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Gedenck-, Stadt- und Huth-Buch
(Chronik der Stadt Feuchtwangen)
Stadtarchiv Feuchtwangen - Archivbücherei I, 6
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Johann Georg Hermann Bärmeyer
Handschrift von 1736 (Abschrift)
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Zum 1., 2., 3. und 4. Jahrhundert

Kapitel I

 
 
Von der Herkunft der Deutschen, unserer Landes Vorfahren, deren Herzöge und Königen, Sitten, Gebäuche und Religion, Aktionen mit den Römern, derselben Besatzungsorte, Castera und Gegenden in dem Revier, gefundene Münzen, Aschentöpfe, Waffen und andere Geräte
 
§ 1

Aus was für einer deutschen Nation war ehemals das Vogtland und die brandenburgischen Lande in Franken bis am Main um Nürnberg, Onolzbach, Feuchtwang, bis in Schwaben, wo Dinkelsbühl und Nördlingen liegt, bewohnt?

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Es war lange vor und nach Christi Geburt bewohnt vor den Hermunderi, welche sich auch im Anhaltischen, in einem Teil von Obersachsen in dem größten Teil von Meißen, in der Gegend Bamberg, Forchheim und Coburg, in der Oberpfalz, um Nürnberg und in Schwaben, wo Dinkelsbühl und Nördlingen liegt aufgehalten.

Vide deutscher Reichsstaat pag. 8

§ 2

 
Aus welcher Hauptnation stammen sie ab und in welcher Zeit haben sie solche Länder bewohnt?

Von den Hermionen, einem tapferen Volk, lange vor Christi Geburt, war die vierte deutsche Hauptnation und waren deren zwölferlei Gattungen als:

  1. die Hermunderi
  2. Narisci
3 3. Chatti oder Hessen
  4. Cherusci im Stift Verden, Braunschweig und Lüneburg
  5. Chauci in Bremen, Ostfriesland
  6. Semnones, die Schwaben, der Hermundorum Nachbarn an der Elbe/Oder Strom
  7. Die Marcomanni im Württembergischen, in der Pfalz, im Breisgau
  8. Die Quadi in Mähren, Ungarn, Polen und Schlesien
  9. die Ossi in Schlesien
  10. Die Marsigni, ebenfalls in Schlesien
  11. Burii auch in Schlesien, wo Praußnitz, Scheldberg, Wartenberg und Beraum
  12. Lygii, Liegii, Lugi, Longiones, Elysiern, von welch letztern die Schlesier herkommen.
 
§ 3
 
Was hatten diese Völker für ein Oberhaupt?
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Sie hatten ihre eigenen Herzöge und Könige, von denen sie lange Zeit regiert wurden. Von ihren Königen ist sonderlich bekannt: Ariovistus, der zu Zeiten Juli Caesar kurz vor Christi Geburt regierte. Von ihren gehabten Herzögen hat sich Arminius oder Hermanus durch sonderliche Aktionen mit den Römern hervorgetan.
§ 4
Wie war ehemals die Landesart unserer Deutschen beschaffen, was hatten dieselben für Sitten, Gebräuche und Gewohnheiten und wie war ihre Religion beschaffen?
Es hatten die Deutschen so lange sie dem Heidentum angehangen, keine Städte, sondern sie wohnten nur in Hütten, von Ästen und Laub gemacht im freien Feld, in Wäldern, an Brunnen. Sie haben sich auch in Höhlen beholfen, welche sowohl als die Hütten, sie jährlich
5 veränderten. Nachderhand, als sie von vielen Völkern bezwackt worden, hat sie die Not gelehrt, nach Art ihrer Nachbarn auch Schlösser zu bauen und sich zu verwahren. Sie haben ihre Leiber mit gewissen Zeichen be-merkt, öfters gewaschen, die Haare dick und lang getragen, einige haben den Bart abgeschoren, andere aber haben solchen sitzen lassen, die von Adel trugen große Knebelbärte, dass ihnen selbige in den Mund folglich im Essen und ins Getränk gehangen. Die Kleider waren Häute von wilden Tieren und ging sowohl Manns- als Weibsperson nur bis an den Nabel. Die Knaben gingen nackt. In Verrichtung des ehelichen Werks trugen sie keine Scheu, solches vor des anderen Augen zu verrichten, die von Adel schliefen auf Hunds-, Wolfs- und Bärenhäuten, die gemeinen Leute aber auf Laub und Stroh, ihre Tractamenta waren auch gering und ließen sie sich Brot, Milch, zahmes und wildes Vieh, lau-
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ter Holzapfel aufgetragen, das Getreide war Wasser, Milch oder Bier, die Schüssel und Trinkgefäße waren irden oder hölzern, bei Gastereien brauchten sie die Hörner von Auerochsen, sie aßen auf bloßer Erde oder auf einem wenig erhobenen Tisch, die Sitze waren Häute oder etwas von Gras, bei der Tafel war sofort die Feuerstatt der Küche, bei dem Essen braucht man keine Messer, sondern man zerriss das Fleisch mit den Händen und Zähnen, die Weiber und Jungfrauen kommen nicht in der Männer Gelack, bei den Gastereien ging es öfters ohne blutige Köpfe nicht ab, zu dem Ende jeder sein Gewehr mit sich führte, ihr größter Reichtum bestand in der Viehzucht, von Geld wussten sie wenig, der Tausch war bei ihnen am gebräuchlichsten, doch haben diejenigen Deutschen, so den Römern und Galliern zunächst gewohnt, Kaufmannschaft getrie-
7 ben, und die römischen Münzen gebraucht conf. Coen: Tacitus. Im Schwimmen waren sowohl Manns- als Weibspersonen geübt. Die deutschen Frauen waren auch viel härterer Natur als die heutigen sind, immaßen sie und die Knechte nur das Feld bestellt, die Männer aber sich nichts darum bekümmert, man hat bei den alten Deutschen von keinen Ammen gewusst, sondern eine jede Mutter hat ihr Kind selbst gesäugt, die Hurerei war bei ihnen sehr hart gestraft, von Rechts Zank Händeln hat man bei ihnen nichts gewusst, sondern sich nur mit alten Gewohnheiten beholfen, ungeachtet dessen hat es besser um der Justiz sowohl in Zivil- als Kriminalsachen ausgesehen als heutigen Tags, indem man von 20- und 100jährigen Rechtshändeln nichts gewusst, der Ehebruch
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war bei ihnen hart gestraft, also dass der Mann der Frau die Haare abgeschnitten und sie in Gegenwart ihrer Anverwandten nackt aus dem Haus und durch den ganzen Flecken mit einer Peitsche und Stecken jagte, der Bräutigam brachte der Braut ein Heiratgut zu, die neugeborenen Kinder hat man zur Probe, ob sie dauerhaftig oder weich werden, ins kalte Wasser getauft, welche nun die Probe nicht haben ausstehen können, haben nichts genutzt, wie dann die Kinder ohnedem in äußerster Härte erzogen und zu Frost und Hitze Hunger und Blöße vornemlich aber zu Übung der Waffen angewöhnt worden, nächst der Keuschheit, Freundschaft und Redlichkeit war der alten Deutschen größte und hochberühmte Tugend die Tapferkeit. Es ist keine Nation gewesen, welche den Römern so heftigen Widerstand
9 getan, dass sie doch endlich der Gewalt weichen und sich unter das römische Joch bequemen müssen, allein die Deutschen waren die Felsen, an welchen die Römer ihre Köpfe entzwei gestoßen, welches ihnen sowohl Tacitus als Seneca zum ewigen Ruhm nachschreiben mussten. Ihr Versprechen hielten sie ohne arge List und Ausflucht, sie liebten die Freiheit vor allen und ließen sich nicht gerne von anderen unterdrücken, und sclavisch traktieren. Der Adel war in Deutschland hoch gehalten, in ihrer heidnischen Religion wird gerühmt, dass sie sehr eifrig und allzu religiös gewesen conf. Zeyler pag. 26 und 36. Die Verstorbenen waren sind nebst ihrem Gewehr und Pferden auf einen Haufen gelegt, verbrannt und die Gebeine begraben worden. Item Vitia waren: Die Trunkenheit die noch im Schwang geht, die war bei ihnen in großem Gebrauch und haben es für keine Schande geachtet, gan-
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ze Tage und Nächte durchzusaufen, dem Müßiggang waren sie sehr ergeben, nicht weniger dem Spielen. Die Franken waren die ersten, so Schulen aufgerichtet. Sie opferten dem Gott Mercurio menschliche Opfer und dem Gott Marti opferten sie Tiere, sie haben auch die Sonne und den Mond angebetet.

§ 5

Wie lebten die Deutschen mit den in Gallien angrenzenden Römern?

Es lebten die Deutschen mit den Römern in steter Unruhe, denn unsere kriegerische Nation, so sich immerfort in denen Waffen zu üben gewohnt waren, unternahmen öfters gegen ihre Angrenzer Einfälle und Streifereien vor, gegen die Lothringer gab Folgendes Gelegenheit: Es stritten nämlich die Lothringer und Burgunder, die ersten hieß man

11 Hedvi, die letztern aber Sequani, um die Oberherrschaft viele Jahre. Die Sequani oder Burgunder ruften die Deutschen um Hilfe an wider die Hedvi, die Deutschen kamen mit 15000 Mann, gingen über Rhein und erlegten der Lothringer ganzen Adel Ritterschaft und Senat und nötigten die Lothringer, dass sie sich eidlich verbinden müssten, in Ewigkeit sich wider sie nicht zu setzen oder der Römer Hilfe anzurufen, sondern unter ihrer Herrschaft zu bleiben. Es entrann aber von den Lothringern ein angesehener Mann, der lief die Römer an um Hilfe wider die Sequanos und ihren König Ariovistum, Julius Caesar fertigte eine Legation an besagten Ariovistum ab und begehrte mit demselben eine Unterredung zu halten, die aber gar schlecht von ihm abgefertigt worden, indem öfters gedachter Ariovistus vermeinte, dss
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er bei dem Kaiser nichts zu tun hätte, wenn er was bei ihm zu tun hätte, sollte er zu ihm kommen, darauf Julius die andere Legation an Ariovistum abfertigte, darinnen er begehrte, 1. dass derselbe kein deutsches Volk mehr über den Rhein in Gallium führen solle, 2. dass er den Lothringern ihre Bürgern wieder geben und wider sie und ihren Anhang keinen Krieg mehr vornehmen solle; wo nicht, so würden die Römer die Lothringer beschirmen und nicht ungerochen lassen. Ariovistus antwortete: Es wäre ein Recht, dass die Obsieger mit den Überwundenen ihres Gefallens handeln dürfen, weil er den Römern nichts vorschreibe, wie sie mit den Ihren handelten, so wolle er auch unverhindert sein, die Hedvi wären von ihm überwunden, die Bürgen gebe er ihnen nicht
13 sie täten denn den Vertrag nachleben und jährlich ihren Zins reichen, dass er melde, die Hedvos nicht ungerochen zu lassen, könne er kommen, so er Lust habe. Er werde sodann inne werden, was die unüberwindlichen Deutschen, die in 14 Jahren unter kein Dach kommen, vermögten. Darauf kam es in Burg und zu einem Treffen, Julius erfuhr, dass die Deutschen in abnehmendem Mond aus Aberglauben in Brauch hatten, sich in keine Schlacht einzulassen, bediente sich demnach solchen Vorteils und schlug Ariovistum in die Flucht.

Frankens Chronik fol. X et Xb Münst. alte Cosm. p. CCIIII verbesserter Münster de ao. 1614 p. 642 Lehmann ao 1612 p. 3 et 4.

Hernach unter Kaiser Augusto waren unsere Deutschen auch geschlagen und eroberte derselbe einen Teil von Deutschland, nämlich das Ries und Lechfeld und es zu römischen

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Provinzien gemacht. Frank fol. XVI b. Tiberius Claudius erlangte zwei Jahre Sieg wider die Deutschen. Er ließ seinen Sohn Germanicum im vierten Jahr seiner Regierung erwürgen, weil er mit Ehren aus Germania kam, aus Besorgnis, das Volk möchte sich an ihn hängen und selbigen zum Kaiser aufwerfen. Frank fol. XVIIb et XXIb.

Trajanus, der anno 100 regierte, führte wider die Deutschen ebenfalls große Kriege und hat einen merklichen Teil von Deutschland über Rhein erobert und zu einer Provinz gemacht. Franck fol. XXIV.

Elias Hadrianus, der anno 120 zum Kaisertum kam, führte ebenfalls schwere Kriege wider die Deutschen. Dieser ließ die von Wimpfen bis Pförring an die Donau gehende Pfahlhecke zu einer Vorwehr der Deutschen bauen, die bei Weiltingen vorbei und durch den Hünerried unfern Obermichelbach an der Gelsmühle

15 durch des Müllers Scheune geht, von da über die Sulzach und so weiter, wie erst gehört, bis an Pförrng sich erstreckt.

Marcus Antonius, der anno 162 regierte, führte nicht minder schwere Kriege wider die Deutschen. Franck fol. 26. Maximus regierte anno 238, durchstreift Deutschland und unternahm Brand, Raub und Mord und kam bis an den Harz und bis an die Franken. fol. XXXI.

Aurelius regierte anno 274, erlegte die Franken bei Mainz. Franck fol. XXXV.

Probus regierte anno 282, schlug die Deutschen aus Gallien, erschlug 40000 Deutsche und nahm ihnen 60 Städte ab. Neun Könige fielen ihm zu Fuß und gelobten, ihm gehorsam und zinsbar zu sein. Er schlug die Fran-

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ken und Thüringer vid. Carion fol. 81, Franck fol. XXXVII.
  Dieser baute die von Hadriano in unserer Nachbarschaft angefangene Pfahlhecke und ließ sie von der Deutschen Einfälle mit einer Mauer, Türmen und wehrlichen Gebäuden aufführen, darinnen sie Besatzungen halten können.

Davon pag. 22 Mehrers soll gedacht werden.

Constantinus regierte mit Gallerico anno 310, schlug die Franken und Allemannos. Franck fol. XXXVIIII.

Julianus Apostata regierte anno 363, schlug die Deutschen bei Straßburg und kam ihr König Nodomarius mit 30000 Mann um. Franck fol. XLII.

Valentinianus regierte anno 367, kriegte ebenfalls mit den Deutschen

17 Gratianus regierte anno 383. Ererschlug 30000 Gottier bei Straßburg.

§ 6

Haben die Römer allezeit wider die alten, unsere deutsche Vorfahren obgesiegt, oder sind sie auch unten gelegen?

Obschon die Römer durch ihre übermäßige Macht die Deutschen, unsere Vorfahren, öfters überwunden und in die Flucht geschlagen haben, so sind ihnen doch solche Siege mehrerenteils sehr teuer zu stehen gekommen, da auf ihrer Seite ebenfalls viel, ja wohl öfters noch mehr Leute als auf der deutschen Seite auf dem Platz geblieben, wie oft immittelst die Deutschen die Römer in Feldschlachten überwunden, davon haben selbige uns wenig oder gar nichts aufgezeichnet, weil sie mehr Aufführung

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des Degens als auf den Gebrauch der Feder und sich gar nichts um die Verzeichnung ihrer wider die Römer erlangten Siege bekümmert, war von Victorien unserer alten Deutschen über die Römer, ihre Feinde, erlangt, das haben ihre Feinde selbst nachrichtsam hinterlassen, Julius Caesar lag den Deutschen zwei Mal unter, da er sie bekriegte und war einstmals auf der Flucht am Schenkel verwundet, vid. A. Münst. p. CCVII. verbesserte Münster de ao. 1614 pag. 644.

Drusus, Kaiser Tiberii Bruder, kam im deutschen Krieg unter Mainz bei Bingen um, Münster de ao. 1614 pag. 644.

Augustus war zwei Mal von den Deutschen geschlagen, unter allen Deutschen hat sich Herzog Hermannus oder Arminius unter Anführung seiner deutschen Na-

19 tion der Cherusci, die im Stift Verden, Braunschweig und Lüneburg, Hildesheim und Halberstadt in der alten Mark und einem Teil im Stift Magdeburg ihr Wesen gehabt, hervorgetan, denn er dem römischen General Quintilum Varum aufs Haupt geschlagen, darüber Varus aus Desperation sich erstochen. Als diese importante Niederlage nach Rom kam, war Augustus so bestürzt, dass er öfters mit dem Kopf an die Wand lief und schrie:

Quintili Vare, legiones redde und verordnete, dass der dritte Tag Juli, an dem die Schlacht geschehen, jährlich mit Trauer begangen werden solle, Münst. a Cosm. CCVIII Uhsens Kaiser Hist. pag. 23 et 24. verbesserter Münster de ao. 1614 pag. 644.

Kaiser Tiberius hat in drei Jahren fünf Legionen Römer verloren, Antonius Pius

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hat den römischen Schatz damit erschöpft, Münst. ältere Cosm. p. CCVIII. Franck fol. XXVI p. 2 Münsters verbesserte Cosmographie de ao 1614 p. 644.

Unter Kaiser Gallieno, der von 259 bis 268 regierte, verheerten die Germani Galliam, die römische Provinz. Franck fol. XXXIIIb.

Aurelianus war von denen mitternächtlichen Deutschen in die Flucht geschlagen, also dass er kaum mit wenigen Personen entkommen konnte, und flohen viele Römer aus der Stadt Rom.

Franck fol. XXXV. Diese Aktionen haben uns die Römer selbst verzeichnet hinterlassen, welche den Verlust ihres Volkes gewiss nicht werden größer, aber wohl geringer angegeben haben.

21 Wo haben die Römer in unserer Gegend und den anstoßenden Landschaften Franken und Schwaben, uns am nächsten liegend, sich festgesetzt und wieder sie sich gegen die unter ihrem Joch niemals gestandenen übrigen Deutsche verwahrt und wo hielten dieselben ihre Besatzungen?

Nachdem unsere alten Deutschen, wie § 5 gedacht, ihrem kriegerischen Gemüt nach in Ruhe zu sein nicht gewohnt waren, sondern die römischen Städte und Orte immer anfielen, hat dieses die herrschsüchtigen Römer bewogen, dass sie an verschiedenen Landen ihre Conquetten zu behaupten bewogen, dass sie sich außer den Flüssen auf dem platten Land mit einer Mauer vor den Überfällen verwahrt, solcher Landwehr, valla oder vallata finden sich in Deutschland die Mau-

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er Julii Caesaris in Helvetia, der Pfahlgraben in der Wetterau, die Tabernae der alten Römer jenseits des Rheins und unsere angrenzende Teufelsmauer, welche von Wimpfen an bis an den Flecken Pförring an der Donau geht, dadurch sie sich als einer Landwehr festzusetzen geglaubt.

Hadrianus, welcher anno Christi 120 regierte, ließ anfangs Pfähle, die in ein oder mehr Reihen bestanden, tief in die Erde senken und vergraben, zwischen welchen allerhand Gesträuch, Hecken und Bäume gepflanzt worden, dadurch wurde den Deutschen die Passage gehemmt, denn sie waren gewohnt, mit Kärren, Wägen und Vieh, auch Weiber und Kinder fortzuziehen, diese Pfahlhecke oder Pfahlrain wurde vom Kaiser Probo, der von anno 276 bis 282

23 regierte, noch mit einer Mauer verbessert, dieses bestärkt der bayerische Scribent Aventinus, wenn er sagt: "Dieser Kayser zohe auf die Teutschen, jagte sie wieder aus den röm. Reich und Kayserthum, nahm die Städte wiederum ein, zog über Rhein in groß Teutschland, biß an den Neckar, über die Donau biß an die Altmühl, schlug allda sein Laager und Waagenburg auf". Hernach schreibt er: "Dieser Kayser hat eine Landwöhr in teutschen Landen gemacht, von der Altmühl biß an den Neckar, hebt bei Pföring an der Donau an."

Wägemann stimmt hierinnen bei, wenn er schreibt: "Kayser Hadriani Pfahl Hek oder Pfahl Rayn wurde von Kayser Probo mit einer Mauer verbessert und dadurch die römi-

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schen Termini von der Donau an biß an den Rhein gezogen und vallatam oder Wall genannt." Mascov schreibt: "Es sind noch Reste von einer solchen römischen Landwehr vorhanden", die nach Aventini Beschreibung seiner bayer. Historie pag. 111 bei Pförring an der Donau angegangen und wie die Überbleibsel so noch davon in dem Stift Eichstätt, im Nordgau, in Ansbachischen Gebiet und in Schwaben hin und wieder zu sehen sind, anzeigen, sich bis an den Neckar erstrecket. Die Mutmaßung, dass Probus, diese Landwehr zum wenigsten ergänzt oder weiter hinaus geführt, wird unter anderem auch durch seine Münzen, die allda ausgegraben werden, bestätigt.

Diejenige, welche unseres römischen Valli in un-

25 serer Gegenden gedenken, sind folgende: Ä.I. Lambe. Spart, welcher im 3. Jahrhundert zur Zeit Kaiser Diocletiani gelebt und der Kaiser Hadriani, Ael. veri didii Juliani und Pesceninigre Leben beschrieben, und nebst Spartian. andere mehr, welche der Kaiser selbiger Zeiten Leben und Krieg mit den Deutschen aufgezeichnet. Es ist auch als ein zierlicher Scribent hier nicht zu übergehen Fl. Vospisc., der das Leben Aureliani, Taciti, Floriani und Probi beschrieben, als dann folgt vorberührter bayerischer Scribent Aventinus in seiner bayerischen Chronik Edit. Frankfurt 1580. Jacob Gretser Jesuit, Christophorus Gevvoldus, welcher in seinen raren, zu Ingolstadt anno 1619 gedruckten Werk unter der Rubrik Delincatis Norici veteris, woselbsten er Aureatum gedenkt. 
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Das römische vallum war auch nicht unbekannt dem in den Altertümern hocherfahrenen und von dem hochberühmten Struvio in seiner Reichshistorie belobten Christoph Wägemann in seinen vieler Altertümer entdeckenden Entwurf seines Druiten Fußes am Hahnenkamm an der Altmühl.

Der berühmte Herr J. G. C. Feuerlein, welcher in einem Programate unter andern römischen Monumentis unsers valli mit denen Worten gedenkt:

"Praeterea Probi murus, quem rustici nominant die Teufelsmauer vallum illud et limes Danubium et Rhenum dirimens, quemque praefidiis in futelam provinciarum munivit horum (monumentorum) plura ostendit." ad annum 1723.

Ferner erwähnt auch des valli der hochberühmte Leipziger Historcus Herr Doktor Johann Jacob

27 Mafcoa in den Geschichten der Deutschen unter Kaiser Hadriano Lib. V. § IX. p. 145.

Von dem Ursprung unseres valli haben wir noch mehrere wahrscheinliche Spuren und Merkmale in den Gegenden an ausgegrabenen und gefundenen numis des erstgemelten Kaisers Hadriani, sondern auch des öfters gedachten Kaisers Probi, wie Wägemann versichert, denn was sind die Castra Probi fortressim, wo der Kaiser Kriegsleute postiert, wo zu fechten niemals unterlassen worden, anders ald das vallum oder Kaisersmauer, da man an verschiedenen Orte annoch die Rudera starker Türme wahrnimmt, und was noch mehr die Tumuli sepulchrales in der Gegend Weißenburg und Altmühl sonderlich in denen Feldern der Dörfer Unterasbach, Windsfeld in dem hochfürstlichen Ansbachischen Ge-

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biet, deren einige geöffnet worden, darinnen sich römische Aschentöpfe, Waffen, Münzen und andere Geräte mehr gefunden, welches dann genugsame anzeigen, gemelter Posten und vorgegangene Aktionen sein. In unserer Nachbarschaft zu Wittelshofen und Untermichelbach, welche Orte im hochlöblichen Oberamt Wassertrüdingen gehören, dann in dem fürstlich ottingischen Marktflecken Aufkirchen, da die Bauersleute an den Orten, wo die römischen Castra und Collonien etwa gestanden, in Ackerung ihrer Felder alte Münzen von den damaligen heidnischen Kaisern von Silber, mehrernteils aber von Kupfer, darauf der Kaiser Bildnis auf der einen Seite wohl erhaben zu sehen, auf der anderen Seite zeigt sich Fortuna. Man hat auch vor Zeiten an benannten Gegenden Säulen und Steine mit eingehauenen römischen Schriften
29 und Buchstaben aus der Erden gegraben, davon ein steinernes Monument in der Kirche zu Wittelshofen sich eingemauert befunden, welcher Stein bei einer Kirchenrenovation mit der eingehauenen Schrift aus Versehen der Kirchenmauer angehängt und eingemauert worden, von alten heidnischen Münzen hat der Schulmeister in Wittelshofen eine ziemliche Quantität von den Einwohnern erkauft und colligiert, werden auch derer von den Landleuten noch in Äckern gefundene alte heidnische Kaisermünzen oder sogenannte Heidenköpflein von den Juden eingehandelt und verschickt, deren ich selbst über 30 Stück bei einem Wittelshöfer Juden gesehen, davon eines von Silber, die anderen aber von Kupfer waren, die selbiger miteinander nach Stutt-
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gart an Liebhaber verkauft, davon er das silbere für 12 Taler, die kupfernen Heidenköpflein aber das Stück für 2, 2 1/2, 3 bis 4 Gulden aestimiert hat.

Untermichelbach, Wittelshofen und Aufkirchen, bis an die hochfürstliche ansbachische Stadt Wassertrüdingen liegt in einer so fruchtbaren, herrlichen und anmutigen Gegend in einer ziemlich weiten Ebene, die man oben in der Höhe gegen dem Dorf Obermichelbach zu übersehen und die Augen mit Vergnügen beweiden kann, ist mehr als zu wohl bekannt, nicht weniger ist die Gegend über den Hünerried hinaus gegen Weiltingen, Ruffenhofen, mit Ausschließung des Dorfes Wittelshofen ebenfalls des schönen flachen ebenen Landes halben anmutig. Nach der Einwohner zu Weiltingen Sage

31 und gemeiner Tradition nach soll in der Gegend des fürstlich oettingischen Marktfleckens Aufkirchen zu der Römer Zeiten eine große Stadt gestanden haben, deren Inwohner in dem nächst an dem Marktflecken Weiltingen liegenden sogenannten großen Schichtlingsweiher mit ihren Herden den Tränk- und Wethgebrauch zu suchen gehabt haben sollen, gründen sich auch auf ihre alten Weidbriefe, es lässt sich daher und um der noch täglich von den Einwohnern unter dem Erdboden in Äckern findenden alten römischen Münzen nicht uneben vermuten, dass die Römer in Ansehung der schönen und fruchtbaren Gegend daselbst innerhalb des valli oder Teufelsmauer eine Stadt mögen angelegt gehabt und eine starke Besatzung daselbst gehal-
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ten haben, der Hesselberg hat ebenfalls den Römern zu einen Schranken Schloss oder Befestigung dienen können. An dieser Kaisersmauer wollen einige die römische alte Kolonie Oviliam in der Gegen Theilenhofen, welche von uralten Zeiten die Weyl genannt wird, suchen. Es wird auch eine römische Kolonie Epona, Eyanburg, Limpurg genannt unweit Pföring, woselbst der Pfahlrain den Anfang nimmt, remarquieren. Es finden sich auch unweit Gunzenhausen und an der Donau, wo sich die Teufelsmauer anschließt, alte Burgställe, welche fürr nichts Anderes als römische Castera zu achten. Welches alles sattsame Spuren der römischen Expeditionen, Feldläger, Krieg, Gefecht und Scharmützel in unseren Gegenden.

Dazu kommen noch die vielen Marmone Columae und Inscriptiones, die römische

33 Gottheiten und Namen der Kriegshäupter der römischen Armeen, Legionen, Alarum vorstellende, vid. Aventinus und Ertlich.

Die Stärke und Dicke der Kaisersmauer solle nach den römischen Bau Regulu ungefähr in acht Schuhen bestanden haben, unsere Kaisersmauer ist nach der Anzeige der Anwohner an manchen Ort fünf bis sechs Schuh breit und stark, das Mauerwerk dran ist so fest, dass es nicht anders als mit schwerer Arbeiter erbrochen werden kann. Der Kalk oder Mörtel, wodurch die Steine aufeinander und zusammen gefügt, sind so stark und fest als allerdings die Steine selbst. Da an verschiedenen Orten des valli in einer ziemlich weiten Runde eine merkliche Höhe und sonderlich viel Schütt von Steinen und Mauerwerk in den ruderibus wahrzu-

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nehmen, dergleichen Höhe unterhalb Raitenbuch zwischen Petersbuch und Kaldorf unfern des sogenannten tiefen Lochs auf der Höhe oberhalb Indernbuch, Höheberg genannt, unweit der Höheberger Linden an und um welche die Rudera einer daselbst gestandenen alten Kapelle zu ersehen, wiederum auf der Höhe zwischen Ottmarsfeld und Oberndorf besonders aber in der großen Heide, nächst am Weg linker Hand, der von Schwaningen nach Ansbach gehet, bemerkt.

So ist allerdings daraus zu schließen, dass diese Kaisersmauer hier und da Thürme und Kastelle müsse gehabt haben, welche nicht nur alleine zu einer sicheren Retirade hinter der Mauer gestandenen Mannschaft dienen mögen. Wie weit sich nun übrigens unsere Teu-

35 felsmauer erstreckt, wo sie sich anfängt und endigt, wird in folgendem Kapitel ausgeführt.
Erstellt: 12.10.2005 durch Hans Ebert
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