Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg
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1. Pf. Amelbrucht.
Patr. Kloster Sulz.
 

Amelbrucht ist ein Dorf mit 415 S., im Sulzach-Thale, zwischen Wasser-Trühdingen und Feuchtwangen, ehemals zum Onoldsbachischen Amte Feuchtwangen, jetzt zum k. Bezirks-Amte Feuchtwangen gehörig; Grenz-Pfarrei gegen die Eichstättische Pfarrei Beuerberg.
 
Amelbrucht gehörte in alter Zeit wahrscheinlich zu den Besitzungen der edeln Herren von Warberg (im Altmühl-Grunde bei Aurach); ein Ministerialen-Geschlecht, von Amelbrucht genannt, hatte seinen Sitz im Orte.
 
Wir kennen aus dem Ende des 12. Jahrhundertes einen diesem Geschlechte angehörigen Rudiger von Amelbrucht, welcher in einer Lehensbeziehung zu den Grafen von Tollenstein (bei Eichstätt) oder zur bischöflichen Kirche von Eichstätt gestanden zu haben scheint; denn im Jahre 1194 ist dieser Rôdiger de Amelbrvk Zeuge, als eine Frau Irmgardis ein Gut zu Ebenberg durch den Grafen Gebhart von Tollenstein an die Kirche zu Berchtesgaden verkauft1), und im Jahre 1197 ist Rudegerus de Amelbruke zu Pfünz anwesend (in generali placito habito Phu°nze), als Bischof Hartwig von Eichstätt, Bruder des genannten Grafen Gebhart von Tollenstein, einen Zehentstreit zwischen Kloster Kaifersheim und seinem Ministerialen Wortwin von Emichsheim beilegt2). Conradus de Amelbrvht et Cv°nradus filius suus et Hainricus fratruelis suus sind im Jahre 1252 Zeugen bei einer Schenkung Friedrich’s von Truhendingen an Kloster Ahausen an der Werniz3). Von 1238 bis 1273 erscheint Lv°dewicus de Amelbrvht als Mönch im Kloster Ahausen an der Werniz4); endlich am 16. Dec. 1374 stiftet Friedrich von Amelbruht für sich und Adelheid, seine eheliche Wirthin, einen Jahrtag nach Kloster Sulz5). Er war vielleicht der Letzte des Geschlechtes der Amelbrucher, wenigstens wird desselben nach ihm nicht mehr gedacht.
 
Die Kirche und Pfarrei Amelbrucht war von den Herren von Warberg gegründet worden, daher dieselben das Kirchen-Patronat daselbst besaßen. Zu Anfang des 12. Jahrhundertes schenkte Krafto von Warberg dieses Patronat-Recht dem Prämonstratenserinen-Kloster Sulz im Wirzburger Sprengel (3 St. nördl. von Feuchtwangen), und Bischof Sifrid von Augsburg incorporirte die Kirche von Amelbrucht diesem Kloster. Später aber scheint Krafto seine Schenkung dem Kloster gegenüber angefochten zu haben. Um die Seelenruhe seines Vaters besorgt, erneuerte nun sein Sohn Ulrich von Warberg um das Jahr 1260 dem Kloster Sulz Krafto’s Schenkung als eine unwiderrufliche Gabe6).
 
Mittlerweile war durch Brand im Kloster Sulz auch der Brief Bischof Sifrid’s, durch welchen er diesem Kloster die Kirche von Amelbrucht einverleibt hatte, vernichtet worden. Daher erneuerte Bischof Hartmann von Augsburg am 9. Aug. 1260 vollkommen die von Sifrid vollzogene Incorporation7). Ein dominus C. plebanus in Ammelbruht erscheint am 24. Dec. 1283 in einer Urkunde von St. Katharina in Augsburg8); Herrn Rudolf, Pfarrer ze Amelbruht, nennen Kloster Sulzische Urkunden am 23. Jan. und 14. Febr. 13359). Am 9. Juli 1379 bestätigte zu Wirzburg Cardinal Pileus in päpstlicher Auctorität die Incorporation der Pfarrei Amelbrucht in das Kloster Sulz10).
 
Die von diesem Kloster dem Bischofe von Augsburg präsentirten Pfarrer von Amelbrucht pastorirten wenigstens vom Jahre 1400 an auch die Kloster Sulzische Nachbarspfarrei zum Tännlein (jetzt Dentlein), bis Kloster Sulz im Jahre 1473 für das Tännlein wieder einen eigenen Pfarrer aufstellte (s. unden Pf. Tännlein). Das Pfarr-Einkommen von Amelbrucht war nach Urkunden vom 16. Juli 1397 und 12. März 1401: acht Malter Haber und acht Malter Korn, die Hälfte des kleinen Zehenten, zwei Fuder Stroh, der Heu-Zehente von zwei Gütern und die Benützung einiger Wiesmäder. Den alten Pfarrhof verlassend, baute im Jahre 1405 der Pfarrer Hans Kamerullin auf einem den Herren von Dürwangen gehörigen Grunde einen neuen Pfarrhof11).
 
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts finden sich Anzeichen, daß die Gemeinde Amelbrucht die Begründung einer Frühmesse in ihrer Kirche anstrebte12). Sie scheint auch wirklich bald darnach zu Stande gekommen zu sein; denn die Bisthums-Matrikel von 1523 führt bereits eine primissaria in Amelbrucht auf, und im Jahre 1531 ist sie mit einem eigenen Priester besetzt. Weitere Nachrichten über diese Stiftung liegen nicht vor.
 
Die Pfarrkirche von Amelbrucht führte den Titel vom heil. Apostel Petrus. Sie trägt offenbar uralt romanische Reste an sich, scheint aber im 14. Jahrhunderte in den gothischen Styl umgebaut worden zu sein, wie der vorgebaute gothische Chor mit seinen starken Streben und gothischen Fenstern anzeigt. Auch das Erdgeschoß des Thurmes hat noch ein romanisch geformtes Fenster, in welches aber bereits gothisches Maßwerk eingefügt ist, wie auch ein gothisches Gewölbe mit schönen Köpfen als Tragsteinen dieses Erdgeschoß eindeckt. Im Thurme hängen zwei Glocken, deren eine, ohne Schrift und Zeichen, auf hohes Alter weist. Außerdme ist an Kirchenzier und Geräte aus katholischer Zeit noch vorhanden ein alter gothischer Crucifixus und ein Kelch mit der Jahreszahl 1496; dem Becher ist von außen ein s. g. Vesper-Bild eingravirt, um den Knauf laufen in gothischer Schrift die Worte: Maria v. In manus.
 
Nach Amelbrucht sind eingepfarrt:
 
1. Ober-Kemnaten, 114 S.
 
Vom 13. bis 15. Jahrhunderte tritt in dieser Gegend ein sich von Kemnaten nennendes Adelsgeschlecht auf, dessen Wohnsitz nicht in dem nahen Unter- oder Dorf-Kemnaten, sondern in Ober-Kemnaten zu suchen ist. In Ober-Kemnaten ist wirklich heute noch nahe am Bäckerhause deutlich die Stelle einer ehemaligen Burg oder eines Wasserschlosses wahrzunehmen, während Unter-Kemnaten keinen Wohnsitz eines Rittergeschlechtes und keine Erinnerung an ein solches besitzt, wenn schon manche Anzeichen dafür sprechen, daß die Herren von Kemnaten auch Güter in Unter-Kemnaten inne hatten.
 
Wir finden die frühesten Kemnater gegen Ende des 13. Jahrhundertes in einer Beziehung zum Domimikanerinen-Kloster St. Katharina in Augsburg. Am 24. Dec. 1283 schenken nämlichz Ritter Kunrat von Kemnaten und seine Gemahlin Berchta Güter zu Kemnaten an das genannte Kloster, in welchem ihr Sohn Kunrat, der zu Augsburg gestorben war, sein Grab gewählt, ihre Töchter aber den Schleier genommen hatten – zum Seelgeräthe für den Sohn und zu leichterer Beschaffung der Gewandung für die Töchter13). Auch die Mühle zu Obernrode (molendinvm sutvm in Obernrode et piscinam ibidem, wahrscheinlich nicht fern von Kemnaten), Lehen vom Stifte Feuchtwangen, schenkten beide Eltern am 25. Mai 1290 nach St. Katharina14); ihre Söhne Heinrich und Cunrat aber erhoben später über die von ihrem Vater vollzogene Schenkung sowohl der Mühle zu Obernrode, als des Hofes zu Kemnaten Einsprache gegen das Kloster, welche jedoch durch Schiedsmänner am 14. Mai 1295 gütlich beigelegt wurde15).
 
Heinrich miles de Kemenaten, wahrscheinlich der eben erwähnte Sohn Kunrat’s, verkaufte am 14. Febr. 1311 mit Zustimmung seiner Söhne Ulrich, Heinrich und Kunrat für Güter in Tanbach an Kloster Heilsbrunn16). Ulrich de Kemenaten ist am 22. Okt. 1321 Zeuge für das Spital in Dinkelsbühel17), und am 24. April 1341 Auskunftsmann im Streite Graf Albrecht’s von Öttingen mit Ritter Heinrich von Dürwangen über Wildbannsrechte18); Kunrat von Kemmenaten zeugt am 27. Mai 1324 für Kloster Sulz19), und erlangt am 25. Mai 1329 durch Schiedsmänner Anspruch jährlich auf ein paar Filzschuhe (zwen gevilzet schuh) an Kloster Heidenheim20). Es lebten aber damals mehrere des Namens Kunrat in der Familie; denn Chunrat von Kemenaten der elter bürgt am 5. Nov. 1330 für das Spital in Dinkelsbühel21), und Cunrad von Kemnathen der eltest siegelt am 8. Sept. 1343 eine Urkunde Heinrich’s von Dürwangen für die Kapelle zu Dürwangen22). Heinrich und Chunrat Kemmenater bürgen am 28. Juni 1345 für Kloster Sulz, und am 11. Nov. 1355 zeugt Chunrat von Kemmenaten für dasselbe Kloster23). Auch ein Sifrid von Kemenate erscheint am 9. März 1346 als Besiegler einer Urkunde für das Spital zu Dinkelsbühel24).
 
Nun werden die Nachrichten über das Geschlecht der Kemnater spärlicher. Elsbeth, Hansen von Kempnaten Hausfrau, und ihr Sohn Friedrich (Fridericus Kempnater armiger) sind am 23. Jan. 1396 und 4. März 1397 thätig bei Stiftung der Frühmesse zu Dorf-Kemnaten25). Eine Urkunde des Spitals zu Dinkelsbühel vom 23. Jan. 1406 nennt Prand von Kemnaten, seine Hausfrau Katharina und ihren Sohn Hans von Kemnaten als Inhaber von zwei Dirtt-Theilen des Groß- und Kleinzehenten zu den Höfen zum Hegnach (s. ob. S. 417), welchen sie an demselben Tage an das Spital zu Dinkelsbühel verkaufen26). Seiz von Kemnaten, am 17. Nov. 1426 als Pfleger zu Spielberg das erste Mal genannt, übergibt am 19. Mai 1431 an die Kirche zu Tännlein (Dentlein) ein halbes Tagwerk Wiesmad zu Ober-Kemnaten zu einem Seelgeräthe für seine Eltern, seine Hausfrau und seine Kinder27). Jörg von Kemnaten und Sabina, seine eheliche Hausfrau, verkauften endlich am 5. Jan. 1433 ihre Behausung und den Burgstall zu Ober-Kemnaten gelegen nebst fünf Hofstätten daselbst und andern Zugehörungen an Kunrat Helchner, Bürger zu Dinkelsbühel, für 187 Gulden28).
 
Das Wappen der Kemnater zeigt einen mitten im Schilde senkrecht stehenden, breiten purpurfarbenen Pfahl.
 
2. Langfurt, 360 S., darunter 60 Katholiken.
 
Langfurt, früher nur eine Mühle, wurde erst im vorigen Jahrhunderte durch Ansiedlungen eine größere Ortschaft. Die Katholiken zu Langfurt wie andere im Pfarrsprengel Amelbrucht wohnende Katholiken sind in die katholische Pfarrei Halsbach, 2 St. von Amelbrucht entfernt, eingepfarrt; (s. ob. S. 413.)
 
3. Stöckau (früher Stockach), 37 S.
 
4. Die Neumühle, Ölmühle und das Säghaus, zus. 18 S.

1 Quell. und Erört. 1, 350.
2 Urk. von Kaifersh. in München.
3 Urk. von Ahausen in München. Die Deitung des Ortsnamens Amelbruht ist schwierig und unsicher.
4 Urkk. von Ahausen in München.
5 Urk. von Kloster Sulz in München.
6 Omnibus presentem literam inspecturis ego Vlricus de Warberc notum esse uolo, quod donationen, quam pie memorie pater meus Crafto pro remedio peccatorum suorum fecit de iure patronatus, quod habuit olim in ecclesia Amelbruht ratione fundationis, conuentui, sororum in Sulza ordinis Premonstratensis, licet idem pater meus postea de facto, cum de iure non posset, conuenisset, ego periculo anime sue cauere et proprie saluti intendere uolcus, ratam et firmam –habeo et irreuocabilem esse tenore presentium protestor. Urk. des Klosters Sulz s. d. in München.
7 Nouerint tam presentes quam futuri, quod cum nobis constare ceperit euidenter, quod Crafto de Wartperc felicis memorie ius patronatus ecclesie in Amelbruht nostre dyocesis conuentui sororum monasterii in Sulze Herbipolensis dyocesis Premonstratensis ordinis donauerit, et felicis recordacionis Sifridus episcopus predecessor noster de capituli sui assensu ipsis sororibus ad earum vsus perpetuos in eadem ecclesia Amelbruht ius temporalium et curam spiritualium indulsisset, cumque instrumenta super gratia eadem confecta sint exusta, ne sorores predicte ex instrumentorum carencia huiusmodi fraudentur beneficio, nos de capituli nostri assensu et fauere prefato sororum conuentui premissam gratiam innouantes, ipsis dicte ecclesie Amelbruht curam spiritualium ac ius et vsufructum temporalium ad instar dicti predecessoris nostri perpetuo concedimus et donamus, ita vt in premissa ecclesia Amelbruht perpetuus et ydoneus iustituatur vicarius, qui plebi preese et prodesse ac nobis et successoribus nostris in iure dyocesano respondere naleat, et archidiacono et decano loci nt justum fuerit obedire. Urk. Bisch. Hartmann’s, dat. Auguste v. Id. Aug. 1260, Orig. in München.
8 Mittheil. der deutsch. Gesellsch. zu Leipzig 1, 166.
9 Urk. in München.
10 Urk. in München.
11 Urkk. ib.
12 Eine Urkunde des Klosters Sulz vom 18. Febr. 1498 (in Nürnberg) spricht von „der nutzung, so zu einer kunfigen Frumeß zu Amelbruch zu stiften geordnet seindt, vnd die noch nit confirmirt vnd bestett ist.“
13 Nos Cv°nradus de Kemenaten miles et Berhta uxor mea – cum Cv°nradus quondum filius noster moreretur in Augusta et ex optione sua ibidem apud sanctam Katherinam elegerit sepulturam, nos zelo peitatis intendentes bona in volla Kemenaten sita, que colit Cv°nradus dictus Endenman – cum pertinentus suis, excepta stupa balneari, contulimus priorisse et sororibus ordinis predicatorum de sancta Katherina in Augusta in remedium salutis anime ipsius filii nostri Cv°nradi, et ob hoc etiam, vt in quantum fieri possit, commode et ex gracia filiabus nostris in cenobio ecclesie sancte Katherine in Augusta vitam ducentibus in uestibus prouideatur, mit Vorbehalt des Rückkaufrechtes für zwanzig Pfund Heller innerhalb zehn Jahren. Acta sunt hec in castro Kemenaten a.d.M. CC. lxxxiii. IX. Kal. Jan. Unter den Zeugen steht Hainricus de Kemenaten. Urk. von St. Katharina in den Mittheil. der deutsch. Gesellsch. zu Leipzig 1, 165.
Der Name Kemenaten, älter Keminata, Cheminate, stammt vom lateinischen caminus und bezeichnet ein heizbares Gemach oder auch ein ganzes Haus, also = Wohnstätte. S. Förstemann 2, 349.
14 Urk., act. in claustro Fivchtwanch, l. c. 175.
15 Urk. l. c. 182, Bei der gleichfalls in claustro Fivhtwanc gepflogenen Verhandlung erscheint unter den Zeugen ein Otto de Kemenaten.
16 R. B. 5, 191. Unter den Zeugen dieses Verkaufes erscheint ein Cunradus de Kemenaten.
17 Urk. in Dinkelsbühel.
18 Urk. abschr. in Wallerstein.
19 Urk. in München.
20 R. B. 6, 294.
21 Urk. in München.
22 R. B. 7, 378.
23 Urkk. in München.
24 Urk. ib.
25 Urkk. ib.
26 Urk. in Dinkelsbühel.
27 Urkk. von Kloster Sulz in Nürnberg.
28 Beschr. des Rezat-Kr. 2, 20.

Erstellt am 7. März 2004 durch Hans Ebert
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