Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg
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VI. Pfarr-Dotation.

Die alte Pfarr-Dotation von Dinkelsbühel war längst von Kloster Hirschau eingezogen worden; die Hirschauische Competenz-Besoldung verfiel unter den Religionsbewegungen der Stadt und wurde wahrscheinlich mit allem übrigen Kirchengute von der Stadt eingezogen, welche nun die Geistlichkeit aus ihrem Säckel besoldete. Als der Rath im J. 1594 den Priester Bernh. Wandel als katholischen Pfarrer aufnahm und präsentirte, sicherte er demselben als Einkommen zu: 300 fl. baar, die Jahrtage und Stolgebühren, 20 Mäß Brennholz und eine umgeltfreie Behausung.

Damals bestanden neben dem Pfarrer ein Prediger oder Helfer und zwei Kapläne (Cooperatoren). Später wurde daus dem eingezogenen Kirchengute eine allgemeine Kirchenkasse gebildet, welche heute noch für die ganze katholische Kirchen-Einrichtung in Dinkelsbühel die materielle Basis bildet. Die Pfarrei, wie die übrigen drei geistlichen Stellen in Dinkelsbühel, besitzen daher kein eigenes Pfründevermögen, sondern beziehen ihre Besoldung aus dem cumulirten katholischen Cultus-Vermögen. Zu einer Aufbesserung wurde im vorigen Jahrhunderte der Pfarrei das Beneficium S. Viti beigegeben.

Das Beneficium S. Viti wurde zur Zeit Bischof Burkhart’s von Augsburg 1373 – 1404, von dem Dinkelsbühler Bürger Johannes Berlin und seiner Hausfrau Anna Zürcher in die Kapelle des heil. Vitus, welche damals auf dem Gottesacker bei der Pfarrkirche stand, in der Ehre der heil. Jungfrau Maria gestiftet. Bischof Burkhart bestätigte die Stiftung und überließ das Präsentations-Recht zum Beneficium den Stiftern und ihren Erben auf hundert Jahre, nach deren Ablauf es an den Propst des nahen Klosters Mönchs-Roth übergehen sollte41). Im J. 1486, noch vor Ablauf dieses Jahrhunderts, besserte Lazarus Berlin die Einkünfte des Beneficiums unter der Bedingung auf, daß ihm und seinen Nachkommen das Präsentations-Recht für alle Zukunft überlassen werde. Diese Bedingung wurde angenommen und hienach von Papst Innocenz VIII. am 20. April 1486 die Uebertragung des Präsentations-Rechtes an die Familie der Berlin für ewige Zeiten bestätigt42). Die Berlin übten nun dieses Recht fortan auch wirklich aus.

Die Dotation dieses Beneficiums war eine geringe. Nach einem Giltbuche aus dem 17. Jahrh. besaß es an giltbaren Gütern: Ein Gütlein zu Schlierberg, ein Gütlein zu Frankenhofen, drei Feldlehen zu Frankenhofen, ein Feldlehen zu Amelbruch, mit einem Gesammt-Erträgnisse von 1 Schf. Dinkel, 5 fl. 36 kr., 12 Pfd., 18 Pfenn. und 3 Schill. an Geld, 6 Hennen und 12 Hühnern; eine Wiese von 5 Tagw. an der Sechtach zu Schneidheim, eine Wiese an der Werniz zwischen Larrieden und der Buch-Mühle; endlich Zinse aus Häusern in der Stadt im Betrage zu 18 fl. 30 kr.

Das Beneficium S. Viti hat die Religionsgewegungen Dinkelsbühel’s überdauert und sich in seinem Bestande erhalten. obschon es selten eigene Beneficiaten hatte, da es seiner geringen Erträgnisse wegen häufig andern Pfründen beigegeben werden mußte. Zuletzt blieb es ständig bei der Pfarrpfründe, ohne daß jedoch die Zeit und Art dieser Vereinigung bekannt ist.

Gegenwärtig genießt der Stadtpfarrer folgende Besoldung:
 
A.xPfarrpfründexxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx.
Einnahmen:
fl.
kr.xxxx
1.
Von der kath. Kirchenpflege in verschiedenen Posten und unter verschiedenen Titeln
579
42 3/8
2.
aus andern Stiftungen
4
13
3.
vom k. Rent-Amte
11
28
4.
an Holz.
a. aus Staatswaldungen 16 Klft. weiches Scheitholz in natura frei beigefahren
104
16
b. von der kath. Kirchenpflege 5 Klft. Scheitholz in nat., im Walde
25
  5
5.
Wohnungsgenuß
46
  -
6.
von der kath. Kirchenpflege für gestiftete Jahrtage und Messen
281
  7
7.
von den Bruderschaften für Messen und andere Funktionen
24
33
 8.
an Stolgebühren
40
16
Einnahmen:
1116
40 3/8
Lasten:
1.
Wegen des Diöcesan- und Kapitel-Verbandes
10
3
2.
wegen besonderer Verhältnisse (darunter 231 hinauszugebende Meß-Stipendien)
145
30
Lasten:
155
33
Rein-Ertrag
961
  7 3/8
(Superrev. Fassion vom 29. April 1859.)
B. Beneficium S. Viti.
Einnahmen:
Aus der kath. Kirchenpflege
122
  -
Lasten:
Wegen des Diöcesan-Verbandes
1
  2
Rein-Ertrag
120
58
(Superrev. Fassion vom 29. April 1959).
Gesamt-Rein-Ertrag der Stadtpfarrei
1082
  5 3/8
     
Der frühere Pfarrhof, gegenüber der Sakristei der Kirche gelegen, ein zwar großes, aber düsteres und schwerfälliges Gebäude, wurde im J. 1959 zum katholischen Mädchen-Schulhause, in welchem zugleich die Schulschwestern wohnen, eingeräumt. Dafür erhielt die Pfarrei als Pfarrhof das ehemalige Mädchen-Schulhaus, gleichfalls nahe der Pfarrkirche, ein zwar kleineres, aber freundlich gelegenes, wohnliches Gebäude mit einem Gärtchen. Die Baulast am Pfarrhofe wird von der Kirchenpflege getragen.


41) Johannes Berlin et Anna Zierckerin eius uxor, cupientes terrena in celestia et transitoria in aeterna felici commercio commutare, vna cum suis liberis et haeredibus tune in humanis agentibus quandum perpetuam capellaniam seu missam perpetuis tanc futuris temporibus per specialem sacerdotem ad altare sancti Viti situm in cimiterio parrochialis ecclesiae oppidi in Dinckelspühl celebrandam sub invocatione et in honorem beatae Mariae virginis instituerunt et fundarunt ac bonis et redditibus sufficienter dotarunt. Fundationem quoque et dotationem eandem per bonae memoriae Burkhardum tunc episcopum Augustensem ordinaria auctoritate confirmari, et ut praedicti coniuges et eorum hacredes et successores et illi quorum interesset ad ipsam missam celebrandam clericum et sacerdotem secularem per episcopum Augustensem pro tempore existentem instituendum, quotiens et cum vacaret, ad centum annos tunc proxime futures nominarent et praesentarent, et illis completis collatio dictae perpetuae capellaniae ad praepositum monasterii per praepositum soliti gubernari in Rot, ordinis sancti Benedicti et successores suos devolveretur, eis per dictum episcopum concedi obtinuerunt, prout in literis dicti episcopi super confirmatione et aliis praemissis confectis plenius dictur cortineri. Aus der Bulle Papst Innocenz VIII. für dieses Beneficium vom 20. März 1486. Der Stiftungsbrief und die Vonfirmations-Urkunde Bischof Burkhart’s sind nicht mehr vorhanden.
42) Die päpstl. Bulle dd. Romae apud sanctum Petrum, XIII. Kal. April. 1486, pontificatus nostri anno tertio, abschriftl. im bisch. Arch.


Erstellt am 7. Februar 2004 durch Hans Ebert
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