Band 1
Inhaltsverzeichnis
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Froumunds Brief- und Gedichtsammlung

Von all diesen Werken soll weiter der Clm (Codex latinus monacensis) 19412, also die Nummer 3 der vorstehenden Zusammenstellung, behandelt werden, der die „Feuchtwanger Briefe" enthält. Für die Kulturgeschichte hat Froumunds Codex großen Wert. „Er gibt ein anschauliches Bild vom Leben und Treiben einer Klostergemeinschaft um 1000 und einen wichtigen Ausschnitt aus der bairischen Geschichte ..." 111. Es heißt auch mit Recht, daß „... die Tegernseer Briefsammlung ... nicht bloß einen intimen Einblick in das geistliche Leben einer der bedeutendsten Abteien von Sydbayern [gibt], sie ist auch ein wesentlicher Beitrag zur deutschen Kultur im 10. und 11. Jahrhundert." 112
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Dieser Clm war jahrhundertelang im Kloster Tegernsee aufbewahrt worden; er befindet sich seit der Säkularisation in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, von wo uns freundlicherweise die den Kern dieser Arbeit bildenden Reproduktionen zur Verfügung gestellt wurden.
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Die Pergamenthandschrift Clm 19412 besteht aus zwei Teilen, welche durch eine Papiereinlage von 8 Blättern getrennt sind. 113 Das Pergament - es wurde damals wertmäßig mit Silber aufgewogen - weist an einigen Stellen Löcher auf, die schon bei der Beschriftung berücksichtigt wurden. Die Blätter des ersten Teils sind 14 cm hoch und 11,5 cm breit. Er umfaßt die Seiten 1 bis 136 und ist die eigentliche Froumundsche Brief- und Gedichtsammlung (Codex epistolaris Froumundi).
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Der zweite Teil besteht in sich wieder aus zwei Teilen, deren erster 12 cm hohe und 8 cm breite Seiten aufweist. Er reicht von Seite 136b bis 167. Der folgende ist ebenso hoch, aber 9,5 cm breit und reicht bis zur Schlußseite 248 des Codex.
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Auch inhaltlich heben sich diese drei Teile scharf voneinander ab. Als Froumund-Codex kann man allein den Teil I, Seite 1 bis 136, bezeichnen, geschrieben in karolingischen Minuskeln. In diesem Teil befinden sich auf den Seiten 1 bis 23 das Eröffnungsgedicht (Gedicht I) 114 und die 16 sogenannten „Feuchtwanger Briefe" (Nummer 1 bis 16 nach der Edition von Strecker). 115  Insgesamt enthält dieser auch für Feuchtwangen interessante Teil 93 Briefe und 36 Gedichte, die Gedichte alle von Froumund selbst verfaßt. Die Briefe dagegen stammen entweder von ihm selbst oder aber von anderen Personen, in deren Namen er sie verfaßt hat. 116 Froumund sammelte diese Briefe laufend während seiner Feuchtwanger Zeit und später. Nach 1005 wurden sie aus Konzeptheften heraus redigiert, von ihm und seinen Schülern im jetzt vorliegenden Codex gesammelt und nach anerkannter Ansicht chronologisch eingetragen. 117
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Es sei betont, daß die Briefe noch die gesamte Korrespondenz des Feuchtwanger Klosters zu Froumunds Zeit darstellen. Er hat dies selbst anschaulich im Eröffnungsgedicht erläutert. Aber auch vor und nach ihm gingen Briefe aus der Klosterkanzlei, die uns nicht erhalten sind.
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Der letzte Brief dieses ersten Teils, Brief 93, bricht mitten im Satz ab. Er stammt vermutlich aus dem Jahr 1008 und ist das letzte Lebenszeichen von Froumund. Nur wenige Seiten des Teiles I könnten verlorengegangen sein.
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Teil II enthält keinen von Froumund verfaßten Brief mehr und auch kein von ihm stammendes Gedicht; einige Briefe sind an ihn gerichtet. Er schließt auch zeitlich nicht an Teil I an. Seine Seiten 136b bis 167 enthalten offenbar eine Nachlese aus Froumunds Nachlaß, die bis 973 zurückreicht und nach seinem Tode zusammengestellt wurde. Es handelt sich um die Briefe 94 bis 107 und das Gedicht XXXVII. Einige Briefe dieses Teiles stammen aus der Zeit nach Froumunds Tod.
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Teil III des Codex, von Seite 168 bis zur Schlußseite 248, stellt zwar eine Sammlung von Briefen und Gedichten in buntem Gemisch dar, ähnlich wie Teil I, aber mit Froumund hat er überhaupt nichts mehr zu tun. Während Teil I den Charakter eines persönlichen Albums hat, ist Teil III eher eine Sammlung von Musterbriefen für wiederholte Verwendung in der Klosterkanzlei. Es handelt sich um die Briefe 108 - 130 und die Gedichte XXXVIII bis XLIII.
 



Der „Fichtenstock"

Dieser verkieselte Baumstamm wurde 1572 unter dem Hochaltar der Stiftskirche aufgefinden. Er wird in der Sage mit Karl dem Großen in Verbindung gebracht. Siehe Seite 9!

111) Langosch: Froumund von Tegernsee. S. 779.
112) Redlich: Strecker, K., Die Tegernseer Briefsammlung (Rezension). S. 232.
113) Der Codex ist ausführlich beschrieben bei: Seiler: Froumunds Briefcodex., Eder: Die Schule des Klosters Tegernsee und in der Tegernseer Briefsammlung (kritische Ausgabe von Strecker).
114) Tegernseer Briefsammlung. S. 1.
115) ebenda S. 2 - 16.
116) Tegernseer Briefsammlung: S. V bis XXIX. und Schmeidler: Die Briefsammlung Froumunds von Tegernsee. S. 222.
117) Tegernseer Briefsammlung: S. V bis XXIX. und Eder: Die Schule des Klosters Tegernsee. S. 42.
Erstellt: 12.3.1998 - letzte Änderung am 2.2.2000 durch Hans Ebert
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