Wilh. Schaudig - Geschicht der Stadt ...
Inhaltsverzeichnis
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10. Die Stadt vom Ausgang des Mittelalters bis zum Beginn des dreißigjährigen Krieges.

Mit der zweiten Hälfte des 14. und dann mit dem 15. Jahrhundert begann eine neue Zeit heraufzukommen. Es regte sich auf dem geistlichen, wie auf dem weltlichen Gebiet ein Drang nach Freiheit. Wiklef in England, gestorben 1384, Hus in Böhmen, zu Konstanz 1415 verbrannt, Savonarola in Italien, hingerichtet 1498, eiferten gegen die Verweltlichung der Kirche und gegen die eingedrungenen Menschensatzungen. Sie forderten Rückkehr zum reinen Wort Gottes. Das Streben nach Befreiung aus dem vom Mittelalter gezogenen Schranken äußerte sich beim Ausgang des Mittelalters aber auch auf gesellschaftlichem Gebiet. Besonders der hart gedrückte Bauernstand suchte sich seiner Fesseln zu entledigen. Der Bauer saß ursprünglich auf den ihm von einer geistlichen oder weltlichen Herrschaft zu Lehen gegebenen Gut gegen Entrichtung der Gilten an den Lehensherrn. Diese betrugen z. B. bei einem Gut in Leuperzell jährlich 5 Gulden, 1 Malter Korn, 1 Malter Haber, 3 Dienst mit der Mähn (dem Anspann), 1 Fastnachtshuhn, 2 Herbsthühner. Nun konnte nach späterer Gewohnheit der Besitzer 46 seine Erbgerechtigkeit, sein Lehen, auch verkaufen. Der Käufer hatte somit nicht nur den Kaufpreis zu erlegen, sondern auch die Herrngilt weiter zu entrichten. Es ruhte auf dem Hofgut auch Todfall und Besthaupt, Besteh- und Aufgeld, d. h. wenn ein Besitzer mit Tod abging, oder ein Besitzwechsel vorfiel, rührte sich der Eigentümer, der Lehensherr, und mahm sich das beste Stück Vieh aus dem Stall und als Handlohn mußten zehn vom Hundert des Gutswertes gegeben werden. Außerdem gabs die "Dienste mit der Mähn oder mit dem Leib", d. h. der Pflichtige mußte mit Fuhrwerk oder Handarbeit unentgeltliche Dienste verrichten. So mußten z. B. die Frauen von Kaierberg in der Pflanzzeit eine Woche lang dem Schloßherrn zu Thürnhofen ohne jede Vergütung oder Verköstigung Arbeit leisten. Dazu kam, daß durch das Eindringen des römischen Rechts viele sonst frei gewesene Bauern zu Leibeigenen herabgedrückt und in ihrem persönlichen Dasein beschränkt wurden. Ein Leibeigener konnte nach dem Feuchtwanger Stadtrecht weder Bürger noch Beisaß in Feuchtwangen werden. - Soviel zum Verständnis der Bauernunruhen um 1500 und des Bauernkrieges von 1525. Schon 1491 hatten sich die Untertanen des Abtes von Kempten erhoben, 1493 war der "Bundschuh" im Elsaß, 1513 der "arme Konrad" im Remstal aufgestanden. Im Frühjahr 1525 aber loderte die Flamme des Aufruhrs in Oberschwaben empor, deren Brand sich allmählich bis an den Harz ausbreitete. Man übertrug, was an geistlicher Freiheit gefordert wurde, unmittelbar auch aufs politische Gebiet. Wenn dabei auch die Forderungen, wie sie in 12 Artikeln von dem Kürschner Sebastian Lotzer und dem Prediger Schapeler zu Memmingen aufgestellt wurden, sehr mäßig gehalten ware, so artete doch die Bewegung bald in wilde Brand- und Mordgier aus. Als am 16. April in Weinsberg Graf Helfenstein mit vielen Rittern ermordet und am 30. April die alte Kaiserburg auf dem Hohenstaufen niedergebrannt wurde, ging ein Schrei der Entrüstung durch Deutschland und die Rache machte sich breit. - Wie verhielt sichs nun mit der Stadt und Pfarrei Feuchtwangen? Es fehlte nicht an unruhigen Köpfen, wie die Bamberger Bauernkriegsakten beweisen, besonders der neue Schmied Hans Kehlheimer von Wemding tat sich hervor und in den Wirtshäusern wurden verwegene Reden geführt. Im öttingschen Schlößlein hetzte ein fremder Bauer zum Aufstand. Als der Vogt Seifried Blümlein auf dem Markt zur Ruhe mahnte, drohte man ihm, man werde seine fahrende Habe beuten. Die Stiftsherrn verhinderte man, ihr Getreide aus der Stadt zu flüchten und der Rat weigerte sich, die Tore zu öffnen, als der Markgraf den Ansbacher Hausvogt Christoph von Frohnhofen gegen das aufständische Wassertrüdingen sandte und für dessen etliche hundert Reiter Quartier verlangte. Zu Gewalttaten aber kam es nicht, dank dem Einfluß des Vikariers Georg Vogtherr, der die Bürgerschaft beruhigte. Wenn der hernach zur Verantwortung gezogene Rat sich damit entschuldigte, es sei ja ihnen ein Befehl gegeben, sie sollten nie mehr als 45 Reißige in die Stadt einlassen, so war das freilich eine recht fadenscheinige Ausrede und verhinderte nicht die Bestrafung der Stadt um 300 Gulden wegen ihres "ungeschickten" Verhaltens. Die gegen die Öffnung der Tore im Rate gestimmt hatten, wurden ihrer Ratsstellen entsetzt und der Schmied Kehlheimer lag mit dem "Hauptmännle" und Hans Werlt von Unterahorn noch lange im Faulturm als Gefangener. - So war Feuchtwangen aus den Unruhen noch glimpflich davon gekommen. Aber schwerer gestalteten sich die Geschicke der Bevölkerung außerhalb seiner Mauern. Die Bauern der eingepfarrten Orte liehen ihr Ohr nur zu willen den Reden derer, die sie aufzuwiegeln 47 suchten. Deren aber waren verschiedene. Wüstenhans von Wüstenweiler und Mairmichel von Tauberschallbach forderten auf nach Leuperzell, wo man sich versammelte, um dem fränkischen Haufen zuzuziehen. Zu eben diesem mahnten der "Hauptmann" Hofjakob von Kropfshausen und Lorenz Schübel von Baimhofen, sowie Jung Völker von Aichenzell und Hirschhans auf. Andererseits ritt Hans Hofer von Gumpenweiler im Wörnitzgrund hin und her, um Breitenau, Oberampfrach, Mosbach, Kienhart und Mariakappel zum Ellwanger Haufen auf die Wege zu bringen. Mit Schopfloch und Larrieden geschah dies durch Heinrich Jörg von Elrichshausen zu Schopfloch. Der Pfarrer von Dentlein führte sein Pfarrvolk ebenfalls dem genannten Haufen zu, dem sich auch die von Wieseth und Königshofen anschlossen. Aber schon nahte das Verderben. Von Süden zog der unerbittliche Hauptmann des Schwäbischen Bundes, Georg Truchseß von Waldburg, heran und in Ansbach rüstete sich Kasimir zum Rachezug. Um die Bauern von seinem Gebiete abzuhalten und Zeit zu gewinnen, schickte er in den ersten Maitagen über Feuchtwangen Boten zu den Bauern. Er wollte alle christlichen und billigen Dinge mit ihnen verhandeln durch etliche Räte. Die Bauern sollten eine Abordnung dazu schicken. Diese aber antworteten, der Fürst solle die 12 Artikel annehmen auch die Glori und Ehre Gotted, das lebendige Wort und brüderliche Liebe und Ordnung tapfer aufrichten helfen, wie ihm das als christlichem Fürsten und Bruder zieme. Zu Verhandlungen kam es natürlich nicht und Kasimir begann seinen Zug gegen die Bauern, den Michael Groß, oberster Hauptmann der markgräflichen Fußknechte, verzeichnet hat. Es ist unsagbar, mit welcher Grausamkeit man in Bestrafung der Aufrührer vorging. Tag für Tag wurden Köpfe abgeschlagen, Finger, Hände abgehauen, Augen ausgestochen. In Kitzingen geschah es 62 Bürgern auf einmal, deren 12 sofort starben, während die übrigen Geblendeten mit Weib und Kind aus der Stadt verwiesen wurden. Am 4. Juli war Kasimir in Feuchtwangen. "Allda wurde ein Mönchlein, das zuvor im Frauenkloster zu Sulz ein Prediger gewesen und den aufrührischen Bauern etliche Briefe geschrieben, mit dem Schwert gerichtet. Das Mönchlein war sonst ein wohlgelehrtes Männlein und hat sich ganz christlich vor seinem Tod auf der Walstatt mit Ermahnen und Beten erzeigt. Als ihm der Züchtiger das Haupt abschlug, fiel der Kopf ins Gras 48 auf den Stumpf und sein Mund ging dreimal auseinander und schrie Jesus, was von den Umstehenden, insonderheit Melchior von Rabenstein, gesehen und gehört worden ist. Derhalben auch mein Gn. Herr seinen Herold beschickt, besprochen und also in Wahrheit bei ihm befunden." Soweit Michel Groß.

Nun war der Aufstand niedergeschlagen. 100.000 Bauern hatten das Leben verloren. Die vom Amt Feuchtwangen hatten vielfach der Aufforderung, nachhause zurückzukehren, Folge geleistet. Aber schwere Geldstrafen warteten ihrer. Manche kamen aus gegründeter Furcht nicht heim. Auch Hofjakob von Kropfshausen ist nicht wieder gekommen. Möglicherweise steht der merkwürdige Bildstock in Rißmannschallbach mit einem gleichen Schicksal in Zusammenhang. Auf einer Seite des viereckigen Pfeilers ist die Jahreszahl 1525 eingegraben und darunter eine Hand, die gegen Feuchtwangen hin zeigt. Vielleicht ist dieser Bildstock gesetzt worden von den Angehörigen eines, der gen Feuchtwangen hin zum hellen Haufen zog und auch nicht wieder kam. Heinrich Jörg von Elrichshausen zu Schopfloch wäre schwerer Strafe verfallen, wenn sein Gut nicht von der Pfalz zu Lehen gegangen wäre, und wenn er es nicht seinen Kindern übergeben hätte. Er kaufte 1528 mit seiner Frau Veronika, geb. von Gnodatatt, von Vogt und Amtsverweser Seifried Blümlein in Feuchtwangen ein Haus und gelobte, solange er drin wohnte, jährlich 6 Gulden Steuer zu geben. Die Bürgerschaft, wie die Bauernschaft fielen mit Freuden dem Evangelium zu, wie die undatierte, aber jedenfalls aus dem Jahre 1524 stammende Eingabe zu ersehen ist, in der um Belassung des Predigers Joh. von Wald gebeten wird, und die unterzeichnet ist: Vogt, Bürgermeister und beide Gemeinden in Stadt und Land. Es entwickelte sich frisches evangelisches Leben. Wirtschaftlich aber war es eine schwre Zeit. Die Lage der Bauern war trostloster denn je, was für die Gewerbe in den Städten von übeln Folgen war, und die Steuerlast wurchs beständig. Schon auf dem denkwürdigen Ansbacher Landtag vom März 1528 hatte Fürst Georg "eine Hilfe und Steuer" von 24.000 Gulden angefordert, die in zwei Jahren aufgebracht werden sollte. In dem Ausschuß, der die Angelegenheit zu beraten hatte, saß auch Hans von Seckendorf, Aberdar, Amtmann zu Feuchtwangen. Nun drohte aber auch Gefahr von den Türken, die Ungarn erobert hatten und 1529 vor Wien lagen. Es mußte deshalb in diesem Jahre eine "Türkenhilfe" aufgebracht werden, und ebenso wieder 1531. In diesem Jahre aber solte die Hilfe nicht in Geld, sondern in der Stellung von Mannschaft geleistet werden. Zur Unterhaltung der 300 Mann, die auf dem Landtag zu Ansbach am 17. April 1531 begehrt wurden, hatte das Feuchtwanger Stift auf acht Monate 38 1/2 Gulden monatlich beizusteuern. Als der Markgraf 1531 seiner Besitzungen in Schlesien wegen dorthin ging, war wieder der Feuchtwanger Amtmann Seckendorf einer der Statthalter, die bis zur Rückkehr Georgs im Jahre 1533 die Regentschaft führten. Die Erlasse zur Durchführung der Reformation im Stift sind in diesem Jahr unterzeichnet: Statthalter und Räte. Diese verlegten 1532, als die Pest von Nürnberg her nach Ansbach gekommen war, die Regierung mit großen Unkosten, wie sie sagen, nach Feuchtwangen. Aber auch hier fühlten sie sich bedroht, denn es kamen Leute aus verseuchten Orten in die Stadt. Die Toten vom Lande, auch von nicht eingepfarrten Orten (gemeint sind wohl Vorder- und Hinterbreitenthann, die nach Weinberg, und Steinbach, das nach Aurach pfarrte) wurden bei der St. Michaelskirche in eine verdeckte Grube geworfen und die mit den Leichen gegangen und abladen helfen, kämen herein in die Stadt. Es befahlen die Statthalter deshalb am Mittwoch nach Martini, 13. November, 1532 dem Rat bei Strafe, die wider den Befehl hereingeführt werden, sofort samt Plunder wieder hinaus zu schaffen und niemand von Sterbeorten in die Stadt zu lassen. Überhaupt solle der weniger Teil der Gestorbenen zur (in der) Stadt, der mehrere Teil zu den Kapellen begraben werden. - Es war nämlich bei und zwischen den Kirchen der allgemeine Begräbnisplatz für alle Pfarrkinder, sodaß man dort zwei Meter tief noch auf Leichenreste stößt. Die Umtriebszeit war sehr kurz. Die ausgegrabenen Gebeine wurden im Kärnter aufbewahrt, wie an anderer Stelle bereits erwähnt. Aus Anlaß der Pestseuche von 1532 wurde nun daran gedacht, einen Gottesacker außerhalb der Stadt anzulegen. Da aber das Stift keinen Platz dazu hergeben wollte, zog sich die Sache noch hin bis 1542 trotz mehrmaliger Befehle. Nun aber steuerten Stift, Stadt und freiwillige Spender bei, um das Vorhaben auszuführen. Im Jahre 1570 gab sich das Bedürfnis kund, auf dem Gottesacker einen gottesdienstlichen Raum zu haben. Die Regierung genehmigte hiezu St. Leonhard ödes Kapellein zu gebrauchen, das niemand dienstlich oder nützlich, sondern ohnedies zugrund gehen will, "ferner das Halsgericht, das bisher nahe am Gottesacker gestanden, an einen anderen Platz zu verlegen". Es kam auf den jetzt so genannten Galgenberg. Die Äcker hinter dem Friedhof heißen aber heute noch die Galgenäcker. 1612 endlich wurde von der erteilten Erlaubnis Gebrauch gemacht, die St. Leonhardskapelle, die heute eine Zierde der Gegend wäre, abgebrochen, die Bauteile hereingeschafft und die Friedhofkirche davon errichtet. Sie wurde St. Michael genannt, entweder weil die noch vorhandene Stiftung der ebenfalls zugrund gehenden Michelskapelle mit ihr verbunden wurde, oder im Hinblick auf den alten Aberglauben, daß St. Michael der Geleiter der abscheidenden Seelen sei.

Im Jahre 1520 wurde ein neues Rathaus gebaut, das dreistöckige Gebäude enthielt unten die Stadtwaage und die Fleischbank, darüber das Tuch- und Tanzhaus und oben die Ratsstube und die Registratur.

Mit dem Stift gab es fortgesetzte Händel. 1528 wurde darüber geklagt, daß es den Südturm der Stiftskirche, der samt dem nördlichen 1526 unter mächtigem Krachen nach Westen hin eingestürzt, und auf dem die Feuerwache untergebracht gewesen war, nicht wieder aufbaute. Aber erst das evangelisch gewordene Stift führte 1561 dies Werk unter Aufwendung von 1000 Gulden aus, wie es in der 1563 gestellten Bitte um Erhaltung des Stifts heißt. Die Regierung hatte die Pflasterung der Stadt befohlen. Bezüglich der oberen Torgasse, an der die Kanonikatshäuser standen, forderte die Stadt die Hälfte der Kosten vom Stift, weil die Giltbauern desselben mit ihren Wägen das Pflaster verdürben.  Auch die eingepfarrten Bauern mußten auf ergangenen fürstlichen Befehl mit Sand- und Steinfuhren das Werk unterstützen. 1535 gestattete die Regierung sogar, jährlich von der Steuer 20 Gulden zurückzubehalten, um die Pflasterung zu fördern. Es war das um so wollkommener, als man in schwerer Zeit lebte, wie denn 1532 eine solche Teuerung und Not war, daß während derselben aus dem Spital an die Armen bei 15000 Laib Brot abgegeben werden mußten. Das Stift hatte sich von 1528 an entgegen dem Herkommen an den öffentlichen Lasten, wie Wachen u.s.w. beteiligen müssen. Es gab dafür eine vertraglich festgesetzte Summe. Nach der Münzordnung Karl des Fünften von 1521 machten acht Pfund und 12 Pfennig einen Gulden. Groschen und Schillinge waren gleichwertig. Es gingen 21 auf 1 Gulden Gold und einer hielt 12 Pfennig. Der Kaufwert des Geldes war noch groß. Nicht lange vor dem genannten Jahre kostete ein Herbsthuhn 2 1/2 Pfennig, ein Schock Eier 6, ein Lammsbauch 15, eine Gans 6 Pfennig.

Am 27. Dezember 1543 entschlief Markgraf Georg der Fromme zu Ansbach. Er hat das Unglück nicht mehr erlebt, das durch den Zug Karl V. gegen die Schmalkaldischen Bundesfürsten über Feuchtwangen kam.

Die evangelischen Fürsten waren in dem der evang. Religion wegen entstandenen Krieg entmutigt nachhause gezogen, dachdem sie vergeblich das Lager des Kaiswers bei Ingolstadt beschossen hatten, und Karl V. zog nach Vereinigung mit dem die Spanier aus den Niederlanden herbeiführenden Obristen von Büren über Bopfingen, Nördlingen und Dinkelsbühl nach Norden. Am 29. November 1546 kam Büren, der die Vorhut führte, mit seinen Spaniern vor Feuchtwangen an und begehrte Einlaß, aber die Tore blieben verschlossen, denn weder Vogt noch Amtmann waren anwesend und es war Befehl gegeben, keinen Unbekannten ohne höhere Erlaubnis einzulassen. Büren zog vorüber, indes überfielen Spanier, die in den Häusern und Scheunen vor der Stadt zurückgeblieben waren, einen auf der Rothenburger Straße fahrenden Wagen mit Wein und nahmen 80 Schafe weg, die in der Nähe der Stadt weideten. Daraufhin schoß einer von den wachehaltenden Bürgern von der Mauer auf sie, ohne jedoch zu treffen. Am nächsten Morgen zwischen 7 und 8 Uhr erschien Büren wieder vor der Stadt und forderte unverzüglichen Einlaß. Es war aber Sonntag und alles, auch der Bürgermeister Karl Döhler, in der Kirche. Dieser, der die Torschlüssel bei sich trug, wollte den Gottesdienst nicht stören lassen, es bat daher Wolf Möckel im Namen der Bürgerschaft um Verzug und um die Erlaubnis, sich zu Markgraf Albrecht (den Sohn Kasimirs), der auf der Seite des Kaisers stand und sich in dessen Gefolge befand, begeben zu dürfen. Aber die Bitte wurde abgeschlagen und ungestüm die Öffnung der Tore gefordert. Noch unterhandelte man darüber und verlangte Aufschub, bis der nach Ansbach entsendete Eilbote zurückgekommen sei. Da erschien plötzlich der Kaiser selbst vor der Stadt. Zornig befiehlt er, die Tore zu öffnen, und den Bürgermeister zu hängen. Dieser aber, der die Schlüssel bei sich hatte, war unauffindbar. Er war gewarnt worden und hatte sich versteckt. Nun wurden die Tore eingeschlagen und die Stadt den einströmenden Truppen zur Plünderung überlassen, worauf sie niedergebrannt werden sollte, Die Häuser wurden ausgerauft, die Urkunden der Stadt, worunter einige kaiserliche Bullen, und die Akten zerrissen und den Pferden untergestreut, ja selbst das alte Stiftsheiligtum, der goldgefaßte angebliche Nagel vom Kreuz Christi als Beute mitgenommen. Da, noch ehe das Äußerste erfolgte, kam der Markgraf Albrecht, der eine Stunde Wegs vor der Stadt übernachtet hatte, und bat den Kaiser um Schonung. Es war genug des Unglücks, daß auch vier Bürger in den Straßen waren niedergestochen worden. Albrecht legte seine Fürsprache um so williger ein, als er hoffte, Vormund Georg Friedrichs, des minderjährigen Sohnes seines Oheims Georg, werden zu können. Die Stadt blieb verschont, auch Bürgermeister Döhler blieb am Leben, denn der aus der Dienerschaft des Kaisers nebst zwei Ratsherrn entsandte Sebastian Veit, ein geborener Feuchtwanger, vermochte ihn nicht zu entdecken. Aber die Bürgerschaft hatte entsetzlichen Schaden erlitten. Daher bat der Stiftsdekan Dietrich in dem Bericht an den Kaiser, durch den er die Stadt vom Verdacht der Widersetzlichkeit wider den Kaiser befreien wollte, es möge in Feuchtwangen eine Universität errichtet werden, damit die Bürgerschaft Ersatz finde für ihre Verluste. Der Gedanke an eine Feuchtwanger Universität wurde ja damals an zuständiger Stelle mehrfach erwogen, ist aber über den Bereich der Erwägungen, abgesehen von einem schwachen Versuch, niemals hinausgekommen. Bürgermeister Döhler blieb ein Jahr lang von Feuchtwangen fern, durfte dann aber wieder zurückkehren, da die "Statthalter und Räte im Haus zu Onolzbach", die die vormundschaftliche Regierung führten, ihn für unschuldig erklärten.

Der Anspruch Albrechts auf die Vormundschaft über den Prinzen Georg Friedrich scheiterte am Widerstand der Statthalter und dadurch blieb das Ansbacher Land und mit ihm Feuchtwangen davor behütet, mit hineingezogen zu werden in die abenteuerlichen Kriegsunternehmungen dieses Mannes, dem man den bedeutsamen Namen Alcibiades beigelegt hat. Die sonst in dieser Zeit von der Stadt geforderten Leistungen waren erträglich. Bei Durchzug der Spanier 1550 mußte es nach Befehl der Regierung Heu und Stroh liefern und 1552 dem auf seiner Kriegsfahrt durchkommenden Albrecht Alcibiades 500 Gulden leihen, die es trotz vorhandenem Schuldschein nich wieder sah. Mannschaften mußten gestellt werden 1548 in den Albrechtschen Wirren und 1570 wegen der zu Kitzingen ausgebrochenen Unruhen. Der Lasten wurden freilich immer mehr. Türkensteuer mußten die Landtage wiederholt genehmigen, auch die Verdopplung des Umgeldes, von dem seit dem Übereinkommen mit Fürst Georg 100 Gulden an die Herrschaft abgegeben werden mußten.

Trotz aller Nöte, die die Zeit brachte, war der Rat auch in diesem Zeitraum darauf bedacht, den städtischen Besitz, sowie den des Spitals zu vermehren. Besonders Wälder suchte man zu erwerben. 1533 werden von Marg. Haffner 5 Klafter Ewigsholz in der Engelhart (jetzt Große Hart genannt), 1549 ein Teil der Engelhart selbst von Schmied Brenner in Dorfgütingen um 40 Gulden, im gleichen Jahre ein weiterer Teil von den beiden Vöklern zu Rödenweiler und Bonlanden um 37 Gulden und einem Thaler Leikauf für ihre Frauen, 1560 die beiden letzten Teile von Hans Vökler von Neidlingen gekauft und endlich 1579 der mitten in der Engelshart gelegene Herrenbusch von Jörg Strauß zu Steinbach gegen 1/2 Tagwerk Wiese bei Poppenhof eingetauscht. 1535 brachte die Stadt von Jörg Prunner, Hintersaß des Jörg von Elrichshausen, 2 Teile des Gemeindeholzes zu Leuperzell, genannt der Baderschlag, um 45 Gulden, 1541 die Hälfte des Koppenholzes und 1552 den übrigen Teil dieses Waldes, jene um 102, diesen um 140 Gulden an sich.

Außerdem wurden mancherlei Güter erworben. 1503 von Hans und Elsbeth Schlegel deren Eigenhof zu Leuperzell, der bischöfliches Lehen ist und der Stadt steuerbar, um 420 Gulden rheinisch, 1513 von Zimmerhans von Kienhart dessen Gut um 37 1/2 Gulden, 1535 das "Gütla" des Hans Erelbach zu Steinbach um 37 Gulden, 1536 das Köblersgut des Peter Apel zu Rötenbach in der Brunst um 60 Gulden, 1528 ein Gut zu Ungetsheim an der Wörnitz gelegen, um 65 Gulden, 1538 der Karhof. Dieser Hof am Karbach wurde von Koradn von Elrichshausen, wohnhaft zu Crailsheim, "wie ihn meine Voreltern gehabt" 1527 Dienstag nach Invokavit an den Vogt Seifried Blümlein zu Feuchtwangen um 854 Gulden, 1 Pfund und 4 Pfennig verkauft. Außer dem damals noch ungeteilten Karhof gehörten dazu 3 lehenpflichtige Giltgüter zu Birkach, das Holz der Kapelberg, das Holz am Steinberg, die kleine Hart, und noch 1/2 Morgen Holz, zusammen 27 Morgen Holz, den Morgen zu 3 Gulden angeschlagen, und alle zum Karhof gehörigen Weiher. 1538, den 22. Januar verkauft Blümlein mit Zustimmung seiner Frau Margaret den vorstehend beschriebenen Besitz, zu dem auch die Karmühle gehörte, an die Stadt um 1270 Gulden rheinisch. Am gleichen Tage quittiert Elrichshausen über die Gesamtschuld, da Blümlein den Preis und Zinsen schuldig geblieben war. Auf dem Hof saß Hans Strölein, auf der Mühle Georg Wurst. Ferner brachte die Stadt an sich: 1540 zwei Tagwerk Wiese bei Koppenschallbach fürs Spital, 1542 den Zehnten zu Heilbronn, 1543 von Seegmüller zu Sommerau fünf Viertel Wiesen zu Leuperzell "ufm Burgstall gelegen" um 115 Gulden, 1549 von Martin Schmid in Hinterbreitenthann dessen Hof um 790 Gulden, 1551 den Hof des Hans Herbster zu Heilbronn um 360 Gulden, der 1554 an Lorenz Denderlein zu Aichenzell verliehen wird. Der vorige Besitzer Herbster saß nun auf dem Krebshof. 1557 wird fürs Spital von der Gemeinde Oberahorn ein Gut um 248 Gulden und ebenda das den Hans Dembel um 240 Gulden, 1559 fürs Spital von Ursula Maier eine Wiese, die Wolfshafnerin, nebst einem Stück Eichholz um 65 Gulden, 1560 das Gut des Leonhard Meckel zu Oberahorn um 75 Gulden, 1561 von Wolf Vöckler zu Vorderbreitenthann die Erbgerechtigkeit auf seinen Gütern um 470 Gulden, 1566 für das Spital die Feldgüter des Matthäus Albrecht in Feuchtwangen um 220 Gulden, und ebenso 3 Morgen Acker am Galgenberg von Georg Schühlin auf dem Röschenhof um 44 Gulden gekauft. Das Reichalmosen hatte 3 Tagwerk Wiesen bei Koppenschallbach, die 1525 vom Rat an den Bürger Osterer um 110 Gulden verkauft wurden, dagegen wurde 1550 für dasselbe von Ulrich von Knöringen auf Kreßberg ein Gut zu Larrieden um 427 Gulden erworben.

Am 22. Februar 1532 verkauft die Stadt die Erbgerechtigkeit an ihren Gütern zu Leuperzell, d. h. sie vergibt diese als Lehen. Der Schlegelshof, sonst der Niederteil genannt, wird als Becherlehen an Hans Jörg um 500 Gulden vererbt. Es standen darauf zwei Stadel und er hatte eine "steinerne Milchgrube" (Keller). Jörg hat jährlich zu geben 5 Gulden, 1 Malter Korn, 1 Malter Haber, 3 Dienst mit der Mähn, 1 Fastnachtshuhn, 2 Herbsthühner. Dagegen bekommt erjährlich 12 Klafter Holz samt Lesholz und "ziemlich lauter Bauholz". Ähnlich lauten die Briefe für Melchior Müller, der das Köblergut, von dem wir hier zum erstenmal hören, während noch 1477 nur vom Niederteil und vom Burgstall die Rede ist,empfängt, und für Martin Kropfshäuser, genannt Messerer, der den Burgstall bekam. Von diesem letzteren Gut scheint das Köblergut abgezweigt worden zu sein. Die Mühle wurde 1535 an Lorenz Weißkopf als Erblehen um 440 Gulden gegeben. 1556 endlich kam zwischen David von Elrichshausen zu Schopfloch, der inzwischen in den Besitz eines der Leuperzeller Güter gekommen war, und der Stadt ein Tausch zustand. Jener gibt das erwähnte Gut und 3 kleinere Güter zu Berg und Oberahorn gegen die der Stadt gehörende Buchmühle und 3 Güter zu Schopfloch, sowie eine Aufzahlung von 230 Gulden. Damit kam im allgemeinen das Ausdehnungsbestreben der Stadt zum Stillstand.

Auch die Wohltätigkeitsstiftungen erfuhren im Laufe des 16. Jahrhunderts eine Bereicherung. 1445 vermachte der Bürger Ulrich Wolff sein bedeutendes Vermögen zu Unterstützungen, die zunächst seinen Verwandten, dann aber auch andcren Bedürftigen zuteil werden sollten. Die Stiftung hat bis in die neueste Zeit ihren wohltätigen Zweck erfüllt. Im Jahre 1551 gründete Wolf Sturm, Bürger und des Rats, mit 20 Gulden die Almosenpflege für Hausarme, die im Laufe der Zeit durch Zustiftungen beträchtlich gefördert wurde. Endlcih 1563 erfolgte durch Hans Schühlein, des Rats, und Georg Jung, Umgelder, die Stiftung des Gotteskastens, wie das einst Dr. Martin Luther angeregt hatte. Der Gotteskasten, den man auch das Sonntagsalmosen nannte, kam zu reichen Mitteln durch Spenden von Wohltätern, z. B. Wolfgang Galli, gewesener Pfarrer dahier vermahct 40 Gulden. Von einem 1566 gegebenen Geschenk von 10 Gulden soll Elsa, des Hans Krumb zu Dorfgütingen Ehefrau, so sondersiech (aussätzig) und in dem Siechhaus zu Feuchtwangen ist, sofort 4 Gulden erhalten. Andere Stifter sind, um nur einige zu nennen: Frau von Jaxtheim 1699 mit 50 Gulden, Maria von Jahnstein 1719 mit 50 Gulden, Mich. Gundelsheimer, Diakonus, mit 150 Gulden, Altbürgermeister Wünschenmeyer 1721 mit 25 Gulden, Dekanswitwe Hamberger mit 150 Gulden, Spitalpfarrerswitwe Sibylla Vogel von Uffenheim 1740 mit 70 Gulden zu Andenken an ihren vor einiger Zeit zu Altdorf ums Leben gekommenen Sohn, den stud. theol. Friedrich Vogel. 49 - Alle diese Stiftungen sind nur für Hausarme, also für gering begüterte bestimmt. Die Besitzlosen waren auf den Bettel angewiesen. Dazu, daß man sich auch um diese annehmen müsse, hatte sich das soziale Bewußtsein noch nicht durchgerungen.

Im Jahre 1563 wurde durch den Stiftsverwalter Hufnagel die St. Peter und Paulskapelle in einen Getreidekasten umgebaut. Von den Chorherrnhäuser erhielten der Amtmann, der Dekan und der 1. Diakon je eines, die acht anderen wurden verkauft, ebenso sechs von den Vikarierhäusern. Sechs weitere wurde je dem 2. Diakon, dem Rektor, dem Kantor , dem Infimus, dem Stadt- und dem Stiftsmesner zugewiesen. Die Steuerlast drückte schwer auf die Bürgerschaft. Wegen der beständig drohenden Türkengefahr mußte 1565 wieder eine Türkensteuer auf fünf Jahre angeordnet werden. Als der Ausschuß der Landstände 1583 einberufen wurde, brachte er bittere Klagen vor die Regierung über die Fortdauer des doppelten Umgelds, über den großen Wildstand, besonders die die Äcker verwüstenden Wildschweine, über die wucherischen Juden, die welschen Krämer, die Aufkäufer der Lebensmittel, die Reffträger (Hausierer), über das Holzgeld und die Wucherei mit dem Kastengetreide. Manche von diesen Klagen muten an, als stammten sie aus unserer Zeit. Die Klagen enden mit dem unmutsvollen Ausruf: Man spreche immer von einer Türkenhilfe, doch stehe dahin, ob sie es unter den Türken nicht besser hätten.

Anfangs 1570 kam der milde, dem Evangelium zugeneigte Kaiser Maximilian II. auf der Reise zum Reichstag in Speier nach Feuchtwangen und übernachtete in der "Fürstenherberge", dem Gasthaus zum Storchen (jetzt zur Post). Ein Hofbefehl vom 5. Januar, den der Markgraf vorsorglicherweise an die Stadt ergehen ließ, ordnete an, daß diese sich mit schönen Karpfen, mit Hechten, Barschen und Krebsen versehen möge, sowie auch etliche gemöstete Ochsen herüber getrieben werden würden, damit man den Kaiser und seine Gemahlin gebührend frei bewirten könne und auch das Gesine billig davon komme. Schwer war das Jahr 1573 mit seinem nassen Sommer, der Teuerung und große Not im Gefolge hatte, auch Ursache iner bösen Viehseuche (es wird wohl die Leberegelseuche gewesen sein) war, sodaß Feuchtwangen seine ganze Schafherde verlor. Nachdem das Stift eingezogen war, mußte die Regierung durch die Stiftsverwaltung alle baulichen Notwendigkeiten ausführen lassen. Bezüglich der Diemenbrücke war schon 1469 durch Vertrag zwischen Stadt und Stift die Baupflicht des letzteren festgesetzt worden. Nun wurde 1572 die Stiftskirche in Stand gesetzt, 1580 die Sulzachbrücke bei der Stadtmühle gebaut, von deren Kosten die Stadt die Hälfte zu tragen hatte, um diese Zeit auch die nun verschwundene Brücke bei der Kernmühle durchs Stiftsamt hergestellt, wie der in einem Eisenbande eingeschlagene Name des Stiftsverwalters Hufnagel nebst Jahreszahl bewies, und 1588 das Reliquiarium auf dem Kirchhofe für die lateinische Schule zu einem Unterrichtsraume umgewandelt und zugleich damit für den Infimus darin Wohnung bereitet. Im Jahre 1590 fing man an, das Almosen in der Kirche mittelst des Klingelbeutels einzusammeln. Es gab nun neben der von altershergekommenen Seel- und Siechhauspfleg und der ebenfalls alten Michelspfleg noch die Pfleg der Ulrich Wolffschen Stiftung, die Sonntagsalmosenpfleg, die Gestiftetalmosenpfleg und die Quartalalmosenpfleg. Die Verwalter wurden durch Dekan, Amtmann, Vogt, beiden Bürgermeistern und Rat aus der Bürgerschaft gewählt und mußten diese Rechnung legen. Von der St. Johannispflege war schon früher die Rede.

In dem Streit zwischen der Stadt einerseits und den Dorfmeistern und der Gebauerschaft andererseits war schon 1567 durch den Oberamtmann Alexander von Seckendorf, den Stiftsverwalter Hufnagel und den Vogt Georg Straß ein Vergleich über die Wildfuhren und die Malefizunkosten zustand gekommen. Wenn 8 Wildwägen nötig sind (welcher Wildreichtum damaliger Zeit!); soll die Stadt 3, das Land die übrigen stellen. In Malefizsachen trägt die Stadt 2, das vogtbare Amt 2 und das unvogtbar oder stiftische Amt 1 Teil. Am 25. Februar 1579 kamen durch A. von Seckendorf, Hufnagel, Vogt Kuppelich, Bürgermeister und Rat, dann Gg. Probst zu Aichenzell und Hans Heck zu Bieberbach als vogtbaren, sowie Mich. Renk auf der Schönmühle und Leonhard Probst zu Bergnerzell, unvogtbaren Amtsbauern, folgende Bestimmungen zustand: Wenn "übeltätige Personen mit Ruten ausgehauen, Ohren abgeschnitten, durch die Backen gebrannt, Augen ausgestochen werden," wenn Verbrecher vom Vogt auf dem Land abgeholt und vom Nachrichter peinlich befragt (gefoltert) werden, soll den Personen, die dabei sind, 21 Pfennig gegeben werden, ebenso den Gerichtspersonen bei jedem gütlichen oder peinlichen Verhör, ebenso wenn Verbrecher gerichtet werden und Richter und Schöffen abends sich darüber beraten und wenn sie das peinliche Halsgericht besitzen für ihre Mahlzeit 21 Pfennig. Morgens sollen sie ehe sie zu Gericht niedersitzen einen Gulden verzehren dürfen. Den Krapfenauern, wenn sie die Leiter, den Wehlmäuslern, wenn sie den Stock tragen, den Bürgern, so in Wehr gehen, den Zimmerleuten bei Aufrichtung des Halsgerichts (auf dem Marktplatz, wo die Urteilsverkündigung stattfand), den Handwerkern, die dabei zu tun haben, jedem 21 Pfennig. Wenn aber mit Ruten ausgehauen, durch die Backen gebrannt wird, Augen ausgestochen werden usw., soll der Richter und die Schöffen 21 Pfg., der Stadtknecht von jeder Person für Atzung und Hütergeld 10 Kreuzer, dann 32 Pfg. für einlegen und 30 Pfg. auszulassen, der Stadtschreiber für Schreiberei in Malefizhändeln neben dem Bezug der Schöffen an Geld und Mahlzeiten jährlich 15 Gulden erhalten. - Das läßt einen Blick tun in das unmenschliche Vorgehen der damaligen Strafgerechtigkeit, und da die "Malefizsachen" eine Einnahmequelle waren, ists kein Wunder, wenn soviele "Fälle" vorkamen. - Übrigens hatte die Stadt an den genannten Alexander von Seckendorf einen wackeren, bürgerfreundlichen Amtmann, der, ebenso wie seine Gattin Ameley (Amalie), gar manchmal bei Bürgerkindern zu Gevatter stand. Auch nach seinem Tod 1582 wird die "alt Amptfrau" noch als Patin genannt. Anders gesinnt war Amtmann Joachim von Damitz. 1600 - 1620, der mit der Stadt Streit hatte, weil er von dem von ihm erkauften Hause nicht die städtischen Abgaben bezahlen wollte.

An kleinen Ämtern bestand in der Stadt das Umgeldamt zur Vereinnahmung und Verrechnung des Umgeldes von Wein und Bier zwischen der Stadt und der Herrschaft, der ursprünglich 100 Gulden davon zukamen. Der damit Betraute hieß der Umgelder. Weiter gab es ein Haupt- und Wegzollamt, das gewöhnlich von Amtsschreiber verwaltet wurde. Dieser mußte monatlich dem Kastner und jährlich der Hofkammer Rechnung legen. Das Siebneramt, aus sieben teils aus dem Rat, teils aus der Gemeinde gewählten Mitgliedern bestehend, hatte die Aufsicht über die Flur und die Gebäude. Endlich gabs noch ein Geleitsamt, das Reisende und Kaufmannswägen nach Ansbach, Windsbach, Leutershausen, Rothenburg, Gunzenhausen, Mergentheim, Crailsheim und Ellwangen mit bewaffneter Schutzbegleitung versah. Der Stadt war 1596 auch ein Viehmarkt verwilligt worden, der am Dienstag des Mooswiesenmarktes stattfand und sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, wenn auch in dürftiger Gestalt, erhalten hat. So ging, wenn auch unter mancher Not, doch in Frieden unter der vägerlichen Regierung des edelgesinnten Markgrafen Georg Friedrich, dem bei seinem Regierungsantritt 1556 auch Feuchtwangen gehuldigt hatte, das Leben dahin.

Georg Friedrich hatte keine Kinder. Er schloß daher mit Joachim Friedrich, dem Kurfürsten von Brandenburg 1598 den Vertrag von Gera, wonach die Fürstentümer Ansbach und Baireuth zweien von den sieben Brüdern des Kurfürsten zufallen sollten. Es waren dies die Prinzen Christian und Joachim Ernst, die nach dem Tode Georg Friedrichs die Herrschaft in den fränkischen Fürstentümern antreten sollten. Der alternde Markgraf fühlte sein Ende nahen. Als ihm nach Ansbach gemeldet wurde, daß bei Kloster Sulz sieben Adler sich sehen ließen, befahl er, dieselben nicht zu schießen. Er deutete sie auf die sieben brandenburgischen Prinzen, die ihn beerben sollten. Nach siebenundvierzigjöhriger Regierung ist er am 18. April 1603 verschieden. Nun kam Feuchtwangen unter die Herrschaft des Markgrafen Joachim Ernst zu stehen, dem das Ansbacher Land zufiel. Am 28. Juni 1603 huldigte die Stadt dem neuen Herrn.

Joachim Ernst berief nach langer Zeit wieder einen Landtag. Dieser sollte nach seiner Anordnung bestehen aus einem großen, einem mittleren und einem kleinen Ausschuß. Im großen Ausschuß oder vollen Landtag, wie er erstmalig 1608 zusammentrat, saßen der Dekan, zwei aus dem Rat, zwei Bürger und zwei Bauern als Vertreter des Amtsbezirks Feuchtwangen. Im mittleren Ausschuß war 1611 Feuchtwangen nur durch den Dekan und einen Bürger vertreten und im kleinen saß überhaupt kein Feuchtwanger. Die Stadt gab ihre Vollmacht der benachbarten "Legstadt" Crailsheim. Außer dieser gab es noch drei Legstädte, Gunzenhausen, Schwabach und Uffenheim. Als 1607 der Herzog Max von Bayern unter Bruch des Landfriedens die evangelische freie Reichsstadt Donauwörth überfallen hatte und die Einwohner zwang, katholisch zu werden, schlossen verschiedene süddeutsche Reichsstände zu Auhausen an der Wörnitz im Jahre 1608 ein Schutzbündnis, dessen Oberhaupt Friedrich IV. von der Pfalz und dessen Heerführer Joachim Ernst von Ansbach war. Doch blieb noch ein Jahrzehnt hindurch der Frieden in unserem Vaterlande gewahrt.


46) Es ist zu unterscheiden zwischen Besitzer und dem Eigentümer. Jener saß auf dem vom Eigentümer ihm verliehenen Hof, war also sein Besitzer und damit Hintersasse des Lehensherrn.
47) Eigentlich heißt das Wort aufwegeln, d. h. auf die Wege bringen zum "hellen Haufen" der Aufständischen. Wer nicht folgte, der wurde "verpfählt", d. h. man schlug vor seiner Türe einen Pfahl in den Boden. Damit war er von jeder Dorfgemeinschaft und Nachbarhilfe ausgeschlossen.
48) Der Marktplatz war damals noch nicht gepflastert. Es wuchs Gras auf ihm. Mit der Pflasterung der Stadt wurde erst einige Jahre später begonnen. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts hatten die Stiftsherren in der oberen Gasse, wo ihre Häuser lagen, bis die Judengasse hinab einen Knüppeldamm aus Rundhölzern legen lassen, der bei der Kanlisation der Stadt einen Meter tief unter dem Pflaster erschien.
49) Die Vogel waren eine in Poppenhof und Feuchtwangen alteingesessene Familie, deren Nachkommen heute noch in Sachsen in angesehenen Stellungen leben, wie die Inschrift eines Grabdenkmals vor der Friedhofskirche zeigt.

Erstellt am 27.3.1999 durch Hans Ebert
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