1821

März
Anfangs sehr kalt - Mitte und Ende viel Regen

3. April
Durchreise des Herzog von Leuchtenberg27 mit Familie, früher Vizekönig von Italien, Stiefsohn des Kaisers Napoleon, Schwiegersohn unseres Königs Maximilian, nach Würzburg.

13. April
Kam derselbe zurück nach München

Mai
Schnee und kalte Witterung

21. Juni
Bohnen, Erdbirn28 erfroren. Heuernte nach Johanni schlecht

8. August
Durchreise des Großfürsten Michael von Russland nach Stuttgart

17. August
Zog der bisherige Dekan, Distriktsschulinspektor29 und Stadtpfarrer Prinzing in gleicher Eigenschaft nach Neustadt an der Aisch. Die Verwesung des Dekanats hatte Herr Pfarrer Hofmann zu Mosbach, so wie auch die Verwesung der Distriktsschulinspektion. Die Verwesung des Stadtpfarramtes hatten die Herren Pfarrer Poeschel, Glandorff und Subrektor Schaefer gemeinschaftlich. Letzterer kam hierher im Monat Februar 1821, wurde bald nachher Professor in Ansbach. An dessen Stelle rückte hier Martin von Ender aus Nürnberg. Dieser starb hier.30

20. August
Wurde erst angefangen Korn zu schneiden.

13. September
Vieles Regenwetter - Haber meistenteils ausgewachsen, Grummet viel davon weggeschwemmt und schlecht

11. -14. September
In diesen Tagen begannen die Ersatzwahlen für Magistrate.

Am 10. September wurde durch das Los der Austritt der 4 Magistratsmitglieder bestimmt. Das Los traf: Probst, Ferdinand Schroeppel, Schmidt, Meyer. Von den Gemeindebevollmächigten waren nur fünf durchs Los zum Austritt nötig, da einige mit Tod abgegangen waren. Und diese traf Schwarzländer, Boehm, Nicolaus Schroeppel, Gießberger und Lang.

Wegen 60-jährigem Alter erlangten ihre Entlassung als Gemeindebevollmächtigte: Wildmeister Ott, Balthasar Haußelt, Michael Butz, Konrad Rummel.

Zu Gemeindebevollmächtigte wurden ernannt: Siegmund Friedrich Meyer, Bäck Lang, Nicolaus Schröppel, Simon Müller, Joseph Weber, Friedrich Kaiser, Adam Hübsch, Heinrich Boehm.

18. September
Von den neu ergänzten 24 Gemeindebevollmächtigten wurden wieder 4 Magistratsräte gewählt, den 18. September in der Person: 1. Friedrich Mayer, Rotgerber, 2. Siegmund Friedrich Meyer, Lebküchner, 3. Johann Hartfelder, 4. Heinrich Probst, Kunstweber

14. Oktober
Durchreise unsers Kronprinzen Ludwig von München (Rom) nach Würzburg

Nach einer Erklärung des Stadtmagistrats vom 12. Oktober 1821 soll für die Folge die Besoldung der Magistratsräte à 50 fl für jeden aufhören.

Dieses wurde unterm 21. Oktober 1821 von der königlichen Regierung belobt und die Ersatzwahl bestätigt.

Die Geschäftseinteilung war wie folgend:

1. Die Hospitalpflege erhielt Probst, als Kontrolleur Schaefer,
2. Die Kommunal-Kasse behielt Schaefer, als Kontrolleur Gaab
3. Die Kirchen-Almosenpflege Gaab, als Kontrolleur Siegmund Friedrich Meyer
4. Die Ulrich-Wolfsche-Stiftung Zeitler, als Kontrolleur Gaab
5. Die Johannis-Pflege Hartfelder
6. Die Beleuchtungskasse und Flurkasse Friedrich Meyer
7. Die Schulkasse Preßle
8. Die Armenkasse Siegmund Friedrich Meyer
9. Rechnungs-Kasse Bürgermeister Graef, Magistratsrat Christoph Schaefer, Gaab31
10. Die Verschönerungskommission: Siegmund Friedrich Meyer
11. Die Baumeister Vitus Preßle

Die feierliche Installation der neugewählten Magistratsglieder als Siegmund Friedrich Meyer, Georg Friedrich Mayer, Johann Hartfelder, Heinrich Probst, sowie der Gemeindebevollmächtigten Simon Müller, Friedrich Kaiser, Adam Hübsch, Friedrich Simon, Johann Portschi, Wilhelm Schnell, Andreas Schülein, Johann Hetzel, Christian Schülein geschah den 12. November 1821.

Durch den Tod des Vorstands der Gemeindebevollmächtigten, Johann Georg Lux, erhielt der Friedrich Haußelt durch Wahl diese Stelle und Friedrich Merckle wurde der Gemeindebevollmächtigte. Durch den Tod des Gemeindebevollmächtigten Portschi rückte Ersatzmann Michael Blumenstock ein.

1822

3. Januar
Durchreise des Kronprinzen Ludwig von Bayern von Würzburg nach München mit Familie, machten auf hiesiger Post Mittag.

1. Juni
An diesem Tag hielt der neue Dekan Tretzel, bisher Dekan zu Weiden in der Oberpfalz, seinen Einzug.

15. August
War der als Abgeordnete der Ständeversammlung von 1819-1822 berühmte von Hornthal, Bürgermeister in Bamberg, hier.

18. Oktober
Durchreise des Kronprinzen Ludwig von Bayern von München nach Würzburg, über Mittag auf der Post.

11. November
Samstag nachts um halb 12 Uhr brannte das vor dem Spitaltor nahe am Kirchhof stehende zweistöckige Wohnhaus des Taglöhners Johann Stephan Eichner (sogenannter Gartenstephan) durch Fahrlässigkeit ab. Die Bewohner dieses Hauses brachten von ihren Habseligkeiten nicht das mindeste heraus.32

Die Fruchtbarkeit dieses Jahres war insgemein sehr groß, einer der besten Weine des Jahrhunderts der 1822-er.

1823

6. April
Durchreise des Kronprinzen Ludwig von Bayern von Würzburg nach München

23. Mai
Durchreise des Fürsten von Öhringen33 mit seiner Gattin von Schlesien mit vielem Gefolge um daselbst zu bleiben

18. Juni
Schönster Frühling, aber vom 16.-18. Juni erfriert alle Gartenfrucht, Weinstöcke, traurig.

13. Oktober
Durchreise des Kronprinzen Ludwig mit Familie nach Würzburg. Mittagessen auf der Post

1824

16. Februar
An diesem Tage feierte man das Regierungsjubiläum des Königs Max Joseph mit Vor- und Nachmittagspredigt, solenorm34 Essen und mancherlei Festlichkeiten.

8. März
Wurde von 21 Gemeindebevollmächtigten der Antrag beim Landgericht gestellt, den bisherigen Magistrat aufzulösen und eine Ruralgemeinde-Verfassung35 einzuführen und zu dem Ende gleich eine Berechnung übergeben, worinnen nachgewiesen wurde, dass mit der neuen Verwaltung der Gemeinde 1915 fl 22 kr im Jahr erspart würde.

Nach dem Befehl der königlichen Regierung soll von der ganzen Bürgerschaft hierüber abgestimmt werden, und dieses geschah den 15. und 16. Juli 1824 und wurde den Gemeindebevollmächtigten beigestimmt.

Mai
Ein betrübendes, nasses, kaltes Jahr, besonders der Mai hässlich, so auch überhaupt der Sommer

8. Juni
Durchreise des Kronprinzen Ludwig von Bayern von München nach Rothenburg

14. Juni
Reiste die Herzogin von Coburg36 von Stuttgart nach Coburg hier durch

27. Juni
Reiste die Königin von Württemberg37 mit starkem Gefolge nach Karlsbad. Über Mittag auf der Post.

29. Juni
Reiste die Herzogin von Perigod38 und Fürst Pigalette

15. Juli
Prinzessin Amalie von Sachsen reist mit Gefolge nach Ansbach.

1. August
Prinz Gustav Wassa39 von Schweden Durchreise.

13. August
Präsident der Regierung des Rezatkreises Graf von Drexel Durchreise

August
Im Monat August wurde ein Teil der Steinfuhren zum neuen Landgerichtsgebäude verakkordiert.40

1./2./3. September
Die Wahl zur Ruralverwaltung begann den 1., 2., 3. September und es wurden gewählt:

Als Gemeindevorsteher: Christoph Schaefer mit 206 Stimmen
als Gemeindepfleger: Friedrich Haußelt, Lammwirt, mit 72 Stimmen
als 1. Stiftungspfleger: Friedrich Meyer, Rotgerber, durch _ Stimmen
als 2. Stiftungspfleger: Friedrich Zeitler, Schneidermeister, mit _ Stimmen

Gemeindebevollmächigte:
Johann Hezel mit 100 Stimmen
Balthasar Ziehr mit 96 Stimmen
Simon Müller mit 90 Stimmen
Wilhelm Schnell mit 82 Stimmen
Schreinermeister Nieß mit 79 Stimmen

September
Durchreise des berühmten jüdischen Bankiers von Rotschild von Wien nach Frankfurt am Main

Oktober
Im Oktober die fürchterlichsten Stürme und Überschwemmungen. Die großen deutschen Flüsse haben ganze Dörfer weggerissen.

Zu Besigheim am Neckar im Posthause ging das Wasser im 2. Stock bis an den Kronleuchter im Saal.

10 Wochen lang wütete der Herbst der Sturm, der Regen und endete erst im Januar 1825. Der Winter kam erst im März 1825 schrecklich nach. Am 16. Mai der schrecklichste Frost.

9. November
Eine Deputation der Stadtgemeindeverwaltung zur Regierung nach Ansbach wegen städtischer Schulden, welche bestehend aus dem Gemeindevorstand Christoph Schaefer, Friedrich Haußelt senior und Stiftungspfleger Friedrich Meyer. Hatten Audienz bei Präsident Graf von Drexel, Direktor von Lutz und Regierungsrat Manz.

1825

4. Januar
Durchreise des Kronprinzen Ludwig nebst Suite41 von Würzburg nach München und Mittag auf der Post (Bayrischen Hof) gemacht

17. Januar
Gingen die vom hiesigen Landgerichtsbezirk gewählten 3 Wahlmänner zur Wahl der Abgeordneten zur Ständeversammlung am Sitz der Regierung in Ansbach in den Personen des Stadtgemeindevorstandes Postexpeditor Christoph Schaefer, Gemeindepfleger Lammwirt Friedrich Haußelt senior, Gemeindevorsteher Moebus in Banzenweiler.

12. Oktober
Feierten wir hier zum letzten Mal den Max-Josephs-Tag, solenniter42 mit Predigt, Essen, Illumination.

13. Oktober
In der Nacht zum 13. Oktober stirbt König Max Joseph.

14. Oktober
Am darauffolgenden Tage, dem 14. Oktober, empfingen wir durch einen durchreisenden Kurier, General Zweibrück, den plötzlichen Tod des Königs Max.

17. Oktober
Und am 17. Oktober reiste der neue König Ludwig I.43 vom Badeorte Brückenau, Würzburg nach München durch Feuchtwangen. Bei seiner Durchreise nachmittags 3 Uhr hielt er sich über das eben fertig gewordene Landgerichtsgebäude auf: "Das ist ja ein Palast!"44

18. Oktober
Wurde in der hiesigen Stiftskirche die Todesfeier für den verstorbenen König mit großer Feierlichkeit begangen.

30. Oktober
Durchreise der Königin Therese45 mit dem neuen Kronprinzen Max und den übrigen Prinzen und Prinzessinnen

1. November
Durchreise des Grafen von Schoenbronn46

15. November
Durchreise des Grafen von Castell

16. November
Durchreise des Hofrat Bürgermeister Behr in Würzburg

26. November
Durchreise des Herzog von Anhalt-Köthen47 mit Suite

13. Dezember
Durchreise einer Deputation des Magistrats Würzburg

26. Dezember
Durchreise einer Deputation des Magistrats Schweinfurt

1826

10. April
Kamen die Geometer von der königlichen Steuerkataster-Kommission in München hier an, um nach dem neuen Grundsteuergesetz die Vermessungen vorzunehmen.

1. Juni
Brand in Lölldorf, die Spritze ging dahin.

2. Juli
Durchreise des Kronprinzen Max, Prinzessin Mathilde, Prinz Otto und Luitpold

25. August
Wurde zum ersten Mal der Geburts- und Namenstag des Königs Ludwig gefeiert. Früh feierlicher Kirchengang, Parade der Landwehr, Mittag großes Diner auf der Post - 62 Personen

8. September
Durchreise des Großfürsten Constantin von Russland48

4. Oktober
Durchreise der Prinzen Peter und Alexander von Oldenburg49 nach Nürnberg

5. und 6. Oktober
Durchreise der Königin Therese mit sämtlicher Familie nach München

16. Oktober
Übernachtet die verwittibte Königin Karoline von Bayern hier auf der Post (Bayerischer Hof) mit ihrem ganzen Gefolge und reiste nach Würzburg.
Gesegnetes Jahr, reiche Ernte, Getreid fast unwert, doch wegen Dürre in England und Schweden zog es im Herbste etwas an.

Dezember
Sehr viel Nebel und Duft50, wodurch viele Bäume zerbrochen

1827

Januar
Viel Schneegestöber, große Kälte, 24-28 Grad Reaumur51.

Februar
Unerhörter Schnee (seit 1784 nicht mehr so). Die Chausseen wurden mit einem Bahnschlitten geebnet. Große Frost, Tausende von Obstbäumen gingen zugrunde. Im Pfarrgarten zu Wieseth allein 300.

18. Februar
Am 18. Februar stand Barometer auf 27 Grad Reaumur.52 Frühling aber, Sommer, Herbst, die ganze Ernte herrlich. Getreidpreise noch immer erbärmlich niedrig, da die Cannings-Kornbill53 im Parlamente nicht durchging. Große Geldnot der Bauern, große Wertlosigkeit ihrer Güter!

1. April
Brannte in Krobshausen dem Bauern Ebert sein Haus und Scheune ab, wurde an Möbel wenig gerettet.

27. April
Brannte es in Windshofen

30. April
Desgleichen schon wieder in Westheim bei Vollhals

3. Juni
Durchreise des Prinzen Carl von Bayern, Bruder des Königs nach Würzburg.

Untere Torstraße: links Schranne und Falkenwirtschaft, rechts Rathaus und Gasthaus "Schwarzer Adler", im Hintergrund das Untere Tor

10. Juni
Die Stadt hat die ganz heruntergekommene St. Johanniskirche ordentlich reparieren lassen. Sie erhält nun nach vielen Kämpfen, die die Stadtgemeinde-Verwaltung mit dem Dekan und Stadtpfarrer Tretzel (welcher keinen Gottesdienst mehr darin halten lassen wollte) zu bestehen hatte, eine regelmäßige Sonntags-Vesper-Predigt, wöchentlich 2 Betstunden, auch werden die Taufen und Kopulationen darin vollzogen. Die Einweihung der restaurierten Kirche geschah mit Nachmittagspredigt durch Pfarrer Glandorff am heiligen Trinitatisfeste am 10. Juni.

13. Juni
Kam Prinz Carl von Bayern wieder von Würzburg zurück und reiste nach München

27. Juni
War der Generalkommisär und Regierungspräsident von Mieg einige Tage auf Visitation hier, logiert in der Post.

4. - 6. Juli
Der König und seine Gemahlin besuchten die Kreishauptstadt Ansbach vom 4. bis 6. Juli; daselbst königlich bewirtet.

6. Juli
Durchreise des Kronprinzen Maximilian nebst sämtlichen königlichen Prinzen und Prinzessinnen nach Würzburg

17. August
Durchreise des russischen General Fürsten Woronzoff54 mit großem Gefolge

17. August
Das neue Landgerichtsgebäude wurde im Innern fertig gemacht und der königliche Rentbeamte Fischer zieht in dessen Wohnungen ein.

5./6. September
Geschah die 2. Wahl für die Ruralgemeinde Feuchtwangen, und es wurden gewählt:

1. Gemeindevorsteher Christoph Schaefer 282 Stimmen.
2. Gemeindepfleger Friedrich Haußelt 226 Stimmen
3. 1. Stiftungspfleger Friedrich Meyer 204 Stimmen
4. 2. Stiftungspfleger Friedrich Zeitler 126 Stimmen

Als Gemeindebevollmächtigte:
Johann Hezel 160 Stimmen
Balthasar Ziehr 140 Stimmen
Simon Müller 116 Stimmen
Wilhelm Schnell 115 Stimmen
Chistian Schülein 86 Stimmen.

20. September
Durchreise des Kronprinzen Maximilian nebst sämtlichen Prinzen und Prinzessinnen von Würzburg nach München

3. Oktober
Überbevölkerung hat bedeutend zugenommen. Im Etatsjahre 1826/27 wurden im Landgerichtsbezirk Feuchtwangen abermals 156 mehr geboren als gestorben.

November
Der 2. Landtag begann im November und schloss im August 1828.

5. November
Durchreise der Herzogin von Württemberg55 nach Hildburghausen, Tante unserer Königin Therese

22. Dezember
Durchreise der Königin Karoline Wittib mit großem Gefolge von München nach Würzburg, übernachtet in der Post (Graf Montpery, Graf York, Gräfin von Rotenhahn)

1828

13. Januar
Nachmittags nach 3 Uhr schweres Gewitter mit Blitz und Sturm, doch ohne Schaden

24. April
Durchreise der Herzogin von Wärthenberg, Mutter der Königin56 von Württemberg, nach Stuttgart

2. Mai
Durchreise des Prinzen Friedrich von Württemberg57

12. Mai
Durchreise des Erbprinzen von Altenburg58 mit Gefolge, Bruder unserer Königin

5. Juni
War der berühmte Appellationsgerichts-Präsident von Feuerbach59 hier auf der Post über Nacht.

23. Juni
Durchreise der Herzogin von Leuchtenberg60 mit Suite nach Würzburg (Schwester unsres Königs)

1. Juli
War ein sehr großer Elefant hier auf dem Markte zu sehen in einem eigenen hiezu über ihn erbauten Wagen, welcher von 6 Pferden gezogen wurde.

26. Juli
Früh 8 Uhr war sehr starkes Hagelwetter, wurden viel Fenster eingeschlagen und tat auf den Feldern viel Schaden.

23. August
Durchreise des Ministers von Armansperg61 von München nach Brückenau, macht Mittag auf der Post

2. September
Nachdem an diesen Tage schon einige starke Gewitter mit Wolkenbruch gewesen, kam abends 5 Uhr schnell von Süden eines und schlug in das Haus des Juden Hirsch Weihermann, Hausnummero 13062, in die auf dem Hause befindliche Fahne, zündete an, wurde aber schnell wieder gelöscht. Merkwürdig war hiebei, dass nachdem der Blitz durch das Haus und Zimmer schlug, den Spiegel im Wohnzimmer zertrümmerte, den Knaben, der unter dem Spiegel lag und schlief, nicht traf, sondern zum nahen Fenster hinaussprang und an der Hausklingel herunterfuhr.

14. November
Mittags zwischen 11 und 12 Uhr wurde der Weber Johannes Karl von Windshofen wegen Meineid am hiesigen Rathause auf die Schaubühne63 gestellt und nach einer stundelangen Ausstellung sogleich in das Strafarbeitshaus nach Schwabach auf ein Jahr abgeführt. Derselbe soll aber, nachdem er vor einigen Jahren nach Amerika ausgewandert war, nach eingegangenen gewissen Nachrichten wegen seines sonstigen schlechten Verhaltens aufgehenkt worden sein.

1829

11. Januar
Waren die hiesigen Wahlmänner Christoph Schaefer, Stadtgemeindevorstand, Friedrich Haußelt senior und Ebert von Leiperzell bei der Wahl zum ersten Landrat. Christoph Schaefer wird zum Landrat gewählt.64

21. April
Wurde von dem Stadtgemeindevorstand Christoph Schaefer das bisherige alte Landgerichtsgebäude sowie das bisherige Rentamtsgebäude für die hiesige Stadt um 3800 fl erkauft. Ersteres wurde zu drei Schulen und einer Lehrerwohnung eingerichtet. Letzteres als Wohnung für den damaligen Landrichter Leidner um einen jährlichen Mietzins von 150 fl überlassen. Dagegen wurde das untere Torhaus an den Nagelschmied Wolf um 712 fl [verkauft].

5. Juni
Durchreise des Kronprinzen Maximilan, Prinzen Luitpold von München nach Würzburg, Brückenau

6. Juni
Durchreise der Herzogin von Württemberg nach Stuttgart

26. Juni
Durchreise des Minister Graf von Armansperg von München nach Brückenau

27. August
Durchreise unsers neuen Landesvaters König Ludwig I. nebst Kronprinzen, Prinzen Otto, Prinzessin Mathilde, Prinzessin Adelgunde, Prinz Albert. Große Feierlichkeiten, läuten mit allen Glocken. An der Rothenburger Straße bei dem Schulgarten eine große Ehrenpforte von Baukondukteur Mauritti von Ansbach und Zimmermeister Goegelein dahier erbaut. Auch daselbst die Musik von Ansbach, der Böller auf dem Galgenberg, die Schulkinder im Spalier mit Blumenzirlanden65 und weiß und blaue Fahnen aufgestellt.

Die königlichen und städtischen Beamten empfingen den König unter der Ehrenpforte, ebenso wurde der Königin von weiß und blau gekleideten Mädchen ein Gedicht überreicht.

Die Geistlichkeit empfing den König vor dem Posthause, wo auch auf dem Markte die Landwehr aufgestellt war.

Der König wurde vom Postexpeditor Schaefer bis Dinkelsbühl zu Pferd begleitet, ebenso von der Landwehr-Kavallerie und vielen berittenen Landburschen, so wie auch mehrere Wagen mit ländlich gekleideten Bauernmädchen folgten.

Die Stadt und alle Häuser waren festlich geschmückt und auch selbst die geringsten Einwohner boten alles auf, nach Kräften auch dieses Fest verherrlichen zu helfen.

Der Streit zwischen Rationalismus und Supernaturalismus, mit seiner Nebenfrucht, dem Pietismus, zeigt zum ersten Male Wirkung in unsrer Nähe. Ein Schneider namens Diehm aus Wildenstein hält Konventikel66 zu Dentlein.

Herrliche Ernte im Monat August, aber anfangs September schon beständig Regen, so dass viel Haber, Erbsen auf dem Felde ausgewachsen, das Grummet nicht rechtzeitig nach Hause gebracht und ebenso nicht zugesät werden konnte. Viel Samen ging gar nicht auf, daher kamen die Getreidpreise wieder zum Steigen. Der Scheffel Korn um 12 fl

19. Oktober
Durchreise des Kronprinzen Maximilian von München nach Würzburg

5. Dezember
Grünbaumwirt Butz brachte an diesem Tage sein letztes Grummet nach Hause.

1830

6. Mai
An diesem Tage ging nach dem Wunsche der Bürgerschaft eine Deputation, bestehend aus dem Stadtgemeindevorstand Christoph Schaefer, Gemeindepfleger Friedrich Haußelt senior, Stiftungspfleger Friedrich Meyer nach Ansbach, um gleich anderen Städten des Kreises um Erteilung der bei der bevorstehenden Organisation des zu errichtenden Bezirksgericht oder Landkommissariat. Hatten Audienz bei dem Präsident von Mieg und wurden wie die andern Deputationen mit Hoffnung entlassen.

7. Mai
Brannten in Lölldorf sieben Gebäude ab, unsre Spritze war die erste.

27. Mai
Durchreise der Königin Caroline Wittib nach Würzburg

28. Mai
Durchreise der Königin Therese mit Gefolge nach Würzburg

13. Juni
Durchreise der Herzogin von Coburg67 mit Gefolge von Stuttgart nach Coburg, übernachtete auf der Post

22. Juni
Durchreise der königlichen Prinzen Otto und Luitpold von München nach Brückenau

23. Juni
Durchreise der übrigen königlichen Prinzen und Prinzessinnen

25. Juni
Wir feiern auch hier das Säkularfest der Augsburgischen Konfession am 25. Juni.

Der schon seit dem Reformations-Jubilaeo 1817 aufgeregte, durch das Säkularfest 1830 genährte Streit des Rationalismus und Mystizismus (ja Pietismus) breitet sich aus. Ein junger Eiferer, der Sohn des Dekan Tretzel, kehrt im Herbst 1830 von der Universität Erlangen zurück und bringt pietistisches Treiben zum ersten Mal nach Feuchtwangen und erregt bis zu seines Vaters Tod, da er mit zelotischer Wut eifert, die Feuchtwanger Gemeinde gewaltig. Diese Gemeinde, still, sparsam, fleißig, die Woche über in Geschäften vertieft, sehnt sich am Sonntag nach geistigen Speisen, daher hier stets die Kirchlichkeit groß, der Sinn bieder, aber zu pietistischen Zuge vorher nicht geneigt. Doch, wie das immer geht, wendet sich ein ziemlicher Haufe den Konventikeln zu. Unter einem total schwachen Vater kennt der Sohn bald keine Grenzen. Er eifert, aber mit Unverstand.

10. Juli
Durchreise der Herzogin von Leuchtenberg nach München

19. Juli
Durchreise des Ministers Graf von Armannsperg nach Brückenau

22. August
Die königlichen Prinzen und Prinzessinnen passieren auf ihrer Retourreise von Brückenau nach München hier durch.

25. August
Wurde der Geburts- und Namenstag wie immer sehr feierlich begangen. Parade der Landwehr, Kirchengang, Mittag großes Diner auf der Post (Bayerischer Hof), 87 Personen, nachmittags Gesellschaft auf der Königshöhe mit Musik.

1. und 2. September
Geschah die 3. Wahl der Gemeindeverwaltung, hiebei wurden gewählt

als Gemeindevorstand Christoph Schaefer mit 272 Stimmen,
als Gemeindepfleger Friedrich Haußelt senior mit 181 Stimmen,
1. Stiftungspfleger Friedrich Meyer mit 198 Stimmen,
2. Stiftungspfleger Johann Hezel mit 112 Stimmen.

Gemeindebevollmächtigte:
1. Christian Schülein
2. Simon Müller
3. Friedrich Meyer, Handelsmann
4. Balthasar Ziehr
5. Wilhelm Schnell

Der Simon Müller verlangt die Schulkasse, hierauf wurde von der königlichen Regierung resultiert, dass ein Gemeindebevollmächtigter keine Kasse haben darf.

25. November
Da der bisherige Rektor Dr. Christoph Friedrich Jacobi von Ansbach sein am 6. Februar 1826 angetretenes Rektorat wieder verließ und die Seminarinspektion in Altdorf antrat, wurde der neu ernannte Rektor Dr. Schmetzer auf hiesigem Rathause feierlich installiert durch Herrn Landrichter Leidner, Dekan Tretzel und denen Mitgliedern der Stadtgemeindeverwaltung.

27. Dezember
Wurde bei dem hiesigen Landgerichte die Wahlmänner zur Wahl der Abgeordneten zur Ständeversammlung gewählt. Die Wahl fiel auf Christoph Schaefer, Friedrich Haußelt senior, Ebert von Leuperzell.

Da das Säen im vorjährigen Herbst 1829 so gar schlecht ausgefallen ist, so wurde im diesjährigen Frühling (1830) eine Menge Sommerkorn gesät und geerntet, so dass doch nur eine mittelmäßige Ernte und keine schon gefürchtete Teuerung eintrat. Der Winter 1829/3068, tiefer Schnee, Kälte, Frost. Der Bodensee seit 135 Jahren zum ersten Mal wieder zugefroren. Die Sulzach (wie alle Flüsse) Eis bis zum Grunde, was seit 42 Jahren nicht mehr so gewesen ist.

Straße "Zum Taubenbrünnlein", rechts Eingang zum Kirchplatz, links alter Pfarrgarten, in der Mitte das Organistenhaus