XI.
Haus und Ober-Vogtei-Amt des deutschen Ordens.
Die Dinkelsbühler Chroniken
geben an, im J. 1387 habe sich der deutsche Orden in Dinkelsbühel
angesiedelt. Wie wir aus Urkunden entnehmen, besaß der Orden um jene
Zeit wirklich ein zur Commenthurei Mergentheim gehöriges Haus in der
Rothenburger Vorstadt, der deutsche Hof genannt. Wegen dieses Hofes gerieth
der Orden in Streitigkeiten mit der Stadt. Um die Beilegung derselben zu
erzielen, kauften Friedrich von Egloffstein, Land-Commenthur der Ballei
Franken, und Dietrich von Benningen, Commenthur des Hauses zu Mergentheim,
am 23. April 1390 von Agnes der Hainzbülin, Wittwe Kunrat Peißer’s
(Pisser), Bürgers zu Dinkelsbühel, das Peißer’sche Haus
mit Hofreite in Segringer Vorstadt, am Dönersberge gelegen, für
380 Gulden Dinkelsbühler Wärung, traten das erstere Haus an die
Stadt ab, und erlangte dafür am eben genannten Tage von Bürgermeister
und Rath für das Peißer’sche Haus und zwei daran gelegene Hofstätten
mit zwei Gärten Freiheit von Steuer und städtischen Diensten
(Urk. in München.)
In
dieses neue Besitzthum, das später zu Einem großen Hause umgebaut
wurde, siedelte aus dem frühern deutschen Hause der deutschordische
Amtmann über, welchen das Haus Mergentheim zur Ausübung der Gerichtsbarkeit
und Verwaltung über die Güter und Unterthanen aufgestellt hatte,
deren eine große Anzahl in der Gegend von Dinkelsbühel allmälig
in den Besitz des Ordens übergegangen war.
Die größte Güter-Erwerbung
des Ordens in dieser Gegend, welche wir kenne, fällt in das Jahr 1380.
Es kaufte nämlich am 9. Jan. d. J. das deutsche Haus zu Mergentheim
von Kunrat Peißer zu Dinkelsbühel Güter zu Schneidheim
im Ries und Alles, was Appel von Krailsheim hinterlassen und Kunrat Peißer
von ihm erworben hatte, nämlich Erzberg das Dorf (zwischen Dinkelsbühel
und Rotenburg), Mülen das Weiler (Klein-Mühlen, Pf. Erzberg),
Häuser und Höfe zu Waldhausen, Klein-Waldhausen (Pf. Wildenholz),
Höfe zu Roden (Pf. Erzberg), Huser und Höfe zum Haus (Pf. Breitenau),
und was überhaupt Appel von Krailsheim „an der Staig“ besessen hatte,
Alles für tausen dMark Silbers (Urk. ib.).
Aus
dem Vogtei-Amte zu Dinkelsbühel wurde später ein dem Land-Commenthure
der Ballei Franken zu Ellingen untergeordnetes Ober-Vogtei-Amt. Unter ihm
standen nach einer Beschreibung dieses Amtes aus dem J. 1687 (im Reichs-Archive
zu München) die Aemter Unter-Schneidheim, Erzberg, Weidelbach, Halsbach
und Belsheim, in welche die grund- und gerichtsbaren Orte und Unterthanen
also vertheilt waren:
Amt Unter-Schneidheim:
Unter-Schneitheim mit Kirchen-Patronat und 30 grundbaren Unterthanen (unter
70), zu Ober-Schneidheim 7, zu Sechtenhausen 7 (beide Orte in der Pf. U.-Schneidheim),
zu Wessingen (eigene Pf.) 1, zu Stillnau (Pf. Thannhausen) 7, zu Birkenzell
(Pf. Städtel), Weiler, Gerau, Eck (Orte der Pf. Thannhausen) je 1,
zu Königs-Roth (Pf. Mönchs-Roth) und Wolfertsbrunn (Pf. Segringen)
je 1 Unterthan;
Amt
Erzberg: zu Erzberg die niedere Gerichtsbarkeit und 13 Unterthanen
(unter 14), die beiden Höfe zu Roda, der Weiler Klein-Mühlen
mit 4, zu Klein-Waldhausen 2, zum Haus (Pf. Breitenau) 2, im Ratzendorf
(Pf. Breitenau) 1 Unterthanen;
Amt Weidelbach: Weidelbach
mit dem Patronat-Rechte der Kirche, dem Zehenten der Pfarrei, der niedern
Gerichtsbarkeit und 21 Unterthanen (unter 26), zu Richelbach (Pf. Weidelbach)
4, zu Veitswend (Pf. Weidelbach) 3, zu Waldekk (Pf. Weidelbach) 12 (von
14), zu Röttendorf (Pf. Weidelbach) 3, zu Waldthann (eigene Pf.) 1,
zu Sünkenrod (oder Geisbühel, Pf. Lustenau) 1, zu Schopfloch
(eigene Pf.) 1, zu Seiderzell (Pf. Moosbach)1, zu Waldhäuslein (Pf.
Simbrunn) 1, zu Seidelsdorf (Pf. Segringen) 1, zu Zwernberg (Pf. Weidelbach)
6, zu Radach (Pf. Weidelbach) 1 Unterthanen.
Amt
Halsbach: zu Halsbach 10 Unterthanen (von 20), das Kirchen-Patronat
und der Zehente der Pfarrei, zu Laberswend (Pf. Halsbach) 1, zu Haslach
(Pf. Halsbach) 2, zu Bernhardswend (Pf. Simbrunn) 1, zu Dickersbrunn (Pf.
Lehen-Gütingen) 1 Unterthanen;
Am Belsheim: zu Belsheim
(bei Oettingen) das Kirchen-Patronat, der Zehente, die niedere Gerichtsbarkeit
und 50 Unterthanen (unter 56).
Im
Stadt-Archive zu Dinkelsbühel liegt eine Urkunde vom 24. Nov. 1346,
deren Deutung und geschichtliche Beziehung mir Schwierigkeiten bietet.
Dieselbe lautet:
Ich Vlrich von Binneberc
(?, die Lesung nicht ganz sicher) bekenn offenlich an disem brif | vnd
tún kunt allen den, di in sehent oder horent lesen vmb | die ritunge,
di di erbern geistlichen lute des spitalordens des huses zú Tinkelbuhel
mit irem chouentbruder, der da heizt Anolcze Wizze, durch miner flizigen
bet willn geton haben vnd in wider in daz hus zú genoden vnd zú
hulden genomen haben durch min willn vnd im di fphrunde, di er hette werlorn
gein dem orden, wider gebn haben mit allen rehten, als andern irn brudern,
di in daz vorgenante hus gehorent vnd als er si vor der werwurknisse gehabt
hot, gelob isch an disem gegenwertigen brif den erbern geistlichen luten
des vorgenanten huses zú Tinkelsbuhel, wer daz der vorgenante Anolcz
der do heizt Witte furbaz mer gein dem orden die fphrunde werwerche, daz
ich furbaz mer mit kein sachen fúr in biten sol noch will. Des zú
vrkunde gib ich in disen brif versigelt mit minem eygen insigel daz daran
ist gehangen, der gebn wart nach Cristes geburt druzehenhundert iar vnd
darnach in dem sehs vnd virzigsten iare, an sant Katherin obent.
Auf
das Armen-Spital in Dinkelsbühel kann sich diese Urkunde nicht beziehen;
denn die Terminologie derselben steht mit den zahlriechen Urkunden des
Spitals und mit seiner ganzen Verfassung nicht im Einklange; auch mit dem
deutschen Hause zu Dinkelsbühel läßt sie sich nach Ausrucksweise
und Chronologie nicht in Verbindung bringen.
Sollte vielleicht der Johanniter-Orden,
milites hospitalis S. Johanis Hierosolymitani (Spital-Orden) zu Dinkelsbühel
eine Zeit lang eine Niederlassung gehabt haben? Die Urkunde scheint darauf
zu weisen.
Erstellt
am 7. Februar 2004 durch Hans Ebert