Der Hochmeister Konrad von
Feuchtwangen wird auf seiner Rückkehr nach Deutschland beziehungsweise
nach Venedig die Kommende Drobowitz südlich von Laslau, etwa 80 km
südöstlich von Prag, visitiert haben; denn sein Weg führte
sowieso über die Ballei Böhmen- Mähren. Drobowitz war die
größte und nächst Komotau (CSSR, etwa 70 km nördlich
von Pilsen) wichtigste und ertragreichste Kommende der Ballei. Sie wurde
auch oft von hochgestellten Persönlichkeiten aufgesucht, die nicht
dem Orden angehörten (so durch den Bischof von Ermland am 14. Juni
1263). Die meisten Geschichtsquellen geben als Ort seines Todes Prag und
nicht Drobowitz an. 153 Nur
wenige nennen Drobowitz, für das ich mich auch entscheide. 154
Wojtecki ist vorsichtiger und gibt lediglich an: in Böhmen. 155
Prag war eine eigene Kommende. Wenn Konrad dort der Tod ereilt hätte,
warum war er dann nicht in dieser Stadt begraben worden, die doch um diese
Zeit schon eine geschichtsträchtige und bedeutende Stadt der Böhmenkönige
war. Wie oft wird statt einer kleineren Gemeinde die nächstliegende
Stadt genannt. Für die Formulierung "bei Prag" 156
wäre dies bezeichnend. Konrad wird dementsprechend beim Besuch der
Kommende Drobowitz gestorben sein. Dies wird wohl immer eine Streitfrage
bleiben, solange keine historisch nachprüfbaren Beweise vorliegen.
So verhält es sich auch mit dem Todestag des Hochmeisters. Nun ist
es sicher nicht so relevant, ob er am 3., 4. oder 5. Juli gestorben ist;
denn auch in dieser Frage gehen die Meinungen auseinander. Immer wird man
gern die älteste, dem Geschehen näherliegendste Aussage heranziehen.
In dieser Hinsicht bezieht sich Arnold auf einen Marburger Nekrolog, entstanden
um 1320, der den 4. Juli nennt. Dies ist genau der Mittelweg zwischen den
anderen erwähnten Daten 3. und 5. Juli. 157
Nicht akzeptabel ist der Jahreshinweis von Bachem mit 1297. 158
Daß Konrad in Drobowitz
beerdigt wurde, wird in keiner der vorgenannten Quellen bezweifelt. 159
Jedoch bestehen erhebliche Zweifel an der Aussage, daß Konrad später
in die Klosterkirche zu Trebnitz (bei Breslau in Schlesien) überführt
worden und mit Heinrich I., Herzog von Schlesien, in einem Doppelsarkophag
beigesetzt worden ist. Vor allem ist der Zeitpunkt dieser Überführung,
sowie auf wessen Veranlassung dies geschah, noch völlig unklar. Der
Sarkophag dürfte eine Anfertigung des 16./17. Jahrhunderts sein.160
Die Grabplatte des Hochmeisters trägt folgende Inschrift:
CONRADUS
DE FEVCHTWANGEN X. MAGISTER / G(E)N(ER)ALIS ORDINIS TEVTONICI,
VII. ANNIS ORDINI GLORIOSE PRAEFUIT IN BOHEMIA DRAGOVICIIS
CIRCA A(NNO) 1/296. MORTVVS HIC SEPVLTVS QVIESCIT
Die Frage, warum Konrad
von Feuchtwangen in die Klosterkirche von Trebnitz überführt
worden ist bzw. sein soll, und neben Heinrich dem Bärtigen gebettet
wurde, beschäftigt die polnischen Geschichtsforscher ebenso. Eine
nicht ganz abwegige Erklärung bieten Kaczmarek und Witkowski. 161
Konrad VIII. von Öls aus dem schlesischen Herzogshaus war etwa ab
1434 bis zu seinem Tod 1457 Landkomtur von Böhmen-Mähren, residierte
allerdings vorwiegend im Schloß zu Steinau/Schlesien. Er wurde in
seiner Ballei vom Komtur zu Troppau, Gregor von Pankow, vertreten.162
Die Klosterkirche von Trebnitz wurde die Nekropole derer von Öls.
Dort im Zisterzienserinnenkloster lebte auch die Nichte Margarete von Konrad
VIII. als Nonne und stand ab 1456 dem Kloster als Äbtissin vor. Es
ist nicht auszuschließen, daß der Herzog Konrad VIII. noch
als Landkomtur von Böhmen-Mähren den Wunsch äußerte,
Konrad von Feuchtwangen in die Klosterkirche zu Trebnitz umbetten zu lassen,
nachdem auch er von der Verwüstung des Friedhofes und der Kirche zu
Drobowitz durch die Hussitenkämpfe erfahren hatte.
Dieser
Wunsch Konrads VIII., durch dessen Tod nicht mehr ausgeführt, ist
dann zu einem späteren Zeitpunkt erfüllt worden. Wann dies geschah,
wird wohl offenbleiben müssen.
Ein weiterer Grund einer
Zusammenlegung Konrads mit Heinrich I. wäre die enge Verbundenheit
des Herzogshauses von Schlesien mit dem Deutschen Orden. Heinrich I. der
Bärtige, sah im Orden im Kulmerland einen Außenposten für
sein angestrebtes vereintes Polen. Auch die Familien seiner Frau Hedwig
sowie die seiner Schwester Adelheid unterhielten gute Beziehungen zum Deutschen
Orden. Hedwig, vom Papst heiliggesprochen, liegt in der Hedwig-Kapelle
der Klosterkirche Trebnitz. Das sind Überlegungen, die zweifellos
das Umbetten Konrads von Feuchtwangen rechtfertigen. 163
Drobowitz ging am 20. September 1411 an König Wenzel IV. von Böhmen
und war ein ständiges Pfandobjekt des Königs. 1418 verlor der
Orden auch das Patronat von Drobowitz. 164
Die letzte Nachricht über
die Grablege Konrads von Feuchtwangen in Drobowitz liegt in einem Schreiben
vom 1. Mai um 1454 (Pilsen) vom Landkomtur der Ballei Böhmen-Mähren,
Wilhelm von Schönburg, an den Hochmeister Ludwig von Erlichshausen
vor. Darin schildert er dem Hochmeister den trostlosen Zustand der Kommende
Drobowitz, des Friedhofs und der Kirche und meint, daß dort der Hochmeister
Hermann von Salza liegen würde. 165
In der Person des Hochmeisters irrte sich von Schönburg; denn Hermann
von Salza war in Salerno in Italien gestorben und zu Barletto in der St.
Thomaskirche begraben. Sein Grab wurde allerdings nicht mehr aufgefunden.
166
Konrad von Feuchtwangen war der einzige Hochmeister, der in der Ballei
Böhmen-Mähren gestorben ist und dort begraben wurde.
153)
Arnold, KvF S. 32; Hennenberger, Erclerung S. 374; Krollmann-Forstreuter,
Altpr. Biogr. S. 181; SS.rer.Pruss I S. 543 (Nicolaus v. Jeroschin, Chronik
von Preußenland), III S. 392 (Detmar Joh. v. Posilge, Chronik des
Landes Preußen), V S. 216 (Paul Pole’s Preußische Chronik)
154)
Mirbach-Harff , Beiträge II S. 177 - in der Anm. 457 betont er "nicht
zu Prag"; Perlbach, DO-Necr. S. 359 - ein Graudenzer Nekrolog,
den auch Arnold, KvF S. 32, nicht unerwähnt läßt. Die Inschrift
der Grabplatte in Trebnitz berichtet ebenfalls, daß Konrad in Drakowitz
(Drobowitz) gestorben sei.
155)
Wojtecki, Studien S. 48
156)
Tumler, DO S. 339
157)
Arnold, KvF S. 32; UB Ball.Hess. III S. 243
158)
Bachem, Chronologie S. 22
159)
Millauer, DRO S. 83 Anm. 51. Millauer bringt den Hinweis von Petrus de
Dusburg, daß Konrad im Schloß ("...
in Drogowicz castro") begraben worden sei, und meint, daß
die Mitte des 19. Jahrhunderts noch sichtbaren Schloßreste das ehemalige
Deutschordenshaus gewesen sein müßten. Vgl. a. Mirbach-Harff,
Beiträge II S. 175
160)
Über diese Grabstätte Konrads von Feuchtwangen berichten ausführlich
Romuald Kaczmarek und Jacek Witkowski in ihrem kunsthistorischen Beitrag
"Das Grabmal des Hochmeisters des Deutschen Ordens Konrad von Feuchtwangen
in der Zisterzienserinnenkirche in Trebnitz" im Anschluß an diese
Arbeit.
161)
Ihre Ansicht teilte auch Pater Antoni Kielbasa in Trebnitz mir gegenüber
bei einem Gespräch im Mai 1985. Kurz zuvor hatte erst eine interessentengruppe
vor Ort darüber diskutiert und war zum gleichen Ergebnis gekommen.
162)
Mirbach-Harff, Beiträge II S. 165
163)
Zientara, Preußische Fragen S. 101
164)
Mirbach-Harff, Beiträge II S. 178
165)
Palacky, Urk. S. 81 Nr. 70; Voigt, DO i. Böhmen S. 136
166)
Forstreuter, Bildnisse S. 2
Erstellt:
16.3.1998 durch Werner Uhlich