Band 1
Inhaltsverzeichnis
<<   blättern   >>
Übersicht Briefe
Faksimile
Lateinischer Originaltext

Brief 15

Wigo beklagt einem Dominus (Abt) Dietrich gegenüber den Verlust eines Klerikers und die Eskalation der Streitigkeiten mit den Nachbarn. 67
-
Dietrich, den Herrn, 68 grüßt Wigo, sein Mitbruder, im Namen des allmächtigen Gottes.Wie durch die Nachlässigkeit des Hirten oft die Herde Schaden nimmt und die Schafe weniger werden, 69 so haben wir durch mangelnde Voraussicht zugelassen, daß die jungen Knechte unserer Nachbarn vereint einen unserer Kleriker niedermachten. 70 Und siehe, es folgten darauf mancherlei Streit und Hader. Um diesen die Grundlage zu nehmen und im Sinne der für uns gültigen Rechtsnorm schon im Ansatz zu unterbinden, bitten wir Euch, Ihr wollt uns mit diesem Boten jedes geeignete Buch zuschicken, aus dem unsere Rechte hervorgehen, 71 falls Ihr ein solches habt. Lebt recht wohl.

Faksimile
------------
------
-
BriefX14
-
-
-
-
--
-
-
-
-
-
-
-
-
-
Brief 15
-
-
Brief 16 
 
 

Lateinischer Originaltext:
15.
Domno Dietrico Wigo confrater in Deo summo salutem.
-
Sicut per pastroris neglectum sepe veniunt detrimenta paucarum ovium, ita de hebitudine nostré inprovidentié nostrorum vicinorum servuli congregati quendam clericum nostrum membratim detriverunt. Et ecce subsecuntur varié conflictationes multorum. Has adnullandas et canonica ratione destruendas, si ullus liber penes vos factorum habetur, nobis rogamus prestari et per presentem nuntium transmitt. Bene valeatis.

67) Bossert (Die Briefe des Feuchtwanger Dekans Wigo. S. 67 - 72) hält Dietrich für den Adressaten von Brief 2 (Theoderich). Strecker (Die Tegernseer Briefsammlung. S. 15 f.) hält dies für unwahrscheinlich.
68) Die Benediktus-Regel schreibt vor: "Der Abt wird 'Herr' und 'Abt' genannt, weil der Glaube in ihm den Stellvertreter Christi sieht. Das maßt er sich nicht an; vielmehr ehrt und liebt man Christus in ihm. Er muß aber daran denken und sich so verhalten, daß er solcher Ehre würdig ist." (Kapitel 63. S. 173)
69) Die Benediktus-Regel verlangt vom Abt, daß er dafür Sorge tragen solle, "... daß er an der ihm anvertrauten Herde keinen Verlust zu beklagen hat ..." (Kapitel 2. S. 67). In Kapitel 27 wird der Abt daran erinnert, daß er den Guten Hirten nachahmen solle. (S. 115)
70) Die Mönche waren also ihres Lebens nicht mehr sicher.
71) Diese Interpretation beruht auf der Überlegung, daß Dietrich als ehemaliger Abt von Feuchtwangen einen Teil der Klosterakten bei sich hatte.

Erstellt: 12.3.1998 - letzte Änderung am 2.2.2000 durch Hans Ebert
<<   blättern   >>