Amelbrucht
ist ein Dorf mit 415 S., im Sulzach-Thale, zwischen Wasser-Trühdingen
und Feuchtwangen, ehemals zum Onoldsbachischen Amte Feuchtwangen, jetzt
zum k. Bezirks-Amte Feuchtwangen gehörig; Grenz-Pfarrei gegen die
Eichstättische Pfarrei Beuerberg.
Amelbrucht
gehörte in alter Zeit wahrscheinlich zu den Besitzungen der edeln
Herren von Warberg (im Altmühl-Grunde bei Aurach); ein Ministerialen-Geschlecht,
von Amelbrucht genannt, hatte seinen Sitz im Orte.
Wir
kennen aus dem Ende des 12. Jahrhundertes einen diesem Geschlechte angehörigen
Rudiger von Amelbrucht, welcher in einer Lehensbeziehung zu den Grafen
von Tollenstein (bei Eichstätt) oder zur bischöflichen Kirche
von Eichstätt gestanden zu haben scheint; denn im Jahre 1194 ist dieser
Rôdiger de Amelbrvk Zeuge, als eine Frau Irmgardis ein Gut zu Ebenberg
durch den Grafen Gebhart von Tollenstein an die Kirche zu Berchtesgaden
verkauft1), und im Jahre 1197 ist
Rudegerus de Amelbruke zu Pfünz anwesend (in generali placito habito
Phu°nze), als Bischof Hartwig von Eichstätt, Bruder des genannten
Grafen Gebhart von Tollenstein, einen Zehentstreit zwischen Kloster Kaifersheim
und seinem Ministerialen Wortwin von Emichsheim beilegt2).
Conradus de Amelbrvht et Cv°nradus filius suus et Hainricus fratruelis
suus sind im Jahre 1252 Zeugen bei einer Schenkung Friedrich’s von Truhendingen
an Kloster Ahausen an der Werniz3).
Von 1238 bis 1273 erscheint Lv°dewicus de Amelbrvht als Mönch
im Kloster Ahausen an der Werniz4);
endlich am 16. Dec. 1374 stiftet Friedrich von Amelbruht für sich
und Adelheid, seine eheliche Wirthin, einen Jahrtag nach Kloster Sulz5).
Er war vielleicht der Letzte des Geschlechtes der Amelbrucher, wenigstens
wird desselben nach ihm nicht mehr gedacht.
Die
Kirche und Pfarrei Amelbrucht war von den Herren von Warberg gegründet
worden, daher dieselben das Kirchen-Patronat daselbst besaßen. Zu
Anfang des 12. Jahrhundertes schenkte Krafto von Warberg dieses Patronat-Recht
dem Prämonstratenserinen-Kloster Sulz im Wirzburger Sprengel (3 St.
nördl. von Feuchtwangen), und Bischof Sifrid von Augsburg incorporirte
die Kirche von Amelbrucht diesem Kloster. Später aber scheint Krafto
seine Schenkung dem Kloster gegenüber angefochten zu haben. Um die
Seelenruhe seines Vaters besorgt, erneuerte nun sein Sohn Ulrich von Warberg
um das Jahr 1260 dem Kloster Sulz Krafto’s Schenkung als eine unwiderrufliche
Gabe6).
Mittlerweile
war durch Brand im Kloster Sulz auch der Brief Bischof Sifrid’s, durch
welchen er diesem Kloster die Kirche von Amelbrucht einverleibt hatte,
vernichtet worden. Daher erneuerte Bischof Hartmann von Augsburg am 9.
Aug. 1260 vollkommen die von Sifrid vollzogene Incorporation7).
Ein dominus C. plebanus in Ammelbruht erscheint am 24. Dec. 1283 in einer
Urkunde von St. Katharina in Augsburg8);
Herrn Rudolf, Pfarrer ze Amelbruht, nennen Kloster Sulzische Urkunden am
23. Jan. und 14. Febr. 13359). Am
9. Juli 1379 bestätigte zu Wirzburg Cardinal Pileus in päpstlicher
Auctorität die Incorporation der Pfarrei Amelbrucht in das Kloster
Sulz10).
Die
von diesem Kloster dem Bischofe von Augsburg präsentirten Pfarrer
von Amelbrucht pastorirten wenigstens vom Jahre 1400 an auch die Kloster
Sulzische Nachbarspfarrei zum Tännlein (jetzt Dentlein), bis Kloster
Sulz im Jahre 1473 für das Tännlein wieder einen eigenen Pfarrer
aufstellte (s. unden Pf. Tännlein). Das Pfarr-Einkommen von Amelbrucht
war nach Urkunden vom 16. Juli 1397 und 12. März 1401: acht Malter
Haber und acht Malter Korn, die Hälfte des kleinen Zehenten, zwei
Fuder Stroh, der Heu-Zehente von zwei Gütern und die Benützung
einiger Wiesmäder. Den alten Pfarrhof verlassend, baute im Jahre 1405
der Pfarrer Hans Kamerullin auf einem den Herren von Dürwangen gehörigen
Grunde einen neuen Pfarrhof11).
Gegen
Ende des 15. Jahrhunderts finden sich Anzeichen, daß die Gemeinde
Amelbrucht die Begründung einer Frühmesse in ihrer Kirche anstrebte12).
Sie scheint auch wirklich bald darnach zu Stande gekommen zu sein; denn
die Bisthums-Matrikel von 1523 führt bereits eine primissaria in Amelbrucht
auf, und im Jahre 1531 ist sie mit einem eigenen Priester besetzt. Weitere
Nachrichten über diese Stiftung liegen nicht vor.
Die
Pfarrkirche von Amelbrucht führte den Titel vom heil. Apostel Petrus.
Sie trägt offenbar uralt romanische Reste an sich, scheint aber im
14. Jahrhunderte in den gothischen Styl umgebaut worden zu sein, wie der
vorgebaute gothische Chor mit seinen starken Streben und gothischen Fenstern
anzeigt. Auch das Erdgeschoß des Thurmes hat noch ein romanisch geformtes
Fenster, in welches aber bereits gothisches Maßwerk eingefügt
ist, wie auch ein gothisches Gewölbe mit schönen Köpfen
als Tragsteinen dieses Erdgeschoß eindeckt. Im Thurme hängen
zwei Glocken, deren eine, ohne Schrift und Zeichen, auf hohes Alter weist.
Außerdme ist an Kirchenzier und Geräte aus katholischer Zeit
noch vorhanden ein alter gothischer Crucifixus und ein Kelch mit der Jahreszahl
1496; dem Becher ist von außen ein s. g. Vesper-Bild eingravirt,
um den Knauf laufen in gothischer Schrift die Worte: Maria v. In manus.
Nach
Amelbrucht sind eingepfarrt: 1.
Ober-Kemnaten, 114 S.
Vom
13. bis 15. Jahrhunderte tritt in dieser Gegend ein sich von Kemnaten nennendes
Adelsgeschlecht auf, dessen Wohnsitz nicht in dem nahen Unter- oder Dorf-Kemnaten,
sondern in Ober-Kemnaten zu suchen ist. In Ober-Kemnaten ist wirklich heute
noch nahe am Bäckerhause deutlich die Stelle einer ehemaligen Burg
oder eines Wasserschlosses wahrzunehmen, während Unter-Kemnaten keinen
Wohnsitz eines Rittergeschlechtes und keine Erinnerung an ein solches besitzt,
wenn schon manche Anzeichen dafür sprechen, daß die Herren von
Kemnaten auch Güter in Unter-Kemnaten inne hatten.
Wir
finden die frühesten Kemnater gegen Ende des 13. Jahrhundertes in
einer Beziehung zum Domimikanerinen-Kloster St. Katharina in Augsburg.
Am 24. Dec. 1283 schenken nämlichz Ritter Kunrat von Kemnaten und
seine Gemahlin Berchta Güter zu Kemnaten an das genannte Kloster,
in welchem ihr Sohn Kunrat, der zu Augsburg gestorben war, sein Grab gewählt,
ihre Töchter aber den Schleier genommen hatten – zum Seelgeräthe
für den Sohn und zu leichterer Beschaffung der Gewandung für
die Töchter13). Auch die Mühle
zu Obernrode (molendinvm sutvm in Obernrode et piscinam ibidem, wahrscheinlich
nicht fern von Kemnaten), Lehen vom Stifte Feuchtwangen, schenkten beide
Eltern am 25. Mai 1290 nach St. Katharina14);
ihre Söhne Heinrich und Cunrat aber erhoben später über
die von ihrem Vater vollzogene Schenkung sowohl der Mühle zu Obernrode,
als des Hofes zu Kemnaten Einsprache gegen das Kloster, welche jedoch durch
Schiedsmänner am 14. Mai 1295 gütlich beigelegt wurde15).
Heinrich
miles de Kemenaten, wahrscheinlich der eben erwähnte Sohn Kunrat’s,
verkaufte am 14. Febr. 1311 mit Zustimmung seiner Söhne Ulrich, Heinrich
und Kunrat für Güter in Tanbach an Kloster Heilsbrunn16).
Ulrich de Kemenaten ist am 22. Okt. 1321 Zeuge für das Spital in Dinkelsbühel17),
und am 24. April 1341 Auskunftsmann im Streite Graf Albrecht’s von Öttingen
mit Ritter Heinrich von Dürwangen über Wildbannsrechte18);
Kunrat von Kemmenaten zeugt am 27. Mai 1324 für Kloster Sulz19),
und erlangt am 25. Mai 1329 durch Schiedsmänner Anspruch jährlich
auf ein paar Filzschuhe (zwen gevilzet schuh) an Kloster Heidenheim20).
Es lebten aber damals mehrere des Namens Kunrat in der Familie; denn Chunrat
von Kemenaten der elter bürgt am 5. Nov. 1330 für das Spital
in Dinkelsbühel21), und Cunrad
von Kemnathen der eltest siegelt am 8. Sept. 1343 eine Urkunde Heinrich’s
von Dürwangen für die Kapelle zu Dürwangen22).
Heinrich und Chunrat Kemmenater bürgen am 28. Juni 1345 für Kloster
Sulz, und am 11. Nov. 1355 zeugt Chunrat von Kemmenaten für dasselbe
Kloster23). Auch ein Sifrid von
Kemenate erscheint am 9. März 1346 als Besiegler einer Urkunde für
das Spital zu Dinkelsbühel24).
Nun
werden die Nachrichten über das Geschlecht der Kemnater spärlicher.
Elsbeth, Hansen von Kempnaten Hausfrau, und ihr Sohn Friedrich (Fridericus
Kempnater armiger) sind am 23. Jan. 1396 und 4. März 1397 thätig
bei Stiftung der Frühmesse zu Dorf-Kemnaten25).
Eine Urkunde des Spitals zu Dinkelsbühel vom 23. Jan. 1406 nennt Prand
von Kemnaten, seine Hausfrau Katharina und ihren Sohn Hans von Kemnaten
als Inhaber von zwei Dirtt-Theilen des Groß- und Kleinzehenten zu
den Höfen zum Hegnach (s. ob. S. 417), welchen sie an demselben Tage
an das Spital zu Dinkelsbühel verkaufen26).
Seiz von Kemnaten, am 17. Nov. 1426 als Pfleger zu Spielberg das erste
Mal genannt, übergibt am 19. Mai 1431 an die Kirche zu Tännlein
(Dentlein) ein halbes Tagwerk Wiesmad zu Ober-Kemnaten zu einem Seelgeräthe
für seine Eltern, seine Hausfrau und seine Kinder27).
Jörg von Kemnaten und Sabina, seine eheliche Hausfrau, verkauften
endlich am 5. Jan. 1433 ihre Behausung und den Burgstall zu Ober-Kemnaten
gelegen nebst fünf Hofstätten daselbst und andern Zugehörungen
an Kunrat Helchner, Bürger zu Dinkelsbühel, für 187 Gulden28).
Das
Wappen der Kemnater zeigt einen mitten im Schilde senkrecht stehenden,
breiten purpurfarbenen Pfahl.
2.
Langfurt, 360 S., darunter 60 Katholiken.
Langfurt,
früher nur eine Mühle, wurde erst im vorigen Jahrhunderte durch
Ansiedlungen eine größere Ortschaft. Die Katholiken zu Langfurt
wie andere im Pfarrsprengel Amelbrucht wohnende Katholiken sind in die
katholische Pfarrei Halsbach, 2 St. von Amelbrucht entfernt, eingepfarrt;
(s. ob. S. 413.)
3.
Stöckau (früher Stockach), 37 S.
4.
Die Neumühle, Ölmühle und das Säghaus, zus. 18
S.
1
Quell. und Erört. 1, 350.
2
Urk. von Kaifersh. in München.
3
Urk. von Ahausen in München. Die Deitung des Ortsnamens Amelbruht
ist schwierig und unsicher.
4
Urkk. von Ahausen in München.
5
Urk. von Kloster Sulz in München.
6
Omnibus presentem literam inspecturis ego Vlricus de Warberc notum esse
uolo, quod donationen, quam pie memorie pater meus Crafto pro remedio peccatorum
suorum fecit de iure patronatus, quod habuit olim in ecclesia Amelbruht
ratione fundationis, conuentui, sororum in Sulza ordinis Premonstratensis,
licet idem pater meus postea de facto, cum de iure non posset, conuenisset,
ego periculo anime sue cauere et proprie saluti intendere uolcus, ratam
et firmam –habeo et irreuocabilem esse tenore presentium protestor. Urk.
des Klosters Sulz s. d. in München.
7
Nouerint tam presentes quam futuri, quod cum nobis constare ceperit euidenter,
quod Crafto de Wartperc felicis memorie ius patronatus ecclesie in Amelbruht
nostre dyocesis conuentui sororum monasterii in Sulze Herbipolensis dyocesis
Premonstratensis ordinis donauerit, et felicis recordacionis Sifridus episcopus
predecessor noster de capituli sui assensu ipsis sororibus ad earum vsus
perpetuos in eadem ecclesia Amelbruht ius temporalium et curam spiritualium
indulsisset, cumque instrumenta super gratia eadem confecta sint exusta,
ne sorores predicte ex instrumentorum carencia huiusmodi fraudentur beneficio,
nos de capituli nostri assensu et fauere prefato sororum conuentui premissam
gratiam innouantes, ipsis dicte ecclesie Amelbruht curam spiritualium ac
ius et vsufructum temporalium ad instar dicti predecessoris nostri perpetuo
concedimus et donamus, ita vt in premissa ecclesia Amelbruht perpetuus
et ydoneus iustituatur vicarius, qui plebi preese et prodesse ac nobis
et successoribus nostris in iure dyocesano respondere naleat, et archidiacono
et decano loci nt justum fuerit obedire. Urk. Bisch. Hartmann’s, dat. Auguste
v. Id. Aug. 1260, Orig. in München.
8
Mittheil. der deutsch. Gesellsch. zu Leipzig 1, 166.
9
Urk. in München.
10
Urk. in München.
11
Urkk. ib.
12
Eine Urkunde des Klosters Sulz vom 18. Febr. 1498 (in Nürnberg) spricht
von „der nutzung, so zu einer kunfigen Frumeß zu Amelbruch zu stiften
geordnet seindt, vnd die noch nit confirmirt vnd bestett ist.“
13
Nos Cv°nradus de Kemenaten miles et Berhta uxor mea – cum Cv°nradus
quondum filius noster moreretur in Augusta et ex optione sua ibidem apud
sanctam Katherinam elegerit sepulturam, nos zelo peitatis intendentes bona
in volla Kemenaten sita, que colit Cv°nradus dictus Endenman – cum
pertinentus suis, excepta stupa balneari, contulimus priorisse et sororibus
ordinis predicatorum de sancta Katherina in Augusta in remedium salutis
anime ipsius filii nostri Cv°nradi, et ob hoc etiam, vt in quantum
fieri possit, commode et ex gracia filiabus nostris in cenobio ecclesie
sancte Katherine in Augusta vitam ducentibus in uestibus prouideatur, mit
Vorbehalt des Rückkaufrechtes für zwanzig Pfund Heller innerhalb
zehn Jahren. Acta sunt hec in castro Kemenaten a.d.M. CC. lxxxiii. IX.
Kal. Jan. Unter den Zeugen steht Hainricus de Kemenaten. Urk. von St. Katharina
in den Mittheil. der deutsch. Gesellsch. zu Leipzig 1, 165.
Der Name Kemenaten, älter
Keminata, Cheminate, stammt vom lateinischen caminus und bezeichnet ein
heizbares Gemach oder auch ein ganzes Haus, also = Wohnstätte. S.
Förstemann 2, 349.
14
Urk., act. in claustro Fivchtwanch, l. c. 175.
15
Urk. l. c. 182, Bei der gleichfalls in claustro Fivhtwanc gepflogenen Verhandlung
erscheint unter den Zeugen ein Otto de Kemenaten.
16
R. B. 5, 191. Unter den Zeugen dieses Verkaufes erscheint ein Cunradus
de Kemenaten.
17
Urk. in Dinkelsbühel.
18
Urk. abschr. in Wallerstein.
19
Urk. in München.
20
R. B. 6, 294.
21
Urk. in München.
22
R. B. 7, 378.
23
Urkk. in München.
24
Urk. ib.
25
Urkk. ib.
26
Urk. in Dinkelsbühel.
27
Urkk. von Kloster Sulz in Nürnberg.
28
Beschr. des Rezat-Kr. 2, 20.
Erstellt
am 7. März 2004 durch Hans Ebert