Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg |
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III. Geschichte der Stadtpfarrei Dinkelsbühel.
1. Die Pfarrei Dinkelsbühel vor der Glaubenserneuerung.
Es geht die Sage, die Pfarrkirche im nahen Dorfe Segringen sei anfänglich die Mutterkirche von Dinkelsbühel gewesen. Wenn schon direkte Beweise dafür mangeln, daß dieser Sage Wahrheit zu Grunde liege, so scheint sie doch auf Berücksichtigung einigen Anspruch zu haben. Denn Segringen ist eine uralte, sehr ausgedehnte Pfarrei, deren östliche Filial-Orte die Stadt Dinkelsbühel fast umschließen, während die Pfarrei Dinkelsbühel auswärtige Orte nicht besaß. Auch ist es Thatsache, daß soweit die Nachrichten zurückreichen, die Patronat-Rechte der Pfarrkirchen von Segringen und von Dinkelsbühel dem Benediktiner-Kloster Hirschau, Speierer Sprengels (im jetzigen wirtemb. Ober-Amte Calw), eigen waren, und es ist möglich, daß die Erwerbung dieser Rechte mit jener großen Güterschenkung um Roth (Mönchs-Roth) in Verbindung steht, welche zu Anfang des 12. Jahrh. Graf Hermann von Leiningen an Kloster Hirschau mit der Bedingung machte, daß der dortige Abt in Roth ein Kloster gründe19). Eine alte Beziehung zwischen Dinkelsbühel und Segringen mag hienach immerhin bestanden haben. Uebrigens besitzen wir über das Bestehen und die Verhältnisse der Pfarrei zu Dinkelsbühel aus dem ganzen Mittelalter keine urkundliche Nachricht, mit Ausnahme der Thatsache, daß dem Abte von Hirschau das Patronat-Recht derselben zustand; denn noch die Bisthums-Matrikel von 1523 führt als patronus praesentans von Dinkelsbühel auf: Abbas in Hirschaue Spirensis diocensis.
Kloster
Hirschau scheint aber sehr bald nach dem J. 1523 sein Patronat-Recht von
Dinkelsbühel an sein Tochterkloster Mönchs-Roth überlassen
zu haben, wie Solches schon im 13. Jahr. mit dem Patronat-Rechte von Segringen
geschah; denn im J. 1532 befindet sich das Dinkelsbühler Patronat
erweislich in den Händen des Klosters Roth. Es war nämlich damals
des Stadtrathes eifrigstes Streben, Kirchengut und Patronat-Recht der städtischen
Hauptkirche an sich zu ziehen, um zur Durchführung der Protestantisirung
Dinkelsbühels freie Hand zu gewinnen. Propst Melchior von Roth mag
wohl gefühlt haben, auf welch schwachem Grunde seine Stellung in Dinkelsbühel
noch ruhe. Er verkaufte daher seine Dinkelsbühler Zehenten und andere
Gefälle für tausend Goldgulden an die Stadt und übergab
mit seinem Convente am Mittwochen nach Reminiscere (28. Febr.) 1532
„zur erhaltung freundlicher guter nachbaurschaft mit gemeinder stadt Dinckelsbühl,
darzu zu fürkommen allerley erwachsende kunftige irrung“, mit Zustimmung
seines Schutzherrn, des Grafen Karl Wolfgang von Öttingen, an Burgermeister
und Rath der Stadt Dinkelsbühel lauterlich durch Gottes willen „unser
lehenschaft, jus patronatus und collation der Pfarrkirchen zu Dinkelsbühl
mit samt etlichen renten, zinsen und gülten, in einem register verzeichnet,
dazu die lehenschaft und jus patronatus der caplaney unser lieben
Frauen altars in bemelter pfarrkirche mit samt allen renten, gülten
und zinsen, sonderlich auch zwei häuser, zu gedachtem pfarrlehen und
caplaney gehörig“20).