Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg
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18 Pf. Weidelbach.

 Patr. Der Deutsche Orden.

Das Dorf Weidelbach mit 224 S. (216 Prot., 8 Kath.) liegt an der Zwerch-Werniz, 2 St. nordwestlich von Dinkelsbühel. Nahe dem Dorfe ist die Neu-Mühle, 11 S.

Daß Weidelbach unter die ältesten Pfarreien dieser Gegend zu zählen sei, dafür spricht schon der ungemein weit ausgedehnte Umfang ihres Sprengels in alter Zeit. Aber nicht Ein geschichtlicher Laut über diesen Ort dringt zu uns aus jener Zeit, und wir wissen weder, wer damals zeitliche Herrschaft im Ohrte übte, noch wer der Kirche den Pfarrer zu setzen berechtigt war. Erst am 2. Okt. 1393 nennt eine Urkunde die Kirche zu Weidelbach1), und erst seit Mitte des 15. Jahrhundertes kennen wir den Deutschordens-Commenthur zu Mergentheim als Lehenherrn dieser Kirche, obwohl sich nicht bezweifeln läßt, daß der Deutsche Orden schon lange zuvor im Besitze des dortigen Kirchen-Patronats sich befunden hat; auch viel weltlichen Besitz, ja, den größten Theil des Dorfes, hatte der Orden in Weidelbach, die Landeshoheit aber übte, wenigstens in späterer Zeit, Brandenburg-Onoldsbach. Durch einen Tauschvertrag zwischen den Commenthureien zu Mergentheim und zu Nürnberg vom 9. Mai 1456 kamen die Besitzungen der erstern zu Weidelbach, somit auch das Kirchen-Patronat, an das Deutsche Haus zu Nürnberg2).

Geraume Zeit vermochte der Deutsche Orden von der Pfarrei Weidelbach die Protestantisirung abzuwehren, bis es im J. 1566 dem Markgrafen von Onoldsbach gelang, einen protestantischen Prediger daselbst einzusetzen. Der Deutschmeister Joh. Mathias von Stadion bemühte sich zwar, die Pfarrei für die katholische Kirche wieder zu gewinnen, und besetzte dieselbe wirklich am 16. Mai 1628 mit dem katholischen Pfarrer Paulus Agricola aus Dinkelsbühel, der indeß mit den größten Schwierigkeiten, die ihm von der markgräflichen Regierung zu Ansbach entgegengesetzt wurden, zu kämpfen hatte3), und als die Schweden gegen diese Gegend vordrangen, am 29. Febr. 1632, nachdem er an diesem Tage seine letzte Predigt gehalten, aus dem Orte weichen mußte. Am 29. Okt. 1634 wurde zwar Agricola vom deutschorden'schen Obervogte zu Dinkelsbühel, Joh. Friedr. Furtenbach, feierlich in seine Pfarrei wieder eingesetzt; aber der westfälische Friede überwies Weidelbach bleibend dem protestantischen Besitze4). Das Besetzungsrecht der Pfarrei und der große Zehente blieb jedoch dem Deutschen Orden bis zu seiner Aufhebung. Von den grundherrlichen Unterthanen zu Weidelbach waren in letzterer Zeit 21 Deutschherrisch, 4 Stadt Dinkelsbühlisch, und einer fürstlich Öttingisch.

Die Pfarrkirche von Weidelbach führte in katholischer Zeit den Titel des heil. Bischofs Ulrich5). Ein weiter, breiter Thurm, außen durch starke Streben geschützt, bildet den Chor der Kirche; er ist ein alter Bau aus der gothischen Periode, während das Langhaus erst in protestantischer Zeit an- oder umgebaut wurde. In der Chor-Wand der Evangelien-Seite hat sich ein altes, vergittertes Sacramentarium erhalten; rechts vom Gitter steht Moses mit den Gesetzestafeln, welche in gothischen Uncialen die Inschrift tragen: TABVLA fM|OISIS; links ein Mann, mit einem Mantel bekleidet, ein Spruchband haltend, dessen Schrift erloschen ist; beide Bilder, aus Stein gehauen, dürften dem 14/15. Jahrhunderte angehören. In einem Aufbaue über dem Ganzen, welchen gothische Säulen, Fialen und Zinnen schmücken, schwebt ein Engel mit dem Schweißtuche Christi. Im Thurme hängen zwei Glocken aus alter Zeit6).

Zum ausgedehnten Pfarrsprengel von Weidelbach gehörten in katholischer Zeit nachweisbar folgende Orte: Weidelbach, Bernhardsweiler, Espach, Ketschenweiler, Rauhenstatt, Wildenstein, Gunzen, Lautenbach, Neustättlein, Rötlein, Ober-Raden, Unter-Raden, Rötendorf, Steinenweiler, Waldekk, Wälders-Hub, Zwehrenberg7).

Von diesen ehemals nach Weidelbach eingepfarrt gewesenen Orten gehören gegenwärtig zum Königreiche Bayern:

1. Waldekk, 132 S., 1/2 St. südl. Waldekk stand unter Onoldsbachischer Landeshoheit und hatte zwölf Deutschherrische und zwei Stadt Dinkelsbühlische Unterthanen.

2. Zwehrenberg, 112 S., 3/4 St. östl. an der Zwerch-Werniz. Zwehrenberg hatte im Mittel-Alter einen Herrensitz, von welchem Reste am östlichen Rande des Dörfleins heute noch sichtbar sind. Am 29. Okt. 1315 werden genannt "Felicit vnd iriu chint, hern Heinriches seligen husfrvwe des Tauben von Zwerhenberc", welche ein Gut zu Krettenbach an das Spital zu Dinkelsbühel verkaufen8). Eine Urkunde vom 19. Febr. 1482 unterscheidet ein Ober- und ein Unter-Zwehrenberg9). Die Grundherrlichkeit dieses Ortes war sehr zersplittert, die hohe Obrigkeit stand bei Onoldsbach.

Zwehrenberg hat ein altes Kirchlein, das in katholischer Zeit dem heil. Nikolaus geweiht war. Es ist aus Hausteinen gebaut und stammt noch aus romanischer Zeit. Kennzeichen davon sind namentlich der breite, rundbogige arcus triumphalis und eine an der Südseite zugemauerte rundbogige Thüre. Der Thurm, in seinem untern Theile gleichen Alters mit dem Kirchlein, bildet, auf beiden Seiten je einen Fuß vom Schiffe sich einziehend, den Chor; der obere Theil, das Quadrat fortsetzend und mit einem Pyramiden-Dache schließend, wurde, gleichfalls aus Hausteinen, in späterer Zeit aufgesetzt. Die drei Glocken des Thurmes sind neu. Im Innern an der Nordwand des Schiffes bewahrt das Kirchlein ein Holzschnitzwerk aus dem 15. Jahrhunderte, 2 1/2' hoch, 4 1/2' breit. Es zeigt das Hinscheiden der heil. Jungfrau Maria, in gewöhnlicher Darstellung, mit guter Gruppierung und Ausführung, wobei besonders der individualisirte Charakter-Ausdruck in den Gesichtszügen der um die heil. Jungfrau versammelten Apostel bemerkbar hervortritt.

3. Espach, 42 S., 1 St. südlich.

4. Ketschenweiler, 40 S., 1 St. südlich.

5. Ober-Radach, 68 S., 1 St. südöstlich.

6. Unter-Radach, 26 S., 1 St. südöstlich. Am 8. Mai 1397 tauscht Stift Feuchtwangen an das Hospital zu Dinkelsbühel Gilten aus seinem Hofe zu Nieder-Radach10).

7. Rauenstatt, 42 S., 1 1/4 St. südlich.

8. Rötendorf, 39 S. (33 Prot., 6 Kath.), 1/2 St. südwestlich. Rötendorf hatte drei deutschherrische Unterthanen und einen Stadt Dinkelsbühlischen.

9. Steinweiler, 14 S., 3/4 St. südlich.

Von der Pfarrei Weidelbach wurden in protestantischer Zeit die folgenden, jetzt zum Königreiche Wirtemberg gehörigen Orte abgetrennt:

1. Wildenstein, 479 S., 1 1/2 St. südwestlich. Wildenstein hatte wahrscheinlich in alter Zeit ein eigenes Adelsgeschlecht, welches vom Orte den Namen trug. Die frühesten aus Urkunden bekannten Besitzer von Wildenstein aber sind die Herren von Schwabsberg, welche um die Mitte des 16. Jahrhunderts ausstarben. Hans von Schwabsberg, der letzte dieses Geschlechtes, verkaufte im J. 1545 das früher als Allodium besessene, seit 1512 aber dem fürstlichen Hause Brandenburg zu Lehen aufgetragene Rittergut Wildenstein an die Marschalle von Pappenheim, Erkinger von Pappenheim verkaufte dasselbe im J. 1605 an Jos. Ludwig von Knöringen zu Kreßberg, Joh. Heinrich von Knöringen aber im J. 1663 an Joh. Georg Hofer von Lobenstein, bei dessen Lehensnachfolgern Wildenstein fortan verblieb11).

Bei der katholischen Restitution im J. 1629 war Wildenstein unzweifelhaft noch eine Filiale der Pfarrei Weidelbach. Die katholische Knöringische Herrschaft auf dem Kreßberge setzte dem katholischen Bekenntnisse kein Hinderniß. Damals hatte der Ort eine Kapelle, als deren Patron der heil. Martinus galt12). Im J. 1668 wurde aber Wildenstein von Weidelbach getrennt und erhielt einen eigenen protestantischen Pfarrer.

2. Neustättlein, 223 S., 3/4 St. südwestlich. Am 23. Aug. 1386 schenken Chunz Pysser, Bürger zu Dinkelsbühel, und Agnes, seine Hausfrau, an das Deutsche Haus zu Mergentheim Güter zu Neustättlin13). Thomas Döner, Bürger zu Dinkelsbühel, tauscht am 10. Aug. 1419 seinen eigenen Hof "zu Novenstat dem wiler, in der pfarr zu Widelbach gelegen", an dasselbe Deutsche Haus gegen ein deutschherrisches Gut zu Sulzach14).

3. Röthlein, 110 S., 3/4 St. südwestlich. Bei der eben angeführten Pysser'schen Schenkung kamen auch Güter zu Rödlin an das Deutsche Haus in Mergentheim.

4. Gunzen, 61 S., 1 3/4 St. südwestlich. Neustättlein, Röthlein und Gunzen fielen an die protestantische Pfarrei Wildenstein schon bei deren Errichtung im J. 1668.

5. Lautenbach, 485 S., 1 1/4 St. südwestlich.

6. Bernhards-Weiler oder St. Anna, 244 S., 1 St. südlich. "Daz halb wyler genant Berwertzwyler" ist am 14. Dec. 1364 im Besitze Fritz Döner's des ältern, Bürgers zu Dinkelsbühel15). Eine Urkunde vom 27. Jan. 1394 erwähnt eines Hofes zu Berenhürtzwiler, welchen Götz Döner, des Vorigen Sohn, besaß16). In einem Streite des Bischofs von Eichstätt mit Kloster Sulz über Eichstättische Lehenrechte auf das Wasserschlößlein zu Dorf-Gütingen (s. ob. S. 454) spricht der Bischof von Eichstätt laut einer Urkunde vom 3. Juli 1486 als von seinem Hochstifte zu Lehen rührend auch an, "was zu Bernhersweiler guts ligend ist, zw holtz, wayd, wasser, weg vnd steg". Ob aber der Bischof diesen Anspruche durchgedrungen habe, darüber fehlt sicherer Anhalt. Wir wissen nur, daß im 16. Jahrhunderte der Herrensitz zu Bernhards-Weiler der adelichen Familie Goldochs gehörte, und daß im J. 1540 die Goldochsen dieses Besitzthum für neun Tausend Gulden an den Markgrafen Georg von Brandenburg-Onoldsbach verkauften. In Folge Onoldsbachischer Verpfändung war Schloß und Amt Bernhards-Weiler von 1573 bis 1623 in den Händen der Herren von Knöringen zu Kreßberg; Markgraf Ernst löste aber im J. 1623 diese Güter ein, und verkaufte sie dann am 18. Febr. 1623 für zehn Tausend Gulden an den Onoldsbachischen Rath Georg Schell, bei dessen Erben dieselben verblieben17).

Bernhards-Weiler führte in früherer Zeit auch den Namen "St. Anna", ohne Zweifel von der Kirche des Ortes, welche ehedem den Titel der heil. Anna trug. Es muß einst in diesem einsamen Weiler ein reiches katholisches Leben gewaltet haben, als dessen stummer Zeuge heute noch der Anfang eines mächtigen Kirchenbaues dasteht, welcher, wie der Rest eines Domes, weithin sichtbar über die Hochebene aufragt. Es ist dieses der Thurm und Kirchen-Chor von St. Anna; denn nur diese Theile des Baues sind vollendet, das Langhaus wurde nicht mehr angebaut.

Der Chor, aus großen Hausteinen aufgeführt, aber doch fein und gefällig gebaut, hat sieben gothische Fenster, jedes durch zwei Pfosten in drei Felder getheilt und mit zierlichem, bei den einzelnen Fenstern varirendem Maßwerke geschmückt; zwei Fenster verdeckt der Thurm. Streben zwischen den Fenstern mit je drei Wasserschlägen stützen von außen den Bau. Ein Crucifuxus aus dem 15. Jahrhunderte, mit einem Engel, der in einem Kelche das Blut der Seitenwunde auffängt, ist der einzige Alterthumsrest, welchen der Chor im Innern bewahrt. Der Thurm, aus großen Werkstücken aufgebaut, mit sehr dicken, festen Mauern, steigt an der Nordseite des Chores im Quadrate bis zur Hälfte des Daches. Auf dem Quadrate erhebt sich, noch aus gothischer Zeit, ein Achteck-Aufsatz, ungefährt von der halben Höhe des Quadrates. Vier Seiten dieses Aufsatzes werden durch Streben gehalten, welche auf den Ecken des Quadrates aufsitzen, jede mit einem Sockel und zwei Wasserschlägen; auf den vier Seiten ohne Streben dagegen ist das Achteck durch schlanke gothische Fenster durchbrochen. Ein achteckiges spitzes Dach schließt den Thurm, welcher zwei stattliche Glocken aus dem Anfange des 16. Jahrhundertes trägt18).

An der zugemauerten Westseite des Chores ist noch der spitze Triumphbogen sichtbar, der den Chor vom Schiffe hätte scheiden sollen, und noch ragen die Verbindungssteine hervor, welche den Anbau des Schiffes an den Chor vermittelt hätten. Dieser Anbau kam aber nicht mehr zur Ausführung. Warum derselbe unterblieb, weiß Niemand im Orte, wie auch hier und in der Umgegend Niemand weiß, was für einen Ursprung und was für eine Vergangenhzeit diese Cultus-Stätte gehabt habe, und wie es komme, daß in diesem kleinen Weiler ein so gewaltiger Kirchenbau angelegt worden sei. Nur weist man auf eine Stelle am Stadel des Wirthshauses, westlich von der Kirche, hin, an welcher der Grundstein des Kirchenschiffes eingelegt sei.

Obgleich aber über die kirchliche Vergangenheit von Bernharts-Weiler jede geschichtliche Nachricht und selbst jede Tradition fehlt, so ist doch das eben besprochene Bauwerk von der Art, daß sich aus ihm selbst seine Geschichte und seine Bedeutung mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit herauslesen läßt. Es besteht nämlich, nach der Nebenbenennung des Ortes "St. Anna" und der Inschrift auf der großen Glocke zu schließen, nicht wohl ein Zweifel, daß die Kirche zu Bernhards-Weiler der heil. Anna geweiht gewesen sei. Zu dieser Kirche bestand im Mittel-Alter wahrscheinlich eine große Wallfahrt, bei welcher reichliche Opfer gefallen sein mögen. Aus dem von Opfern gebildeten Kirchenvermögen und aus weitern Gaben der Gläubigen mag es möglich geworden sein, eine so großartige Kirche anzulegen, deren Bau-Anfang wahrscheinlich in die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts fällt. Es konnte aber nur der Chor und der Thurm vollendet werden; denn bald drang der Protestantismus in den Ort und in die Gegend ein, welcher das Wallfahren nach St. Anna niederlegte; die Wallfahrtskirche blieb nun unvollendet stehen, weil weder Mittel noch Wille vorhanden waren, an ihr weiter zu bauen19).

7. Wälders-Hub, 188 S., 1 3/4 St. südwestlich. Wälders-Hub war ein Edelmannsgut, von dessen wechselnden Besitzern uns einige bekannt sind, namentlich Mitglieder der Dinkelsbühler Patricier-Famile von Berlin. Einen Ludwig Berlin, Besitzer von Wälders-Hub zu Anfang des 17. Jahrhundertes, lernten wir oben S. 292 kennen. Von Ludwig Berlin's Erben kaufte Wälders-Hub Georg Wilhelm Rehm von Ketz, gräfl. Öttingischer Pfleger zu Mönchs-Roth, in dem Jahren 1615 und 1617 für 11,150 Gulden, welcher das Gut am 23. Nov. 1621 für 14,500 Gulden an die Reichsstadt Dinkelsbühel veräußerte. Von dieser Reichsstadt kaufte dasselbe am 22. Sept. 1624 Dr. Jak. Wiedemann, der Reichsstadt Augsburg Advokat, für 18,100 Gulden, welchen wir noch im J. 1635 im Besitze von Wälders-Hub finden20).

Nachdem Lautenbach, Bernhards-Weiler und Wälders-Hub durch den bayerisch-wirtembergischen Grenzvertrag vom 10/18. Mai 1810 an Wirtemberg gefallen waren, wurden im J. 1812 die beiden erstern Orte ganz, und Wälders-Hub, dessen eine Hälfte schon längst nach Wildenstein gehört hatte, auch mit seiner zweiten Hälfte der Pfarrei Wildenstein einverleibt.

Durch denselben Grenzvertrag fielen aber zwei Orte der Wirzburgischen Pfarrei Lustenau (katholische und protestantische Pfarrei mit Simultan-Kirche) an Bayern, nämlich Veitswind und Reuenthal, welche nun der Pfarrei Weidelbach eingepfarrt sind.

1. Veitswind, 39 S. (34 Prot., 5 Kath.), 1/2 St. südwestlich.

2. Reuenthal, 25 S., 3/4 St. südwestlich. Veitswind und Reuenthal, welches in Ober- und Unter-Reuenthal geschieden wird, fallen in ihren geschichtlichen Beziehungen zusammen. In beiden Orten begegnet uns gräflich Helfensteinische Lehenherrlichkeit. Am 24. Aug. 1339 gibt Ulrich von Dinkelsbühel das Patronat-Recht zu Hausen an die Grafen von Helfenstein gegen Verleihung des Gutes zu Veitswinden21). Derselbe Ulrich von Dinkelsbühel verkauft am 13. Dec. 1339 an die Brüder Heinrich und Adam Arnolt, Bürger zu Dinkelsbühel, die Mühle ze Nider Riuental, zwei Güter und ein Holz ze Vitzwinden, und was er ze Vitzwinden hat und ze Nidern Riuwental, für 174 1/2 Pfund Heller, - Güter, welche die Grafen Ulrich und Ulrich von Helfenstein als Lehensherren am 25. Nov. 1340 den Käufern eignen22). Die Mühle und den Hof zu Ober-Reuenthal (ze Obern Riwental) dagegen besaß Walther von Elrichshausen, welcher diese Güter am 19. April 1344 für 38 Pfund Heller an Seiz Arnolt, Bürger zu Dinkelsbühel, verkaufte23). Güter zu Veitswind kamen am 23. Aug. 1386 durch Schenkung Chunz Pysser's, Bürgers zu Dinkelsbühel, an das Deutsche Haus zu Mergentheim24); und wirklich zählt noch im 17. Jahrhunderte der Deutsche Orden zu Veitswind drei eigene Unterthanen, während der vierte der Reichsstadt Dinkelsbühel gehörte.

In der protestantischen Pfarrei Weidelbach wohnenden Katholiken, gegenwärtig 8 in Weidelbach, 6 in Rötendorf, 5 in Veitswind, sind in die katholische Stadtpfarrei Dinkelsbühel eingepfarrt (Min.-Rescr. v. 8. April 1848, Ord.-Dekr. v. 19. April 1848).


1 Urk. des Deutschen Hauses von Dinkelsbühel zu München, welche angibt, den Heiligen der Kirche zu Widelbach gehöre ein Gut zu Richtelbach. Widelbach wahrscheinlich = Bach des Widilo (Diminut. von Wido).

2 Urk. in München.

3 Ein Bericht des bischöflichen Pönitentiar, welcher am 28. Aug. 1630 die Pfarrei Weidelbach visitirte, läßt darüber Einzelnes entnehmen. "Anno 28, 4. Decembris", heißt es hier, "haben die Margräfische weck genommen aus der kirchen 2 messine Zinder [d. i. Leuchter], ein silberen Communicantenbecher, Wandelglögglin, 2 Pfarr Register etc" Die Filial-Kirche zu Zwehrenberg wurde im J. 1630 durch die Markgräfischen geschlossen. "Markgräfische haben vor 3 Wochen in dedicatione ein Marckschloß fir die kirchthür geschlagen". Auch aus der Kirche zu Bernhards-Weiler wurde Pfarrer Agricola ausgeschlossen. "Parochus hic etiam excluditur". In die Filial-Kapelle zu Wildenstein aber gestattete ihm die Knöringische Herrschaft den Zutritt: "Hic parochus admittitur". Mit welchem Erfolge Agricola an Bekehrung seiner Pfarrei arbeitete, darüber sagt der Bericht: "Catechismum diligenter habet. 20. 25. 30. veniunt. Plus minus ducenti sunt conversi. Restare possunt minimun 500. Lutherani nondum conversi".

4 Nachrichten aus Weidelbach und Akten des bisch. Archives.

5 Der angeführte Bericht vom 28. August 1630 sagt: Templi patronus S. Vdalricus.

6 Auf der größern steht: Zv Gottes dinst gehor ich, Christof Glockengieser zv Nvrmberg gos mich. Amen. Die oben um die Glocke laufende Schrift ist von schönem gothischem Friese begleitet. Sie trägt keine Jahreszahl, stammt aber wahrscheinlich aus dem Ende des 15. Jahrhundertes. Die kleinere hat in ehr alter, wahrscheinlich dem 14. Jahrhunderte angehöriger Schrift: Ave Maria gracia plena dominvs tecvm.

7 Im angeführten Berichte vom 28. Aug. 1630 werden als Filiales der Pfarrei Weidelbach aufgezählt: 1. Erenberg [d. i. Zwerenberg]; 2. Bernharttsweiler oder S. Anna; villae huc spectantes: Rauhenstatt, Eschpach, Keschenweiler; 3. Wildenstain; villae huc spectantes: Lauttenbach, Röttlin, Guntzen, Neustettlin; 4. ratione parochiae Weidelbach huc spectant: Oberraden, Vnderraden, Stainenweiler, Waldeck, Röttendorf, Wellerhuob.

8 Spital-Urk. in Dinkelsbühel.

9 "Die gebawrschafrt, köbler vnd einwoner der gemainde zu Nidern vnd Öbern Zwerchenberg". Urk. des Deutschen Hauses von Dinkelsbühel in München. Zwerchenberg = Querberg (twer, zwerch = quer).

10 Spital-Urk. in Dinkelsbühel.

11 Hist. und stat. Beschr. des Rezat-Kreises von Lang, Büttner und Knapp, Hft. 2, Nürnb. 1810, S. 30. 31.

12 Der schon angeführte Visitations-Bericht vom 28. Aug. 1630 sagt: Wildenstain, sacellum, hatt kain fundation. S. Martinus soll patron sein. Hic parochus [scil. catholicus in Weidelbach] admittitur. Ist Knöringisch.

13 R. B. 10, 190.

14 Urk. des Hauses Dinkelsbühel in München.

15 Ukr. ib.

16 Urk. ib.

17 Beschreib. des Rezat-Kreises I. c. S. 19.

18 Auf der größern steht: † Hilf f Got f vnd f heilge f fraw f sant f Anna f Bernhart f Lachaman f gos f mich f 1517. Auf der kleinern: † Hilf f Got f vnd f Maria f Bernhart f Lachaman f gos f mich f 1516.

Die größere dieser Glocken ist eine Wanderglocke. Wegen ihrer Größe und ihres reichen Schalles suchte mancher größere Ort sie zu gewinnen, auch die Reichsstadt Dinkelsbühel, auf deren Thurmje sie bereits hing; aber so oft man sie läutete, tänte sie in die Luft hinaus: Ich Anna Hosanna, Z' Beretsweiler will i hanga, Will i läuta, will i schlaga, Und d' Wetter verjaga. Und so tönte sie fort, bis man sie wieder auf den Thurm von Bernhards-Weiler zurückbrachte, wo man heut noch, wie in der Umgegend, diesen Glockensang den Kindern vorsingt. (Mir erzählt in Bernhards-Weiler).

19 Der angeführte Visitations-Bericht vom 30. Aug. 1630 schreibt: Berharttsweiler oder S. Anna. Est sacellum, sed tantum stat chorus, das langkhaus ist nit angebawet worden. Patronus nesciter. Parochus [scil. catholicus] hic etiam excluditur.

20 Akten im bisch. Arch.

21 R. B. 7, 258.

22 Urkk. in München.

23 Urk. ib.

24 R. B. 10, 190.


Erstellt am 12. März 2015 durch Hans Ebert

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