RAMISCH - Landkreis Feuchtwangen ...
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Feuchtwangen - Übersicht
Ehem. Stiftskirche; jetzt ev.-luth. Pfarrkirche - S. 1

Hochaltar: Der Flügelaltar wurde 1484 von Michael Wohlgemut in der Stiftskirche aufgestellt. Die Flügelbilder sind Werkstattarbeiten, die Mitarbeit des Meisters wird für die vier Marienszenen auf den Innenseiten der Schreinflügel in Erwägung gezogen, von anderen Autoren jedoch bestritten. Die Schreinplastik stammt aus einer Nürnberger Werkstätte. Der Altar wurde im 17. Jh. auf die Seite gesetzt und stand 1866 in einer der Chornischen. 1901 wurden die noch auffindbaren Teile von der kgl. Zentralgemäldegalerie in München begutachtet, anschließend durch Konservator Mayer (Augsburg) restauriert und der Altar schließlich an der ursprünglichen Stelle wieder aufgestellt. Moderne Ergänzungen: Büste des Erlösers im Predellenschrein, Statuetten der hll. Johannes und Paulus sowie das Gesprenge. - Im flachen Kastensschrein steht eine geschnitzte, gefaßte Marienfigur (Typus des apokalyptischen Weibes). Zwei schwebende Engel halten eine Krone über sie. - Bewegliche Schreinflügel. In geöffnetem Zustand: Links die Heimsuchung und die Anbetung der Könige, rechts die Geburt Christi und der Tod Mariens. Ornamentiert gravierter Goldgrund. Bei geschlossenen Flügeln: links Erzengel Gabriel, rechts die knieende Jungfrau Maria. Das über beide Flügel verteilte Verkündigungsbild mit abschließendem, gemaltem Sprengwerk ist nach dem Stich B 3 von Schongauer konzipiert. - Im Predellenschrein geschnitzten gefaßte Büsten von Petrus und Paulus. Bewegliche Predellenflügel. Auf den Innenseiten vor ornamentiertem Goldgrund und teppichbelegter Steinbrüstung Halbfiguren der hll. Johannes Ev. und Andreas. Außenseiten mit den vier lateinischen Kirchenvätern in Halbfigur (Gregor, Hieronymus, Augustinus, Ambrosius) und dazwischengestellten apokalyptischen Tieren mit bezeichneten Schriftbändern: san. Johañs ; s . jeronymus (!) ; sanctu(s) lucas ; sanctus marcus. Die Predella ist vorn und an den Zargen mit farbigem Maßwerk bemalt, in das auf der Vorderseite zwei Wappen eingestellt sind (Reichswappen, sog. Wappen Karls d. Großen). - Auf der Schreinrückseite gemalte Schutzmantelmaria. Unter dem von zwei Engeln gehaltenen Mantel knien zehn Kanoniker und der Stiftsprobst. Wohl gleichzeitig mit den Flügelbildern in der Wohlgemutwerkstatt entstanden. - Ehem. Standflügel s. u.

Kreuzaltar mit geschnitzten Altarschranken (Akanthusranken) aus dem Ende des 17. Jahrhunderts.

Ehem. Barockaltar: 1697 als Kreuzaltar angeschafft, 1919 versetzt. Auf Konsolen an der Nordwand des westlichen Chorjoches. Einfaches Zweisäulenretabel mit seitlichen Akanthusrankenblenden, rechteckigem Kreuzigungsbild und gesprengtem Segmentgiebel mit geschnitzten Putten. Holz, bemalt.

Kanzel. 1699 angeschafft, 1700 gefaßt, 1876 versetzt und restauriert. 1925 wieder versetzt, Ornarnentschnitzerei erneuert, Neufassung. - Achteckige Konsolkanzel mit fünfseitiger Brüstung und seitlicher Treppe. Brüstungsfelder und Kanten mit erneuertem vergoldetem Rollwerk. Schalldeckel mit hängenden Laubfestons, Volutenkrone. Engelsköpfchen, Erzengel Michael. Holz, gefaßt.

Orgel: 1696 vom Orgelbauer Nikolaus Brescher in Nördlingen geliefert. Modernes Spielwerk. Dreitürmiges, fünfteiliges Gehäuse mit gesprengtem Segmentgiebel und sehr reichen Akanthusrankenblenden.

Chorgestühl: Schwäbisch-fränkische Arbeit aus der Zeit um 1500. 1866 wurden aus beiden Reihen je vier Sitze herausgenommen und das Gestühl mit Ölfarbe gestrichen. 1918 abgelaugt. - Beidseitig des Chores je eine Reihe von elf (ursprünglich fünfzehn) Sitzen. Eichenholz. Klappsitze mit Misericordien. Zwischenwangen mit Unter-und Obersäulchen. An letzteren groteske Masken. Kräftig profilierte, rückwärts abgeflachte Schulteringe. Hohes gefeldertes Dorsale mit stabbelegten Zwischenleisten und flacher Attika. Zweigeschossige Abschlußwangen: im Untergeschoß Heiligenreliefs auf profilierten Sockeln in flachen, maßwerkbekrönten Nischen. Nördliche Reihe: Hl. Bischof mit kleiner nackter Figur zu Füßen, Hl. Sebastian. Südliche Reihe: Hl. Antonius Abbas, Anna selbdritt. Oberteil der Abschlußwangen mit durchbrochenem Maß- bzw. Rankenwerk. - Kniebankbrüstung mit ursprünglich zentralem Durchgang vor dem achten Sitz. Gegen den Chor zu mit Blendmaßwerk gefeldert und mit herausziehbaren Notsitzen für Chorknaben versehen. Die Mittel- und Abschlußwangen wie die des Gestühls mit Reliefs sowie geschnitzten Aufsätzen versehen. Nordseite: Relief eines stehenden Bischofs Prophetenbüste; Teufel, Büste Mariens mit dem Kinde; hl. Leonhard, Büste eines Mannes mit Rosenkranz; hl. Jacobus d. Ä., Prophetenbüste. Südseite: Frau mit Schaube, Bär; Moses mit den Gesetzestafeln, Prophetenbüste; Mann mit Rosenkranz und Hündchen, Löwe mit Knochen; hl. Ottilie, Drachen.

Vermutliche Altarstipesplatte. Wahrscheinlich aus dem 9. - 11. Jh. 1914 bei Ausschachtungsarbeiten im Chor der Stiftskirche gefunden; im Westflügel des Kreuzganges aufgestellt. - In eine an drei Seiten umlaufende, fein gestufte Rahmung ist in flachem Relief eine aus drei Bogen bestehende Arkade mit viereckigen Kämpfern und Zwickeltondi eingestellt. Durch die Arkadenöffnungen sieht man achsial eine rundbogige Rahmung, seitlich je ein Stück einer Arkatur mit zwei Bogenöffnungen. Sandstein.
 



Feuchtwangen, ehem. Altarstipesplatte

Holzfigur des knienden legendären Kirchenstifters Kaiser Karls d. Gr. Auf einer Konsole an der nördlichen Langhauswand. Mittelfränkisch, 1485/86, wahrscheinlich von Michael Wolgemuth geliefert. Renoviert 1775 von Georg Balthasar Riegel, Buchbinder zu Feuchtwangen. Aus dieser Zeit stammen wohl das Kirchenmodell und die Krone. 1917 neu gefaßt.

Gemälde: 1. Tafelbild mit stehender hl. Afra. Um 1480, aus der Werkstätte Michael Wolgemuths. Ursprünglich Standflügel des Hochaltars. jetzt in der Sakristei. - 2. Traum Jacobs. Ölbild auf Leinwand, Ende des 17. Jahrhunderts. An der Langhausdecke angebracht. - 3. Moses vor dem brennenden Dornbusch. Gegenstück zu vorigem.

Glasgemälde in den Chorfenstern 1916/17 von der Firma Zettler (Nürnberg).

Epitaphien: 1. Hiob Lochinger, + 1626. Kalksteinplatte mit neun Wappen (Lochinger, dasselbe, G, V. Golbach, F. Lohe, L. Roth / D.V.B., Heim, Z. V. Gstad, G. G. G. P. Felder, H. M. Steten). - 2. Johannes Moringer, custos et canonicus, + 1494. Bronzeplatte mit gravierter Inschrift. - 3. Unleserlich, Wie 2. - 4. Lucas Feyrer, Canonicus, + 1523. Kalksteinplatte mit Relief in Rundbogennische: der hl. Christophorus empfiehlt den Verstorbenen dem Erlöser und dem hl. Sebastian. Bemerkenswerte Arbeit von Loy Hering. - 5. Petrus Hyllemair, canonicus et custos, + 1555. Bronzeplatte mit gravierter Inschrift und angegossenem Wappen. - 6. Der edel und vest Karl von Hesperg, + 1527. Wie voriges. Wappen s. u. bei Kunstgewerbe. - 7. Hermanus Flach, canonicus et scholasticus, + 1509. Bronzeplatte mit gravierter Inschrift. 8. Thomas Imhof de Nuremberga, custos et canonicus, + 1444. Bronzeplatte mit gravierter Inschrift. - 9. Andreas Wernher, Bronzeplatte mit gravierter Inschrift. 15. Jh. - 10. Georg Vogther, Pfarrer zu F., + 1539. Gesetzt von seinem Sohne Samuel. Holzepitaph auf intarsierter Scheinkonsole. Längere geschnitzte Inschrift. Auf dem Sockel gemalt die Familie des Verstorbenen mit Namensbeischriften und Lebensdaten. - 11. Ernst Georg Straß, Vogt zu Feuchtwangen, + 1577 und seine beiden Frauen Anastasia Feldnerin, + 1562 und Catharina Wackerin, + 1594. Ädikularelief mit Stifterfamilie, Auferstehung Christi, Todesallegorie, Putten und Wappen. Gefaßter Stein. - 11. loan. Achatius de Benckendorf, Präfektus in F., + 1743 und dessen Frau Ernestina Magdalena, geb. Lengefeld, + 1746. Gesetzt von ihren Söhnen. Sandsteinrelief mit reicher Rocaillerahmung und Wappen. - 12. Kalksteinplatte mit verblaßter gemalter Inschrift und Relief. Wohl 16./17. Jh. - 13. Brigitta Maier, + 1622. Retabelepitaph aus Kalkstein. - 14. Alexius Fraventravt, markgräfl. Rat zu Culmbach, V 1550 und dessen Frau Barbara, geb. Stieberin, + 1559. Gestiftet von beider Sohn Iohannes 1590. Kalksteinplatte mit Wappen. - 15. Drei zusammengehörige bemerkenswerte Steinreliefs mit Spuren alter Bemalung. a) Ein kniender Kanoniker wird von einem Kirchenstifter in Pontifikalien (Kaiser Karl d. Gr.?) der als apokalypt. Weib erscheinenden Gottesmutter präsentiert. An dem Betpult vor dem Kanoniker Wappen der Ellrichshausen und Thann. Der Kopf des Kirchenstifters ist abgebrochen. b) Relief mit Wappen und abgebrochener Helmzier der Ellrichshausen. c) Inschrift. Conradus de elrichshausen, decanus et canonicus, + 1514. - 16. Six von Ehenheim, Ritter zu Forndorff, + 1504. Sandsteinplatte mit Relief eines lebensgroßen, knienden Ritters mit der Kette des Schwanenritterordens. Seitlich und oben: Helm, Lederkappe, Wappen, von Engel gehaltene Schrifttafel und gerolltes Schriftband. - 17. Anna von Ehenheim, geb. von Schliben, + 1503. Gegenstück zu vorigem. Zu vergleichen der Grabstein des Jorg von Ehenheim in der Johanniskirche in Feuchtwangen sowie weitere in der Schwanenritterordenskapelle an St. Gumbert in Ansbach u. a. (vgl. Funk). 18. Esther Johanna Goltstein, + 1628 einjährig. Kalksteinplatte mit vier Wappen (Goltstein, Wüsch, Horckheim, Rosaw). 19. Anna ... ndelshausen (Teil der Inschrift durch ein eingebautes Kirchenmöbel verstellt), + 1619. Kalksteinplatte mit Wappen (Göswegen, Meisenbog, Thalwig, Heringen). - 20. Epitaph eines 1498 verstorbenen Kanonikers Laurentius. Der Nachname ist abgewittert. Verwittertes Sandsteinrelief im Westflügel des Kreuzgangs. Der hl. Laurentius präsentiert den vor einem Betpult mit Wappen (Stern) knienden Kanoniker der vor ihm als apokalypt. Weib erscheinenden Maria. Stilistisch und ikonographisch verwandt mit Nr. 15a).

Kunstgewerbe: 1. Bronzebeschläg in Kelchform von einem Grabstein. 15./16. Jh. An der Westwand des nördlichen Chornebengewölbes. - 2. Bronzeplatte mit gegossenem Wappen und Helmzier der Hesperg-Seckendorf unter rundbogiger Reliefädikula. Von dem zerstörten Epitaph des 1527 verstorbenen Karl von Hesperg (vgl. Epitaph Nr. 6). An der Westwand des südlichen Chornebengewölbes.


Erstellt am 27.3.1999 durch Hans Ebert
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