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Gedenck-, Stadt- und Huth-Buch
(Chronik der Stadt Feuchtwangen)
Stadtarchiv Feuchtwangen - Archivbücherei I, 6
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Johann Georg Hermann Bärmeyer
Handschrift von 1736 (Abschrift)
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Zum 14. Jahrhundert

Kapitel XXIV

Von den zweimal erlittenen Hauptbränden der Stadt Feuchtwang

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§ 1

Wann ist die Stadt erstmals verbrannt worden?

Nach einem stiftischen Aufsatz, der Stadt Altertümer ist die Stadt Feuchtwang anno 1309 ganz und gar abgebrannt, dann, so lauten die Worte: "Es hat die Stadt viele Prünst und ander Unglück ausgestanden, als erstlich anno 1309". Da es gar ausgebrandt, durch weßen Zufall der Brand geschehen und auskommen, ist hier nicht angezeigt, ob es durch Fahrlässigkeit der Einwohner oder durch Feindesgewalt geschehen.

Aus einem stiftischen Msto. findet sich aufgezeichnet, dass Feuchtwang durch die Einwohner zu Dinkelsbühl verbrannt worden, also lauten die Worte: "Die von Dinkelsbühl haben Feuchtwang 2 mahl verbrandt, da hat die Stadt

391 das Capitel um Hülff angelangt zu bauen und zu bevesten die Stadt."

§ 2

Wann erging der andere Brand über die Stadt Feuchtwang?

Der andere Brand der Stadt folgte dem ersten 79 Jahre nach, den 8. April anno 1388.

§ 3

Von wem und um was für Ursachen willen war die Stadt von den Dinkelsbühlern verbrannt?

Nach einem schriftlichen Aufsatz und Bemerkung der Feuchtwanger Altertümer war sie von den Dinkelsbühlern um des abgesetzten Kaisers Wenzeslay willen im Städtekrieg bis auf 3 Häuser und der Stiftskirche abgebrannt. Die Alten haben es auch gesetztermaßen zu verzeichnen be-

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merkt.

Anno 1388 den 8. April ist die Stadt Feuchtwang von den Bürgern zu Dinkelsbühl in Brand gesteckt worden, wegen des abgesetzten Kaisers Wenzeslai, welchen zwischen ihnen ein großer Streit entstanden, dass nicht mehr als 3 Häuser und das Stift is stehen geblieben.

§ 4

Ist der Ort nach dem ersten Brand wieder mit einer Mauer umgeben worden?

Nein! es ist bis auf den letzten Brand ein offener, der Gassen nach weit auseinander gelegener Ort oder flecken geblieben und ist nachher bei Umfassung der Mauer zu der Größe und Weitläufigkeit, wie sie vor den ersten Brand gewesen, nicht

393 mehr kommen, indem die Stadt, wie sie sich jetzt befindet, in einen ganz kleinen Raum und Platz zusammen gefasst und mit einer Ringmauer umgeben worden. Nachdem nun die Sulzach vor Zeiten mitten durch den Ort gelaufen und die noch im Gedächtnis gebliebene Gassen und Gegenden, sonderlich die Häfnersgasse, der Straßen gegen Mosbach zu, bekannt ist, so läßt sich urteilen, dass die alte Stadt einen Platz und Raum 3 mal größer als die heutige Stadt inne gehabt, dass sie aber ganz und gar in ihren weitein Begriff ringsum mit Mauern umgeben worden, will man nicht behaupten, doch muss aus außer den Vorstädten ein ziemlicher Teil der Stadt mit Mauern um fast wieder umfasst worden sein, Stadtschreiber Jodo-
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cus Schöll meldet, in seinen anno 1529 verfertigten Gedenkbuch ausführlich von der Anlegung der Mauer anno 1395. Dass der Ort wiederum mit einer Mauer umgeben worden, muss daher schon unter ihren ersten Anwachs vor dem Interregno und ersten Brand mit einer Mauer verwahrt worden sein.

§ 5

Was war mehr Ursache, dass die benachbarte Reichsstadt Dinkelsbühl zur Zeit des Städtekriegs den Ort verbrannt und ihren Ruin gesucht?

Es sind die verschiedenen Ursachen, welche den Dinkelsbühlern Anlass geben, zur damaligen verwirrten Zeit, als die Überzüge, Raub, Brand und Nahme in größten Schwang gangen, sich durch

395 Hilfe der übrigen schwäbischen Bundstädte Augsburg, Ulm, Nördlingen und vieler anderen eines Vorteils zu unterziehen und den hiesigen Ort der Nähe und Nahrungs Abgang halben zu ruinieren, wozu sie um so viel mehr an die Stadt Feuchtwang zu kommen, Gelegenheit gehabt, da diese in den Städtebund nicht mit eintreten wollen, weil sie wieder ihren Pfandherren, Herrn Burggrafen Friedrich zu Nürnberg, mit dem die Reichsstadt Nürnberg und die mit ihr verbündeten Städte in Franken und Schwaben feindlich wider einander auf gewesen nicht vereinigen oder feindlich gegen desselbe sich erzeigen dürfen, daher sie Dinkelsbühler durch ihre Gehilfen den ihnen ohne dem der Nähe und Nahrungs Abgang halben schädlichen Ort durch den unternommenen Brand
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aus den Augen schaffen wollen. Auf Seiten des Herrn Burggrafen Friedrich des 5ten war Fridericus Bellicosus, Kurfürst zu Sachsen, dann die Bischöfe zu Bamberg und Würzburg, Fürst zu Henneberg, Markgraf von Meißen und andere wider die Städte im Bündnis.

Anderenteils mag der von den Dinkelsbühlern an der Stadt liegende Schafhof Mackenhof nächst auf dem Heilbronner Berg zu einer Feindschaft und Verbitterung viel Anlass gegeben haben, gestalten die Bürgerschaft hier solchen Schafhof so oft die von Dinkelsbühl solchen aufgebaut, allezeit gleich wieder abgebrannt haben, wie unsere alten von ihren Ureltern gehört und diese mündliche Tradition immer fortgepflanzt worden.

397 Was mit dem Kaiser Wenzel vorgegangen, da es hiesige Stadt mit solchen und jene mit dem neuen Kaiser solle gehalten haben, war nur unscheinbaren Ursache, das Hauptabsehen, den hiesigen Ort zu ruinieren, war kein anderer als die Nähe und der dadurch entstandene Nahrungsabgang unter diesen Wenzel entstünde der verderbliche Städtekrieg zwischen Graf Eberhard von Württemberg und den schwäbischen Bundesstädten, welcher über 5 Jahre dauerte, darinnen 1200 Dörfer in Brandstätte verwandelt werden, wieder die Fürsten verbanden sich 72 Städte am Rhein und in Schwaben zusammen. Die Ursache dieses grundverderblichen Kriegs solle daher entstanden sein.

Erstellt: 22.10.2005 durch Hans Ebert

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