Band 5
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Haus Nummer 1

Ansicht des Hauses 1997 von Nordwesten             Foto: Hans Ebert 1997

Beschreibung und Lage des Anwesens (siehe unten)
Gebäude
Hausname
Die Besitzer des Anwesens
Auszüge aus Archivalien über dieses Anwesen

Beschreibung und Lage des Anwesens:

Dieses Anwesen liegt am westlichen Ortseingang. Die Geschichte des Hofes läßt sich gut bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts zurückverfolgen. Dieser Hof hatte der Kustorei des Stifts Feuchtwangen den „Fall" 44 und den Handlohn 45 zu reichen, worüber die beschriebenen Archivalien Auskunft geben. Bei Betrachtung der Flurlage des 15. Jahrhunderts fällt auf, daß die Grundstücke zum einen als ein großer Block von etwa 18 Hektar im Schnarrenfeld, zum anderen zwischen denen zu Haus Nr. 2 gehörigen Blöcken im Gründle liegen. Im Kernbereich der Ortsflur gehören zum Hof lediglich der Krautgarten (FN 1236) und der Fichtenwasen (FN 1270). Es liegt die Vermutung nahe, daß der Hof ursprünglich in der abgerundeten Feldung im Schnarren lag und ein Besitzer später (aber noch vor 1400) in den Ort Tauberschallbach siedelte.

Die Grundstücksausstattung dieses Hofes hat sich im großen und ganzen bis in die Gegenwart erhalten und wird erst durch die im Jahr 1999 angesetzte Verteilung im Rahmen der Flurbereinigung neu geordnet.


Faksimile: Verkleinerung de Übergabeurkunde von 1416 Staatsarchiv Nürnberg, Repertorium 159, Nr. 635


Gebäude:

Das Wohnhaus, das sehr alt sein dürfte, ist ein Beispiel, wie die im Grundsteuerkataster vom Jahr 1834 beschriebenen Häuser damals ausgesehen haben dürften. Ein einstöckiges Wohnhaus mit Stallung unter einem Dach. Das Haus hat die für unsere Gegend seltene Krüppelwalm-Dachform. Im Jahr 1912 wurde der Stall als Querbau angefügt. Umbauten erfolgten in den Jahren 1959 und 1993. Die hintere Scheune wurde 1907, die andere im Hof 1948 erbaut. Zum Anwesen gehörte ursprünglich ein Korbhaus 46, dem im Gegensatz zu denen der Anwesen Nr. 2 und 10 keine eigene Hausnummer zugeteilt wurde. Dieses Korbhaus wurde 1962 im Zuge des Stallneubaus abgebrochen. Die Maschinenhalle wurde 1980 erbaut.


Hausname:Schnarrenbauer

Der Name wird heute noch häufig verwendet. In den Kirchenbüchern taucht er bereits um 1560 auf und dürfte mit den Flächen im Schnarrenfeld zusammenhängen.


Die Besitzer des Anwesens:
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(1327)
Hebstrit wird im Verzeichnis der Einkünfte der Kustorei als Besitzer dieses Anwesens genannt. 47 In dem etwa 90 Jahre langen Zeitraum zwischen ihm und Kolseitz müssen noch weitere Besitzer auf diesem Anwesen gefolgt sein, deren Namen nicht überliefert sind. 
(1416)
Kolseitz wird in der Urkunde von 1416 48 als Übergeber genannt. In dieser sehr bemerkenswerten Urkunde übergibt er sein „Gut und Erbe, gelegen zu Tayberschallbach hinter der Custorei des Stifts zu Feuchtwang", 49 der es giltet: 2 Pfund Heller, 1 Scheffel Korn, 1 Scheffel Haber, 2 Herbsthühner, 1 Fastnachtshuhn mitsamt dem „Schuhkauf" 50, der darin vermischt ist, welcher jährlich giltet: 8 Schilling Heller und 1 Fastnachtshuhn der Lespfründe (ab 1465 die Vikarie Trium Regum) des Chorherrenstiftes zu Feuchtwangen, an Liebelt Preu. 
14.1.1416
Preu Liebelt übernimmt den Hof laut der vorhin genannten Urkunde.
(1460)
Fröhlich Ulricus (Utz) wird im Zehentregister von 1460 sowie in der Urkunde genannt, in der Bischof Peter in Augsburg die Lektoratspfründe in eine ständige Vikarie umwandelt, 51 ebenso in der Rechnung des stiftischen Amtes von 1478/79. Er dürfte das Anwesen von einem nicht genannten Besitzer übernommen haben. Der Zeitraum seit 1416 ist zu groß, um von einer unmittelbaren Übernahme von Liebelt Preu auszugehen. 
(1483)
Bach Jörg wird im Reichssteuerregister von 1497 genannt, ebenso in den Gültrechnungen der Kustorei von 1483 bis 1491. 
(1515)
Rein Hans wird in den Gültrechnungen des Amtes im Chorherrenstift zu Feuchtwangen von 1515 bis 1524 genannt. 52
(1558)
Meier Georg 53 wird im Salbuch von 1563 als Besitzer angegeben und auch im Gültbuch von 1565 genannt und ist vor 1579 verstorben. 
1579
Probst Hans ist der Sohn des Leonhard Probst in Oberahorn. Im Gültbuch von 1565 wird er als Nachfolger von Georg Meier bezeichnet, dann in denen von 1585 und 1600 als Besitzer. 54 Er heiratet am 17.2.1579 Ursula Meier. Sie ist 1559 geboren und die Tochter des Vorgängers Georg Meier. 
1592
Bayer Georg, als Nachfolger wird er bereits in den Gültbüchern von 1565, 1585 und 1600 genannt. In den Partikularen von 1601, 1608 und 1637 wird er dann als Besitzer eingetragen. Georg Bayer ist am 20.7.1634 im Alter von 80 Jahren verstorben, die Ehefrau Ursula am 12.9.1634 im Alter von 76 Jahren. Im Partikular von 1637 ist vermerkt: „stehet öd". Das Anwesen wird wohl 10 Jahre (von 1634 bis 1644) keine Besitzer gehabt haben. 
1644
Rühl Balthasar wird im Traueintrag seines Sohnes Andreas vom 29.10.1658 als „Heiligenpfleger" bezeichnet. Er ist am 4.10.1666 im Alter von 70 Jahren verstorben. Die Ehefrau Catharina stirbt am 5.3.1671 bei ihrem Stiefsohn im Alter von 76 Jahren. 
1671
Baumgärtner Adam wird im Partikular von 1659 als Nachfolger von Balthasar Rühl angegeben, in dem von 1671 dann als Besitzer. 1680 übernimmt er ein Anwesen in Rißmannschallbach (Haus Nr. 6) und ist um 1690 verstorben. Die Witwe Gertraud heiratet am 20.1.1691 Andreas Rühl in Steinbach (Haus Nr. 8). 
1680
Schmitzer Andreas ist der Sohn der Bauerseheleute Leonhard und Ursula Schmitzer in Zumberg und wurde am 20.10.1658 dort geboren. Am 3.2.1680 heiratet er Barbara Moser, die Tochter des Martin Moser, „Hausgenoß zum Wald". 55 Sie ist am 9.2.1731 in Vorderbreitenthann (Haus Nr. 2) bei ihrem Sohn Leonhard im Alter von 75 Jahren gestorben. Der Ehemann, Andreas Schmitzer, ist am 28.12.1730 ebenfalls in Vorderbreitenthann im Alter von 73 Jahren gestorben. 
1707
Schmitzer Andreas ist der Sohn des Vorbesitzers gleichen Namens und wurde am 25.2.1682 geboren. Die Hochzeit ist am 17.7.1707 mit Maria Barbara, der Tochter des Thomas Lehr, Halbbauer in Weiler am See. Ab 1717 besitzt er das Anwesen gemeinsam mit Hans Martin Hofmann (siehe nachfolgend). 
1717
Hofmann Hans Martin ist der Sohn des Halbbauern Leonhard Hofmann in Krapfenau und besitzt das Anwesen gemeinsam mit Andreas Schmitzer (s. oben), der sein Schwager wurde. Die Hochzeit ist am 2.3.1717 mit Barbara, der Tochter des Vorgängers Andreas Schmitzer, sie wurde am 28.11.1693 hier geboren. Am 21.3.1770 ist sie im Alter von 76 Jahren verstorben. 
1726
Buckel Georg Balthasar ist auch Besitzer des Anwesens Nummer 4 (siehe dort) und hat dieses Anwesen gemeinsam mit Hans Martin Hofmann (siehe oben) bis 1728 zum Lehen. Er hat auch das Schnarrenholz in das Anwesen Nr. 4 einbezogen. 
3.3.1759
Hofmann Johann Stephan ist der Sohn des Vorgängers (siehe 1717) Johann Martin Hofmann und dessen Ehefrau Barbara und ist am 10.4.1736 geboren. Er übernimmt das Anwesen um einen Anschlag von 1250 Gulden und heiratet am 13.3.1759 Maria Elisabetha Probst, die Tochter des Michael Probst, Halbbauer in Weikersdorf. Am 7.12.1797 ist sie verstorben, er am 21.10.1800 im Alter von 64 Jahren. 
19.12.1788
Kohn Johann Michael ist der Sohn des Bauern Johann Michael Kohn in Unterahorn und am 25.12.1765 geboren. Er übernimmt den Hof um 1300 Gulden und heiratet am 13.1.1789 Maria Margaretha Hofmann. Sie ist die Tochter des Vorgängers Johann Stephan Hofmann und dessen Ehefrau Maria Elisabetha und ist am 3.6.1763 geboren. Die Ehe wird 1811 geschieden, daraufhin wird das Anwesen an den Sohn Johann Michael Kohn übergeben. Die geschiedene Frau heiratet in zweiter Ehe am 7.3.1814 Johann Georg Binder, Witwer in Unterdallersbach Haus Nr. 3. Am 27.10.1829 ist sie in Unterdallersbach im Alter von 66 Jahren gestorben. 
13.2.1813
Kohn Johann Michael ist am 9.8.1791 als Sohn des Vorbesitzers gleichen Namens und dessen Ehefrau Maria Margaretha geboren. Er übernimmt das Anwesen um 3200 Gulden und heiratet am 6.3.1812 Anna Maria Hofmann. Sie wurde am 17.11.1790 geboren und ist die Tochter des Köblers Georg Michael Hofmann in Wüstenweiler Haus Nr. 5 und dessen Ehefrau Anna Maria, geb. Brunner. Johann Michael Kohn stirbt am 8.8.1866 im Alter von 74 Jahren, die Ehefrau am 27.3.1874 im Alter von 83 Jahren. 
5.1.1849
Kohn Georg Michael ist am 7.3.1813 geboren. Die Eltern sind die Vorbesitzer Johann Michael und Anna Maria Kohn, geb. Hofmann. Er heiratet am 5.2.1849 Katharina Barbara Schöllmann aus Larrieden, sie wurde am 27.1.1823 als Tochter des Johann Michael Schöllmann dort geboren. Georg Michael Kohn ist im Alter von 67 Jahren am 3.5.1880 verstorben, die Ehefrau am 20.1.1882 im Alter von 58 Jahren. 
25.2.1878
Kohn Johann Friedrich ist der Sohn des Vorbesitzers Georg Michael Kohn und dessen Ehefrau Katharina Barbara und ist am 20.6.1854 geboren. Er heiratet am 5.5.1878 Margaretha Wilhelmina Springer, die Tochter des Johann Friedrich Springer in Zwernberg und dessen Ehefrau Anna Barbara, geb. Nixel aus Tauberschallbach Haus Nr. 2. Sie ist am 25.8.1858 in Zwernberg geboren. Johann Friedrich Kohn stirbt am 8.10.1913, die Ehefrau Margaretha Wilhelmina am 20.7.1929 im Alter von 70 Jahren. 
16.3.1901
Hiller Georg Wilhelm ist der Sohn des Bauern Johann Georg Hiller in Rißmannschallbach Haus Nr. 7 und dessen Ehefrau Eva Margaretha, geb. Soldner und ist am 16.12.1871 dort geboren. Er heiratet in erster Ehe am 28.4.1901 Friederike Wilhelmina Kohn, die Tochter des Vorbesitzers Johann Friedrich Kohn. Sie ist am 25.10.1880 geboren und bereits am 7.9.1901 verstorben. Georg Wilhelm Hiller heiratet in zweiter Ehe am 7.6.1903 Karolina Luise Kohn, die Schwester der ersten Frau, geboren am 16.2.1884. Georg Wilhelm Hiller stirbt am 23.6.1948; die Witwe Karolina Luise am 3.10.1950. 
3.6.1935
Hiller Georg Wilhelm ist der Sohn des Vorbesitzers Georg Wilhelm Hiller und dessen zweiter Ehefrau Karolina Luise und wurde am 4.8.1909 geboren. Die Hochzeit ist am 7.4.1935 mit Friederike Luise Lindörfer aus Glashofen Haus Nr. 1. Sie wurde am 31.3.1910 dort geboren und ist die Tochter des Bauern Georg Leonhard Lindörfer und dessen Ehefrau Christina Wilhelmina, geb. Däubler. Am 16.2.1975 ist sie im Alter von 64 Jahren verstorben. Georg Wilhelm Hiller ist am 30.9.1980 an den Folgen eines Unfalls verstorben. 
30.12.1968
Hiller Wilhelm ist der Sohn des Vorbesitzers und wurde 1935 geboren. Die Hochzeit ist 1961 mit Hilde Lehr aus Weiler am See, geb. 1938. 


Aufnahme um 1920 mit der Familie Hiller.
Von rechts: 1. Margaretha Wilhelmina Kohn, geb. Springer,
2. ihr Enkel Georg Wilhelm Hiller;
3. und 4. dessen Eltern Georg Wilhelm und Karolina Luise Hiller, geborene Kohn.
Die Aufnahme wurde von der Familie Hiller zur Verfügung gestellt.

44) Der „Fall" oder „Todfall", auch Hauptrecht genannt, wurde vom Grundherrn beansprucht, wenn der Hofbesitzer gestorben war. Im 18. Jahrhundert waren es meist 10 Prozent des veranschlagten Wertes des Anwesens.
45) Der Grundherr beanspruchte den Handlohn bei Besitzwechsel.
46) Ein Korbhaus oder Austragshaus konnte nur ein solches Anwesen haben, das ein Korbrecht besaß. In Tauberschallbach waren die Anwesen Nr. 1, 2, 5 und 10 mit solchen Korbrechten ausgestattet. Die Altsitzer zogen, nachdem sie den Bauernhof an die Nachfolger übergeben hatten, in das Korbhaus. Diese mit Korbrechten ausgestatteten und als „Hof" bezeichneten Anwe-sen sind als die ältesten in Tauberschallbach anzusehen.
47) Staatsarchiv Nürnberg: Repertorium 122 Ansbacher Sal-, Gült-, Zins- und Zehentbücher Nr. 132; Wünschenmeyer, Fritz: Die Einkünfte der Custorei des Chorherrenstiftes in Feuchtwangen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. S. 10.
48) Staatsarchiv Nürnberg: Rep. 159 Urkunden des Stiftes Feuchtwangen Nr. 635; Hörber und Bruckner: Die Urkunden des Stiftes Feuchtwangen. S. 115/116 U 124. Das Faksimile ist auf dieser Seite wiedergegeben. Es ist bemerkenswert, daß mit dieser Urkunde die Übergabe des Anwesens durch die Lehensnehmer dokumentiert ist.
49) Diese Angabe ist nicht im geographischen Sinn zu sehen. Mit der Angabe, daß das „Gut hinter der Custorei des Stifts zu Feuchtwangen gelegen" ist, soll gesagt werden, daß dieses Gut ein Lehen der Kustorei des Chorherrenmstiftes in Feuchtwangen ist. Durch diese Angabe ist die eindeutige Zuordnung der Urkunde zu diesem Anwesen gegeben.
50) Aus der Sachlage, bzw. aus dem Text läßt sich erkennen, daß mit dem „Schuhkauf" der Teil des Anwesens gemeint ist, welcher der „Lespfründ" 1 Faßnachts- und 1 Herbsthenne giltet. Es liegt die Vermutung nahe, daß es sich hierbei um ein in früherer Zeit selbständiges Anwesen handelt. Auch August Gabler vertritt die Auffassung, daß ein „Schuhkauf" ein in früherer Zeit selbständiges Anwesen ist. In: „Alt-Dinkelsbühl" 1981 Nr. 3 und 4.
51) Staatsarchiv Nürnberg: Rep. 159 Nr. 301; Hörber und Bruckner: Die Urkunden des Stiftes Feuchtwangen. S. 220 U 326.
52) Staatsarchiv Nürnberg: Rep. 165a Nr. 609. Hier steht „Revnhenßle" und „Reynhensli". Der Besitzer dieses Anwesen mußte zum Stiftischen Amt 1/2 Malter Korn und 1/2 Malter Haber geben.
53) Kirchenbucharchiv Regensburg: Taufmatrikel der Pfarrei Feuchtwangen. Er läßt von 1558 bis 1571 seine acht Kinder taufen. Ein Sohn mit Namen Hans heiratet im Jahr 1585 Dorothea Hald.
54) Er hat fünf Kinder, geboren zwischen 1580 und 1585.
55) Die Herkunft bezieht sich wohl auf einen Ort im Gebiet zwischen Windelsbach und Buch am Wald.
Erstellt: 8.3.1998 - letzte Änderung am 2.2.2000 durch Hans Ebert
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