Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg |
|
10.
Pf. Moosbach.
Patr.
Das Collegiat-Stift Feuchtwangen.
Das Dorf Moosbach, 223 S., liegt im Werniz-Grunde, 1 St. westlich von Feuchtwangen, an der Werniz selbst, in schöner, fruchtbarer Lage1).
Die Pfarrei Moosbach scheint schon in uralter Zeit in enger Beziehung zum nahen Kloster und Stifte Feuchtwangen gestanden zu haben; ja, vielleicht war sie sogar Filiale der ausgedehnten Pfarrei Feuchtwangen. Wir schließen Dieses aus einer Stelle in den erneuerten Statuten des Stiftes Feuchtwangen vom J. 1409; denn eine ältere Nachricht über die Pfarrei Moosbach besitzen wir nicht. Diese Stelle, die Pfarrei oder Vicarie zu Moosbach wirklich an die Stiftung der Collegiat-Kirche zu Feuchtwangen knüpfend, spricht nämlich aus, das Kapitel zu Feuchtwangen verleihe diese Pfarrei oder Vica-rie, indem es, ohne den Diöcesan-Bischof zu befragen, die Seelsorge einen Vicar des Stiftes als Pfarrer übertrage, welcher nur dem Dekane und Kapitel von Feuchtwangen untergeben sei und das Land-Kapitel in Dinkelsbühel nicht zu besuchen habe2). Diese völlige Zugehörigkeit der Pfarrei Moosbach zum Stifte Feuchtwangen wird der Grund sein, warum diese Pfarrei in den alten Bisthums-Matrikeln unter den Pfarreien des Kapitels Dinkelsbühel, von welchem sie so viel als exempt war, gar nicht aufgeführt wird, wenn schon feststeht, daß die Kirche von Moosbach den Charakter einer wirklichen Pfarrkirche an sich trug; denn dafür spricht nicht nur die angeführte Stelle aus den Statuten von Feuchtwangen, sondern auch eine Urkunde dieses Stiftes vom 1. Februar 1410, laut welcher der General-Vicar des Bischofs von Augsburg zur Vicarie der Pfarrkirche zu Moosbach (ad vicariam ecclesie parrochialis in Mosbach) den Feuchtwanger Stifts-Vicar Heinrich Fabri als vicarius perpetuus instituirt3).
Den Zehenten im Pfarrsprengel Moosbach hob Stift Feuchtwangen, welches seinem Vicar daselbst eine Competenz-Besoldung reichte. Diese bestand nach einer Ausschreibung vom J. 1529 (zu Moosbach) in sechs Maltern Korn und sechs Maltern Haber, in einer Gilt von zwei Malt. Korn und zwei Malt. Haber sammt einigen andern Gefällen aus einem Widdumgute zu Larrieden, in einigen Grundzinsen und andern kleinen Gefällen von mehrern Häusern und Hofstätten im Pfarrsprengel, endlich in den Jahrtagen; auch genoß der Pfarrer c. zwölf zu seiner Pfründe gehörige Morgen Grundstücke.
Zur Zeit, als im Fürstenthume Onoldsbach die protestantische Religions-Uebung eingeführt wurde, war der Feuchtwanger Stifts-Vicar Johannes Prandt Pfarrer zu Moosbach. Er scheint sich bald der neuen Richtung zugewendet zu haben; wenigstens liegt über ihn die Nachricht vor, er habe schon im J. 1529 angefangen, die Jahrtage nicht mehr zu halten4). Zehn Jahre später scheint die völlige Protestantisirung der Pfarrei Moosbach vollendet gewesen zu sein.
Die Pfarrkirche zu Moosbach war in katholischer Zeit der heil. Jungfrau Maria und der heil. Magdalena geweiht5). Sie ist aus unregelmäßigen Bruchsteinen aufgebaut, hat ein romanisches Schiff, dessen Fenster später verändert wurden; ein romanischer Bogen führt aus ihm in den ungeheuer weiten und festen Thurm, welcher im 15. Jahrhunderte dem Schiffe nach Osten vorgebaut wurde und den Kirchen-Chor bildet; diesen deckt ein Kreuzgewölbe, dessen Schlußstein eine segnende Hand zeigt. Im Thurme, welchen an den vier Ecken starke Strebepfeiler stützen, hängen vier Glokken6).
Die schon angeführte Pfarrbeschreibung Moosbach's von 1529 umschreibt den Pfarrsprengel also: "Item in die pfar gehoren IX. dorffer vnd weiler: Mospach vnd Layrieden, siben weiler: Reichenpach, Berneckzel, Hilbarczweiler, Seyderzel, Kenhart, Triber, Zigenperg.". Wir lassen die Beschreibung dieser Zugehörungen der Pfarrei Moosbach zu katholischer Zeit in nachstehender Weise folgen:
1. Larrieden, 267 S., 1/2 St. südl., an der Werniz.
Larrieden stand in alter Zeit unter der Oberherrlichkeit der Grafen von Öttingen, welche im Orte Dienstmänner hielten, die sich nach demselben benannten. Otto de Lavrieden ist mit andern Öttingischen Ministerialen am 26. Mai 1252 zu Wasser-Trühdingen anwesend, als Graf Ludwig von Öttingen Schenkungen Ulrich's von Ursheim an Kloster Ahausen bestätigt7). Ritter Ulrich von Larrieden (Vlricus miles dictus de Larieden) und seine Gemahlin Agnes geben am 5. Febr. 1280 einen eigenen Hof zu Schneidheim (curiam quandam sitam in villa Sneiten) als Seelgeräthe an Kloster Kaisersheim8), und am 28. Nov. 1283 ist derselbe Ulrich (dominus Vlricus miles de Larrieden) Zeuge, als Engelhart von Reichenbach (bei Moosbach) einen Hof zu Westerhofen (bei Bopfingen ?) an dasselbe Kloster schenkt9). Später wird dieses Larrieder Rittergeschlechtes nicht mehr gedacht; am 6. März 1352 aber finden wir Friedrich von Lerpaur zu Layrieden gesessen10). Aus dem Öttingischen Besitze zu Larrieden wurden drei Güter (predia in Laurieden), mit welchen der Vogt (advocatus) Kunrat zu Feuchtwangen belehnt gewesen war vom Grafen Ludwig dem ältern zu Öttingen am 8. Nov. 1310 dem Hospitale zu Dinkelsbühel eigen gemacht11). Für Öttingische Hoheitsrechte in diesem Orte zeugt, daß die Grafen von Öttingen zu Larrieden von Alters her eine Zoll- und Geleitstätte besaßen, welche ihnen Kaiser Wenceslaus am 10. Juli 1398 zu Nürnberg bestätigte12). Später steht die Landeshoheit über Larrieden bei den Markgrafen von Onoldsbach, durch welche das Dorf mit den übrigen Orten der Pfarrei Moosbach protestantisirt wurde. Im J. 1682 erhielt das von seiner Mutterpfarrei abgetrennte Larrieden einen eigenen protestantischen Pfarrer13).
Eine eigene Kirche hatte Larrieden schon seit früher Zeit; wenigstens wird eine solche schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts genannt14). Sie war, wie es scheint, dem heil. Stephanus geweiht. Weil der Pfarrer zu Moosbach ein Widdumgut zu Larrieden genoß, war er schuldig, in dieser Kirchen wochentlich ein Mal die heil. Messe zu lesen15). Im Laufe der Zeit verändert, ist diese Kirche jetzt protestantische Pfarrkirche von Larrieden.
2. Kienhart (am Schlegel), 175 S., 1/2 St. westl.
Am 24. März 1357 verkauft Kunrat Maser, Vicarier zu Feuchtwangen, an Kunrat Berlin, Bürger zu Dinkelsbühel, einen Zehenten zu Kyenhart, großen und kleinen, zu rechtem Lehen für hundert und fünfzehn Pfund Heller16). Einen andern Zehent-Theil daselbst (partem decime in Kienhart), Lehen der Propstein zu Feuchtwangen, gab Stift Feuchtwangen am 6. Nov. 1359 zur Stiftung der St. Peters-Vicarie auf dem Gottesacker zu Feuchtwangen17). Die Erwähnung Kienhart's in spätern Urkunden ist für die Ortsgeschichte ohne Belang18).
3. Reichenbach, 121 S., 1/2 St. nörd.
Jener Engelhart de Richenbach, welcher am 28. Nov. 1283 einen Hof zu Westerhofen an Kloster Kaisersheim schenkte (s. ob. S. 493), gehörte wahrscheinlich unserm Reichenbach an. Die Grundherrlichkeit im Orte war zumeist Feuchtwangisch.
4. Seiderzell, 111 S., 3/4 St. westl.
Der Ort erscheint in Urkunden aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts unter dem Namen Sidrizelle, Siderzelle. Güter daselbst wurden von Stift Feuchtwangen und von Kloster Sulz erworben.
5. Tribur, 107 S., 1/4 St. südl., an der Werniz.
Am 5. Nov. 1330 verkaufte Ritter Hermann Lupolt von Feuchtwangen an das Spital zu Dinkelsbühl für 350 Pfd. Hell. und 28 Schill. seine Güter ze Tribur, nämlich zwei Höfe, zwei Lehen, die Mühle, ein Holz bei Tribur und anderthalb Tagwerk Wiesen, Alles Hohenlohisches Lehen, nachdem Kraft von Hohenloch schon am 1. Okt. 1330 diese Güter ze Dribur dem Spitale eigen gemacht hatte19).
6. Beringerzell, 97 S., 3/4 St. nördl., an der Werniz.
Der Ort erscheint das erste Mal unter dem Namen Beringerszelle in einer Urkunde des Stiftes Feuchtwangen vom 20. Dec. 136820). Stift Feuchtwangen hatte daselbst Besitzungen, und am 2. Mai 1468 kaufte Kloster Sulz von Hans Feuchtwanger, Bürger zu Dinkelsbühel, zwei Höfe zu Beringerzell, für 149 rhein. Gulden21).
Bei Beringerzell soll ein Hof, genannt der Lotter-Hof, abgegangen sein22).
7. Hilbertsweiler, 39 S., 3/4 St. nordwestl.
Von Hilbertsweiler (auch Hilbrantsweiler) gehörten zwei Höfe in die Pfarrei Ober-Ampfrach. Gegenwärtig ist der ganze Ort nach Unter-Ampfrach gepfarrt.
8. Zigenberg oder Heilig-Kreuz, 37 S., 3/4 St. südöstl., auf einer Anhöhe.
Des großen und kleinen Zehenten "zu dem Zygenberg in dem weiler oberhalben Larieden gelegen" gedenkt eine Stift Feuchtwangische Urkunde vom 13. Juli 1430, und eine Urkunde desselben Stiftes vom 23. April 1439 erwähnt eines Weihers "by dem Zygenberg zum heiligen Creutz"23). Gewiß ist, daß hier noch in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts eine Kapelle des heiligen Kreuzes bestand, vielleicht eine alte Wallfahrtsstätte; nach der Protestantisirung der Gegend wurde aber dieselbe zerstört.
In der Nähe von Moosbach, nordöstlich, scheint ehemals ein längst abegangenes Gut, ngenannt Harschen, bestanden zu haben; wenigstens spricht eine Urkunde des Stiftes Feuchtwangen vom 13. Nov. 1475 von einem "gute genant Harschen im Rod zwischen Mosbach vnd Tegenhart gelegen", dessen Besitzer an genanntes Stift eilf Schill. Hell. Zins zu geben hatte24).
Gegenwärtig wohnen in der Pfarrei Moosbach einige Katholiken, nämlich vier in Reichenbach, einer in Kienhart und einer in Beringerzell; sie sind seit dem J. 1861 der katholischen Pfarr-Curatie in Feuchtwangen einverleibt. Die Pfarrei Larrieden hat vier Katholiken zu Ober-Hinterhof; sie werden von der katholischen Stadtpfarrei Dinkelsbühel pastorisirt.
1 Moosbach hat seinen Namen ohne Zweifel von dem feuchten, moosigen Grunde, auf welchem das Dorf steht. Die fruchtbare Gegend von hier nordwestlich bis Michelbach (in Wirtemberg) heißt im Volksmunde das "Bauernloch". Früher führte die Landstrasse aus dem Rothenburger Gaue nach Dinkelsbühel durch Moosbach, bis sie um das J. 1812 über Feuchtwangen verlegt wurde.
2 Item capitulum confert parrochiam seu vicariam in Mosbach in villa vigore incorporationis ac prime fundationis ecclesie collegiate Feuchtwangensis committendo curam animarum, ordinario loci irrequisito, plebano idoneo, qui est vicarius et membrum eiusdem ecclesie collegiate, sicut ceteri vicarii ibidem obedientiam et reverentiam [sic] decano et capitulo Feuchtwang subiectus, et idem plebanus seu vicarius capitulum in Dinckelspil rurense non visitet. Feuchtwanger Statuten vom J. 1409, im Feuchtw. Copialb. Bd. 1, Bl. 168b.
3 Urk. in Nürnberg
4 Notiz im Archive zu Nürnberg.
5 G. Stieber, Nachr. von Brandenb.-Onolzb. S. 596..
6 Sie wurden sämmtlich im J. 1621 von Hans Pfeffer zu Nürnberg gegossen; denn auf allen vier steht gleichlautend:Hanns Pfeffer in Nvrnberg gos mich anno MDCXXI.Von einem Schweren Baue des Thurmes an der Pfarrkirche zu Moosbach spricht eine Urkunde des Stiftes Feuchtwangen vom 25. Jan. 1489.
7 Urk. in München.
8 Urk. dat. in Baldern, 1280, Agathe virg., in München. Graf Ludwig von Öttingen, welchen Ulrich von Larrieden seinen dominus nennt, siegelt.
9 Urk. ib.
10 Urk. im Copial-Buche des Klosters Sulz zu Nürnberg.
11 Urk. in München, R. B. 5, 185.
12 - czu Zipplingen, czu Leiriden, czu Witzmannsmule -- u. s. w.. Urk. in Wallerstein, gedr. Ötting. Mat. 2, 242 - 247.
13 Stieber 1. c. 545.
14 In der ob. Note 11 angeführten Urkunde Graf Ludwig's von Öttingen vom 8. Nov. 1310. heißt es: predium Cunradi retro ecclesiam ibidem (sc. in Lauriden).
15 Item von wegen des widhofs zw Layriden sol der pfarher in der wochen ain mol meß halten ongeuerlich nach alter gewonhayt her. Pfarrbeschreibung von Moosbach von 1529; s. ob. S. 492.
16 Urk. in München.Der Namen Kienhart = Fichtenwald.
17 Urk. ib.
18 Der "Schlegel" von Kienhart hat eine gewisse Berühmtheit. Mitten im Dorfe hängt nämlich an einer hohen Fichte (Mai-Baum), an einer Kette befestigt, ein gewaltiger Klotz von Eichenholz, welchem die Jahreszahl 1790 eingeschnitten ist. Wenn er verfault ist, wird er erneuert, - aber nicht mehr aus der von Knöringen Waldung auf dem Kreßberge, mit welcher Herrschaft ein langjähriger Streit über Schafhutrecht gewesen, und als er beendet - der Sage nach - zum Gedächtnisse ein Schlegel aufgehängt worden sein soll. Später sei der Schlegel gebraucht worden, um durch ihn, mit mehreren Ochsen bespannt, in Schneemassen Bahn zu brechten. Hat sich ein Mann von seinem Weibe mißhandeln lassen, so wird seit Menschengedenken dieser Schlegel des Nachts heimlich abgenommen und vor die Thüre eines solchen Mannes gelegt, welcher dann diese Schande durch Bezahlung einer tüchtigen Zeche zu sühnen hat. Notiz in Moosbach, mir mitgetheilt durch Hrn. Pfarrer Roth daselbst. S. Bavaria 3, 970.
19 Urkk. des Spitals Dinkelsbühel, in München.Tribur, Dribur, wird abzuleiten sein von dri, drei und bur, Bau, Haus, ein Drei-Haus (Häuser); s. Förstemann 2, 334. 432.
20 Urk. in München. Beringerzelle = Zelle (Kirchlein) des Beringar. Später gestalten sich die Namen Beringerszell, Beringnerszell, Berneckzell, und die jetzt übliche Schreibung Bergnerzell.
21 Urk. in Nürnberg.
22 Nachricht im Pfarrbuche zu Moosbach.
23 Urkk. in Nürnberg.
24 Urk. ib. Der Tegenhart, jetzt Dengert, ist eine Anhöhe nordöstlich von Moosbach, an der Ansbach-Krailsheimer Strasse; das Rod sind Felder und Wiesen mit etwas Waldung, südwestlich vom Dengert. Der Name "Harschen" ist jetzt gänzlich der Vergessenheit verfallen. Mitth. von Pf. Roth.