RAMISCH - Landkreis Feuchtwangen ... |
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Feuchtwangen,
Johanniskirche, Südansicht und Grundriß
Geschichte
und Baugeschichte: 1257 erste urkundliche Erwähnung eines Pfarrers.
Die vor 1341 bereits dem Stift inkorporierte Pfarrkirche erhielt 1344 einen
Ablaß durch Papst Clemens Vl. Die Inkorporierung wurde 1380 und 1402
von der Kurie bestätigt. 1524 mit dem Stift evangelisch. An der Südwand
des Langhauses ist innen ein Täfelechen mit der Jahreszahl 1414 -
möglicherweise dem Vollendungsdatum des Langhauses - aufgemalt. 1464
wurde der Johannesaltar vom Weihbischof von Augsburg konsekriert. 1484
erbaute Johann Klenk das Turmoktogon mit durchbrochenem Helm aus Stein.
Bis 1540 lag die Kirche im Friedhof. 1590 Instandsetzungsarbeiten. 1660
Bau der Strebepfeiler an der Nordseite aus Steinen der abgebrochenen Johanneskapelle
in Leiperzell. 1785 Abbruch des durchhbrochenen Turmhelms. 1805 neues Turmdach.
Renovierungen 1827, 1861 und 1962. - Der bestehende Bau kam durch Erweiterung
einer romanischen, in der Turmachse gelegenen Kirche zustande, von der
Teile in der Langhaussüdwand erhalten sind. Der Ostturm war wohl kein
Chorturm, sondern wurde möglicherweise freistellend östlich des
romanischen Baues - vielleicht auch später als dieser - errichtet.
Der Chorbau und die Erweiterung des Langhauses dürften um 1400 erfolgt
sein.
Baubeschreibung:
Die Johanniskirche liegt nördlich des Langhauses der Stiftskirche
und ist von dieser durch eine Straße - ehemals Friedhof - getrennt.
Der nördlich gegen das Langhaus beträchtlich, südlich um
Mauerstärke abgesetzte, einjochige Chor stößt mit der Ostseite
seines 5/8 Schlusses an einen quadratischen Turm. - Im Chor Kehlrippenkreuzgewölbe
über runden, aus Spitzkonsolen aufsteigenden Diensten. Runde Schlußsteine.
Die östlichen Konsolen mit geometrischem Reliefmuster, die nordöstliche
mit nacktem Männchen, an der südwestlichen Eselskopf (?). Einige
gekappt bzw. ergänzt. Spitzbogenfenster mit Gewänden und Nasenmaßwerk.
In der Ostwand rundbogige Türlaibung (Turmeingang). In der Nordwand
des Chorjoches Spitzbogentür mit gekehrtem Gewände (Sakristeieingang),
darüber zwei Steinkonsolen und kragsturzbogiges Törlein mit über
Viertelpyramiden anlaufend gefaster Laibung. Eingezogener, spitzer, beidseitig
tief schräg gekehlter Chorbogen. Drei Chorstufen - Holztonnengedeckter
Langhaussaal mit modernen, tiefen Holzemporen an der West- und einem Teil
der Nordseite. In der Nordwand drei verschieden hohe und breite Lanzettbogenfenster
sowie zugesetzte Spitzbogentür. Nach Westen stichbogige Türnische
mit abgesetzter Spitzbogentür, seitlich kleine stichbogig gewendete
Rechteckfenster. über der Empore zwei Lanzettbogenfenster mit rundbogig
verzogenen Gewänden. Im südlichen Reste von Maßwerk. Hochgelegenes
achsiales Rundfenster. In der Südwand zwei Spitzbogenfenster, ein
Rundbogenfenster, ein Lanzettbogenfenster mit Rundbogengewände und
unter der Einpore ein Okulus; stichbogiges Türgewände mit Spitzbogentür.
Neues Steinpflaster. Außenbau: Romanischer Ostturm mit hohem Untergeschoß.
Rundbogiges Ostfenster mit Gewände. Profiliertes Gurtgesims. Im Obergeschoß
gedoppelte Klangarkaden über zierlicher, mit attischer Basis und Blattknospen-
bzw. Akanthuskapitellchen versehener Mittelstütze (erste Hälfte
des 13. Jhs.) und hohem, konkav ausladendem Kämpfer mit Traufleiste.
über profiliertem Traufgesims gemauertes, flaches Pyramidendach mit
eingestelltem Oktogon. Darin nach den Hauptrichtungen spitzbogige (nach
Westen rundbogige) Klangarkaden mit Maßwerk ohne Mittelstütze
und höher gelegenen schmalen Rundbogenöffnungen. Ausladendes
hölzernes Traufprofil mit konischem achtseitigem Zwiebeldach, das
in einer überstehenden Pyramide mit Knauf und Wetterfahne endigt.
Chor über abgeschrägten Sockel mit gestuften, über dem gekehlten
Kaffgesims kielförmigen und mit spitzen Pultdach versehenen Strebepfeilern.
Das Gewände des Nord- und Südostfensters durch Abfasung der Turmkante
verbreitert. - In der Langhaussüdwand zugesetzte niedere (Außen-
und Innenniveau aufgeschüttet!), romanische Rundbogentür mit
gestuftem Gewände, profiliertem Kämpfergesims und flachem, wohl
ursprünglich bemalten Bogenfeld. In der Archivolte eingehauenes Kreuz
über gleichseitigem Dreieck. An der Nordseite drei tiefe massive Strebepfeiler
mit schräg anlaufendem Sockel. Über Traufschräge und dreiseitig
umlaufender Traufkehle zurückgesetzt, mit spitzbogiger, geschrägter
Steindeckung. Die zwei Nordfenster in erneuertem Material. - Einheitliches,
über Langhaus und Chor gelegtes Satteldach mit verschiedener Traufhöhe.
- In der Nordostecke mit dem Langhaus fluchtender Sakristeianbau. Rundbogige
Türlailung (ehemals in der Langhausnordwand) mit eingehauener Jahreszahl
1590. Im unzugänglichen Obergeschoß vergitterte Rechteckfenster.
Südostkante abgefast. Kreuzgratgewölbter Innenraum mit spitzbogigem
Ostfenster und stichbogigem Türgewände gegen den Chor. - Baumaterial:
Die zwei romanischen Turmgeschosse aus sorgfältig behauenen Kalksteinquadern,
das Oktogon mit Ausnahme der Sandsteingewände aus verputztem Ziegelmauerwerk.
Chor außen aus unverputzten Hausteinquadern, innen mit Ausnahme der
Gewölberippen, der Türgewände und des Chorbogens verputzt.
Ebenso das Langhaus, dessen Westwand jedoch außen geschlämmt
ist.
Bauinschrift:
Innen über der Südtür aufgemaltes Täfelchen mit der
Jahreszahl 1414
in gotischen Ziffern.
Wand- und Deckengemälde:
1. In den Gewölbefeldern des Chores stark restaurierte Bemalung aus
der Zeit um 1400. Im Chorjoch drei Medaillons mit bezeichneten Evangelistensymbolen,
das vierte mit Christus in der Mandorla. Im Chorschluß der Markuslöwe
umgeben von Engeln mit den arma Christi und Posaunen. - 2. Fragment an
der Nordwand des Langhauses: hl. Ritter Georg (Oberkörper), Mitte
des 15. Jhs. - 3. An der selben Wand: Liebespaar vor einer Brüstungsmauer,
Mitte 15. Jh. - 4. An dem wohl romanischen Portal außen sind in der
Bogenlaibung Spuren eines in Rötel gezeichneten Zangenfrieses erhalten.
Altar:
Stipes und Mensa aus Sandstein. Wohl 15. Jh. Barockes Adikularetabel, um
1680, mit zwei gewendelten, weinumrankten Vollsäulen und schweren,
seitlichen Ohrmuschelwerk-Flügeln. Sprenggiebel. In der Predella gleichzeitige,
gemalte Abendmahldarstellung. Mit Bäckerwappen, Monogramm UB und Jahreszahl
1680
bezeichnet. Anstelle des Altarbildes geschnitzte,
gefaßte, dreifigurige Kreuzgruppe. Im Sprenggiebel zugehöriger
Schmerzensmann. Der Kruzifixus wohl 17. Jh. retrospektiv, die anderen Figuren
gegen 1500.
Sakramentshäuschen:
Zweite Hälfte des 15. Jhs. Im Langhaus, nördlich vom Chorbogen.
Moderner, gemauerter Sockel. Das dreiseitig freistehende, querrechteckige
Gehäuse mit Gitterverschlüssen wird von zwei übereckgestellten
profilierten Pfeilerchen getragen, an denen außen auf mehreckigen
profilierten Spitzsockeln unter Baldachinen je ein Engel mit Kelch bzw.
Monstranz (z. T. abgebrochen) steht. Als Abschluß hohes, fialenbesetztes
Vimperggehäuse, in dessen Bogenfeld in Relief ein Engel mit dem Schweißtuch
Christi wiedergegeben ist. An der mittleren Aufsatzfiale in modernen Ziffern
aufgemalte Jahreszahlen 1489 und T.B.
1590. Sandstein, mit getöntem Inkarnat.
Kanzel:
Erste Hälfte des 15. Jhs. An der Langhaussüdwand. Vielfach profilierter,
5/8 seitiger Fuß. Brüstung aus vier Seiten des Achtecks mit
ausladendem Gesims. Auf der Außenseite krabbenbesetzte, in Kreuzblumen
endigende Kielblendbogen. Sandstein. Moderne Steintreppe mit Eisengeländer.
Taufstein: 15. Jh.
Im Langhaus vor dem Chorbogen. Achteckiger Kelch mit reich profiliertem
Fuß und spitzbogigen Maßwerkblenden am Becken. Sandstein.
Orgel:
1760. Fünfteiliger Pfeifenprospekt mit Rocailleblendwerk und Mittelakroter:
Mit dem Kurhut bekrönter Wappenschild (Zollernwappen). Auf geschnitztem
Schriftband bezeichnet: C.F.C. A.M.Z.B.A.
(Christian Friedrich Carl Alexander Markgraf zu Brandenburg Ansbach) und
Jahreszahl 1760.
Auf den Flankentürmen posauneblasende Engelputten. Modernes Spielwerk.
Chorstühle:
Je eine Reihe von fünf bzw. neun Chorstallen. Erste Hälfte 15.
Jh. Reich profilierte Zwischenwangen, einfache Schulterringe. Niedriges,
gefeldertes Dorsale mit abschließender, mit Laubranken in Flachschnitzerei
versehener Leiste. Geschlossene, oben reich profilierte Abschlußwangen.
Holzfigur:
Johannes d. Täufer, 18. Jh., moderne Fassung. Aus dem Kunsthandel.
Epitiphien: 1. Fragment
eines Sandsteinreliefs mit zwei Wappen a) Geteilt mit halbem Löwen
und Dreiberg, b Wolfskopf. Inschrift: Ao dñi
xvco ... sel. got . gnedig. - 2. Jorg von Ehenheim, + 1499.
Sandsteinrelief eines etwa lebensgroßen knienden Ritters mit der
Kette des Schwanenritterordens, umgeben von behelmtem Löwen, Handschuh,
Lederkappe, Wappen und Engeln, die eine Schrifttafel halten. - Zu vergleichen
die wohl abhängigen Grabmäler des Six und der Anna von Ehenheim
in der Stiftskirche. - 3. Pfarrer (plebanus) Johannes Winkler, + 1486.
Kalksteinplatte mit ganzfigurigem Relief eines Priesters mit Birett, Kasel
und Kelch. - 4. Anna Hyllemayer, + 1557. Bleiplatte mit gravierter Inschrift.