In Dinkelsbühel bestehen
seit Jahrhunderten deutsche und lateinische Schulen. Die lateinische Schule,
eine Quelle vieler Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten,
befand sich bis zu westfälischen Frieden ausschließlich in den
Händen der Katholiken; die Errichtung einer eigenen Lateinschule wollten
diese den Protestanten durchaus nicht einräumen. Auch beim Abschlusse
des Streites durch den Pacifications-Receß vom 7. Sept. 1651 gestand
der katholische Rathstheil den Augsburger Confessions-Verwandten eine lateinische
Schule nicht zu, weil sie im J. 1624 eine solche nicht gehabt hätten,
verglich sich aber mit ihnen dahin, daß einer von den beiden protestantischen
deutschen Schulmeistern neben seiner deutschen Schule die Jugend auch im
lateinischen Lesen, Schreiben, Singen, Dekliniren und Conjugiren unterweisen
möge, wonach sie von ihren Eltern entweder an andere Orte verschickt
oder in die katholische lateinische Schule zu Dinkelsbühel verschafft
werden sollen (s. ob. S. 267).
Die
spätere Zeit milderte diese Bestimmung; denn die Protestanten erhielten
eine eigene lateinische Schule mit eigenen Lehrern. In Folge des neuen
beyerischen Schulplanes vom J. 1829 aber wurden beide Lateinschulen, die
katholische und die protestantische, mt einander vereinigt, und in dieser
Vereinigung besteht die lateinische Schule, welche jetzt vier Klassen zählt,
heute noch.
Die deutschen katholischen
Schulen waren schon im vorigen Jahrhunderte nach Geschlechtern getrennt.
Christoph v. Schmid rühmt in den Erinnerungen aus seinem Leben (1,
50 – 53) mit besonderer Pietät wie thätig und erfolgreich zur
Zeit seiner Jugend der katholische Stadtpfarrer und geistliche Rath Jos.
Ant. Grasmayr (1774 – 88) für Verbesserung seiner Pfarrschulen gewirkt
habe. Damit stimmt überein, was der Augsburgische geistl. Rath und
General-Visitator Jos. Ant. Steiner, welcher im J. 1782 das Kapitel Dinkelsbühel
visitirte, am 18. Okt. 1782 an Bischof Clemens Wenceslaus berichtet: „Es
seind drei catholische Schuelen, ein lateinische, welche gut gestiftet,
und ollen bey dieser die Knaben in den untern Classen unterrichtet werden,
und zwey teutsche, eine für die Knaben, und die andere für die
Mädgel. Beede Schulen werden auf Normal arth gehalten, und seind durch
die unermüedete Sorge des geistlichen Raths und Statpfarrers Joseph
Antoni Grasmairs in dem besten Stande, wie solches beeden Geschlechts Kinder
zur Zeit der Visitation durch ein Prüfung bethätiget und von
der ganzen Stadt das Lob und Beyfahle haben“ (bisch. Arch.).
Im
J. 1859 wurden auf besonderes Bemühen des Stadtpfarrers und Dekans
Ulr. Fuchs die katholischen Mädchenschulen der Stadt den armen Schulschwestern
übertragen. Es fand dabei ein Austausch des Pfarrhofes und des Mödchen-Schulhauses
Statt, indem letzteres zum Pfarrhofe eingerichtet, ersterer aber zum Schulhause
und zur Wohnung der Schulschwestern überlassen wurde (s. ob. S. 286).
Am 9. Nov. 1859 traten die Schwestern in das Haus und in ihren neuen Wirkungskreis
ein.
In den Knabenschulen unterrichten
zwei Schullehrer, von denen der eine zugleich das Amt des Chor-Regenten,
der andere das des Cantor in der Pfarrkirche zu versehen hat. Im Mädchen-Schulhause
wohnen vier Schulschwestern.
Erstellt
am 7. Februar 2004 durch Hans Ebert