Wilh. Schaudig - Geschicht der Stadt ...
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2. Das Kloster Fiuchtingwang.

Die erste  Erwähnung erfährt Feuchtwangen in dem Kapitulare der Reichssynode von Aachen. Im August 816 schon fand eine Beratung kirchlicher Würdenträger in Aachen statt. Es wurde beschlossen, die Klosterordnung des Benedikt von Nursia zur Befolgung sowohl für die Gottesdienste, als auch für das klösterliche Leben allen Mönchen im Reiche zur Pflicht zu machen. Demgemäß war auch das hiesige ein Benediktinerkloster. Im Jahre 817 bei Gelegenheit des Reichstages in Aachen, versammelte König Ludwig die Abte aus allen Teilen des Reiches dorthin. Sie berieten mehrere Tage in der Sakristei des Münsters. Es kam am 10. Juli 817 ein umfassender Beschluß zustand. Durch ihn werden auch die Verpflichtungen der Klöster gegen das Reich geregelt. Die Reichen mußten Steuern und Kriegsdienste leisten, die Mittelbegüterten, zu denen auch Fiuchtingwank gehörte, nur Steuern, während die Armen nur für den Kaiser und das Reich beten sollten.

Zum zweitenmal wird Feuchtwangens gedacht in jener alten Zeit im Verbrüderungsbuch des Klosters Reichenau auf der Insel im Bodensee. Schon unter Karl dem Großen bestand ein Gebetsverein zwischen einigen südwestdeutschen Klöstern, an ihrer Spitze Reichenau. Unter Karls Nachfolger gewann derselbe eine weite Ausdehnung im ganzen fränkischen Reich, mehr als hundert geistliche Genossenschaften gehörten ihm an. Das Reichenauer Verbrüderungsbuch ist im Jahre 826 angelegt. Es sind in ihm zwei Feuchtwanger Abte, Gozbert und Wigrat, genannt. Diese beiden sind also die ersten Feuchtwanger, die wir dem Namen nach kennen lernen. Der Klosterbau wurde nach der bestimmten Anordnung der Benediktinerklöster vollzogen. An die Klosterkirche schloß sich auf deren Südseite die Klausur an. Ein Kreuzgang umgab im Viereck den Kreuzgarten. An ihn waren die Klostergebäude angefügt. Gegen Osten befand sich (da, wo jetzt Hs.-Nr. 205 u. 206 steht) das Kalefaktorium, die Wärmestube, über ihm das Winterdormitorium, der Winterschlafsaal, gegen Süden das Refektorium, auch Remter oder Rebenial genannt, der Speisesaal, und über dem westlichen Kreuzgang lagen die Sommerzellen der Mönche. Auf der Westseite schlossen sich die Wirtschaftsgebäude an. Der Klostergarten nahm wohl den ganzen nordwestlichen Teil der Stadt ein und es ist sehr wahrscheinlich, daß das obere Tor in seinen Grundbestandteilen der Zugang zum Klostergelände gewesen ist. Die am inneren Torbogen in roher Bildhauerarbeit beiderseits angebrachten, mit dem Kreuznimbus versehenen Köpfe, an deren einem ein Bart angedeutet ist, bilden mit der am Scheitel des Bogens angebrachten Taube die Darstellung der heil. Dreieinigkeit und dürften in sehr hohes Alter zurückreichen.

Von jener Erwähnung der beiden Äbte Gozbert und Wigrat im Reichenauer Verbrüderungsbuch an hören wir über das dem Erlöser geweihte Feuchtwanger Kloster nichts mehr bei 100 Jahre lang. Die nächste Kunde erhalten wir aus der Lebensbeschreibung des Bischofs Ulrich von Augsburg 923 - 973. Das Bistum Augsburg hatte an seiner Nordgrenze bei Feuchtwangen von alter Zeit her Güter, so Liuprechtzelle (Leuperzell) Mackenhofen (abgegangen), Diemenfurt (jetzt Ameisenbrücke). Daher mag es gekommen sein, daß Ulrich, ein prachtliebender Mann, der für Arme stets eine offene Hand hatte, aber auch sich freute, Ritter fürstlich zu beschenken, neben 4 anderen Klöstern auch Feuchtwangen in seinen besonderen Schutz nahm und es verwaltete, als wäre es ein Bestandteil des bischöflichen Kirchenguts. Er hat diese 5 Klöster nie als Lehen an Laien vergeben, höchstens auswärtige Orte derselben. Die Belehnten hatten dafür das Amt von Schirmvögten über das Kloster zu üben. Das Hauptgut des Klosters aber behielt er in seiner Gewalt, damit er im Kloster ohne Beschwerde weilen und in bischöflicher Amtsgewalt auftreten könne. Es wird berichtet, das er jährlich nach Beendigung der Osterfeier diese Klöster besuchte, um in ihnen sich aufzuhalten und ihre Angelegenheiten zu ordnen. So wird Bischof Ulrich, der als Mitkämpfer in der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn (955) weithin bekannt ist, auch im Kloster des heiligen Erlösers zu Feuchtwangen mehr als einmal geweilt haben.

Unter dem Einfall der Ungarn wird wohl auch das Kloster Feuchtwangen zu leiden gehabt haben, so daß es ums Jahr 990 fast am Erlöschen war. Nur ein paar alte Mönche waren noch vorhanden, die sich um die äußeren Angelegenheiten nichts mehr kümmerten. Um dem Kloster wieder aufzuhelfen, schickte Abt Gozbert von Tegernsee, vermutlich auf Anregung des Augsburger Bischofs Liutolf, des dritten Nachfolgers Ulrichs, im Jahre 991 den Dekanus Wigo mit mehreren Brüdern nach Feuchtwangen. Unter diesen befand sich der gelehrte Scholastikus Froumund, der zuvor im Kloster Pantaleon in Köln gewesen war. Er stammte wahrscheinlich aus Bayern, vermutlich aus der Gegend von Regensburg. Von ihm ist in der Münchener Staatsbibliothek ein äußerst bemerkenswertes Briefbuch vorhanden, dessen 14 auf Feuchtwangen bezügliche Briefe bei "Steichele, das Bistum Augsburg", III. Seite 341 bis 349 abgedruckt sind. Das Kloster hatte zu jener Zeit nicht geringen Landbesitz. Eines Jahres wurden 60 Morgen Getreidesaat durch die Winterkälte vernichtet. Es gab einen Pferde-, einen Rinder-, einen Ziegen- und einen Schweinehirten. Im Kloster waren zwei Köche, von denen der eine für Holz, der andere für Gemüse zu sorgen hatte, Schuhmacher, Wäscher, Bierbräuer. Andere waren mit der Ausbesserung der Gebäude beschäftigt. Sonach war ein großer Hausstand vorhanden. Andererseits aber geben uns die Briefe auch ein Bild der dürftigen Lebenshaltung jener Zeit. Die Klosterkirche hatte keine Fenster, sodaß im Sommer die Vögel durch das Gotteshaus flogen und im Winter der Schnee hereingejagt wurde und die Mönche im Schnee knien mußten, auch die Kerzen durch den Luftzug herabschmolzen. Bischof Liutolf wird um leinene Tücher gebeten, um die Fenster verhängen zu können. Auch Eisen soll er schicken, damit der Schmied die Ackergeräte ausbessern könne. Über verschiedene andere Mängel und Nöte ist in den Briefen geklagt, besonders aber auch über die Feindschaft, welche die Umwohner dem Kloster und seinen Insassen entgegenbrachten. Freie, wie Hörige ließen es an Achtung fehlen. Am schlimmsten aber trieb es der Sohn eines gewissen Richard, der nicht nur den Mönchen heimlich oder öffentlich ihren einzigen Weiher ausfischte, sondern auch, als ihm die Einwohner die Mithilfe versagten, Leute aus dem Schwäbischen herbeiholte, die mit ihren Rossen die Klosterwiesen abweiden mußten. Da gab es manchmal Not, wie damals als das Kloster wegen der nahenden Osterzeit sich an Herzog Heinrich IV. von Bayern, den nachmaligen Kaiser Heinrich II., wenden mußten, damit dieser ihm aus seinen westlich von Dinkelsbühl und bei Crailsheim gelegenen Weihern Fische schenkte. Bei alledem ging auch die wissenschaftliche Arbeit im Kloster nicht aus. Der Scholastikus (Schulvorsteher) Froumund unterrichtete junge Leute, die das klösterliche Leben erwählten, und trieb selbst seine gelehrten Studien, wie seine teils in Wien, teils im Wallersteinschen Archiv zu Maihingen noch vorhandenen Schriften beweisen. - Was die erwähnten Briefe anlagt, so sind sie sicher nicht alle von  Wigo geschrieben. Ja es legt sich die Vermutung nahe, daß sie überhaupt sämtlich von Froumund verfaßt und nur im Namen Wigos ausgegangen sind. Es wird im Jahre 1002 gewesen sein, daß die Tegernseer Mönche wieder in ihr heimatliches Kloster zurückkehrten, nachdem das Kloster dem h. Erlöser in Feuchtwangen in einen solchen Stand gebracht worden war, daß sein Weiterbestehen gesichert erschien. Beide Wigo und Froumund sind in Tegernsee gestorben. Das Briefbuch Froumunds reicht bis 1008 und bricht dann plötzlich ab. Das Todesjahr der beiden ist nicht festzustellen. Im Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg, dessen zweiter Teil 1004 angelegt wurde, steht von späterer Hand eingetragen unmittelbar nach einander Froumund und Wigo.


Erstellt am 27.3.1999 durch Hans Ebert
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