Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg |
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11. Pf. Ober-Ampfrach.
Patr. Das Collegiat-Stift Feuchtwangen.
Ober-Ampfrach mit 212 S. liegt 3 St. nordwestlich von Feuchtwangen, auf einer Anhöhe, an der nordwestlichen Grenze des Kapitels Dinkelsbühel.
Der Ort, in alter Zeit Ober-Ampfrau genannt, erscheint unter diesem Namen das erste Mal in einer Urkunde vom 22. Okt. 1299, laut welcher Liupold der ältere von Weiltingen seine Besitzungen in den beiden Dörfern Ober- und Unter Ampfrau (possessiones duarum villarum Ampfrau scilicet superioris et inferioris) an seine Gemahlin Margaretha als Entschädigung für abgetretene Güter in Eringen (bei Wallerstein) überweist1). Die Pfarrkirche von Ober-Ampfrach wurde vom Stifte Feuchtwangen, und mit demselben durch völlige Incorporation vereinigt, welche Cardinal Pileus am 20. Juni 1380 dem Stifte bestätigte2), und Papst Bonifacius IX. am 8. Februar 1402 in vollster Weise erneuerte, mit der Ermächtigung für das Stift, die Seelsorge der Pfarrei durch Stiftsherren oder andere Weltpriester nach eigener Wahl verwalten zu lassen3). Die Protestantisirung der Pfarrei Ober-Ampfrach geschah durch Brandenburg-Onoldsbach vom J. 1528 an; der damalige Pfarr-Vicar Wolfgang Gall, Stifts-Vicar von Feuchtwangen, fügte sich in die neue Kirchen-Ordnung.
Die Pfarrkirche zu Ober-Ampfrach, dem heil. Georgius geweiht, stammt noch aus katholischer Zeit; denn sie wurde gegen Ende des 15. Jahrhundertes erbaut und hat sich in baulicher Beziehung unverändert erhalten. Den Chro der Kirche bildet ein ungemein weiter Thurm, dessen Seitenwände mit dem Kirchenschiffe gleich laufen; in ihm hängen drei Glocken4). Die Kirche bewahrt einen Flügel-Altar mit herrlichen Gebilden der späthgothischen Kunst. Im Altarschreine sitz unter dem Kreuze die heil. Maria, den Leichnam Jesu auf dem Schooße; auf ihren Zügen ruht heiliger Schmerz, unaussprechliche Liebe gießt sich über das Antlitz des im Tode geopferten Gottessohnes; zur Rechten der heil. Jungfrau steht St. Johannes, zur Linken die heil. Magdalena. Die beiden Flügelthüren sind innen mit Gemälden auf Goldgrund bedeckt; rechts oben Christus in Gethsemane mit den schlafenden Jüngern, unten die Kreuzigung; links oben Christus vor Pilatus, unten die Auferstehung. Auf den Außenseiten der Flügel finden sich keine Bilder. Ueber die Predella läuft in Holz-Sculptur das heil. Abendmahl. Die Flügel des Untersatzes sind gleichfalls innen und außen bemalt, nämlich, innen auf Goldgrunde, rechts Christus, links die heil. Jungfrau in betender Stellung, außen, weniger gut, die Heiligen Sebastian und Vitus. Auf der Höhe des Altares steht in einem Fialen-Aufbaue der Kirchen-Patron, St. Georgius, mit dem Lindwurm5).
In die Pfarrei Ober-Ampfrach gehörten zu katholischer Zeit außer dem Pfarrdorfe die Orte: 1. Unter-Ampfrach, 2. Schnelldorf, 3. Ungetsheim, 4. Grimswinden, 5 Ransbach an der Holzecke, 6. Stollen-Hof, 7. zwei Höfe zu Hilbertsweiler6).
1. Unter-Ampfrach, mit der Jakobs-Mühle, 600 S., 1/2 St. südlich.
Unter-Ampfrach wird, wie wir schon anführten, mit Ober-Ampfrach das erste Mal genannt am 22. Okt. 1299 (s. ob. S. 496). Damals hatte Liupolt von Weiltingen Besitzungen zu Unter-Ampfrach. Im 14. Jahrhunderte sitzt das Rittergeschlecht der Schade zu Unter-Ampfrach. Ulrich Schade verkauft am 13. Juli 1335 ein Gut zu Nidern Ampfraw an Rabeno den Truchsessen, Kuster des Stiftes Feuchtwangen, am 19. April 1338 eine Hube daselbst an Kloster Sulz. Der in einer Feuchtwanger Urkunde vom 18. Jan. 1444 genannte "Purkhof" zu Nidern Ampfraw deutet auf den ehemaligen Herrensitz (Burg) daselbst7). Zu Anfang des 16. Jahrhundertes ist Karl von Heßberg, Onoldsbachischer Rath und Hofmeister, Amtmann zu Kolmberg, Besitzer von Unter-Ampfrach. Er begann im Jahre 1526 den Bau eines neuen Herrensitzes zu Unter-Ampfrach, und ging dabei mit den Plane um, auch eine eigene Pfarrei daselbst aufzurichten, indem er seinen Herrn, den Markgrafen Kasimir, zu bestimmen suchte, eine Stiftspfründe in Unter-Ampfrach zu verwenden, wo den früher her schon eine Kapelle stand. Es wurde über diesen Plan im J. 1526 zwischen dem Markgrafen, dem Bischofe Christoph von Augsburg und dem Kapitel von Feuchtwangen, welches sich einer Schmälerung seiner Pfründen zu erwehren suchte, Vieles verhandelt, ohne daß damals die Errichtung einer eigenen Pfarrei in Unter-Ampfrach zu Stande kam8). Erst im J. 1569 erhielt Unter-Ampfrach eine neue Kirche und um dieselbe Zeit auch eine eigene (protestantische) Pfarrei, welche gegenwärtig außer dem Pfarrdorfe die Orte Haundorf, Ransbach an der Holzecke, Gumpenweiler, Hilbertsweiler, Stollen-Hof und Altersberg umfaßt. Der Ort selbst ging sammt dem nahen Haundorf im J. 1597 vom damaligen Ortsherrn, Georg Ludw. von Seinsheim, durch Kauf an das Fürstenthum Onoldsbach über9).
2. Schnelldorf, mit der Buch- oder Heckel-Mühle, 523 S., 5/8 St. westlich.
Am 7. Juni 1367 verkaufte Wilhelm von Bemburg (bei Wiesenbach in Wirtemberg), ein Edelknecht, mit seiner Hausfrau und seinen Brüdern an Irmengart, Gräfin von Nassau (bei Weikersheim in Baden), das Dorf Schnelltorf mit dem Bauhofe Schwalenberg, und den Weiler Aspach (bei Kirchberg in Wirtemberg) sammt dem Zehenten zu Wolfsau (bei Rothenburg) für 1500 Pfund Heller10). Durch Heirat einer Tochter dieser Gräfin Irmengart mit einem Hohenlohe-Bartenstein wurde Schnelldorf Hohenlohisch. Der Ort hatte früher ein Kirchlein, welches schon im vorigen Jahrhunderte sehr verfallen war11) und gegenwärtig nicht mehr besteht.
Der oben genannte Bauhof Schwalenberg, welchen die Gräfin Irmengart zur Pfarrei Ober-Ampfrach schenkte, ist als Hof abgegangen.
3. Ungetsheim, 161 S., 1 St. östlich.
Ungetsheim erscheint unter dem Namen Vndankeshein das erste Mal am 7. Jan. 1333, als Ritter Walther der Schrekke "die zwö wysen, die do ligent in der march ze Vndankeshein, der eine heizzet die Bülzwyse, vnd die ander der Nyderwerde", an Kloster Sulz verkauft, wonach Graf Ludwig von Öttingen am 19. Juni 1334 diese beiden Wiesen "ze Vngedankeshein bi der Mül" dem Kloster eignet. Derselbe Walther der Schrekke verkauft am 1. Febr. 1336 "daz holtz zem Eichelberg vnd ze Vndanchsheim" an dasselbe Kloster12). Auch Stift Feuchtwangen erwarb Besitzungen zu Ungetsheim, das bereits in einer Urkunde dieses Stiftes vom 4. Juli 1429 Ungeltzhain heißt. Ungetsheim ist jetzt in die nähere protestantische Pfarrei Breitenau eingewiesen.
4. Grimswinden, 152 S., 3/4 St. nordwestl.
Grimswinden erscheint das erste Mal als ein Weiler und als Eigenthum des Stiftes Feuchtwangen am 14. Aug. 1390; denn an diesem Tage verspricht das Stift, einen gewissen Heinz Wanner einen Brief geben zu wollen "von dez weilers wegen Grimswinden", welcher ihm auf zwei Jahre versetzt war13). Später stand zu Grimswinden ein markgräfliches Jagdschloß.
5. Ransbach an der Holzecke, 72 S., 3/4 St. südwestl.
6. Stollen-Hof, 35 S., 1/2 St. südwestl.
Zur Pfarrei Ober-Ampfrach soll auch der Weiler Emetsweiler gehört haben, welcher in Wildenholzer Markung lag und längst abgegangen ist14).
Ueber Hilbertsweiler s. ob. S. 495.
In Folge des Grenzvertrages zwischen Bayern und Wirtemberg vom 10/10. Mai 1810 kamen an Bayern die Orte Haundorf, Gumpenweiler und Altersberg (Schaf-Hof). Dieselben hatten zur ehemals Wirzburgischen Bisthumspfarrei Leukershausen, jetzt protestantische Pfarrei in Wirtemberg, gehört, wurden aber im J. 1811 in die Pfarrei Unter-Ampfrach eingepfarrt.
1. Haundorf, 214 S., an der Landstrasse von Feuchtwangen nach Krailsheim, 1/2 St. südwestl. von U.-Ampfrach.
Den Ort Haundorf finden wir im 14. Jahrhunderte im Besitze der Familie von Elrichshausen. Kunrat von Elrichshausen, genannt Rizzel von Hüendorf, und Elsbeth, seine eheliche Wirthin, verkauften am 31. Jan. 1334 neun Lehen und ein Söldhaus zu Hüendorf für 138 1/2 Pfund Heller und 14 Heller an das Spital zu Dinkelsbühel15). Die Elrichshäuser sitzen noch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wenigstens noch im J. 1481, zu Haundorf; gegen Ende dieses Jahrhunderts aber ist Karl von Heßberg (s. ob. S. 498) Gutsherr daselbst. Er baute im J. 1499 die heute noch bestehende Kapelle zu Haundorf, wie eine über der Kapellen-Thüre befindliche Inschrift bezeugt16). Die Kapelle, welche vom alten Baue die gothischen Fenster bewahrt hat, soll der heil. Dreieinigkeit geweiht gewesen sein17).
2. Gumpenweiler, 35 S., 1 St. südwestl.
Der Ort erscheint das erste Mal ("eine hube ze Gumpenwiler" am 13. Sept. 134618).
3. Altersberg (Schaf-Hof), 20 S., 5/8 St. westl.
Gegenwärtig wohnen sieben Katholiken in Schnelldorf und je ein Katholik in Unter-Ampfrach, Haundorf und Grimswinden; dieselben sind in die katholische Pfarr-Curatie Feuchtwangen gepfarrt (s. ob. S. 404).
1 Urk. in Wallerstein. Die Deutung des Ortsnamens ist schwierig; s. Förstemann 2, 64.
2 Sane pro parte vestra pridem nobis oblata peticio continebat, quod dudum bone memorie -- episcopus Augustensis ecclesias parrochiales in Feuchtwang, in Hawsen (Hausen bei Hochaltingen) et in Amphra dicte Augustensis diocesis, ac bone memorie -- episcopus Herbipolensis parrochiam ecclesiam in Prethem (Bretthei, wirtemb. Ob.-Amts Krailsheim) dicte Herbipolensis diocesis ex certis causis ipsos ad hoc mouentibus dictis decano et capitulo ac canonicis dicte ecclesie in Feuchtwang vniuerunt et incorporauerunt et alias fecerunt. Nos igitur vestrist in hac parte iustis peticionibus grato concurrentes assensu vnionem, incorporationem et annexionem predictas et omnia alia et singula inde secuta, prout ipsa rite et legitime facta sunt atque gesta, auctoritate, qua fungimur, tenore presentium confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. Urk. des Card. Pileus für das Stift zu Feuchtwang, dat. Nuremberg XII. Kalend. Jul., pontificatus Vrbani pp. VI. anno secundo, Orig. in München.
3 R. B. 11, 238; s. ob. S. 372.
4 Die Inschrift der Glocken, von der größten zur kleinsten, lauten:1. S. Lvcas, S. Marcvs, S. Mathevs, S. Joannes.Hif [l. hilf] vns GottVnd Maria avs aller not.M. CCCC. im XXX iar.Die Glocke trägt ein Bild Christi und Heiligenbilder; andere Zier fehlt.2. Ave Maria gracia plena, dominvs tecvm, benedicta tv in mulieribvs et benedictvs frvctvs ventrist tvi.Sie stammt aus dem 15. Jahrhunderte.
5 Hr. Pfarrer Dr. Nagel zu Ober-Ampfrach hat dieses herrliche Werk deutscher Kunst dem Ruin entrissen, indem er es durch Bildhauer Ad. Sickinger zu München seinem alten Charakter gemäß fassen ließ und jüngst auf dem Altare seiner Pfarrkirche wieder aufstellte.
6 Es liegen Notizen aus dem J. 1531 vor (Archiv Nürnberg), welche angeben, der Pfarrer von Ober-Ampfrach habe zu versehen: Ober-Ampfrach, Grimswinden, Schnelldorf, Ramspach, die Stollenhöf, Unter-Ampfrach, zwen höf zu Hilpranczweiler, und Vngtza (d. i. Ungetsheim), seind über 400 Communicanten.
7 Urkk. in München.
8 Akten im bischöflichen Archive. Bezüglich der alten Kapelle zu Unter-Ampfrach findet sich in dem Gemeindebuche daselbst unter dem Verzeichnisse der ehemals vorhandenen Briefschaften eingetragen: "Kirchwey Brieff der damalß gewesenen Capellen sub honore S. Sebastiani et Viti de anno 1479 den 5. Monats May von Dinkelsbühl ausgefertigt." Mitth. an mit von Hrn. Pfarrer Dr. Nagel in Ober-Ampfrach.
9 Laut Kaufbriefs vom 22. Febr. 1597 geschah der Verkauf beider Orte für 40,000 Guld. und 300 Guld. Leihkauf. Mitth. von Hrn. Pfarrer Dr. Nagel.
10 Urk. im Hohenlohe-Bartensteinischen Archive zu Niederstetten, mir mitgetheilt von Hrn. Pf. Dr. Nagel.
11 Stieber, Nachr. von Brand.-Onolzb. 198.
12 Urkk. in München.
13 Urk. ib.
14 Notiz vom Hrn. Pf. Dr. Nagel zu Ober-Ampfrach, unter Beziehung auf J. G. Vetter Beschr. des Ob.-Amts Feuchtwangen, 1732, Hdschrft, wo aus einem Kaufbriefe von 1466 angeführt wird: Willenholz mit dem Weiler zu Emetsweiler. Wenn es wieder erbaut wird, pfarren die Einwohner nach Ober-Ampfrach, und gibt den Zehenten ins Stiftamt Feuchtwangen.
15 Urk. in München.
16 Ein Stein über dem in der Südmauer angebrachten Eingange der Kapelle trägt das Heßbergische Wappen und darunter die Inschrift (deren Abkürzungen hier aufgelöst sind):Sontag vor sant Veit do ist / die kapele angefangt durich / Karlen von Heschperig, da man / zalt nach Crists geburt M. CCCC. / lxxxxviiii. iar.
17 Stieber 1. c. 456.
18 Stift Feuchtwangische Urk. in München.