Band 6 |
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18091
Den 4. Juni 1809 ist das
Kloster abgebrannt.2
1811
Den 18. September ist der
Spitalturm abgebrannt.3
Chronik von Feuchtwangen
von
Christoph Schäfer
Wenn auch in der letzten Chronik über Feuchtwangen, nämlich in der Geschichte der Stadt und des Stifts Feuchtwangen - vom Dr. Christoph Friedrich Jacobi, nunmehriger Seminarinspektor in Schwabach, vorher in Altdorf, früher Subrektor dahier - 1833 in Altdorf in Druck gegeben, einzelne wenige Gegenstände bis zum Jahr 1833 berührt worden sind, so möchten doch manche für die Nachkommen wichtige Sachen unberücksichtigt geblieben sein, weshalb man es für geeignet hält, da auch nach Anordnung der königlichen Regierung eine Chronik oder ein Gedenkbuch vom Jahre 1818, in welchem Seine Majestät der König Maximilian von Bayern4 dem Land durch die Verfassungsurkunde und Gemeindeedikt eine neue und zweckmäßige Gemeindeordnung gab, mit dem Jahre 1818 zu beginnen.
Bevor wir jedoch unser Gedenkbuch mit dem Jahr 1818 anfangen, müssen wir kurz erwähnen, dass "frisches Leben" eigentlich schon einige Jahre früher in die hiesigen gemeindlichen Angelegenheiten kam. Dieselben sind zu wichtig, als sie der Vergessenheit zu überlassen.
Durch die vorausgegangenen Kriegsereignisse, dazwischen noch vorgekommene Durchmärsche, blieb es unter dem Landrichter Heinrichmeyer, teils wegen vorgerückten Alters, teils auch wegen Mangels an Interesse für die hiesige Stadt, der damaligen Munizipalität5 als Gemeinde-Repräsentant allein überlassen, für nützliche Anstalten und Verschönerungen Sorge zu tragen.
Alles schlummerte, bis mit der Ankunft des von Schwabach hierher berufenen 1. Landgerichtsassessors Christian Samuel Leidner zum hiesigen königlichen Landrichter Ordnung und regeres Leben in den städtischen Haushalt kam und auch mehrere für unsere Nachkommen wichtige und nützliche Unternehmungen ihren Anfang nahmen. So ist zu erwähnen
1. die beinahe ganz neue Herstellung des Rathauses6;
2. die Erbauung eines Schlachthauses in dem ehemaligen Hospitalhofe mit der jetzt daran befindlichen Heuwaage, welche sonst an dem Schrannengebäude war und durch deren Wegnahme der Markt bedeutend gewann. Ebenso wurde in dem neuen Schlachthause eine Remise für 2 Löschmaschinen eingerichtet7;
3. die Einrichtung einer Straßenbeleuchtung;
4. die Verschönerung des ehemaligen Bretzenberges, jetzt "Königshöhe" genannt. Dies waren alte, verfallene Steinbrüche und Sandgruben, die auch zur Hutung nicht benützt werden konnten. Jetzt ist der Berg mit freundlichen Anlagen, mit Obst und andern Bäumen geziert. Es geschah in den Notjahren 1816/1817, wodurch vielen Unbemittelten Arbeit gegeben wurde;
5. die Erbauung einer Chaussee bis an die Markungsgrenze gegen Thürnhofen, da bis dahin der Weg bei schlimmer Witterung gar nicht zu passieren war;
6. die Einfüllung der bis dahin auf dem Markte neben dem großen Röhrbronnen befindlichen hässlichen Pferdeschwemme.
Diese und noch mehrere für die hiesige Stadt nicht unwichtige Anordnungen gingen vom Landrichter Leidner in einem Zeitraum von einigen Jahren aus und so hatte der im Jahre 1818 errichtete Magistrat hierdurch großen Vorteil, so dass ihm alles gut geordnet übergeben wurde.
1818
Nachdem am 26. Mai 1818
vom König Maximilian seinem Volke eine Verfassung gegeben worden war,
begannen als Folge derselben am 11. September 1818 die Wahlen des neu zu
errichtenden Magistrats8,
und es wurde die Wahl nach dem als Beilage zur Verfassungsurkunde gegebenen
Gemeindeedikt vorgenommen, wobei 12. Oktober 1818 auf Ludwig Graef die
Bürgermeisterwahl fiel.
Zu Magistratsräten9 wurden gewählt:
1. Christoph Schaefer
2. Ferdinand Schröppel
3. Heinrich Probst
4. Vitus Preßle
5. Andreas Schmidt
6. Friedrich Zeitler
7. Paul Meyer
8. Balthasar Gaab
Zum Stadtschreiber wurde der Landgerichtsoberschreiber Max Joseph Dümler mit 300 fl10 Gehalt bestellt und der bisherige Kanzlist bei der Munizipalität, Herr Haering, zur Magistratur11 mit 200 fl Gehalt genommen. Als erster Polizeidiener wurde Herr Wüstner mit 250 und Herr Josua mit 200 fl Gehalt aufgestellt und als Gemeindediener Herr Gabler mit 150 fl Gehalt angenommen. Der bisherige Bürgermeister Schülein behielt seinen bisherigen Gehalt von 150 fl. Der Bürgermeister Graef erhielt 500 fl Gehalt und jeder der 8 Magistratsräte 50 fl.
Zur feierlichen Verpflichtung wurde der 12. Oktober 1818 bestimmt. Allein da ihre Majestät die Kaiserin-Mutter von Russland12 auf der Reise nach Stuttgart in diesen Tagen Feuchtwangen berührte, und hiezu auch Feierlichkeiten angeordnet waren, so wurde die feierliche Verpflichtung und Einweisung schon am 11. Oktober auf folgende Weise vorgenommen.
In dem neugeschmückten und mit dem Bildnisse Seiner Majestät des Königs Max Joseph gezierten Rathaussaale versammelten sich alle königlichen Staatsdiener, Offizianten13 und der neuerrichtete Magistrat vor dem königlichen Wahlkommissär Landrichter Leidner. Von hier aus eröffnete sich der feierliche Zug - unter dem Geläute der Glocken - Lösung der Geschütze auf der Königshöhe und Paradierung der Landwehr - nach der Stiftskirche. Hier am Portal wurde der Zug von der Geistlichkeit empfangen und in die Kirche geführt. Nachdem einige passende Liederverse gesungen waren, betrat der königliche Dekan Prinzing die Kanzel und sprach über den Text Jeremias 21,714 passende Worte über die jetzigen bürgerliche Verfassung und die wichtigen Verhältnisse des Magistrats und ermunterte zur Eintracht und Mitwirkung bei Ausführung gesetzlicher Zwecke.
Nach beendigtem Gottesdienste begab sich der Zug in derselben Ordnung auf das Rathaus zurück, wo nun vom königlichen Wahlkommissär nach einer kurzen, der Handlung angemessenen Einleitung, die feierliche Installation und Verpflichtung des Bürgermeisters, des Magistrats und der Gemeindebevollmächtigten erfolgte.
Alle, die bei diesem Akte waren, bewegte nur ein Gefühl, nämlich: Hoch lebe König Max, der Geber der Konstitution!15 Mittags vereinigte sich alles heiter zu einem Mittagessen auf der Post (damals zum "Storch", jetzt "Bayerischem Hof") von 79 Couverts16, und abends Ball, der am anderen Tage vom Morgen fröhlich begrüßt wurde.
12.
Oktober 1818
An
diesem Tage reiste die Kaiserin von Russland hier durch und waren hierzu
120 Postpferde bestellt.
In
diesem Jahre wurde auch in der St. Michaeliskirche eine neue Orgel eingerichtet
im Werte von 800 fl.
10.
November 1818
Am 10. November 1818 wurde
der Magistratsrat und vormalige Gemeindebevollmächtigte bei der Munizipalität,
der königliche Postexpeditor Christoph Schaefer, als Wahlmann der
Städte zur ersten Ständeversammlung nach Ansbach erwählt
und einberufen.17
31.
Dezember 1818
Am
Schlusse des Jahres 1818 am Silvesterabend wurde der erste Abendgottesdienst
vom Herrn Dekan Prinzing in der Stiftskirche abgehalten. Auch wurden von
den hiesigen Schullehrern mit den größeren Schulkindern abends
um 8 Uhr vor dem hiesigen Rathause mehrere schöne passende Lieder
gesungen.
1819
Am 16. Januar abends zwischen 4 und 5 Uhr starkes Gewitter mit Sturm und Schneegestöber, schlug der Blitz in den Kirchturm zu Gebsattel ein und brannte ab.
Am 24. Juni zogen 300 Personen vom Württembergischen hier durch nach Odessa18, viele folgten.
Im Monat Juli 1819 ließ sich ein Komet sehen, der den Schweif gegen Osten kehrte.
Außerordentliche
Hitze am 8. Juli, 28,5 Grad nach Reaumur19.
Im Jahre 1735 und 1772 nur 26,5 Grad.20
Im Altmühlgrund gegen Gunzenhausen starben 6 Menschen während des Heumachens auf dem Felde plötzlich vor großer Hitze.
Der Blitzableiter wurde auf die St. Johanniskirche angebracht.
1. Ständeversammlung zu München vom Monat Februar an bis Juli.
Auf der Unterrothmühle, genannt Kernmühle, starben innerhalb von nur 6 Tagen vier Kinder an der Ruhr.
Die Getreideernte war geradezu eine doppelte. Außerordentlich groß war der Überfluss an Getreid, Gras, Gemüse. Wein lieferte die heurige Ernte 1819 wohlfeil, unwert.
Mit diesem Jahre begann der Geldmangel unter den Leuten. Der Verfall der Bauernhöfe. Konkurs geht an. Die Juden wuchern mit Bauerngüter immer frecher und werden sehr reich.
Das bayerische Pfund Ochsenfleisch
kostete 8 kr.21
Das bayerische Pfund
Schweinefleisch kostete 9 kr.
Die bayerische Maß
braunes Bier kostete 3 1/2 kr.
Die bayerische Maß
weißes Bier kostete 2 1/4 kr.
Der 12-Kr.-Laib Brot wog
7 Pfund, 2 Lot, 2 1/2 Quentlein
Ein Pfund rohes Unschlitt22
kostete 15 kr.
Ein Pfund Schmalz kostete
20 kr.
Der Scheffel Korn23
kostete 5-6 fl.
Der Scheffel Gerste
kostete 5 fl.
Der Scheffel Haber24
kostete 3 fl.
Der Scheffel Kern25
kostete 8 fl 15 kr.
1820
11. Februar
Wurde, nachdem seit dem
Abgang des letzten Rektor Stettner diese Stelle nicht mehr besetzt war,
nach vielen Kämpfen, die Magistrat mit den damaligen Schulbehörden
zu bestehen hatte, weil die Geistlichkeit keinen Rektor mehr wollte, der
neue Rektor Dr. Fickenscher aus Bayreuth, bisher Vicarius in Mörlbach26,
feierlichst auf dem Rathause eingesetzt.
August
Sehr
späte Getreidernte, vieles Getreid ausgewachsen.