen und lieben Getreuen, streng und fest, dass sie ersagten Dekan und das Kapitel der Marienkirche in Feuchtwang in bemelten ihren Privilegien, Rechten und Freiheiten auf keine Weise verhindern, sondern vielmehr sie dieselbe genießen
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lassen, so lieb ihnen ist, unseren und des heiligen Reichs schwere Ungnade zu vermeiden. Unter unserem kaiserlichen Insiegel ist dieser Brief urkundlich gegeben Wien im Jahr Christi tausendvierhundertsechsundzwanzig, den 10. Martii, unserer Reiche, des ungarischen im vierzigsten, des römischen im 16. und des böhmischen im sechsten.

Dieses sind also die über das hiesige Stift vorhandene kaiserliche Diplome, daraus deren gegebene Privilegien zu ersehen.

Erstellt: 22.10.2005 durch Hans Ebert

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