Bisherige
kritische Veröffentlichungen
Vor Seilers Veröffentlichung
im Jahr 1882, 118 wurde der Froumund-Codex
recht willkürlich behandelt. In eigenmächtigen, nach Kombinationen
der Herausgeber getroffenen Anordnungen, wurden seit 1685 Bruchstücke
des Codex veröffentlicht 119
und noch dazu nicht in der originalen Reihenfolge.
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Erst
Seiler erkannte
den chronologischen Aufbau der Sammlung: 120
Teil I des Froumund-Codex enthält die einzelnen Stücke in richtiger
zeitlicher Reihenfolge. Einzelne kleine Abweichungen können diese
Grundstruktur nicht erschüttern. Sie wird von fast allen Bearbeitern
anerkannt. Wir halten uns in dieser Bearbeitung an die Reihenfolge der
Stücke im Originalcodex und übernehmen die Numerierung Streckers,
121
der in seiner grundlegenden Veröffentlichung von 1925 die Briefe fortlaufend
mit arabischen, die Gedichte mit römischen Ziffern bezeichnete. Die
„Feuchtwanger Briefe" haben dort die Nummern 1 bis 16.
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Für bisherige lokale
Feuchtwanger Veröffentlichungen kamen die ersten 16 Briefe in Frage,
dazu die Briefe 34, 85 und 97, in denen Wigo, der Leiter der Mönchsgruppe
aus Tegernsee, Abt in Feuchtwangen, eine Rolle spielt. Alle anderen Briefe
und Gedichte lassen keinen direkten Bezug zu Feuchtwangen erkennen.
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In
der lokalen Geschichtsschreibung erschienen Briefe aus dem Froumund-Codex
erstmals in Auszuügen in lateinischer Sprache und inhaltlich kommentiert
bei
Engelhardt
im Jahr 1869. 122 Drei Jahre danach,
1872, erschien eine Reihe von Briefen in lateinischer Sprache bei Steichele,
123
der inhaltlich darauf Bezug nahm. Steichele brachte 15 Briefe als sogenannte
„Wigo-Briefe", genannt nach Wigo, dem Leiter der nach Feuchtwangen gesandten
Tegernseer Mönche. Als Vorlage diente ihm die Veröffentlichung
von Pez.
124
und die Briefe wurde in dieser Reihenfolge angegeben: 1, 2, 15, 4, 5, 7,
8, 10, 11, 12, 13, 34, 97, 14, 85. 125
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Angeregt durch die Veröffentlichung
von Steichele brachte Pfarrer Friedrich Wilhelm Albrecht aus Unterampfrach
bei Feuchtwangen im Jahr 1896 erstmals deutsche Übersetzungen von
14 Briefen unter dem Titel „Die Briefe des Wigo" heraus. 126
Er legte folgende Reihenfolge fest: 1, 2, 4, 5, 7, 10, 15, 13, 12, 34,
11, 97, 14, 85. Allerdings scheint die Öffentlichkeit in Feuchtwangen
selbst keine Kenntnis von Albrechts Arbeit genommen zu haben. Dieser Bearbeiter
traf auch eine stilistische Würdigung Froumunds.
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Otto
Meyer,
127
der spätere Würzburger Historiker, stellte in seinen Untersuchungen
der rechtlichen Stellung der Filialklöster 1938 folgende Reihenfolge
auf: 5, 7, 4, 8, 1, 10, 13, 2, 34 (11, 12 und 14 nicht datiert), wogegen
sich Schmeidler
energisch wehrt und seinerseits noch einmal die chronologische Anordnung
des Codex hervorhebt. 128
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Volkert129
hält in seinen Regesten 1964 folgende Reihenfolge für wahrschein-lich:
7, 8, 5, 4, 34, 13, 16. Er weist aber auf andere Möglichkeiten hin.
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Funk
behauptet noch 1954, daß seine eigene Veröffentlichung nach
Möglichkeit die richtige zeitliche Reihenfolge wiedergibt und im Originalcodex
die zeitliche Reihenfolge vernachlässigt sei.130
Er steht mit dieser Meinung aber ziemlich alleine. Funk legt sich auf folgende
Reihe fest: 1, 5, 2, 4, 7, 13, 34, 10, 12. Die Übersetzungen dieser
9 Briefe fertigte Hermann Joseph Lux.
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Da bei Brief 4 eine kleine
Unstimmigkeit vorzuliegen scheint, ergibt sich folgende logische Reihenfolge
der Briefe: 1, 2, 3, (4), 5, 6, 7, 4, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16;
bei den Briefen 34 und 85 ist nicht sicher, ob sie etwas mit Feuchtwangen
zu tun haben; der Brief 97 ist nicht mehr im eigentlichen Froumund-Codex
enthalten und entzieht sich so einer Datierbarkeit. Brief 5 ist die Einlage
in Brief 7. 131
Anmerkungen:
118)
Seiler: Froumunds Briefcodex. S. 400.
119)
Mabillon: Vetera analecta. 1685; Meichelbeck: Historia Frisingensis. 1724;
Pez: Thesaurus anecdotorum novissimus. Tom. VI. Pars 1. 1729.
120)
Seiler: Froumunds Briefcodex. S. 400., Schmeidler: über die Tegernseer
Briefsammlung. S. 397.
121)
Tegernseer Briefsammlung.
122)
Engelhardt: Die Stiftskirche zu Feuchtwangen.
123)
Steichele: Das Bisthum Augsburg. Bd 3. S. 341 - 349. Auf Seite 344 steht
ein Brief ohne Nummer, deswegen erscheinen nur 14 Nummern.
124)
siehe Anmerkung 119.
125)
Bei Brief 34 hat Steichele den falschen Adressaten gelesen. Richtig ist
Bischof Theodulo von Freising (Meyer: Augsburger Eigen-, Tegernseer Filialklöster.
S. 627). Ebenfalls falsch ist in Brief 14 der Adressat Eberhard.
126)
Albrecht: Die Briefe des Wigo. S. 121 - 205.
127)
Meyer: Feuchtwangen, Augsburger Eigen-, Tegernseer Filialkloster. S. 599
- 638.
128)
Schmeidler: Die Briefsammlung Froumunds von Tegernsee. z. B. S. 236.
129)
Die Regesten der Bischöfe von Augsburg. Bd 1. 2. Lieferung. S. 108
- 114.
130)
Funk: Feuchtwangen. S. 61.
131)
Meyer: Feuchtwangen, Augsburger Eigen-, Tegernseer Filialkloster. S. 609
f.
Erstellt:
12.3.1998 - letzte Änderung am 2.2.2000 durch Hans Ebert