Wigo
beklagt einem Dominus (Abt) Dietrich gegenüber den Verlust eines Klerikers
und die Eskalation der Streitigkeiten mit den Nachbarn.67 -
Dietrich, den Herrn, 68
grüßt Wigo, sein Mitbruder, im Namen des allmächtigen Gottes.Wie
durch die Nachlässigkeit des Hirten oft die Herde Schaden nimmt und
die Schafe weniger werden, 69 so haben
wir durch mangelnde Voraussicht zugelassen, daß die jungen Knechte
unserer Nachbarn vereint einen unserer Kleriker niedermachten. 70
Und siehe, es folgten darauf mancherlei Streit und Hader. Um diesen die
Grundlage zu nehmen und im Sinne der für uns gültigen Rechtsnorm
schon im Ansatz zu unterbinden, bitten wir Euch, Ihr wollt uns mit diesem
Boten jedes geeignete Buch zuschicken, aus dem unsere Rechte hervorgehen,
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falls Ihr ein solches habt. Lebt recht wohl.
Faksimile
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BriefX14
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Brief
15
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Brief
16
Lateinischer
Originaltext: 15.
Domno
Dietrico Wigo confrater in Deo summo salutem.
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Sicut
per pastroris neglectum sepe veniunt detrimenta paucarum ovium, ita de
hebitudine nostré inprovidentié nostrorum vicinorum servuli
congregati quendam clericum nostrum membratim detriverunt. Et ecce subsecuntur
varié conflictationes multorum. Has adnullandas et canonica ratione
destruendas, si ullus liber penes vos factorum habetur, nobis rogamus prestari
et per presentem nuntium transmitt. Bene valeatis.
67)
Bossert (Die Briefe des Feuchtwanger Dekans Wigo. S. 67 - 72) hält
Dietrich für den Adressaten von Brief 2 (Theoderich). Strecker (Die
Tegernseer Briefsammlung. S. 15 f.) hält dies für unwahrscheinlich.
68)
Die Benediktus-Regel schreibt vor: "Der Abt wird 'Herr' und 'Abt' genannt,
weil der Glaube in ihm den Stellvertreter Christi sieht. Das maßt
er sich nicht an; vielmehr ehrt und liebt man Christus in ihm. Er muß
aber daran denken und sich so verhalten, daß er solcher Ehre würdig
ist." (Kapitel 63. S. 173)
69)
Die Benediktus-Regel verlangt vom Abt, daß er dafür Sorge tragen
solle, "... daß er an der ihm anvertrauten Herde keinen Verlust zu
beklagen hat ..." (Kapitel 2. S. 67). In Kapitel 27 wird der Abt daran
erinnert, daß er den Guten Hirten nachahmen solle. (S. 115)
70)
Die Mönche waren also ihres Lebens nicht mehr sicher.
71)
Diese Interpretation beruht auf der Überlegung, daß Dietrich
als ehemaliger Abt von Feuchtwangen einen Teil der Klosterakten bei sich
hatte.
Erstellt:
12.3.1998 - letzte Änderung am 2.2.2000 durch Hans Ebert