Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg
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XI. Haus und Ober-Vogtei-Amt des deutschen Ordens.

 
Die Dinkelsbühler Chroniken geben an, im J. 1387 habe sich der deutsche Orden in Dinkelsbühel angesiedelt. Wie wir aus Urkunden entnehmen, besaß der Orden um jene Zeit wirklich ein zur Commenthurei Mergentheim gehöriges Haus in der Rothenburger Vorstadt, der deutsche Hof genannt. Wegen dieses Hofes gerieth der Orden in Streitigkeiten mit der Stadt. Um die Beilegung derselben zu erzielen, kauften Friedrich von Egloffstein, Land-Commenthur der Ballei Franken, und Dietrich von Benningen, Commenthur des Hauses zu Mergentheim, am 23. April 1390 von Agnes der Hainzbülin, Wittwe Kunrat Peißer’s (Pisser), Bürgers zu Dinkelsbühel, das Peißer’sche Haus mit Hofreite in Segringer Vorstadt, am Dönersberge gelegen, für 380 Gulden Dinkelsbühler Wärung, traten das erstere Haus an die Stadt ab, und erlangte dafür am eben genannten Tage von Bürgermeister und Rath für das Peißer’sche Haus und zwei daran gelegene Hofstätten mit zwei Gärten Freiheit von Steuer und städtischen Diensten (Urk. in München.)
 
In dieses neue Besitzthum, das später zu Einem großen Hause umgebaut wurde, siedelte aus dem frühern deutschen Hause der deutschordische Amtmann über, welchen das Haus Mergentheim zur Ausübung der Gerichtsbarkeit und Verwaltung über die Güter und Unterthanen aufgestellt hatte, deren eine große Anzahl in der Gegend von Dinkelsbühel allmälig in den Besitz des Ordens übergegangen war.
 
Die größte Güter-Erwerbung des Ordens in dieser Gegend, welche wir kenne, fällt in das Jahr 1380. Es kaufte nämlich am 9. Jan. d. J. das deutsche Haus zu Mergentheim von Kunrat Peißer zu Dinkelsbühel Güter zu Schneidheim im Ries und Alles, was Appel von Krailsheim hinterlassen und Kunrat Peißer von ihm erworben hatte, nämlich Erzberg das Dorf (zwischen Dinkelsbühel und Rotenburg), Mülen das Weiler (Klein-Mühlen, Pf. Erzberg), Häuser und Höfe zu Waldhausen, Klein-Waldhausen (Pf. Wildenholz), Höfe zu Roden (Pf. Erzberg), Huser und Höfe zum Haus (Pf. Breitenau), und was überhaupt Appel von Krailsheim „an der Staig“ besessen hatte, Alles für tausen dMark Silbers (Urk. ib.).
 
Aus dem Vogtei-Amte zu Dinkelsbühel wurde später ein dem Land-Commenthure der Ballei Franken zu Ellingen untergeordnetes Ober-Vogtei-Amt. Unter ihm standen nach einer Beschreibung dieses Amtes aus dem J. 1687 (im Reichs-Archive zu München) die Aemter Unter-Schneidheim, Erzberg, Weidelbach, Halsbach und Belsheim, in welche die grund- und gerichtsbaren Orte und Unterthanen also vertheilt waren:
 
Amt Unter-Schneidheim: Unter-Schneitheim mit Kirchen-Patronat und 30 grundbaren Unterthanen (unter 70), zu Ober-Schneidheim 7, zu Sechtenhausen 7 (beide Orte in der Pf. U.-Schneidheim), zu Wessingen (eigene Pf.) 1, zu Stillnau (Pf. Thannhausen) 7, zu Birkenzell (Pf. Städtel), Weiler, Gerau, Eck (Orte der Pf. Thannhausen) je 1, zu Königs-Roth (Pf. Mönchs-Roth) und Wolfertsbrunn (Pf. Segringen) je 1 Unterthan;
 
Amt Erzberg: zu Erzberg die niedere Gerichtsbarkeit und 13 Unterthanen (unter 14), die beiden Höfe zu Roda, der Weiler Klein-Mühlen mit 4, zu Klein-Waldhausen 2, zum Haus (Pf. Breitenau) 2, im Ratzendorf (Pf. Breitenau) 1 Unterthanen;
 
Amt Weidelbach: Weidelbach mit dem Patronat-Rechte der Kirche, dem Zehenten der Pfarrei, der niedern Gerichtsbarkeit und 21 Unterthanen (unter 26), zu Richelbach (Pf. Weidelbach) 4, zu Veitswend (Pf. Weidelbach) 3, zu Waldekk (Pf. Weidelbach) 12 (von 14), zu Röttendorf (Pf. Weidelbach) 3, zu Waldthann (eigene Pf.) 1, zu Sünkenrod (oder Geisbühel, Pf. Lustenau) 1, zu Schopfloch (eigene Pf.) 1, zu Seiderzell (Pf. Moosbach)1, zu Waldhäuslein (Pf. Simbrunn) 1, zu Seidelsdorf (Pf. Segringen) 1, zu Zwernberg (Pf. Weidelbach) 6, zu Radach (Pf. Weidelbach) 1 Unterthanen.
 
Amt Halsbach: zu Halsbach 10 Unterthanen (von 20), das Kirchen-Patronat und der Zehente der Pfarrei, zu Laberswend (Pf. Halsbach) 1, zu Haslach (Pf. Halsbach) 2, zu Bernhardswend (Pf. Simbrunn) 1, zu Dickersbrunn (Pf. Lehen-Gütingen) 1 Unterthanen;
 
Am Belsheim: zu Belsheim (bei Oettingen) das Kirchen-Patronat, der Zehente, die niedere Gerichtsbarkeit und 50 Unterthanen (unter 56).
 
Im Stadt-Archive zu Dinkelsbühel liegt eine Urkunde vom 24. Nov. 1346, deren Deutung und geschichtliche Beziehung mir Schwierigkeiten bietet. Dieselbe lautet:
 
Ich Vlrich von Binneberc (?, die Lesung nicht ganz sicher) bekenn offenlich an disem brif | vnd tún kunt allen den, di in sehent oder horent lesen vmb | die ritunge, di di erbern geistlichen lute des spitalordens des huses zú Tinkelbuhel mit irem chouentbruder, der da heizt Anolcze Wizze, durch miner flizigen bet willn geton haben vnd in wider in daz hus zú genoden vnd zú hulden genomen haben durch min willn vnd im di fphrunde, di er hette werlorn gein dem orden, wider gebn haben mit allen rehten, als andern irn brudern, di in daz vorgenante hus gehorent vnd als er si vor der werwurknisse gehabt hot, gelob isch an disem gegenwertigen brif den erbern geistlichen luten des vorgenanten huses zú Tinkelsbuhel, wer daz der vorgenante Anolcz der do heizt Witte furbaz mer gein dem orden die fphrunde werwerche, daz ich furbaz mer mit kein sachen fúr in biten sol noch will. Des zú vrkunde gib ich in disen brif versigelt mit minem eygen insigel daz daran ist gehangen, der gebn wart nach Cristes geburt druzehenhundert iar vnd darnach in dem sehs vnd virzigsten iare, an sant Katherin obent.
 
Auf das Armen-Spital in Dinkelsbühel kann sich diese Urkunde nicht beziehen; denn die Terminologie derselben steht mit den zahlriechen Urkunden des Spitals und mit seiner ganzen Verfassung nicht im Einklange; auch mit dem deutschen Hause zu Dinkelsbühel läßt sie sich nach Ausrucksweise und Chronologie nicht in Verbindung bringen.
 
Sollte vielleicht der Johanniter-Orden, milites hospitalis S. Johanis Hierosolymitani (Spital-Orden) zu Dinkelsbühel eine Zeit lang eine Niederlassung gehabt haben? Die Urkunde scheint darauf zu weisen.

Erstellt am 7. Februar 2004 durch Hans Ebert
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