RAMISCH - Landkreis Feuchtwangen ... |
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Stadtbefestigung
Geschichte
und Baugeschichte: Die mittelalterliche Stadt Feuchtwangen dürfte
zwei voneinander getrennte Kristallisationspunkte gehabt haben: den Kloster-
bzw. Stiftsbereich und die königliche, an der Straßenkreuzung
Augsburg - Würzburg, Hall - Nürnberg gelegene Siedlung, die (nach
Funk) in der Gegend des heutigen Bärmeyerplatzes zu suchen ist. Möglicherweise
waren beide mit gesonderten Befestigungsanlagen umgeben. 1241 wird Feuchtwangen
als königliche Stadt in einem Reichssteuerverzeichnis genannt. Nicht
eindeutig belegbaren Chroniknachrichten zufolge brannte 1309 diese Siedlung
fast völlig ab, scheint aber rasch großen Aufschwung genommen
zu haben; ob sie mit Pfahlbürgervierteln sogar auf das westliche Sulzachufer
übergegriffen hat (Flurnamen mit Handwerksbezeichnungen), erscheint
fraglich. 1376 Verpfändung der Stadt samt Vogtei durch Karl IV. an
die Burggrafen von Nürnberg; damit sinkt Feuchtwangen vom Rang einer
Reichsstadt zu dem einer (später markgräflich ansbachischen)
Landstadt herab. Als solche wurde sie im Städtekrieg 1388 von der
benachbarten Reichsstadt Dinkelsbühl zerstört. Angeblich blieben
nur die Kirchen und drei Häuser verschont. 1395 und in den folgenden
Jahrzehnten wurde die z. T. noch bestehende Stadtmauer um den Stadt- und
Stiftsbereich unter Einbeziehung der öttingischen Veste an der Sulzach
erbaut. Sie umfaßte ursprünglich ziemlich viel unbebaute Fläche,
vor allem in der Gegend des erst 1464 gegründeten Spitals. Noch heute
befinden sich innerhalb des Mauerringes Gärten. Mauer, Türme,
Tore und Graben waren bis ins 18. Jahrhundert gut erhalten. Zu Beginn des
19. Jahrhunderts wurden Teile der Befestigungsanlage abgerissen, 1841 wird
dem Rest "vollkommen guter Bauzustand" bescheinigt. Ein Plan des Stadtrates,
1877 die Befestigungsanlage "wegen Baufälligkeit" niederzulegen, scheiterte
am Einspruch der Regierung. Im Laufe des 19. Jahrhunderts erfolgte die
Verbauung der Innenseite der Stadtmauer mit kleinen schmalen Häusern
(vor allem am Spitzenberg). Dieser Vorgang hat jedoch auch wesentlich zur
Erhaltung der Stadtmauer beigetragen, da sie an diesen Stellen nicht als
privaten oder öffentlichen Interessen hinderlich abgerissen wurde.
Beschreibung: Der
an einigen Stellen unterbrochene Mauerzug umschließt die östlich
der Sulzach gelegene Altstadt von Feuchtwangen, das erst im 19. Jahrhundert
begann, sich über diesen Bereich hinaus auszudehnen.
Tore:
Von den drei ursprünglichen Toren der Maueranlage von 1395 ff., dem
Unteren Tor, dem Spitaltor und dem Oberen Tor steht nur noch völlig
umgebaut das letztere. Das ehemalige, 1869 abgerissene Untere Tor war zweigeschossig
und mit einem Zwiebeldach gedeckt. Von dem mit Treppengiebeln und Satteldach
versehenen, 1811 entfernten Spitaltor ist eingemauert in die Hauswand des
Anwesens Spitalstraße 17 - eine rechteckige Sandsteintafel mit gotischer
Inschrift erhalten: . anno. m.cccc.xxi
/ inceptu(m).
p(er).
ioh(a)n(e)m./
remlein . sabato./ p(ost).
m(ariae).
ascensionem./ Danach wurde 1421 mit dem
Bau des Spitalteres begonnen. - Das Obere Tor ist eingeschossig mit rundbogiger,
tonnengewölbter Durchfahrt. In der Bogenlaibung Reliefs: zwei
Häupter mit Kreuzesnimbus, Taube (Hl. Dreifaltigkeit). 18. Jh. über
der Durchfahrt Torstube mit je zwei straßenseitigen Rechteckfenstern.
Haustein, verputzt. Mansarddach. Seitlich Häuser bzw. moderne Durchfahrt.
Türme: Zwei
Rundtürme, von denen der eine nur noch als Ruine erhalten ist, flankieren
die inneren Winkel der aus dem Mauerring auskröpfenden Ummauerung
der sogenannten Öttingerveste im Westteil der Stadt. Im Verlauf der
Mauer selbst waren elf runde bzw. dreieckige, von einem lisenenartigen
Pfeiler gestutzte, vorgekragte Mauertürme angebracht, von denen noch
drei an der Nordost- und einer an der Südseite erhalten sind.
Mauer:
Mit innerem, über vorkragenden Konsolen und stichbogigen Stützbogen
gemauertem, mit Holzgeländer und Satteldach versehenem Umgang. In
voller Höhe, mit dem Wehrgang, noch ein Mauerstück nordöstlich
des Oberen Tores erhalten. An der Nordostseite lassen die an die Mauer
gebauten Häuser am Spitzenberg im Inneren noch stellenweise den Umgang
erkennen. An der Südostseite fehlt ein längeres Mauerstück.
An der Süd- und Westseite ist sie verschieden hoch und nur gelegentlich
unterbrochen erhalten. Dasselbe gilt für die öttingische Veste
an der Sulzach.
Baumaterial: Unverputztes
Brockenquaderwerk. An den Lisenen der Mauertürme und an Teilen der
öttingischen Veste sind Buckelquadern (wieder- ?) verwendet.
Der
Stadtgraben
ist an der Nordostseite als Gartenanlage erhalten, an
anderen Stellen eingeebnet und verbaut. Lediglich an der Westseite ein
Stück öffentlich zugänglich.