Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg
Inhaltsverzeichnis
 <<  blättern >>

17. Veits-Weiler.

 Patr. Die Inhaber der Herrschaft Weiltingen.

Veits-Weiler, ein Dörflein mit 141 S., liegt in einer tiefen Thalmulde am nördlichen Rande des Öttinger Forstes, 3 1/2 St. südöstlich von Dinkelsbühel.

Der Ort führte in alter Zeit den einfachen Namen Weiler. Mit Bestimmtheit erscheint er das erste Mal unter dem Namen "Weiler bei Weiltingen" am 17. Juni 1295. Das Domkapitel von Augsburg besaß nämlich damals Güter in Weiler und im nahe gelegenen Klingen, Zugehörungen zum domkapitel'schen Amte Herblingen bei Hochaltingen. Am genannten Tage nun tauschte das Domkapitel zwei Güter zu Weiler bei Weiltingen und ein Gut zu Klingen an den Ritter Liupold von Weiltingen für dessen nahe bei Weiler gelegenen Hof Uttenstetten1).

Veits-Weiler hatte in alter Zeit eine Burg, bewohnt von einem Adelsgeschlechte, welches gräflich Öttingische Güter daselbst zu Lehen trug. Diesem Geschlechte gehört wahrscheinlich frater Heinricus sacerdos de Wilaer, Mönch zu Kaifersheim an, welcher am 11. Mai 1260 die Schenkung eines Gutes zu Furhenau (Fürnheim) durch Liupolt Küchenmeister von Nortenberg an Kloster Kaifersheim bezeugt2). Die Burg scheint aber schon im 14. Jahrhunderte nicht mehr bestanden zu haben; wenigstens kennen wir vom J. 1398 an nur mehr eine Burgstelle zu Weiler, Lehen von den Grafen zu Öttingen. Am 24. Sept. 1398 empfängt nämlich Stephan Zingel, Bürger zu Dinkelsbühel, von den Grafen Ludwig und Friedrich zu Öttingen zu Lehen "das burgstale zu Weiler mit dem graben, den vorhoffe, als der vnder ougen begriffen hate, zwen vnd dreissig morgen ackers, vier tagwerk vnd ein vierthail wismader, alles zu Weiler gelegen, vnd den vierden tail des hofs genant der Buchhoffe". Bei der Belehnung, welche dieselben Grafen am 3. Februar 1404 mit den genannten Gütern für den Nördlinger Bürger Paul Zingel, Bruder des Obigen, vollzogen, heißt der Ort zum ersten Male Veits-Weiler3). In späterer Zeit erscheint derselbe als Zugehörung der Herrschaft Weiltingen.

Das Präsentations-Recht zur Pfarrei Veits-Weiler besaß von Alters her aller Wahrscheinlichkeit nach das Domkapitel zu Augsburg; wenigstens incorporirte Bischof Friedrich von Augsburg am 16. Febr. 1318 seinem Domkapitel die ecclesia parochialis in Wiler, unter welcher um so mehr die Kirche von Veits-Weiler verstanden werden muß, als das Domkapitel eine andere Pfarrei des Namens Weiler nicht inne hatte, in Veits-Weiler aber nachweisbar wirklich Güter besaß4). Dieses Präsentations-Rechtes, und wohl auch seiner übrigen Rechte und Güter zu Veits-Weiler, scheint sich aber das Domkapitel später entäußert zu haben; denn nach einer Bisthums-Matrikel aus dem 15. Jahrhunderte präsentirten zur dortigen Pfarrei die Herren von Sekkendorf, Inhaber der Herrschaft Weiltingen, und aus dem folgenden Jahrhunderte sind Die von Künsberg und Die von Knöringen, gleichfalls Inhaber von Weiltingen, Patrone von Veits-Weiler.

Die Pfarrkirche von Veits-Weiler, ehemals dem heil. Vitus geweiht, ist ihrer Anlage nach alt, zeigt aber bauliche Aenderungen aus späterer Zeit; der weite Thurm, wahrscheinlich gleichzeitig mit der Kirche im 15. Jahrhunderte gebaut, bildet den Chor, welchen ein Kreuzgewölbe deckt. Der Taufstein in der Kirche mag das Alter des Thurmes haben. An letzerm finden sich außen zwei Reste hohen Alterthums eingemauert, wahrscheinlich von einer ältern Kirche stammend, nämlich zwei in Stein gehauene Menschenköpfe, der eine natürlich, der andere fratzenhaft mit weit verzogenem Munde, gebildet. Die beiden Glocken des Thurmes stammen aus späterer Zeit.

Nach Veits-Weiler sind gepfarrt:

1. Hahnenberg, 22 S., 1/4 St. westlich.

2. Ober-Klingen, 10 S., 1/2 St. westlich.

3. Unter-Klingen, 19 S., 3/8 S. westlich. Eines Domkapitel Augsburgischen Gutes in Clingen, angeführt in einer Urkunde vom 17. Juni 1295, erwähnten wir oben S. 523.

Die im Pfarrsprengel Veits-Weiler wohnenden Katholiken, gegenwärtig 6 S., sind in die katholische Pfarrei Wilburgstetten eingepfarrt (Min.-Rescr. vom 8. April 1848, Ord.-Dekr. vom 19. April 1848).


1 -- bona nostra sita in Wiler iuxta Wiltingen, duo videlicet, et tercium situm in Clingen, pertinencia ad officium in Herlabingen, permatauimus et conmutando dedimus domino Liupoldo de Wiltingen militi et suis heredibus pro bonis suis siue curia in Vtinsteten, iure proprietatis sibi pertinencia, sita iuxta Haultingen. Urk. des Domkapitels, dat. XV. Kal. Jul. 1295, M. B. 33 a, 288.

2 Kaisersh. Urk. in München. S. ob. S. 473.

3 Orig.-Urkk.

4 M. B. 33 a, 426. Des domkapitel'schen Besitzes von Gütern in unserm Weiler und zu Klingen im J. 1295 wurde schon oben gedacht. Laut eines Eintrages in das Nekrologium des Domkapitels zum 13. December erhielt dasselbe von einem Diakon Rudolf ein praedium in Willenholtz (Wildenholz bei Schillingsfürst), ein praedium in Herlabingen (Herblingen bei Hochaltingen), und ein praedium in Wiler. M. B. 35 a, 114.


Erstellt am 11. März 2015 durch Hans Ebert

<<  blättern >>