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Gedenck-, Stadt- und Huth-Buch
(Chronik der Stadt Feuchtwangen)
Stadtarchiv Feuchtwangen - Archivbücherei I, 6
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Johann Georg Hermann Bärmeyer
Handschrift von 1736 (Abschrift)
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Kapitel XVIII

Vom Kirchen- und Reichszustand unter Kaiser Heinrich IV. und Philipp II.

§ 1

Wie war der Kirchenzustand im deutschen Reich und in unserem Revier beschaffen?

Solcher war in großer Verwirrung, indem unter den Bistümern, Abteien, Probsteien, Pfründen und Pfarreien großer Zank, Hader und Zwistigkeiten entstanden, so die Päpste zu Rom entscheiden mussten, also dass anno 1190 ganze Regen mit Geld gen Rom niedergefallen seien, wie Usprin-

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gensis davon schreibt.

Freue dich Rom, es kommen ganze Platzregen mit Geld, ganze Wolkenbrüche tun sich auf, dass ganze Bäche mit Geld zu dir flössen.

§ 2

Was liegt mit den Klöstern, Probsteien, Kirchen versetz- und pfandhalber dieser Zeit unter?

Dieses, dass die Klöster Probsteien und Kirchen nach ihrem Gefallen versetzten und verpfändeten, wie dann anno 1198 Kaiser Philippus an Bertholdo von Neiffen Auersperg versetzte, davon die Nachkommen sich wieder mit 100 Mark Goldes gelöst. Ein jeder Bauer musste jährlich 1 Malter Haber geben, so ging man damals

293 mit dem Stifts- und Klöstereinkünften um, die Ursache war, weil 3 Päpste sich aufwarfen und kein recht einig Oberhaupt hatten. Franckens Chronica fol. CLXX.

§ 3

Wie war der Zustand der Laien oder des gemeinen Mannes in dem abgewichenen 11., 12. und 13. Jahrhundert überhaupt beschaffen?

So elend, als man solchen kaum mit der Feder beschreiben kann, angesehen die Unwissenheit der Laien und Gemeinen in dieser Zeit Überhand genommen, dass man es wohl die finstere Zeit nennen darf, in welcher durch die vielen innerlichen Kriege, erregte Unruhen der Päpste, der vergeblichen Kreuzzüge nach dem gelobten Land, wodurch der Deutschen Blut auszuzapfen, das waren Intent gewe-

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sen, die Wissenschaften guten Teils zu Grunde gegangen, hingegen die Unwissenheit und Barbarei eingeführt und durch den päpstlichen Bannstrahl die nur alles in die päpstliche Schatzkammer zu bringen fortgepflanzt, zu dem Ende eine neue Satzung über die andere in geistlichen Sachen gemacht worden, eine solche unter dem gemeinen Mann fortgesetzte Unwissenheit, da kein Gemeinder weder schreiben noch lesen können, wozu noch dieses kommt, dass dieser Zeit in Aufrichtung der schriftlichen Instrumenten allein nur die lateinische Sprache gebraucht worden, die außer den Juristen und Gelehrten der gemeine Mann nicht verstanden, deswegen in Ermangelung der Gelehrten die meisten schriftlichen Instrumente von den Mönchen oder geistlichen Personen ausge-
295 fertigt zu werden an vielen Orten in Gebrauch gewesen, die sich aber in Beschreibung der Begebenheiten gar träge und faul finden lassen und öfters die vornehmsten Umstände einer Sache übergangen, darüber viele Scribenten klagen, ausgenommen was die Gelehrten und wenige Juristen uns aufgezeichnet hinterlassen, hat verursacht, dass wir durch diesen 300jährigen Zeitverlauf von den vorgegangenen Begebenheiten wenige Spuren und Nachrichten haben, es war auch dieser Zeit etwas in deutscher Sprache zu schreiben, was gar Schweres, also dass es vielen davor ekelte, wie an dem Exempel des Eginhardi in vita Caroli Magni ersehen, dass solcher die deutsche Sprache zu excolieren durch Verfertigung einer Grammatik beflissen gewesen, aber damit nicht zurecht
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kommen können, in späteren Jahren findet man zwar deutsche Schriften, sie sind aber sehr rar, endlich hat der hochberühmte Rudolphus Habspurgicus möglich gemacht, was vorhin unmöglich angeschienen, indem er zu Anfang seiner kaiserlichen Regierung anno 1273 die deutsche Sprache in Schriften einzuführen nachdrücklich befohlen, welche jetzt in größten Schwang geht, so dass sie anderen Sprachen an Zierlichkeit und Wörtervorrat gar wenig nachgeben wird.

Erstellt: 22.10.2005 durch Hans Ebert

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