Band 6
Anfang
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1841
 
Die Natur war uns günstig und gnädig. Der Winter erst seit Ende Dezember eingetreten, doch Januar und Februar kalt, aber sehr schön.
 
6. Februar
Der kälteste Tag dieses Jahres. Frühling kam bald durch März, April, Mai herrlich und prachtvoll. Der Mai war unser Sommer. Der Sommer selbst aber kühl, kalt, nicht schön. Von Mitte Juni durch Juli bis 3. August oft eingeheizt. Erst Mitte August und September schöner Sommer, eine recht gute Ernte. Aber kein Weinjahr. 

März
Starb der langjährige Gemeindeschreiber Haering, seine Stelle erhielt provisorisch der Lithograph Friedrich Mayer.
 
15. April
übernachtet der Kronprinz von Württemberg151 hier auf der Post.
 
22. April
übernachtet der griechische Fürst152
 
In dieser Zeit wurde der bisherige Gemeindebevollmächtigte Posamentier153  Hartmann zum städtischen Waldaufseher gewählt, musste daher aus dem Gemeindegremium treten, und wurde für diesen Schuhmachermeister Merckle einberufen, welcher aber seines Alters wegen diese Stelle nicht annahm, und für diesen wurde Schlossermeister Georg Hezel einberufen.
 
15. Mai
Durchreise des Prinzen Eduard von Altenburg154 mit Gefolge.
 
Juni
Starb der bisherige Stadtkämmerer (Gemeindepfleger) Johann Hezel. Ein Mann, der sich in den städtischen Haushalte sehr verdient gemacht hat.
 
8. Juli
Geburtsfest der Königin Therese
 
12. Juli
Durchreise des Ministers von Abel
 
15. Juli
Durchreise der Kabinettssekretär Farmbacher und Schilcher155
 
18. Juli
Ein fürchterlicher Orkan. Er war als Samum156 am 15. aus der Sahara über den Atlas und Afrika gezogen, am 16. übers Mittelmeer durch Italien, am 17. über die Alpen als Föhn, am 18. durch ganz Deutschland und fast alle Länder Europas als Orkan. Er riss uns eine Menge Obstes herunter.
 
25. Juli
Durchreise des Kronprinzen Maximilian von Bayern nach Würzburg. Wurde von königlichen und städtischen Beamten freundlichst empfangen.
In diesem Sommer scheidet von uns der bisherige, seit 1830 dahier angestellte Landgerichtsarzt Dr. Graf, ein Ehrenmann, und zieht in gleicher Eigenschaft in seine Vaterstadt Schweinfurt. An seine Stelle trat (einige Tage vorher anlangend) Dr. von Paschwitz aus Erlangen, bisher Zuchthausarzt in Lichtenau.
 
23. August
Durchreise des Prinzen Montfort, Sohn des ehemaligen Königs von Westfalen, Jerome Napoleon157
 
25. August
Geburts- und Namensfest des Königs von Bayern wurde heute gefeiert.
 
25. September
Durchreise des Prinzen August von Württemberg
 
Der alte Stadtkämmerer und Lammwirt Friedrich Haußelt dahier stiftete auf den Altar der Stiftskirche ein Kruzifix, dann das schönere Leichenkreuz, und als sonstiges Geschenk ließ er sämtliche Porträte von dem Reformatoren Luther in die Sakristei dieser Kirche abfolgen. Dieser starb im folgenden Jahre.
 
Das kleinere, auch schöne Leichenkreuz stifteten die Scholdererschen Kinder in Krapfenau, sowie auch die schwarze Altarbekleidung Witwe Hochbaumgärtnerin von Glashofen.
 
Unser bürgerliches und städtisches Leben besteht in Ruhe und Frieden. Da die kriegerischen Aussichten schon am Anfang des Jahres sich gelegt hatten und Frankreich wieder an die großen Mächte sich anschloss und den Orient ordnete, so hofften auch wir auf dauernden Frieden.
 
Pfarrer Detzer konnte zwar trotz großer Kämpfe und trotzdem, dass er einige Jahre aus dem 3. Pfarrhaus, als angeblich den Einsturz drohend, ausgezogen war und in einem Bürgerhause wohnte, kein neues Pfarrhaus akquirieren, aber es wird ihm doch, wegen seines unermüdeten, tapfern Eifers, das alte 3. Pfarrhaus ganz und durchaus vortrefflich repariert, und er zieht wieder in dasselbige ein.
 
Feuerlärm hat uns, gottlob, in diesem Jahre nicht erschreckt. Auch sonst kein bedeutendes Unglück. Nur eine unglückliche, Luise Schaufler, hinterlassene Waise des Skribenten158-Ehepaars Schaufler, ertränkte sich im hiesigen Schleifweiher, ohne besondere äußere Veranlassung, wahrscheinlich aus Hypochondrie und innerer Angst.
 
Von früher nach Amerika Ausgewanderten gehen gute Briefe ein. Namentlich haben die Mädchen fast alle geheiratet, sind jetzt eingewohnt und mit ihrem Lose zufrieden.
 
Heuer wandert aus unser erster Schneidermeister Johann Busch mit Weib, 3 ältern Söhnen, 1 ältere Tochter und noch 3 kleinern Töchterlein. Dazu noch mehrere ledige junge Burschen und Mädchen. Es gehe ihnen unter Gottes Schutz wohl im neuen Land und jenseits des Meeres!
 
Da der bisherige Türmer Schreckenberger gestorben war, so erhebt sich ein Streit zwischen Stadt und Pfarramt über das Recht der Wiederbesetzung dieser Stelle und die vorgesetzte Behörde über dasselbe Ämtlein, welcher Prozess vor die höheren Behörden gebracht seiner Entscheidung vollends entgegensieht.
 
20. November
Durchreise des Fürsten Gotschakof von Russland159
 
1. Dezember
Feiern wir in hiesiger Stiftskirche den Trauergottesdienst auf das am 13. November erfolgte Ableben der verwitweten Königin Caroline von Bayern. Sechs Wochen lang bis Ende des Jahres bis Weihnachten täglich von 12 bis 1 Uhr Trauergeläute. Am Abend vor dem Feste Trauermusik und Einläuten. Der Altar war mit schwarzen Tüchern, wozu auch die Bahrtücher mitdienten, von oben herab bedeckt. Der junge Sattler Fückel hatte alles gut geordnet. Florflügel hingen auf beiden Seiten der Kanzel herab. Auch das Altargeländer war mit schwarzem Tuch überzogen.
 
Der 2. Pfarrer Glandorff hielt die Trauerpredigt über den einen der drei vorgeschriebenen Texte: "Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben" und über das Thema: "1. Unser Zeugnis und 2. unsere Hoffnung über die Gruft unserer vormaligen Landesmutter" Dass sie Maximilian Josephs, des vielgeliebten, treue Gefährtin gewesen, eine außerordentliche Wohltäterin der Armen, eine gute, bewährte Christin und Protestantin, wurde besonders hervorgehoben.
 
Gleich nach der schönen Mooswiese trat ein nasser, kalter Herbst ein. Der Winter aber bis zum Jahresschluss außerordentlich mild, schön, kein Frost, kein Schnee, nur einige Regenstürme, grüne Weihnachten. Die Getreidpreise erträglich: Weizen 11 fl 36 kr, Korn 7 fl 42 kr, Dinkel 4 fl 30 kr, Haber 3 fl 54 kr
 


Blick über den Marktplatz, im Hintergrund der Kronenwirtsberg
 
1842
 
Das bürgerliche und städtische Leben sowie auch das Kirchen- und Religionswesen verblieb bisher in ordnungsmäßigem, ruhigen Zustand. Der Prozess wegen der Türmerei kommt noch nicht zur Entscheidung, und es wird die Stelle von der Witwe des letzten Türmers verweset.
 
An die Stelle des nach Altdorf versetzten, von hier mit Freuden entlassenen 2. Landgerichtsassessors Brügel traf am Anfang diese Jahres Herr Assessor Falco (ein Schwager des Dr. von Paschwitz) ein.
 
17. März
Durchreise des Erbgroßherzogs von Darmstadt160 mit Gemahlin Mathilde, königliche Prinzessin von Bayern
 
31. März
Durchreise des Fürsten von Leiningen, Bruder der Königin Victoria in England
 
27. Juni
Durchreise der Königin von Württemberg161
 
6. Juli
Kam Landwehrhauptmann Würsching mit Auditor162 Schreiner (ersterer Kaufmann, letzterer Rechtsrat von Dinkelsbühl) hier an, um die Untersuchung wegen dem ein Jahr vorher am Geburts- und Namensfeste des Königs bei der Landwehr stattgehabten subordinationswidrigen163 Betragens zu führen.
 
8. Juli
Geburtsfest der Königin von Bayern in gewohnter Weise gefeiert.
 
16. Juli
Durchreise des Königs von Württemberg mit Gefolge, macht Mittag auf der Post (Bayerischer Hof).
 
21. Juli
übernachtet der Graf Luxburg164 mit Familie hier auf der Post. Derselbe ist bayerischer Gesandter in Paris.
 
22. Juli
Ebenso übernachtet der Fürst Ludwig von Wallerstein, vormaliger Minister,
 
25. Juli
desgleichen der wegen seines großen Reichtums bekannte russische Fürst Demidoff mit großem Gefolge.
 
23. August
Durchreise des russischen Gesandten Fürst Gotschakof
 
25. August
Geburts- und Namensfest des Königs von Bayern wird gefeiert, feierlicher Kirchengang, Parade der Landwehr, Mittagsmahl auf der Post.
 
1. September
Durchreise der Marchese de la Romane von Madrid
 
3. September
Kam der Hauptmann Schalkhäuser, Fabrikant von Schwabach, mit dem Auditor Schöninger, Rechtsrat daselbst, hierher, um die Untersuchung wegen subordinationwidrigen Betragens der Bürgerschaft fortzusetzen.
 
In diesem Monat war wie gewöhnlich die Gemeindewahl:
Christoph Schaefer blieb wieder Gemeindevorstand.
Friedrich Haußelt blieb wieder Gemeindepfleger.
Kaufmann Stöcker und Christian Schülein blieben Stiftungspfleger.
Zu Gemeindebevollmächtigten sind ernannt worden:
 
Balthasar Ziehr, Philipp Pätschler, Friedrich Holzknecht, Georg Hezel, Martin Wißmeyer. NB165 Ziehr wurde dabei als Armenpfleger und Pätschler als Schulkasse-Rendant gewählt.
 
Und nachdem im Jahre 183166 die erste Wahl der Kirchenverwaltung vorausgegangen war, wurde erst in diesem Septembermonat die zweite Wahl vorgenommen. Gewählt wurden vier Mitglieder:
 
1.  Stöcker als Kirchenpfleger,
2.  Haußelt, Lammwirt,
3.  Böttinger von Thürnhofen und
4.  Ebert von Leiperzell.
 
12. Oktober
Das Vermählungsfest des Kronprinzen Max wurde in Feuchtwangen glänzend gefeiert, aber nicht kirchlich begangen, weil kirchliche Feier nur dem Landesherrn allein gebührt. Programm: Zwei Festgedichte, Illumination, Fackelzug des Sangvereins zum Markt zur Absingung derselben, bengalische Feuer, großes Festschießen, Festversammlung im Sangverein, Festball glänzend etc. etc. Da außer dem Kronprinzen noch die Erb- und Kronprinzen von Weimar, Coburg, Sardinien, Modena sich vermählten, Mecklenburg-Schwerin aber und Hannover sich versprochen haben: So fragen wir, welchem dieser Ehepaare der meiste Segen werden wird?
 
11. November
reiste der Stadtgemeindevorstand Christoph Schaefer als Landtagsabgeordneter nach München zur Ständeversammlung. Es soll diesmal die Sache des Kniebeugens der Soldaten vor dem Sanktissimum zur Sprache kommen. Gegen das Lotto wird stark geeifert. Wegen der Verwendung der Erübrigungen aus den Staatseinnahmen soll es zur Erklärung kommen. Pressfreiheit (das Gelüsten unsrer Zeit) wird wieder verlangt werden.
 
König Ludwig, der im Oktober des Jahres die Walhalla eröffnet hat (aber der größte aller Deutschen, der große Luther, hat keinen Platz darinnen) will nun wieder eine Siegerhalle bauen bei Kelheim und einen Prinzenpalast in München.
 
Die Mooswiese, unser kleines Volksfest, feierten wir im Frieden unter schönem Wetter vom 28. September an.
 
Unsere nach Amerika gewanderten Brüder und Freunde schreiben leider keine gute Briefe mehr. Die enorme Menge von Auswanderern, der schlechte Stand der Banken in Nordamerika, die Bankrotten, das mangelnden Bargeld haben dort viel verschlimmert.
 
29. Dezember
An diesem Tage Durchreise der Prinzen Hohenlohe-Öhringen - Feuchtwangen
 
An den Ereignissen des bayerischen und deutschen Vaterlandes nehmen die Gebildeten unter uns aufrichtigen Anteil.
 
Das grässliche Unglück auf der Paris-Versailler-Eisenbahn167, der große Brand in Hamburg am Himmelfahrtstage, der schreckensvolle Sturz des Kronprinzen von Frankreich, Herzogs von Orléans, die vielen anderen Feuersbrünste, der zunehmende Pauperismus168, der sich ausbreitende Kommunismus und Sozialismus, d.h. das System durch Zerstörung alles bestehenden ...169 der arbeitenden Klasse aufzuhelfen, dann die immer krasser auftretenden Nihilisten, aus der Hegelischen Schule, Feuerbachs trostlose Philosophie und sein alle Religion zersetzendes Werk "Über das Christentum", Bruno Bauers zerstörende Kritik der Evangelien, der "Hallischen (nun deutschen) Jahrbücher", offenste und wildeste Feindschaft gegen alles Bestehende, Religion, Kirche und bürgerliche Ordnung, dann die Erscheinung, dass viele, namentlich Halbgebildete, das Bedürfnis der Religion und Kirche (namentlich in den höhern Ständen) fast ganz verloren zu haben scheinen; daher der Bund der Freien zu Berlin, die sich von aller Kirche und Religion offen lossagen. Dies alles beschäftigt uns.
 
Merkwürdig dünkt uns, dass in diesem Jahre zum ersten Mal seit dem großen Völkerbund von 1813 in Deutschland viele Stimmen laut werden gegen Russlands Übermacht und Barbarei. Man fängt an die Gefahr von dort her zu ahnen. Preußen durch drückende Handelssperre an seiner weiten Grenze sehr beengt und bedrängt reißt seine - seine 1813 - vom Kriegsschiff aufs Schlepptau genommene Staatsschaluppe los. Es tritt Kälte und Spannung zwischen Russland und Preußen ein. Es nähert sich (trotz Schwägerschaft) an die Frau Gevatterin England. Frankreich als zu demokratisch und revolutionär und das Haus Orléans als nur pseudolegitim sind noch immer beim übrigen Europa im Verruf.
 
In 100 Jahren ist Europa kosakisch170, sagte Napoleon auf Helena. Wir geben 150 Jahre zu, bis dort einmal ein Napoleon auftritt! Und einmal kommt er!
 
Der alte Nationalhass zwischen England und Frankreich wird wieder heftigst, besonders wegen Durchsuchungsrecht der Sklavenschiffe. Doch die Weisheit Louis Philippes und der Victoria löst das bald. Sie besuchen einander 1844. England lässt glücklich seine Grenzdifferenzen mit Nordamerika171, schließt mit China einen glänzenden Frieden172, verwüstet und verlässt Afghanistan173 und zieht sich über den Indus zurück.
 
Auch Russland will seinen Krieg mit Tscherkessien174 aufgeben, nur in Algier gibt's noch Kämpfe und Razzias175. Die Kölner Wirren (wegen des Erzbischofs) hatten sich friedlich gelöst. Bischof von Speyer, von Gaiser,176 ward zum Coadjutes177 und Bistumsverweser erwählt. Dunin in Posen stirbt.
 
Noch ist folgendes zu bemerken über den Zustand unserer durch den schwärmerischen Eiferer Vikar Tretzel 1831 und 1832 gestifteten Pietisten- und Konventikel-Männern. Seitdem das Haupt, Maurersgeselle Bühler und einige andere Vormänner gestorben, die hitzigsten jungen Eiferer aber nach Amerika ausgewandert sind, ist die Sekte fast gänzlich verschollen.
 
Ein hiesiger ordentlicher Bürger erzählt seinen Austritt aus der Sozietät folgendermaßen: "Ich war vom Anfang an einer der Eifrigsten. Anfangs ging's auch gut zu. Solange meist nur ältere Personen beisammen waren, erbauten wir uns in den Zusammenkünften. Als aber die Zahl der jungen Leute immer mehr stieg, diese immer hitziger und heftiger wurden, änderte es sich. Am Anfang bei der Zusammenkunft, besonders bei Bühler, wurde mitgebetet, gesungen und Schrift erklärt, aber später nach Mitternacht ging es an ein Liebkosen und Zärtlichkeiten unter den jungen Leuten, die sich nicht passten. Der Stolz mehrte sich immer mehr. Wer nicht viel in die Missionskasse steuern konnte oder wollte, war veracht. Die Württemberger (Pietisten aus Lustenau, Deufstetten, Wildenstein und andern Orten) kamen immer zahlreicher und häufiger an. Diese mussten traktiert werden. Woher nehmen? Man nahm also das Geld aus der Missionskasse und traktierte damit. Unsere Vorsteher und Obersten ließen sich's auch dabei schmecken. Die Geringen gingen leer aus. Man entlehnte auch Geld von uns, und wir konnten es schwer nur unter Streit wieder kriegen. Da gab's oft Streit. Da trat ich aus."
 
Die Natur des Jahres 1842 war sehr merkwürdig wegen der großen Dürre. Der Winter war sehr erträglich, Kälte, viel und langer Schnee erst im Februar. Am 7. und 8. Februar der kälteste Wintertag. Sturmvoller März, weißlichte Ostern, trockner, kalter Mai. Nach einigen weniger Regen und Gewittern beginnt die Dürre mit Juni und dauert bis zum August. Mit dem ersten September tritt der Herbst schnell und stark ein. Der Winter bis zum Jahreschluss von 1842 sehr mild und erträglich. Grüne Weihnachten. Am Ende Dezember Stürme.
 
Ernte mittelmäßig, denn zwar gut im Wintergetreid, aber nur mittelmäßig und gering in den Sommerfrüchten. Kartoffel nicht viel und nicht gut. Gras, überhaupt Grummet, fast gar keins, daher Not im Viehstand. Teuerung von Butter und Schmalz. Fleisch ziemlich teuer. Weizen und Kern 15-17 fl, Korn 10 fl 30 kr bis 12 fl, Haber 7-9 fl, Gerste 13 fl (daher das Bier teuer und schlecht), Dinkel 6 fl 12 kr bis 7 fl. Der Wein aber sehr gut.
 
1843
 
19. Februar
Durchreise der Herzogin Henriette von Württemberg.178
 
März
In diesem Monat stand (von keinem Astronomen in seiner Ankunft bemerkt) ein prachtvoller Komet am Himmel. Sein Schweif reicht vom Sirius und Orion bis fast zum westlichen Horizont. Littrov179 hält ihn für den von 1264 und 1556, dem er selber auf 1848 die Wiederkehr verkündet hatte. (Allerdings sind bei solcher Berechnung 5 Jahre Unterschied aequale null.)
 
Am Pfingstmontag wurde dahier der neu erstandene Missionsverein mit einer Predigt eingeweiht, die nun alle Jahre an diesem Tage wiederholt werden soll.
 
Mai
Kreisscholarch180 Schnitzlein von Ansbach visitiert in diesem Monate die sämtlichen Schulen des Distriktes.
 
Das Schul- und Kinderfest wurde, wie jedes Mal im Monat Mai, diesmal ebenso angeordnet und bei schönem Wetter am 12. Mai abgehalten.
 
Der langwierige Prozess der Stadtgemeinde mit dem Kapitel Feuchtwangen über "Spendwein181" wird verglichen.
 
27. Mai
Feiern wir hier glänzend das 25-jährige Jubiläum der bayerischen Konstitution182 und lassen Vater Max hochleben.
 
Unsere Ausgewanderten nach Amerika schreiben jetzt wieder viel bessere Briefe. Es geht ihnen meistens gut.
 
6. Juli
Durchreise Ihrer Majestät der Königin Therese von Bayern mit großem Gefolge nach Brückenau.
 
8. Juli
Geburtsfest derselben wird gefeiert.
 
10. Juli
Übernachtet der russische Fürst Gagarin hier auf der Post.
 
27. Juli
Desgleichen Fürst Dolgorntiy mit Gefolge.
 
11. August
Ebenso der Bischof Rieg183 von Augsburg hier auf der Post (Bayer. Hof)
 
25. August
Geburts- und Namensfest Seiner Majestät des Königs wird gefeiert.
 
27. August
Übernachtet der Minister von Abel hier auf der Post.
 
11. September
Kehrte der Stadtgemeindevorstand Christoph Schaefer vom Landtage, wohin er den 11. November 1842 berufen war, wieder zurück.
 
Nach heißen Kämpfen wegen der Erübrigungen, wegen des Kniebeugens. Die Stände verweigern die Erbämter. Das gottlose Lotto bleibt. Ganz Deutschland, ja alle Länder, auch wir hier klagen über die Zunahme des Pauperismus. Deutschland (Preußen voran) immer größeren Presszwang, besonders gegen die Gelehrten und namentlich die Herren aus der Hegelschen Schule. Der Aufstand in Griechenland macht viel Redens bei uns. Ende Dezember erscheint die königliche Verordnung wegen Polizeistunde auf 9 Uhr und 10 Uhr oder 11 Uhr. Macht überall in Bayern, auch bei uns entsetzlichen Lärmen. Da das Ausgehen erst spät und das Bleiben bis in die Nacht zur Sitte geworden ist, finden die Leute enorme Beengung der persönlichen Freiheit darinnen.
 
15. Oktober
Durchreise des Fürsten von Wallerstein.
 
16. November
Durchreise des Herzogs von Meiningen184 mit Suite.
 
19. November
Die protestantische Gemeinde in Dinkelsbühl weiht ihre neu erbaute Kirche ein. Von hier war der 3. Pfarrer Detzer als Deputierter dabei.
 
Die Natur dieses Jahres betreffend
Die Teuerung wurde in diesem Jahr noch gesteigert, weil auf vorjährige Dürre heuer eine recht böses Nässe folgt, zur Zeit der Kornblüte höchst bedenklich. Wenn nicht (nach lauter Regen und Überschwemmungen fast wie anno 1816 durch Mai und Juni) gerade noch zur höchsten Zeit Mitte Juni sich es ausgehellt hätte, so wäre alle Kornblüte verloren gewesen und eine große Teuerung gekommen. Jetzt aber gedieh die Blüte noch ziemlich und ergab eine an Körnern geringe Ernte, daher viel Kornmangel, besonders in Schwaben und Schweiz und geht unser Korn statt an den Rhein nach Mainz vielmehr zur Donau (welcher Zug immer Gefahr bedeutet). Ein Metzchen (halber Metzen) Erdbirn bis zu 28 kr, ein Scheffel Korn zu 16 fl-18 fl, Kern 18 fl ja 27 fl, Haber 7-10 fl. Das Fleisch war besonders teuer, weil wegen vorjährigen Heumangels so gar viel Vieh abgeschafft worden war, Rindfleisch kostete 12 kr, Schweinefleisch 14 kr. Teures und schlechtes Bier. Die armen Leute, sogar der Mittelstand musste Not leiden und der Armenpflege wurde bange.
 
Grüne Weihnachten und grüne Ostern waren gewesen. Der Dachs sah an Lichtmess seinen Schatten. An Walburgi konnte sich der Rabe im Korn verstecken. Die Bäume blühten gewaltig, haben aber wenig getragen. Die Zwetschgen waren zu Tausenden lauter Narren. Gras gab es bei dieser Regenmasse im Überfluss, aber kein Vieh dazu.



151 Der spätere König Karl I. von Württemberg
152 Der Name ist nicht angegeben.
153 Hersteller von Besatzartikeln, Borten, Schnüren, Quasten
154 Eduard Karl Wilhelm Christian von Sachsen-Altenburg , Bruder der Königin Therese von Bayern
155 Max August von Schilcher (1794-1872), bayerischer Staatsmann
156 heißer, sandführender Wüstenwind
157 Jérôme Bonaparte (1784-1860), Bruder Napoleons I., 1807-13 König von Westfalen, 1816 Fürst von Montfort als Schwiegersohn des Königs von Württemberg, 1852 Präsident des französischen Senats, durch Kaiser Napoleon III. zum Prinzen von Frankreich mit dem Recht der Thronfolge ernannt.
158 Schreiber
159 Gortschakow, alte russische Familie, welche von Rurik abstammt. Michael G., Fürst, russischer General
160 Ludwig III., Erbgroßherzog von Hessen (1806-1877)
161 Pauline Therese Luise, geborene von Württemberg
162 Auditor, Auditeur: früher Rechtsgelehrter bei den deutschen Militärgerichten
163 Subordination: Unterordnung, Gehorsam
164 Friedrich Christian Graf von Luxburg (1783-1865) war ab 1840 bayerischer Gesandter in Paris.
165 notabene ("übrigens")
166 4. Stelle der Jahreszahl fehlt.
167 Es war das erste große Eisenbahnunglück in Europa.  Am 8. Mai 1842 verbrannten dort etwa 50 Personen.
168 Massenarmut
169 Hier fehlt ein Wort.
170 Soll heißen: gehört Europa den Kosaken
171 Der Oregon-Vertrag wird 1846 zwischen Großbritannien und den USA geschlossen. Das Gebiet zwischen Kalifornien und Alaska wird zwischen Großbritannien (Kanada) und den USA geteilt. Die späteren Staaten Oregon, Washington und Idaho kommen zu den USA.
172 China muss 1842 nach dem verlorenen Opiumkrieg Hongkong an Großbritannien abtreten, 5 Häfen für britische Schiffe öffnen und eine hohe Kriegsentschädigung leisten.
173 1838-1842 Britisch-Afghanischer Krieg. Der Versuch, Afghanistan an das bereits britische Indien anzugliedern, scheitert in einem für beide Seiten äußerst verlustreichen Krieg.
174 von 1843 bis 1859 Aufstand des Kaukasusvolkes der Tscherkessen (zusammen mit den Tschetschenen) gegen Russland
175 Von 1830 bis 1847 wird Algerien von Frankreich erobert.
176 Richtig: Geissel
177 Koadjutor, Verweser, eventuell mit Nachfolgerecht
178 Henriette von Württemberg (1800-1873), Tochter von Ludwig, Herzog von Württemberg in Riga, verheiratet mit Wilhelm I., König von Württemberg
179 Joseph Johann Littrow (1781-1840), Astronom , war von 1819-1840 Direktor der Wiener Sternwarte. Nach ihm wurde ein Mondkrater benannt.
180 Der Kreisscholarch ist der Leiter der Schulaufsichtsbehörde in Ansbach.
181 Es wurde darum gestritten, ob die Stadt verpflichtet ist, den Abendmahlswein der Kirchengemeinde zur Verfügung zu stellen.
182 Verfassung
183 Hier liegt womöglich eine Verwechslung vor. Der Augsburger Bischof Ignaz Albert von Riegg ist 1836 gestorben; sein Nachfolger war Johann Peter von Richarz (1836-1855).
184 Herzog Bernhard II. von Sachsen-Meiningen (1800-1882), Sohn von Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen und dessen Ehefrau Louise Eleonore, geb. von Hohenlohe-Langenburg


Erstellt: 02.02.2006 durch Hans Ebert
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