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Gedenck-, Stadt- und Huth-Buch
(Chronik der Stadt Feuchtwangen)
Stadtarchiv Feuchtwangen - Archivbücherei I, 6
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Johann Georg Hermann Bärmeyer
Handschrift von 1736 (Abschrift)
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Kapitel II

Vom Anfang des römischen valli und wo sich solche an unsere Kaisersmauer, andere nennen es Teufelsmauer, anschließt, wie weit sich solche extentiert, zu welcher Zeit sie wieder zugrunde gegangen, wie lange der Römer Anwesenheit gedauert, durch welche deutschen Völker sie ausgetrieben und wer nach solchen die Länder und sonderlich unsere Gegend, darinnen das vallum, beherrscht?

Das römische vallum nimmt seinen Anfang beim Flecken Pförring an der Donau und geht bis an den Eichstättischen Markt-

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flecken Nassenfels, wird das Vallum Aurealense genannt, ob diese vor oder nach unserer Landmauer erbaut worden, ist unwissend, sie schließt sich bei Kösching, einem Marktflecken in Oberbayern unfern Ingolstadt, an unsere Kaisersmauer, von anderen Pfahlhecke genannt, an. Von da geht das vallum unweit Innstorf aus dem kurbayerischen Lande in das Hochstift Eichstätt, passiert bei Kipfenberg die Altmühl, in dem Kupertsberg und den Ort Pfahldorf, da es seinen Namen beilegt. Als dann nähert es sich dem Fluss Anlauter und trifft in das Dorf Erkertshofen ein. Von Erkertshofen zwischen den Dorfschaften Petersbuch und Kaldorf durch, die Felder beider Orte in die Gegend des sogenannten Paradieses oder lustigen Walds und bald weiter in das dicke Ge-
37 büsch, welches Revier die Einwohner das tiefe Loch zu nennen pflegen, hernach durchschneidet die Mauer dasige Landstraße und läuft unfern selbiger in dem Gebüsch dahin, das Dorf Reuth am Wald zur Rechten habend, gegen den Flecken Raitenbuch in einer notalben Höhe und Breitung, bei welcher an manchen Orten wie zumalen in der Gegend Kipfenberg das Mauerwerk aus der Erden hervorragt und an Höhen und Steinen die Merkmale ehemaliger Türme zu erkennen geben, unter Raitenbuch gehet man neben einer Ziegelhütte hin, welche auf die Rudera der Teufelsmauer erbaut. Von der läuft sie unfern des zur Rechten liegenden schönen, zu Zeiten Kaisers Conradi II. berühmten hochadeligen schenkischen Orts Burgsalach nordwärts in einer beständig fortwährenden Anhöhe gegen
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den Weiler Indernbuch hin, wo es mitten im Feld an einem Gehege die Regensburger Landstraße durchschneidet, von da geht es bei einem fortwährenden Gehege oder Hecken durch den Höheberg, auf welchem sich einige vestigia von Türmen zeigen, und bei Windloch durchdringt, bleibt die Stadt Weißenburg abendwärts etwa eine halbe Stunde weit abgelegen. Von der gehet sie durch die Holzung des Rohrbergs und gibt sich von der Höhe allda in die Tiefe gegen den Ort Rohrbach hin, und eilt, den Weiler zur Rechten lassend, auf den Auhof zu, dann fällt sie in die Tiefe des Waldes hinein und zeigt sich endlich wieder das Loch an der Krazau und dasige Sonnenleite zur Linken habend, neben dem Wald und Äckern in Ange-
39 sicht des vor sie gegen die Rechte liegende Dorf Fiegenstall in einer Höhe und durchschneidet am Ende des Gehölzes dasige Ettenstatter Weg, verlieret sich aber mehrern Teils an tiefen und sumpfigen Orten, wo es den kleinen Bach, die Felch genannt, passiert, zeigt sich aber bald wieder auf der Anhöhe, durchschneidet auf dem offenen Feld die Fiegenstaller Straße und teilt das anliegende lange Gehege oder Hecke, distinquiert auch als eine Feldmarkung die Höttingischen und Fiegenstallischen Felder und Hut, erhebt sich ferner mit vielen Bäumen und Gebüsch begleitet gegen die kleinen Orte Oberndorf und Ottmarsfeld, zwischen welchen sie dahin geht, auf ihrem Rücken verschiedene Zäune, neben den Äckern in der Anhöhe unfern Oberndorf, woselbsten wiederum ein Raum eines alten Turms in nideribus sich zeigt.
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Unfern Ottmarsfeld und Oberndorf, stürzt sich gegen Abend hin, das vallum wieder in einem Tal und verliert sich wie öfters in demselben, an dem Weg äußert es sich etwas wieder neben dem Gehölz und durchwandert gleich oberhalb dasiger zur Linken liegenden Weihern die Nürnberger Straße und wo es die Anhöhe jenseits selbiger erreicht, verrät sie sich bald durch die in den anliegenden Äckern ausgestreuten vielen Steinen, gebürt auch bald einen notablen Ranken, da über sechs und mehr Schuh hoch und breit. Verliert sich dann bald wieder in dem anliegenden Wald, das Pfahlholz genannt, die prächtige Residenz des hohen deutschen Ritterordens Ellingen eine halbe Stunde weit linker Hand oder gegen Mittag zurücklassend. Unfern Lauterbronn und der Zollmühle stürzt sie sich wiederum in die Tiefe, und verliert sich abermals, die Schwäbische Rezat und anliegende Wege durschnei-
41 dend, besteiget aber gleich wieder jenseits der Straße dasige Berghöhe und zeigt sich in dem Gehölz zwischen Hörlbach und Gündersbach hinlaufend. In der Höhe der Felder wird es mit vielem Gesträuch und wilden Bäumen begleitet und ist dadurch bei dem Namen der Pfahlhecke und Pfahlraines sehr kenntbar. Wann es vor Tuifen- oder Tuifelbach, so gleichfalls den Namen von der Mauer haben soll. Zur Rechten vorbeigestrichen, verbirgt sie sich wiederum in das anliegende Gehölz und Gebüsche hierselbsten nimmt man zum öftern Gruben und Tiefe an und auf denen ruderibus der Mauer war, als woraus viele Fuder Mauersteine weggeholt, die zu allerhand Gebäuden verwendet worden. Von da zieht sich unsere nordgauische Landwehr St. Veit wie auch das unlängstens aus einer einsiedeleiartig erbaute kleine Kloster zum
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Heiligen Blut zur Rechten hinter sich lassend gegen Dorsbrunn hin, neben Dorsbrunn zur Rechten wiederum eine Anhöhe gewinnt, erhebt sich auf selbiger gegen und in das dicke Gehölz, Hereslohe genannt, Thannhausen, wie nicht weniger auch den Flecken Absberg und das mit ihrer schönen Kirche und einem alten sclavonischen Heiligtum prangende Kalbensteineberg rechter Hand, das ansehnliche Dorf Stopfenheim linker Hand vorbei lassend, wo es folglich aus dem dicken Gebüsch des Hereslohe hervorgebrochen, besteiget es die mit vielen Eichen besetzte Heide, von denen Anwohnern die Nuzing genannt, gegen die Linken dem Weiler Rittern in der Nähe, gegen die Rechte aber Langlau vor sich habend. 

Auf dem zur Linken weiter hinliegenden flachen, sehr fruchtbaren Feld, welches die Inwohner Weyl nennen, soll die weiland berühmte römische Kolonie Ovilia gestanden

43 sein, welches einige auch aus denen vielen daselbst und in der Nähe wahrzunehmenden römischen Monumenten als römischen tumilis oder Begräbnisse, Urnis oder Aschentöpfe, manche bei Kriegs- und Hausgeräten, besonder vielfältig ausgegrabenen alten Münzen behaupten wollen. Heutzutage machet dieser Flecken das schöne Dorf Theilenhofen einiges Ansehen, woselbst man nicht minder als im erstgemelten Ort Rittern vieles von der Pfahlhecke und Teufelsmauer zu mifomieren, besonders aber von den unfern der Teufelsmauer aus den Forst Hereslohe mit großem Ungestüm zum öftern hervorbrechenden wütenden Heer zu schwätzen pflegt.

Nachdem in besagten Gegenden die Mauer einen langen Strich hin die Anhöhen geteilt, steigt sie plötzlich im Angesicht des schönen Dorfes Pfofeld oder vielmehr Pfahlfeld von dem Namen unserer Mauer, welche

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mehrenteils in allhiesiger Gegend die Pfahlhecke benamt wird, also genennet in eine Tiefe, durchschneidet das Dorf etwas zur Linken habend, alldasige Wege und erhebt sich bald wieder an dem Wäldlein rechter Hand, verbirgt sich auch bald in etwas darinnen, zeiget sich aber auch bald wiederum und läuft bergab in dem Weiler Gundelshalm und trägt allda den Keller des Wirtshauses oder Schenke auf dem Rücken. Außer dem Ort läuft es neben dem Weg und einem kleinen Gehölz gegen Abend zu. Mit der Anhöhe des Feldes erhebt sich die Mauer und lässt sich auch merklich wieder sehen. Sie dringet aber doch bald St. Michel zu Oberasbach zur Linken, rechter Hand aber Frickenfelden habend in dem Burgstall oder dem Gunzenhausischen Wald ein und indem sie die Vorstadt in Gunzenhausen durchwandert, unterstützt sie dasiges Hospi-
45 tal auf die Altmühl abermal zueilend, woselbst sie, welches zu bewundern, nach der gemeinen Aussage dem verfolgten flüchtigen Wilde auf ihren Grundsteinen eine sichere Passage über den Fluss gibt.

Nachdem nun diese römische Landwehr oder Mauer die Altmühl das andere Mal passiert, neigt sie sich etwas in den jenseitigen tiefen Gründen und Auen wie wohl verborgen gegen Norden, wo sie in die fruchtbaren Felder eingedrungen, und in einigen Ranken sich wieder sehen lässt, durchschneidet dasige Straße, so auf das Dorf Wald zugeht, Unterwurmbach einige 100 Schritte zur Linken lassend und geht unter einem Kreuz und Feldweg an das Gehölz gegen Abend hinauf, das Dörflein Unterhambach, allwo sie sobald aus den Gebüschen hervorgerücket und die anliegende Mühl ersehen,

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nächst an selbiger linken Hand dahin führet und wo selbige im Verborgen vorbei passiert, besteiget sie also gleich die Anhöhe und lässt sich um so mehrers erblicken, um so rauhe, unlustig und ungebaut die Gegend ist. Immaßen, wie oft erwähnt je wilder und unfreundlicher das Land, je weniger auch die Mauer desoliert und folglich um so viel mehrers in die Augen fällt, um solcher Gestalten geht sie gleichsam an dem Rand des sandigen und unfruchtbaren Landes neben dem Gehölz dahin, verbirgt sich aber bald wiederum in demselben und dringt sofort in das Tal ein. Aus welchem sie sich wieder erhoben, eilt sich sie in der Anhöhe des offenen Feldes gegen Kleinlellenfeld und dient dem Weg dahin zu einem Pflaster. Den Ort selbst durchwandert es, das mit einer sonderlich schönen Kirche prangende Groß- 
47 lellenfeld etwas zur Linken lassend, die unfreundlich und rauhe Gegend außer dem Dorf zur Linken an der Straße, ja auch selbst der sehr große in der Tiefe gegen die Rechte liegende, sogenannte Markgrafenweiher mag kein Hindernis geben, dass die Mauer nicht beide passieren. Von da dringt es gegen Dennenlohe, wie nicht weniger auch durch das vortreffliche schöne Onolzbachische Schloss berühmten Ort Schwaningen in der Nähe zur Linken bewunderende in den anliegenden Wald, die große Haide genannt. Woselbst sie von erstgedachten Schwaningen nach Ansbach führende Straße unfern des Eintritts in den Wald durchschneidet, in welcher Gegend und zwar nahe an der Straße zur Linken ein notabler tumulus oder runde Höhe von Steinen und Schutt wahrzunehmen. Welches dass es weiland ein Turm oder Propangnaculum der
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Mauer gewesen, keineswegs zweifle. Aus bemelter Heide bricht selbige in die Gegend des Kreuthofs wiederum heraus und geht bei und neben dasigem Weihern in das anliegende Gehölz. Von den Anwohnern das Frauholz genannt, das Dorf Dambach nahe zur Linken, der wegen seiner ansehnlichen Kirche aber berühmte Ort Königshofen etwas weiter zur Rechten habend, in der Tiefe sowohl als in der Anhöhe des Wäldleins sieht man hin und wieder Gruben auf der Mauer, so allhier wiederum ziemlich notabel als Merkmale, dass Steine ausgehoben und weggeführet worden. So bald die Mauer das Frauenholz von Dambach erstiegen und aus demselbigen des ansehnlichen Dorfes Ehingen, welches sie bei einer viertel Stunde an dem Fuß des Hesselbergs zur Linken ersieht,
49 Feldern zu passieren anfängt, verliert sie sich in etwas. Wenn sie aber aus dasigem Hohenfeld entkommen, eilt sie wieder in notabler Höhe und Breite zwischen schönen Auen und Äckern innerhalb zwei Hecken und doppelten Gebüschen unter den Namen auf, was gegen die unten anliegende kleine Weiher, zur Linken mentioniertes Dorf Ehingen, zur Rechten aber dasige Krautgärten, fast in gleicher Weite vorbeilaufend. Sobald sie ferner erwähnten Weihern und den nächst dabei liegenden gemeinen Tränktrog entgangen, besteiget sie die große Ehinger Viehweide, insgemein die Mauer oder auf der Mauer genannt. Gestalten sie auf und neben derselben ein geraumes Spatium durch die Straße dahin geht, in der Höhe nimmt man rechter Hand das Dorf Beyerberg zur Linken
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hingegen den Ort und Weiler Grüb, deren Viehhut bei angefügten Gräben und eingeschlagenen Pfählen sie scheidet, wahr. In den anliegenden tiefen Äckern ist die Mauer andern Feldern gleichgemacht und mit frischer Erde vor kurzer Zeit beschüttet und verdeckt worden, kommt aber in dem anliegenden dicken Gehölz, der Höll genannt, wiederum in Vorschein und wo sie in den selbigen das Dörflein Düren nahe zur Linken, zur Rechten aber Ammelbruch bei einer halben Stunde zurückgelassen, dringt sie durch das Füchslein abermals in das freie Feld, nebst ein und anderer Hecke und geht durch dasige fruchtbare Auen über das Wasser Sulzach oberhalb des Dorfs Untermichelbach im und durch die Scheune dasiger schönen Mühle, die Gelsmühle genannt, wo sie herauf die sich 
51 wieder erhebenden Felder berührt, wendet sie sich etwas gegen die Linken und eilt auf den sogenannten Hünerried in einer ziemlichen Anhöhe des Feldes gegen Weiltingen zu, von da man es den Hünerried überstiegen in dasigen Hohenacker und Feldern gegen die Linken sich wendend in alldasigen Hecken und Bäumen vorbei passiert auf Weiltingen, sofort in das Oettingische, wo es das Dorf Veitsweiler hinter sich gelassen, soll es hinter dem kleinen allda liegenden Gehölz das Dorf Wilburgstetten angehen, folglich den Flecken Mönchsroth, eine Stunde unterhalb Dinkelsbühl sich nähern. Von da zieht sie sich wieder zur Rechten und neigt sich gegen Deuf- oder Teufelstetten und von da auf Pfahlheim zu, welche beide Orte ihren Namen der Mauer zuschreiben, wenn es aus da-
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sigen Gegenden in das Ellwangische eingetreten und sich unfern Rechenberg in das Gehölz versteckt, lässt es sich bei Heresbühl wieder sehen und passiert die Jagst. Berührt auch das Gebiet der schwäbischen Reichsstadt Hall, da es den Fluss Bühler unfern Sontheim durchschneidet, gestalten es durch Dürrenzimmern auf Brachbach unweit Waldenburg und Neuenstein zu den hohenlohe öhringischen Landen andringt, und von da in das Weinsberger Tal in die Gegend Heilbronn, welche Stadt noch diesseits oder innerhalb des valli Platz findet, eilt bis sie sich endlich mit dem etwas tiefer liegenden alten Monumentis in agris Winpinensiby, woselbst der Kaiser Probus weiland sein Feldlager gehabt conjungiert, wie dann auch daselbst der Name der Teufelsmauer dem Volk nicht unbe-
53 kannt ist. Es sind noch auf den heutigen Tag in der Gegend Wimpfen noch viele Rudera alter Befestigungswerke zu sehen. Wägemann behauptet, dass die Kaisersmauer von Wimpfen aus weiter bis an den Rhein hinreicht, glaublich ist es, dass die besten, größten Flüsse in Deutschland, der Rhein und die Donau, durch sothane Kaisersmauer gleichsam aneinander gehängt und die römischen Conqueten wieder der Deutschen an und überall in Sicherheit gestellt werden mögen.

Der Endzweck unseres valli oder Kaisersmauer diente zur Absonderung und Abhaltung der barbarischen Nachbarn der Deutschen, von den römischen Conqueten in unseren benachbarten und nordgauischen Gegenden, es hatten die Römer aus Rätien und anderen Teilen jenseits der Donau liegenden Landen gedachten Fluss zu passierten angefangen, und ihre Waf-

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fen bis an den Main extendiert. Die neue Eroberungen nennt Tacitus sinum imperii, und seine agros decumates darin logiert, die folgende Zeit aber Allemaniam benamt, standen den angeliegenen Deutschen zu vielmaligen Einfällen und Plünderungen offen, wenn sie den Rücken wandten, mussten die Römer sorgen, dass ihre Feinde, die Deutschen, hier und da, wo nur die Donau zu passieren, darüber sich wagen und Rätien und Vindelicien angreifen möchten, dieses aber zu verhindern und die Deutschen ab- und zurück zu halten, verfertigten sie die an die nur drei Stund von uns abliegenden Kaisers-, Teufelsmauer oder Landwehr und fochten im Fall der Not an und hinter derselben tapfer und standhaft, solange sie konnten. Diese Mauer macht eben die valla und castella aus, welche Kaiser Probus nach
55 glücklich geführten Kriegen und Siegen wieder die Deutschen hier und da in sole barbarico erbaut und mit Soldaten besetzt, dann die vielen römische Monumenta, die Rudera der alten römischen Stadtionen oder Burgställe beider Weyfeld. Von den Hunnen zerstörten alten Stadt Aureato an und in der Gegend von Nassenfels, woselbst die an der Schutten erbaute starke Türme und ausgegrabene Monumenta, Säulen simulacra Diana, Aovis, nebst den Inscriptionen confiderabel seien und nicht trügen.

Was nun anderen starken, von Menschenhänden erbauten Festungen, Schlössern, Türmen und Städten als auch mächtigen Vallis oder Landwehren begegnete, zerstört, ruiniert und vernichtet oder durch die Zeit geschwächt, über den Haufen geworfen und zu Grund gerichtet worden, das widerfuhr auch der an uns grenzenden

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Teufelsmauer oder Vallum, denn so eifrig die Römer weiland waren, waren die eroberten Länder und Plätze in Deutschland zu behaupten und in Sicherheit zu stellen. So begierig hingegen waren die Deutschen, ihr Vaterland zu verteidigen und das Verlorene wieder zu erobern. Daher sie dann bei aller Gelegenheit durch die Pfahlhecke zu brechen und die Mauer, wo sie nur konnten, übern Haufen zu werfen, niemals ermangelt oder sich ermüdet, anbetracht sie nichts weniger als Städte und feste Orte leiden und vertragen können, folglich gar bald nach dem Ableben des tapferen Kaisers Probi ein Loch bekommen, inmittelst auch die anwachsende Macht der Allemanier und Franken im 5. und 6. Jahrhundert, wie nicht weniger auch die nachfolgenden hunnischen Einfälle und Streifereien, durch welche die schöne und große Stadt Aureaticum nach dem Zeugnis Gretheri zerstört worden, nicht wenig zum völligen Ruin unsers Valli und Landwehr beigetragen haben mag. Was nun von des July Caesaris Mauer in denen Helvetischen Grenzen
57 ingleichen der Mauer in Vedrovia oder der Wetterau von den Feinden übriggelassen worden, hat die Zeit zu ruinieren nicht unterlassen. Wie mochte dann dem nordgauischen Vallo ein anderes Schicksal und Fatalität widerfahren, es ermangeln auch noch nicht Menschen und Vieh, den Überbleibseln der Mauer den Garaus zu machen, indem das Landvolk auf der Ebene und Fläche ihre Felder zu bessern suchten und die Steine in den Grund ausreuteten, damit man mit dem Pflug füglich durchbrechen kann, andere suchen in Ermangelung der Bausteine aus der Tiefe solche Steine von unserer sogenannten Teufelsmauer hervor. Die Fahrenden bedienen sich an verschiedenen Orten des aus der Erde hervorgehenden Mauergrunds als eines gepflasterten Weges, am Ende verschlungen die Gründe die Reliquien gar.

§ 1

Wie lange dauerte der Römer Anwesenheit und gehaltene Besat-

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zung in diesen Landen und Gegenden?

Der Römer Aufenthalt in Franken und Schwaben dauerte etwa bis anno 383 zur Regierungszeit Kaisers Gratian gegen das 400. Jahr bis fast an das Ende des 4. Jahrhunderts.

§ 2

Durch wen wurden die Römer aus den angeführten Landen und Gegenden ausgetrieben, und wer beherrschte nach ihnen solches?

Kurze Zeit nach dem Tod des großen Kaisers Theodosii, der anno 395 erfolgte, als die Goten in die römischen Provinzien einfielen und die Römer daraus trieben, beobachteten die Schwaben die Gelegenheit, nahmen ihr voriges Land und somit auch das Vindeli-

59 ciam, Augsburg und andere Länder, welche die Römer ihren Vorfahren abgenommen gehabt, wiederum ab, vereinigten sich mit anderen deutschen Völkern, nachmals hielten sie unter dem Namen Allemani mit Clodoveo der Franken König anno 500 ein Treffen, in welchem dieser untenlag, anderen Tags nahm er den christlichen Glauben an, zog darauf sein Volk wieder zusammen und schlug die Allemanier in die Flucht, in welchem Treffen auch der Allemanier König tot blieb, nahm darauf den größten Teil der Landschaft Allemanien ein, von dem Einfluss des Neckars bis an Rhein, bei Heidelberg das Land hinauf in Schwaben, Schwarzwald, Bodensee, Allgäu, Ebschland, das Lusser primam Rhaetiam bis an Churwald und immer des Rheins der Schweiz oder Helvetier Land bis an die Rieß, ein Teil der Wequanier, auch
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die Landschaft Basel und Straßburger Bistum und weiter den Rhein hinab durch das Waßgau. Carolus Martellus bezwang die noch übrigen Schwaben, Sachsen und Bayern anno 715. Die Bayern erholten sich doch nachgehends wieder und hatten ihre eigenen Herzöge, unter dem Thasilo sonderlich bekannt, den Carolus Magnus anno 788 bekriegte, gefangen nahm, in das Kloster Lorsch setzte und sich des Herzogtums bemächtigte. Münsters Cosmographie die ältere pag. CCXVIII, verbesserte Cosmogr. des Münsters de ao. 1614 pag. 1058.

Erstellt: 12.10.2005 durch Hans Ebert

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