Band 6 |
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1841
Die Natur war uns günstig
und gnädig. Der Winter erst seit Ende Dezember eingetreten, doch Januar
und Februar kalt, aber sehr schön.
6.
Februar
Der
kälteste Tag dieses Jahres. Frühling kam bald durch März,
April, Mai herrlich und prachtvoll. Der Mai war unser Sommer. Der Sommer
selbst aber kühl, kalt, nicht schön. Von Mitte Juni durch Juli
bis 3. August oft eingeheizt. Erst Mitte August und September schöner
Sommer, eine recht gute Ernte. Aber kein Weinjahr.
März
Starb der langjährige
Gemeindeschreiber Haering, seine Stelle erhielt provisorisch der Lithograph
Friedrich Mayer.
15.
April
übernachtet
der Kronprinz von Württemberg151
hier auf der Post.
22. April
übernachtet der griechische
Fürst152
In
dieser Zeit wurde der bisherige Gemeindebevollmächtigte Posamentier153
Hartmann zum städtischen Waldaufseher gewählt, musste daher aus
dem Gemeindegremium treten, und wurde für diesen Schuhmachermeister
Merckle einberufen, welcher aber seines Alters wegen diese Stelle nicht
annahm, und für diesen wurde Schlossermeister Georg Hezel einberufen.
15. Mai
Durchreise des Prinzen Eduard
von Altenburg154
mit Gefolge.
Juni
Starb
der bisherige Stadtkämmerer (Gemeindepfleger) Johann Hezel. Ein Mann,
der sich in den städtischen Haushalte sehr verdient gemacht hat.
8. Juli
Geburtsfest der Königin
Therese
12.
Juli
Durchreise
des Ministers von Abel
15. Juli
Durchreise der Kabinettssekretär
Farmbacher und Schilcher155
18.
Juli
Ein
fürchterlicher Orkan. Er war als Samum156
am 15. aus der Sahara über den Atlas und Afrika gezogen, am 16. übers
Mittelmeer durch Italien, am 17. über die Alpen als Föhn, am
18. durch ganz Deutschland und fast alle Länder Europas als Orkan.
Er riss uns eine Menge Obstes herunter.
25. Juli
Durchreise des Kronprinzen
Maximilian von Bayern nach Würzburg. Wurde von königlichen und
städtischen Beamten freundlichst empfangen.
In diesem Sommer scheidet
von uns der bisherige, seit 1830 dahier angestellte Landgerichtsarzt Dr.
Graf, ein Ehrenmann, und zieht in gleicher Eigenschaft in seine Vaterstadt
Schweinfurt. An seine Stelle trat (einige Tage vorher anlangend) Dr. von
Paschwitz aus Erlangen, bisher Zuchthausarzt in Lichtenau.
23.
August
Durchreise
des Prinzen Montfort, Sohn des ehemaligen Königs von Westfalen, Jerome
Napoleon157
25. August
Geburts- und Namensfest
des Königs von Bayern wurde heute gefeiert.
25.
September
Durchreise
des Prinzen August von Württemberg
Der alte Stadtkämmerer
und Lammwirt Friedrich Haußelt dahier stiftete auf den Altar der
Stiftskirche ein Kruzifix, dann das schönere Leichenkreuz, und als
sonstiges Geschenk ließ er sämtliche Porträte von dem Reformatoren
Luther in die Sakristei dieser Kirche abfolgen. Dieser starb im folgenden
Jahre.
Das
kleinere, auch schöne Leichenkreuz stifteten die Scholdererschen Kinder
in Krapfenau, sowie auch die schwarze Altarbekleidung Witwe Hochbaumgärtnerin
von Glashofen.
Unser bürgerliches
und städtisches Leben besteht in Ruhe und Frieden. Da die kriegerischen
Aussichten schon am Anfang des Jahres sich gelegt hatten und Frankreich
wieder an die großen Mächte sich anschloss und den Orient ordnete,
so hofften auch wir auf dauernden Frieden.
Pfarrer
Detzer konnte zwar trotz großer Kämpfe und trotzdem, dass er
einige Jahre aus dem 3. Pfarrhaus, als angeblich den Einsturz drohend,
ausgezogen war und in einem Bürgerhause wohnte, kein neues Pfarrhaus
akquirieren, aber es wird ihm doch, wegen seines unermüdeten, tapfern
Eifers, das alte 3. Pfarrhaus ganz und durchaus vortrefflich repariert,
und er zieht wieder in dasselbige ein.
Feuerlärm hat uns,
gottlob, in diesem Jahre nicht erschreckt. Auch sonst kein bedeutendes
Unglück. Nur eine unglückliche, Luise Schaufler, hinterlassene
Waise des Skribenten158-Ehepaars
Schaufler, ertränkte sich im hiesigen Schleifweiher, ohne besondere
äußere Veranlassung, wahrscheinlich aus Hypochondrie und innerer
Angst.
Von
früher nach Amerika Ausgewanderten gehen gute Briefe ein. Namentlich
haben die Mädchen fast alle geheiratet, sind jetzt eingewohnt und
mit ihrem Lose zufrieden.
Heuer wandert aus unser
erster Schneidermeister Johann Busch mit Weib, 3 ältern Söhnen,
1 ältere Tochter und noch 3 kleinern Töchterlein. Dazu noch mehrere
ledige junge Burschen und Mädchen. Es gehe ihnen unter Gottes Schutz
wohl im neuen Land und jenseits des Meeres!
Da
der bisherige Türmer Schreckenberger gestorben war, so erhebt sich
ein Streit zwischen Stadt und Pfarramt über das Recht der Wiederbesetzung
dieser Stelle und die vorgesetzte Behörde über dasselbe Ämtlein,
welcher Prozess vor die höheren Behörden gebracht seiner Entscheidung
vollends entgegensieht.
20. November
Durchreise des Fürsten
Gotschakof von Russland159
1.
Dezember
Feiern
wir in hiesiger Stiftskirche den Trauergottesdienst auf das am 13. November
erfolgte Ableben der verwitweten Königin Caroline von Bayern. Sechs
Wochen lang bis Ende des Jahres bis Weihnachten täglich von 12 bis
1 Uhr Trauergeläute. Am Abend vor dem Feste Trauermusik und Einläuten.
Der Altar war mit schwarzen Tüchern, wozu auch die Bahrtücher
mitdienten, von oben herab bedeckt. Der junge Sattler Fückel hatte
alles gut geordnet. Florflügel hingen auf beiden Seiten der Kanzel
herab. Auch das Altargeländer war mit schwarzem Tuch überzogen.
Der 2. Pfarrer Glandorff
hielt die Trauerpredigt über den einen der drei vorgeschriebenen Texte:
"Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben" und über das Thema:
"1. Unser Zeugnis und 2. unsere Hoffnung über die Gruft unserer vormaligen
Landesmutter" Dass sie Maximilian Josephs, des vielgeliebten, treue Gefährtin
gewesen, eine außerordentliche Wohltäterin der Armen, eine gute,
bewährte Christin und Protestantin, wurde besonders hervorgehoben.
Gleich
nach der schönen Mooswiese trat ein nasser, kalter Herbst ein. Der
Winter aber bis zum Jahresschluss außerordentlich mild, schön,
kein Frost, kein Schnee, nur einige Regenstürme, grüne Weihnachten.
Die Getreidpreise erträglich: Weizen 11 fl 36 kr, Korn 7 fl 42 kr,
Dinkel 4 fl 30 kr, Haber 3 fl 54 kr
Blick über den Marktplatz,
im Hintergrund der Kronenwirtsberg
1842
Das bürgerliche und
städtische Leben sowie auch das Kirchen- und Religionswesen verblieb
bisher in ordnungsmäßigem, ruhigen Zustand. Der Prozess wegen
der Türmerei kommt noch nicht zur Entscheidung, und es wird die Stelle
von der Witwe des letzten Türmers verweset.
An
die Stelle des nach Altdorf versetzten, von hier mit Freuden entlassenen
2. Landgerichtsassessors Brügel traf am Anfang diese Jahres Herr Assessor
Falco (ein Schwager des Dr. von Paschwitz) ein.
17. März
Durchreise des Erbgroßherzogs
von Darmstadt160
mit Gemahlin Mathilde, königliche Prinzessin von Bayern
31.
März
Durchreise
des Fürsten von Leiningen, Bruder der Königin Victoria in England
27. Juni
Durchreise der Königin
von Württemberg161
6.
Juli
Kam
Landwehrhauptmann Würsching mit Auditor162
Schreiner (ersterer Kaufmann, letzterer Rechtsrat von Dinkelsbühl)
hier an, um die Untersuchung wegen dem ein Jahr vorher am Geburts- und
Namensfeste des Königs bei der Landwehr stattgehabten subordinationswidrigen163
Betragens zu führen.
8. Juli
Geburtsfest der Königin
von Bayern in gewohnter Weise gefeiert.
16.
Juli
Durchreise
des Königs von Württemberg mit Gefolge, macht Mittag auf der
Post (Bayerischer Hof).
21. Juli
übernachtet der Graf
Luxburg164
mit Familie hier auf der Post. Derselbe ist bayerischer Gesandter in Paris.
22.
Juli
Ebenso
übernachtet der Fürst Ludwig von Wallerstein, vormaliger Minister,
25. Juli
desgleichen der wegen seines
großen Reichtums bekannte russische Fürst Demidoff mit großem
Gefolge.
23.
August
Durchreise
des russischen Gesandten Fürst Gotschakof
25. August
Geburts- und Namensfest
des Königs von Bayern wird gefeiert, feierlicher Kirchengang, Parade
der Landwehr, Mittagsmahl auf der Post.
1.
September
Durchreise
der Marchese de la Romane von Madrid
3. September
Kam der Hauptmann Schalkhäuser,
Fabrikant von Schwabach, mit dem Auditor Schöninger, Rechtsrat daselbst,
hierher, um die Untersuchung wegen subordinationwidrigen Betragens der
Bürgerschaft fortzusetzen.
In
diesem Monat war wie gewöhnlich die Gemeindewahl:
Christoph Schaefer blieb
wieder Gemeindevorstand.
Friedrich Haußelt
blieb wieder Gemeindepfleger.
Kaufmann Stöcker und
Christian Schülein blieben Stiftungspfleger.
Zu Gemeindebevollmächtigten
sind ernannt worden:
Balthasar
Ziehr, Philipp Pätschler, Friedrich Holzknecht, Georg Hezel, Martin
Wißmeyer. NB165
Ziehr wurde dabei als Armenpfleger und Pätschler als Schulkasse-Rendant
gewählt.
Und nachdem im Jahre 183166
die erste Wahl der Kirchenverwaltung vorausgegangen war, wurde erst in
diesem Septembermonat die zweite Wahl vorgenommen. Gewählt wurden
vier Mitglieder:
1. Stöcker als
Kirchenpfleger,
2. Haußelt,
Lammwirt,
3. Böttinger
von Thürnhofen und
4. Ebert von Leiperzell.
12.
Oktober
Das
Vermählungsfest des Kronprinzen Max wurde in Feuchtwangen glänzend
gefeiert, aber nicht kirchlich begangen, weil kirchliche Feier nur dem
Landesherrn allein gebührt. Programm: Zwei Festgedichte, Illumination,
Fackelzug des Sangvereins zum Markt zur Absingung derselben, bengalische
Feuer, großes Festschießen, Festversammlung im Sangverein,
Festball glänzend etc. etc. Da außer dem Kronprinzen noch die
Erb- und Kronprinzen von Weimar, Coburg, Sardinien, Modena sich vermählten,
Mecklenburg-Schwerin aber und Hannover sich versprochen haben: So fragen
wir, welchem dieser Ehepaare der meiste Segen werden wird?
11. November
reiste der Stadtgemeindevorstand
Christoph Schaefer als Landtagsabgeordneter nach München zur Ständeversammlung.
Es soll diesmal die Sache des Kniebeugens der Soldaten vor dem Sanktissimum
zur Sprache kommen. Gegen das Lotto wird stark geeifert. Wegen der Verwendung
der Erübrigungen aus den Staatseinnahmen soll es zur Erklärung
kommen. Pressfreiheit (das Gelüsten unsrer Zeit) wird wieder verlangt
werden.
König
Ludwig, der im Oktober des Jahres die Walhalla eröffnet hat (aber
der größte aller Deutschen, der große Luther, hat keinen
Platz darinnen) will nun wieder eine Siegerhalle bauen bei Kelheim und
einen Prinzenpalast in München.
Die Mooswiese, unser kleines
Volksfest, feierten wir im Frieden unter schönem Wetter vom 28. September
an.
Unsere
nach Amerika gewanderten Brüder und Freunde schreiben leider keine
gute Briefe mehr. Die enorme Menge von Auswanderern, der schlechte Stand
der Banken in Nordamerika, die Bankrotten, das mangelnden Bargeld haben
dort viel verschlimmert.
29. Dezember
An diesem Tage Durchreise
der Prinzen Hohenlohe-Öhringen - Feuchtwangen
An
den Ereignissen des bayerischen und deutschen Vaterlandes nehmen die Gebildeten
unter uns aufrichtigen Anteil.
Das grässliche Unglück
auf der Paris-Versailler-Eisenbahn167,
der große Brand in Hamburg am Himmelfahrtstage, der schreckensvolle
Sturz des Kronprinzen von Frankreich, Herzogs von Orléans, die vielen
anderen Feuersbrünste, der zunehmende Pauperismus168,
der sich ausbreitende Kommunismus und Sozialismus, d.h. das System durch
Zerstörung alles bestehenden ...169
der arbeitenden Klasse aufzuhelfen, dann die immer krasser auftretenden
Nihilisten, aus der Hegelischen Schule, Feuerbachs trostlose Philosophie
und sein alle Religion zersetzendes Werk "Über das Christentum", Bruno
Bauers zerstörende Kritik der Evangelien, der "Hallischen (nun deutschen)
Jahrbücher", offenste und wildeste Feindschaft gegen alles Bestehende,
Religion, Kirche und bürgerliche Ordnung, dann die Erscheinung, dass
viele, namentlich Halbgebildete, das Bedürfnis der Religion und Kirche
(namentlich in den höhern Ständen) fast ganz verloren zu haben
scheinen; daher der Bund der Freien zu Berlin, die sich von aller Kirche
und Religion offen lossagen. Dies alles beschäftigt uns.
Merkwürdig
dünkt uns, dass in diesem Jahre zum ersten Mal seit dem großen
Völkerbund von 1813 in Deutschland viele Stimmen laut werden gegen
Russlands Übermacht und Barbarei. Man fängt an die Gefahr von
dort her zu ahnen. Preußen durch drückende Handelssperre an
seiner weiten Grenze sehr beengt und bedrängt reißt seine -
seine 1813 - vom Kriegsschiff aufs Schlepptau genommene Staatsschaluppe
los. Es tritt Kälte und Spannung zwischen Russland und Preußen
ein. Es nähert sich (trotz Schwägerschaft) an die Frau Gevatterin
England. Frankreich als zu demokratisch und revolutionär und das Haus
Orléans als nur pseudolegitim sind noch immer beim übrigen
Europa im Verruf.
In 100 Jahren ist Europa
kosakisch170,
sagte Napoleon auf Helena. Wir geben 150 Jahre zu, bis dort einmal ein
Napoleon auftritt! Und einmal kommt er!
Der
alte Nationalhass zwischen England und Frankreich wird wieder heftigst,
besonders wegen Durchsuchungsrecht der Sklavenschiffe. Doch die Weisheit
Louis Philippes und der Victoria löst das bald. Sie besuchen einander
1844. England lässt glücklich seine Grenzdifferenzen mit Nordamerika171,
schließt mit China einen glänzenden Frieden172,
verwüstet und verlässt Afghanistan173
und zieht sich über den Indus zurück.
Auch Russland will seinen
Krieg mit Tscherkessien174
aufgeben, nur in Algier gibt's noch Kämpfe und Razzias175.
Die Kölner Wirren (wegen des Erzbischofs) hatten sich friedlich gelöst.
Bischof von Speyer, von Gaiser,176
ward zum Coadjutes177
und Bistumsverweser erwählt. Dunin in Posen stirbt.
Noch
ist folgendes zu bemerken über den Zustand unserer durch den schwärmerischen
Eiferer Vikar Tretzel 1831 und 1832 gestifteten Pietisten- und Konventikel-Männern.
Seitdem das Haupt, Maurersgeselle Bühler und einige andere Vormänner
gestorben, die hitzigsten jungen Eiferer aber nach Amerika ausgewandert
sind, ist die Sekte fast gänzlich verschollen.
Ein hiesiger ordentlicher
Bürger erzählt seinen Austritt aus der Sozietät folgendermaßen:
"Ich war vom Anfang an einer der Eifrigsten. Anfangs ging's auch gut zu.
Solange meist nur ältere Personen beisammen waren, erbauten wir uns
in den Zusammenkünften. Als aber die Zahl der jungen Leute immer mehr
stieg, diese immer hitziger und heftiger wurden, änderte es sich.
Am Anfang bei der Zusammenkunft, besonders bei Bühler, wurde mitgebetet,
gesungen und Schrift erklärt, aber später nach Mitternacht ging
es an ein Liebkosen und Zärtlichkeiten unter den jungen Leuten, die
sich nicht passten. Der Stolz mehrte sich immer mehr. Wer nicht viel in
die Missionskasse steuern konnte oder wollte, war veracht. Die Württemberger
(Pietisten aus Lustenau, Deufstetten, Wildenstein und andern Orten) kamen
immer zahlreicher und häufiger an. Diese mussten traktiert werden.
Woher nehmen? Man nahm also das Geld aus der Missionskasse und traktierte
damit. Unsere Vorsteher und Obersten ließen sich's auch dabei schmecken.
Die Geringen gingen leer aus. Man entlehnte auch Geld von uns, und wir
konnten es schwer nur unter Streit wieder kriegen. Da gab's oft Streit.
Da trat ich aus."
Die
Natur des Jahres 1842 war sehr merkwürdig wegen der großen Dürre.
Der Winter war sehr erträglich, Kälte, viel und langer Schnee
erst im Februar. Am 7. und 8. Februar der kälteste Wintertag. Sturmvoller
März, weißlichte Ostern, trockner, kalter Mai. Nach einigen
weniger Regen und Gewittern beginnt die Dürre mit Juni und dauert
bis zum August. Mit dem ersten September tritt der Herbst schnell und stark
ein. Der Winter bis zum Jahreschluss von 1842 sehr mild und erträglich.
Grüne Weihnachten. Am Ende Dezember Stürme.
Ernte mittelmäßig,
denn zwar gut im Wintergetreid, aber nur mittelmäßig und gering
in den Sommerfrüchten. Kartoffel nicht viel und nicht gut. Gras, überhaupt
Grummet, fast gar keins, daher Not im Viehstand. Teuerung von Butter und
Schmalz. Fleisch ziemlich teuer. Weizen und Kern 15-17 fl, Korn 10 fl 30
kr bis 12 fl, Haber 7-9 fl, Gerste 13 fl (daher das Bier teuer und schlecht),
Dinkel 6 fl 12 kr bis 7 fl. Der Wein aber sehr gut.
1843
19. Februar
Durchreise der Herzogin
Henriette von Württemberg.178
März
In
diesem Monat stand (von keinem Astronomen in seiner Ankunft bemerkt) ein
prachtvoller Komet am Himmel. Sein Schweif reicht vom Sirius und Orion
bis fast zum westlichen Horizont. Littrov179
hält ihn für den von 1264 und 1556, dem er selber auf 1848 die
Wiederkehr verkündet hatte. (Allerdings sind bei solcher Berechnung
5 Jahre Unterschied aequale null.)
Am Pfingstmontag wurde dahier
der neu erstandene Missionsverein mit einer Predigt eingeweiht, die nun
alle Jahre an diesem Tage wiederholt werden soll.
Mai
Kreisscholarch180
Schnitzlein von Ansbach visitiert in diesem Monate die sämtlichen
Schulen des Distriktes.
Das Schul- und Kinderfest
wurde, wie jedes Mal im Monat Mai, diesmal ebenso angeordnet und bei schönem
Wetter am 12. Mai abgehalten.
Der
langwierige Prozess der Stadtgemeinde mit dem Kapitel Feuchtwangen über
"Spendwein181"
wird verglichen.
27. Mai
Feiern wir hier glänzend
das 25-jährige Jubiläum der bayerischen Konstitution182
und lassen Vater Max hochleben.
Unsere
Ausgewanderten nach Amerika schreiben jetzt wieder viel bessere Briefe.
Es geht ihnen meistens gut.
6. Juli
Durchreise Ihrer Majestät
der Königin Therese von Bayern mit großem Gefolge nach Brückenau.
8.
Juli
Geburtsfest
derselben wird gefeiert.
10. Juli
Übernachtet der russische
Fürst Gagarin hier auf der Post.
27.
Juli
Desgleichen
Fürst Dolgorntiy mit Gefolge.
11. August
Ebenso der Bischof Rieg183
von Augsburg hier auf der Post (Bayer. Hof)
25.
August
Geburts-
und Namensfest Seiner Majestät des Königs wird gefeiert.
27. August
Übernachtet der Minister
von Abel hier auf der Post.
11.
September
Kehrte
der Stadtgemeindevorstand Christoph Schaefer vom Landtage, wohin er den
11. November 1842 berufen war, wieder zurück.
Nach heißen Kämpfen
wegen der Erübrigungen, wegen des Kniebeugens. Die Stände verweigern
die Erbämter. Das gottlose Lotto bleibt. Ganz Deutschland, ja alle
Länder, auch wir hier klagen über die Zunahme des Pauperismus.
Deutschland (Preußen voran) immer größeren Presszwang,
besonders gegen die Gelehrten und namentlich die Herren aus der Hegelschen
Schule. Der Aufstand in Griechenland macht viel Redens bei uns. Ende Dezember
erscheint die königliche Verordnung wegen Polizeistunde auf 9 Uhr
und 10 Uhr oder 11 Uhr. Macht überall in Bayern, auch bei uns entsetzlichen
Lärmen. Da das Ausgehen erst spät und das Bleiben bis in die
Nacht zur Sitte geworden ist, finden die Leute enorme Beengung der persönlichen
Freiheit darinnen.
15.
Oktober
Durchreise
des Fürsten von Wallerstein.
16. November
Durchreise des Herzogs von
Meiningen184
mit Suite.
19.
November
Die
protestantische Gemeinde in Dinkelsbühl weiht ihre neu erbaute Kirche
ein. Von hier war der 3. Pfarrer Detzer als Deputierter dabei.
Die Natur dieses Jahres
betreffend
Die Teuerung wurde in diesem
Jahr noch gesteigert, weil auf vorjährige Dürre heuer eine recht
böses Nässe folgt, zur Zeit der Kornblüte höchst bedenklich.
Wenn nicht (nach lauter Regen und Überschwemmungen fast wie anno 1816
durch Mai und Juni) gerade noch zur höchsten Zeit Mitte Juni sich
es ausgehellt hätte, so wäre alle Kornblüte verloren gewesen
und eine große Teuerung gekommen. Jetzt aber gedieh die Blüte
noch ziemlich und ergab eine an Körnern geringe Ernte, daher viel
Kornmangel, besonders in Schwaben und Schweiz und geht unser Korn statt
an den Rhein nach Mainz vielmehr zur Donau (welcher Zug immer Gefahr bedeutet).
Ein Metzchen (halber Metzen) Erdbirn bis zu 28 kr, ein Scheffel Korn zu
16 fl-18 fl, Kern 18 fl ja 27 fl, Haber 7-10 fl. Das Fleisch war besonders
teuer, weil wegen vorjährigen Heumangels so gar viel Vieh abgeschafft
worden war, Rindfleisch kostete 12 kr, Schweinefleisch 14 kr. Teures und
schlechtes Bier. Die armen Leute, sogar der Mittelstand musste Not leiden
und der Armenpflege wurde bange.
Grüne
Weihnachten und grüne Ostern waren gewesen. Der Dachs sah an Lichtmess
seinen Schatten. An Walburgi konnte sich der Rabe im Korn verstecken. Die
Bäume blühten gewaltig, haben aber wenig getragen. Die Zwetschgen
waren zu Tausenden lauter Narren. Gras gab es bei dieser Regenmasse im
Überfluss, aber kein Vieh dazu.