Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg
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6. Pf. Wilburgstetten, 1105 S.

Patr. S. M. der König (vormals die Reichsstadt Dinkelsbühel).
Bez.-Amt Dinkelsbühel; Landg. Dinkelsbühel.

I. Pfarrsitz. Wilburgstetten, D., 80 H. (nur Kleinbesitz und Leerhäuser), 556 Kath. (und 20 nach Mönchs-Roth eingepfarrte Prot.), an der Werniz, in ebener Lage, 1 ½ St. südlich von Dinkelsbühel.

II. Pfarrgeschichte. Wilburgstetten war vermuthlich eine Zugehörung der alten Grafschaft Öttingen; es wurde von Ministerialen zu Lehen getragen, welche das Truchsessen-Amt am Grafenhofe bekleideten und auf der Veste Limburg wohnten, die vom Dorfe Wilburgstetten, wo ein Familien-Zweig gleichfalls eine Burg besaß, nur durch den Werniz-Fluß getrennt war; sie nennen sich daher bald Truchsesse von Limburg, bald Truchsesse von Wilburgstetten1). Die Stammväter dieser Limburg-Wilburgstettischen Truchsesse aber sind die alten Herren von Rechenberg (Burg zwischen Hohen-Trüdingen und Spielberg), welche, soweit die Nachrichten zurückreichen, als die Ersten mit dem Öttingischen Truchsessen-Amte belehnt waren; von ihnen gingen die  Truchsesse von Siebenbrunnen (Simbrunn) und Limburg-Wilburgstetten aus, ja, es erscheinen Mitglieder dieser Einen vielverzweigten Familie, welche sich gleichzeitig von Rechenberg, von Siebenbrunnen, von Limburg und von Wilburgstetten schreiben; der Rechenbergische aufrecht stehende Rechen, welchen alle diese Vezweigungen im Wappen führen, kennzeichnet sie als Angehörige eines und desselben Geschlechtes2).

Der älteste Truchseß von Rechenberg, den wir kenne, ist Cv°nradus dapifer de Rechenberc, welcher im Jahre 1238 in einer Urkunde für Kloster Ahausen an der Werniz im Gefolge des Grafen Ludwig von Öttingen in demselben Kloster anwesend ist3). Am 23. April 1240 erscheint Kunrat von Rechenberg, jedoch ohne das Prädicat dapifer, mit seinem Bruder Frikko in einer Urkunde der Grafen Ludwig des ältern und Ludwig des jüngern von Öttingen für das Deutsche Haus zu Öttingen4). Als gräflich Oettingischer Ministeriale wird Conradus dapifer de Rechenberg ausdrücklich genannt in einer Hochstift Eichstättischen Urkunde vom 24. Juni 12485), und als miles des Grafen Ludwig des ältern von Öttingen erscheint der dapifer de Rechenberg, welchen König Kunrat IV. Geld schuldet, bei der Verpfändung der Stadt Nördlingen durch den König an den genannten Grafen im Mai 12506). Mit der Bezeichnung des ältern Truchsessen Kunrat ist derselbe am 26. Mai 1252 zu Wasser-Trühdingen anwesend als Zeuge Graf Ludwig‘s von Öttingen für Ahausen7), und wieder im Jahre 1254 ist er Zeuge des Deutschen Hauses in Öttingen für Kloster Heilsbrunn8). Aber schon am 31. Dec. 1258 wird ein jüngerer Truchseß Kunrat von Rechenberg genannt, des ältern Kunrat Sohn, „her Cunrat von Rechenberc der trvhsezze der junge“, welcher am genannten Tage für Graf Ludwig von Öttingen bei Erwerbung der Warbergischen Güter bürgt9). Im Jahre 1261 war der Truchseß Kunrat bereits auf die Limburg bei Wilburgstetten übergesiedelt; denn am 21. Dec. 1261 bezeugt er unter dem Namen Cûnradus dapifer de Limpurch eine Schenkung Gerung’s von Eringen an Kloster Kaifersheim10). Aber schon im Jahre 1262 finden wir einen Conradus dapifer de Siebenbrunen im Gefolge Graf Ludwig’s von Öttingen11); und nun wechseln bis zum Jahre 1297 die Benennungen de Rechenberch, de Sibenbrunne, de Limpurch für den Truchsessen-Namen Kunrat, wobei wir nicht mehr sicher zu entscheiden vermögen, welche Daten dem ältern, welche dem jüngern Kunrat zuzuschreiben seien12).

Ein anderer „Cunrat der truhsez, herrn Rebeners son“ wird am 1. Juni 1310 genannt13). Sein Vater war wahrscheinlich der im Jahre 1275 genannte Rabeno, Bruder des ältern Truchsessen Kunrat. Eine Urkunde des Klosters Zimmern vom 13. Okt. 1311 (in Wallerstein) nennt „Erkenger vnd Gerunch genant druhseßen von Wilburcsteten“ als Bürgen, da „Cunrad der druhsezze vnd Raben der druhsezze sin bruder“ Güter zu Ober-Wülflingen an Eberhart von Kirchheim verkaufen. „Cunrades des truhseizzen von Willeburgstetten“ Hausfrau heißt nach einer  Zimmerer Urkunde vom 29. März 1312 (ib.) Gerdrut. Es gab damals Truchsesse von Wilburgstetten geschieden von denen von Limburg; denn am 5. Aug. 1312 zeigt eine Urkunde einen Heinrich Truchseß von der Lintpurg neben dem Truchseß Gerung von Wilburgstetten, und neben beiden steht noch ein Hermann Truchseß, Chorherr zu Feuchtwangen14). Heinrich’s eheliche Wirthin hieß Anna; Gerung ist sein Vatersbruder und hat eine Guta zur Wirthin15).

Um diese Zeit begegnen wir bereits dem bereühmtesten der Wilburgstetter Truchsesse, Rabeno, welcher geistlich wurde und eine Präbende im Stifte Feuchtwangen erhielt. Wir finden ihn das erste Mals als Rabno dapifer custos et canonicus ecclesie Fuhtwangensis in einer Urkunde dieses Stiftes vom 5. Juni 1318 (in München). Im Jahre 1333 stiftete Rabno dapifer custos die Vicarie supra ossa mortuorum in die St. Peters-Kapelle auf dem Gottes-Acker zu Feuchtwangen (s. ob. S. 366), und am 16. Nov. 1334 begründete derselbe in der Stiftskirche die Vicarie des heil. Kaisers Karl (ib.). Wahrscheinlich genoß er auch das Einkommen der Pfarrei Hohenhart; denn am 5. Nov. 1330 bürgt bei einem Gutsverkaufe an das Spital zu Dinkelsbühel „Raben der truhseze kircherre ze Hohenhart16). Später erlangte Rabeno die Propstei des Domstiftes zu Eichstätt unter Beibehaltung seiner Präbende zu Feuchtwangen; denn wir finden ihn im Genusse dieser beiden Pfründen (venerabilis dominus Rabno dapifer de Wilburgsteten prepositus Eystetensis et canonicus Fuhtwangensis ecclesiarum) in einer Urkunde vom 6. Nov. 1359 (in München), laut welcher er die von ihm begründete Vicarie in der St. Peters-Kapelle aufbessert (s. ob. S. 367). Endlich wählte ihn das Domkapitel zu Eichstätt nach dem Tode Bischof Berchtold’s, Burggrafen zu Nürnberg, im September 1365 zum Bischofe von Eichstätt, in welchem Amte er, obwohl ein schon hochbetagter Mann, eine ersprießliche Wirksamkeit entfaltete. Rabeno starb, fast neunzig Jahre alt, am 18. Okt. 1388 und wurde im Willibalds-Chore des Domes zu Eichstätt beerdigt17).

Auch in der Zeit Rabeno’s finden wir das Geschlecht der Truchsessen in sehr zahlreicher und verzweigter Familien-Gliederschaft. In einer Urkunde vom 21. Dec. 1322 (R. B. 6, 79) bekennt Heinrich der Truchseß von der Limpurch, daß er einen Erb-Burgsitz auf der Burg Warberg vom Hochstifte Eichstätt zu Lehen trage. Mehrere Urkunden nennen ihn zwischen 1331 und 1338 auch wirklich Truchseß von Warberg (R. B. 6, 382; 7, 81. 228). Eine Urkunde des Stiftes Feuchtwangen vom 4. Jan. 1334 und eine Dinkelsbühler Spital-Urkunde vom 7. Jan. 1334 (in München, R. B. 7, 62. 63) führen neben dem Truchsessen Heinrich von Warperg auch einen Truchsessen Lüpolt von der Limpurg auf. Gerung der Truchseß von Wilburgstetten verwickelte sich in die Streitigkeiten, welche um das Jahr 1325 über die Vogtei des nahen Klosters Mönchs-Roth zwischen den Kuchenmeistern von Nortenberg einerseits, und dem Grafen Johann von Helfenstein und den Truchsessen andererseits ausgebrochen waren (s. unt. Klst. Mönchs-Roth). Etwas später, jedenfalls aber vor dem jahre 1331, verpfändete Kaiser Ludwig diese Vogtei für 600 Pfd. Haller an Heinrich den Truchsessen von der Limpurg, von welchem dieselbe Propst Wigmann von Roth am 25. Juli 1340 durch Erlegung des Pfandschillings wieder löste (ib.). Die Veste Limburg steht im Jahre 1340 entweder ganz oder wenigstens zur Hälfte im Lehensverbande mit dem Horzogthume Bayern; denn am 1. Dez. 1340 trägt Gerung Truchseß von Lintpurg, wie er sich hier nennt, die ihm zugehörige Hälfte der Veste Lintpurg mit Allem, was innerhalb der Mark der Veste gelegen ist, den Herzogen Ludwig und Stephan von Bayern zu Lehen auf, so daß, wenn Beide zur Theilung kommen, er mit der Veste Lintpurg zu jenem sich halten solle, welchem die Burg Jagsperg zufallen werde (R. B. 7, 292).

Mit dem Jahre 1340 treten neben den Truchsessen Heinrich, Gerung und Rabeno neue Glieder in die Geschlechtsreihe der Truchsesse von Limburg und Wilburgstetten. Am 12. März 1340 verkaufen nämlich „Heinrich truchsezze custer zu Herriden, Gerung truchsezze, Peter truchsezze vnd Raben truchsezze“, vier Brüder, Güter zu Nördelingen (Bösen-Nördlingen bei Schillingsfürst) an Kloster Sulz; unter den Bürgen steht Herr Heinrich der Truchsesse von Warperg (Urk. in München). Letzterer heißt in einer Kloster Mönchsroth’schen Urkunde vom 11. Jan. 1342 Gerung’s des Truchsessen von Wilburgstetten Vetter (abschr. in Wallerstein). Aus einer Hochstift Regensburgischen Urkunde vom 1. Juni 1342 lernen wir außer dem schon genannten Feuchtwanger Custos Rabeno, welcher in derselben als Domher von Eichstätt aufgeführt ist, noch zwei Geistliche aus der Familie kennen, nämlich einen Ulricus dapifer canonicus ecclesie Eystetensis, und einen Gerung, Sohn des schon genannten Truchsessen Gerung (Gerung filius Gerungi dapiferi militis) als Bewerber um ein Kanonikat gleichfalls zu Eichsteätt18). Peter der Truchseß von Limppurg hatte im Bunde mit dem Deutschen Hause zu Ellingen Theil an einem blutigen ehdekampf zu Ettenstatt, dessen eine Urkunde vom 28. Juni 1343 Erwähnung thut (R. B. 7, 373). Eines Truchsessen Cunrat von Wärperch und zugleich eines Degen von der Lintpurch erwähnt eine Urkunde vom 1. Febr. 1347 (ib. 8, 94); Letzterer war wahrscheinlich nur Burgmann auf der Limburg. Eine Urkunde vom 1. Sept. 1355 (ib. 8, 329) nennt einen Truchsessen Kunrat von Wilburgstetten, wahrscheinlich den eben angeführten Kunrat von Warberg, als Vetter des Dompropsts und Truchsessen Rabeno.

Mit dem Jahre 1343 tritt ein zweiter Truchseß Gerung auf, welcher Elisabeth, eine Tochter des Rüdiger Reich, zur ehelichen Wirthin hatte19). Er heißt am 4. Aug. 1348 und am 17. Jan. 1349 Truchseß von Wilburgstetten (R. B. 8, 140. 151, wenn hier nicht noch der frühere Gerung gemeint ist), im Jahre 1353 aber, in welchem er vom Herzoge Ludwig von Bayern Güter in und bei Mergentheim, von der Heimsteuer seiner Gemahlin herrührend, zu Lehen empfängt, Truchseß von der Limpurg20). „Des Richen eidam“ heißt Gerung, der das vom Hochstifte Wirzburg zu Lehen gehende Weiler zu Seen an Kloster Scheftersheim verkauft hatte, noch in einer Urkunde vom 3. Juni 1365 (R. B. 9, 124).

Mit dem Jahre 1354 tritt als hervorragender Truchseß Erkinger von Warberg auf, und etwas später ein Truchseß Erkinger von Wilburgstetten. Erkinger der Truchseß von Warperch und Agnes, seine eheliche Wirthin, verkaufen am 24. Febr. 1355 an Bischof Berchtholt von Eichstätt ihren Theil an der Erb-Burghut zu Warberg und ihren Theil an dem Dorfe Weinberg für 800 Pfd. Heller (R. B. 8, 314). Mit dem Truchsessen Heinrich, Custer zu Herrieden, und Andern betheiligte sich der Truchseß Erkinger von Warberg an einer Unthat (Todtschlag) an einem bischöflich Wirzburgischen Diener, weßhalb über beide am 2. Sept. 1355 Strafen verhängt wurden21). Am 14. Febr. 1360 sitzt der Truchseß Erkinger zu Wald (R. B. 9, 6), auf einer Burg, welche früher freies Familien-Gut gewesen war, in Folge des Todschlages an dem erwähnten Wirzburgischen Diener aber zu einem Wirzburgischen Lehen hatte gemacht werden müssen (R. B. 8, 329. 331). Der Truchseß Erkinger von Wilburgstetten genießt einen vom Hochstifte Augsburg lehenbaren Zehenten zu Berchan (Bergheim) im Ries, welchen er am 16. März 1363 an einen Dinkelsbühler Bürger verkauft; Bürge und Mitsiegler ist Erkinger, Truchseß von Wald; beide Truchsesse führen im Siegel das gemeinsame Familien-Wappen, den Rechenbergischen Rechen (Urk. in Wallerstein). Damals lebte aber auch ein Bruder des Truchsessen Erkinger von Wilburgstetten, der Truchseß Ulrich von Wilburgstetten, welcher mit seiner Ehewirthin Mechthilde am 18. Februar 1364 unter Bürgschaft seines Bruders Erkinger einen Wiesenverkauf an die Dinkelsbühler Bürger Fritz Döner und Seiz Berlin vollzieht (Urk. in München). Ein Heinrich Truchseß von Limburg, verschieden von dem oben erwähnten Custer zu Herrieden, wird genannt am 23. Juli 1368 und 25. März 1374 (R. B. 9, 204. 312).

Zwei Geistliche aus der Familie, Ulrich und Heinrich die Truchsessen, Domherren zu Eichstätt, und ihr Vetter, Johannes Truchseß, zu der Lintpurg gesessen, stifteten am 8. Jan. 1378 eine ewige Messe in der Pfarrkirche zu Simbrunn, und begabten dieselbe mit einem Hofe zu Tauchenrod (bei Herrieden), mit einem Hofe zu Illenswang, mit einem Hofe zu Frönrod, mit zwei Höfen zu Tiefweg, mit einem Hofe zu Hegnach, einem Hofe zu Welchenholz, mit Gilten zu Bernhardswend und mit einigen Grundstücken in und um Simbrunn. Das Präsentations-Recht zu der Messe wurde für die vier Truchsessen (von der Limburg) Ulrich, Heinrich, Johannes und des Letztern Sohn Kunrat, von denen es je der Älteste zu üben hätte, vorbehalten; nach ihrem Tode sollte es an das Domkapitel zu Augsburg fallen (M. B. 33b, 505-509). Der Domherr Ulrich Truchseß, zugleich Propst des neuen Stiftes zu Spalt, schenkte auch dem Spitale zu Eichstätt hundert Pfund Heller, wogegen das Spital am 11. Sept. 1385 sich verpflichtete, an jedem Quatember-Donnerstage das Gedächtniß Heinrich's des Truchsessen von Warberg und seiner Ehewirthin Anna, wahrscheinlich seiner Eltern, zu begehen (R. B. 10, 165). Ein Hans Truchseß von Lintburg sitzt am 9. Nov. 1395 zu Wachbach (R. B. 11, 56), als dessen Ehewirthin Margaretha von Grumbach, als dessen Eltern Gerung der Truchseß und seine Hausfrau Elsbeth genannt werden22).

Die Wilburgstetter Linie der Truchsessen stand um diese Zeit noch auf einem einzigen Gliede, dem kinderlosen Truchsessen Jakob von Wilburgstetten, vermählt mit Anna von Hornstein. Was er an Gütern besessen, mußte nun in andere Hände übergehen. An das Hochstift Eichstätt verkauften Jakob und seine Gemahlin am 8. März 1398 ihren Theil an der Veste Warberg und alle ihre dazu gehörigen Güter und Gülten für 1650 Gulden (R. b. 11, 124). Die vom Herzogthume Bayern zu Lehen gehende Veste Wilburgstetten sollte laut einer Urkunde vom 16. Juli 1398 nach Jakob’s Willen sein Neffe Walther von Seckendorf erben (ib. 134); es kam aber diese Bestimmung nicht zur Ausführung; denn als Jakob Truchseß gestorben war, verkaufte seine Wittwe Anna im Jahre 1405 Burg und Amt Wilburgstetten an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg. Sie behielt sich dabei drei Tagwerke Wiesmad, zu Wilburgstetten an dem Burggraben gelegen, vor, gab dieselben als Seelgeräthe für sich und ihren Ehemann an die Pfarrer zu Wilburgstetten und Greuselbach, und bestimmte zugleich, daß ein ejglicher Herr zu Wilburgstetten "„en obgenanten zweyen pfarrern brennholtz gnuck vnd auch holtz zu ihren hewsern, hofraiten vnd gärten an bekömlichen steten aus den höltzern, die zu Wilburgstetten gehören vnd gelegen sind zwischen der Hart vnd Wilburgstetten, allwegen zu irer notturft geben vnd folgen solle lassen.“ Burggraf Friedrich verpflichtete sich am 25. Mai 1405 für sich und seine Erben zur Einhaltung dieser Bestimmungen23), und die Stifterin wiederhzolte sie am 22. Juli 141024). Am 27. Mai 1405 kaufte derselbe Burggraf ferner von Erkinger von Rechenberg die Veste Limburg und seinen Anthiel an Wilburgstetten25). Am 1. Mai 1408 löste Herzog Stephan von Bayern das Lehenverhältniß, mit welchem bisher „die Veste Wilburgstetten mit dem Graben“ der Herrschaft zu Bayern zugewandt gewesen war, indem er diese Lehenschaft mit aller Zugehör an den Burggrafen Friedrich abtrat, wofür dieser den Herzog durch Ueberlassung der Lehenschaft an der Veste Kunstein (bei Wellheim) entschädigte26).

Nachdem Burggraf Friedrich von Wilburgstetten anfangs die Zobel belehnt hatte (1409, 5. Mai, Dietz Zobel zu Wilburgstetten, R. B. 12, 38), verkaufte er am Mittwochen nach dem heil. Ostertage (4. April) 1431, als ihm das Lehen nach dem Tode Wilhelm Zobel’s heimgefallen war, mit seinem Sohne Johannes Wilpurgstetten das Schloß und Lintpurg das Burgstal mit ihren Zugehörungen und mit vielen Stücken und Gütern in und um Willburgstetten, Alles eigen, für neun Tausend rheinische Gulden an zehn Bürger zu Dinkelsbühel, nämlich: Burkhart Eberhart, Fritz Hofer, Sebolt Berlin, Seiz Berlin, Hans Jung, Hans Theurer, Kunrat Kurr, Hans von Feuchtwangen, Kunz Goldbach, Bartholomäus Förster und Hans Schwertfürn von Eysein, Stadtschreiber zu Dinkelsbühel27).

Lauf Kaufbriefs waren die zum Schlosse Wilburgstetten und der Burgstelle Limburg gehörigen und denselben verkauften Stücke und Güter folgend: Zu Wilburgstetten: der Kirchensatz, der zu dem Schlosse gehört, die Mühle, das Fischwasser, das zu der Limburg gehört, mit Haus, Hof, Äckern und Wiesen, und ein zweites Fischwasser, zehn Höfe und ein und zwanzig Güter (Sölden), Schäferei und Weide, Schenkstätte, Ziegelhütte zu Welchenholz, Badstube, die Roth-Mühle, zehn Weiher, die zu dem Schlosse gehören, die Brücke zu Wilburgstetten, viele benannte Hölzer und die eigenen Leute, die zu Wilburgstetten und Limburg gehören; zu Ober-Schneidheim: fünf vogt- und gerichtbare Hofraiten, die Hirtschaft, alle Ehehaft und Frevel; zu Eck (bei Ober-Schneidheim): ein Gut; zu Tambach: ein Gut und eine Hofraite, die Hirtschaft, Schenk- und Schmidstatt und alle andere Ehehaft; zu Schopfloch (bei Öttingen): ein Hof, eine Hofraite und der vierte Theil des Zehenten; zu Stettlein: zwei Hofraiten; zu Uttenstetten: zwei Güter, ein halber Hof und eine vogt- und gerichtbare Hofraite; zu Bergheim: ein Hof; zu Burgstall: ein Hof; zu Unter-Brunn: ein Hof; zu Uttenbach: ein Hof und ein Gütlein; zu Ober-Brunn: ein Gut; zu Gramenstetten: zwei Güter; zu Greuselbach: vier Güter (Sölden), der Kirchensatz, die Schenkstatt und alle andere Ehehaft; zu Dieterstetten: eine Hofstatt und eine vogtbare Sölde; zu Bernhardswend: zwei Theile des Lobar-Hofes, eine Hofraite, ein Holz, die Hirtschaft, alle Ehehaft und Frevel; zu Illenswang: ein Hof, eine Sölde, eine Hube, vier Hofraiten, die Schenkstatt, die Hirtschaft, alle Ehehaft und Frevel; zu Villersbrunn: ein Hof, drei Güter (Sölden), eine Hofraite, alle Ehehaft und Dorfrecht; zu Simbrunn: der Hagel-Hof und noch ein Hof, drei Hofstätten, Schmid- und Schenkstatt, die Hirtschaft, alle Ehehaft, Dorfrecht und Frevel und die Dienste von des Frühmessers Hintersassen; zu Berg: ein Hof; zu Wittenbrunn: ein Hof und ein Gütlein; zu Welchenholz: sieben Höfe; zu Knittelsbach: eine öde Hofstatt; endlich einige einzelne Grundstücke zu Werreshofen, Illenswang und Frankenhofen.

Die genannten zehn Dinkelsbühler Bürger verkauften schon am Aftermontage nach dem heil. Pfingsttage (22. Mai) 1431 an die Reichsstadt Dinkelsbühel ihr Schloß zu Wilburgstetten, „als weit das graben und züne (zäune) begriffen haben“, mit der Brücke bei Wilburgstetten gelegen, mit allen Ehehaften zu Wilburgstetten und allen andern Ehehaften, die in andern Weilern und Dörfern zu Wilburgstetten gehören, für sieben Hundert rhein. Gulden. Die Gülten aus den Höfen und Gütern, die zu Wilburgstetten gehörten, der Kirchensatz, die Schenkstatt und die eigenen Leute daselbst wurden von den Verkäufern für sich vorbehalten28).

Der Kirchensatz von Wilburgstetten, früher zum bayerischen Burglehen daselbst gehörig, muß aber doch bald nach diesem Verkaufe, wahrscheinlich mit noch andern Gütern, gleichfalls in den Besitz der Reichsstadt Dinkelsbühel gekommen sein; denn wenigstens vom Beginne des 16. Jahrhundertes an präsentirte diese Reichsstadt ohne Unterbrechung auf die Pfarrei Wilburgstetten, und zwar that Dieses bis zum westfälischen Frieden der Gesammt-Magistrat, von diesem Frieden und von Einführung der Parität an aber Bürgermeister und Rath katholischen Antheils. Vom Protestantismus wurde zwar Wilburgstetten, besonders in der Zeit, als ein protestantischer Magistrat in Dinkelsbühel allgewaltig war, stark berührt; aber der Umschwung von 1549 in der Stadtverwaltung sicherte auch der Pfarrei Wilburgstetten ihren katholischen Bestand in all den Wirren und Schwankungen der Folgezeit. Im Schweden-Kriege sank Wilburgstetten völlig in Asche; es wurde allmälig wieder erbaut und war im Jahre 1667 fast völlig besetzt, daher in diesem Jahre nach langer Vacatur endlich der Rath von Dinkelsbühel katholischen Antheils wieder einen Pfarrer dahin präsentirte. Mit der Reichsstadt Dinkelsbühel fiel im Jahre 1806 auch das Dinkelsbühlische Dorf Wilburgstetten an Bayern und das Patronat der dortigen Kirche wurde zu den Rechten der Krone eingezogen.

IV. Pfarrkirche. Wilburgstetten hatte bis zum Jahre 1778 ein kleines, enges, finsteres Kirchlein, wahrscheinlich noch aus romanischer Zeit stammend. Von diesem Kirchlein hat sich nur der Thurm erhalten, welcher noch den Chor der gegenwärtigen Kirche bildet; ds jetzige Langhaus ist ein Neubau aus den Jahren 1778 – 1780, zum Theile aus Mitteln der Stadt Dinkelsbühel, zu Th eile, bei der damaligen Unvermögenheit der Reichsstadt, aus Sammelgeldern von Reichsständen und Klöstern des Bisthums Augsburg aufgeführt; es war nämlich altes Herkommen, daß Dinkelsbühel die Kirche von außen baue, während die Herstellung der innern Einrichtung der Kirchenstiftung oblag. Die Pfarrkirche, jetzt, wie ehedem der heil. Margaretha geweiht, leigt, vom Gottesacker umgeben, auf einer Erhöhung im nordöstlichen Theile des Dorfes. Sie ist für die Gemeinde auch jetzt wieder zu klein und sieht daher einer Erweiterung entgegen. Die Frage über Baupflicht an dieser Kirche ist noch nicht gelöst; denn der Staat erkennt zur Zeit nur die subsidiäre Concurrenzpflicht mit 2/3 der Kosten mit Ausnahme der Hand- uns Spanndienste, für welche die Kirchengemeinde ausschließlich in Anspruch genommen wird, bei allen dringend nothwendigen Kirchenbauten an, während die Gemeinde volle primäre Baupflicht des Staates anspricht. Im alten, dicken, weiten, niedrigen Thurme, welcher mit einem Satteldache schließt, hängen vier Glocken29). – Gestift. Jahrtage 112. – Rentir. Vermögen: Kapitalien 3963 fl. 45 kr., Realitäten (Grundstücke) 2783 fl., Rechte 33 fl. 56 kr.

Heil. Kreuz-Kapelle. Auf dem Hügel jenseitz der Werniz, eine Achtelstunde von der Pfarrkirche nach Nordwest entfernt, welcher ehemals das Truchsessen-Schloß Limburg trug, steht eine dem gekreuzigten Heilande geweihte, als Wallfahrtsstätte viel besuchte Kapelle. Um dieselbe liegen zwölf kleine Wohnhäuser, jetzt noch Limburg genannt; Burgstelle und Häuser waren ehemals Brandenburg-Onoldsbachisch, zuletzt preußisch.

Nach dem Abbruche der Veste Limburg stand die Burgstelle lange Zeit kahl und öde. Im Jahre 1696 entfernte man asu der Stadtpfarrkirche zu Elwangen ein altes, in Mannesgröße aus Holz, geschnitztes Crucifix-Bild. Joh. Georg Götzinger, Petschier-Stecher zu Wilburgstetten,erwarb dieses Bild, trug es in seinen Heimats-Ort Wilburgstetten und stellte es am 14. Juli 1696 auf dieser Burgstelle, damals der Schießbuck genannt, im Freien auf. Allmälig bildete sich zu dieser Stätte Andachts halber ein großer Zufluß von Katholiken der Nachbarschaft. Um das Bild gegen die Einflüsse der Witterung zu schützen, errichtete man bald ein Bretterdach über dasselbe, stellte später einen kleinen Bau von Pfählen und Brettern um dasselbe her, und erweiterte diesen endlich zu einer förmlichen Kapelle, welche jedoch immer noch nur aus Brettern mit Mörtel-Anwurf gebildet war. Vergebens bemühte sich der protestantische Rathstheil von Dinkelsbühel, welcher das Erstehen eines katholischen Cultus auf diesem der paritätischen Reichsstadt gehörigen Grunde nicht ertragen konnte, das Werk zu hemmen und niederzulegen; denn gerade um so eifriger wurde es vom katholischen Rathstheile und der katholischen Einwohnerschaft derselben Stadt unterstützt und gefördert. Schon nach einigen Jahren war die Verehrung des heil. Kreuzes an dieser Stätte so verbreitet und befestigt, daß am 9. Nov. 1705 das bischöfl. General-Vicariat die Feier der heil. Messe in der Bretter-Kapelle auf 10 Jahre ertheilte.

Als aber endlich diese Holz-Kapelle immer mehr ihrem Verfalle entgegen ging, brach man sie ab und baute im Jahre 1745 aus Opfergeldern und freiwilligen Gaben in erweitertem Maße aus Stein das schöne Kirchlein, welches gegenwärtig noch vor Augen steht. Dekan Joh. Franz Botzenhard von Dinkelsbühel benedicirte dasselbe, am Feste Kreuz-Erhöhung (14. Sept.) 1745 fand in ihm der erste feierliche Gottesdienst Statt, und am 18. Juni 1765 wurde es vom Augsburger Weihbischofe Franz Xaver Freiherrn Adelmann von Adelmannsfelden, Bischof von Maktarit, consekrirt30).

Die Heil.-Kreuz-Kapelle ist ziemlich groß gebaut und hat drei Altäre; Baustyl und innere Einrichtung tragen ganz den Charakter der Zeit, in welcher sie entstand. Das große Bild des gekreuzigten Christus auf dem Hoch-Altare ist würdig gehalten mit strengen Gesichtszügen und mag aus dem Uebergange vom 15. in das 16. Jahrhundert stammen. Die Feste heil. Kreuz-Auffindung und Erhöhung werden hier unter großem Volks-Concurse mit Predigt, Amt, Procession und Vesper feierlich gehalten; auch wird in der Kapelle an jedem Feiertage eine heil. Messe gelesen. Sie besitzt ein rentirendes Vermögen von 700 fl. an Kapitalien und 267 fl. an Realitäten.

V. Eingepfarrte Orte.

1. Villersbrunn, D., 85 Kath. (und 41 Prot., in die Pf. Simbrunn gehörig), ¾ St. östl. auf einer Höhe.
Ueber die Geschichte dieses Ortes besitzen wir wenige Nachrichten. Seine Hauptbestandtheile nach gehörte er wahrscheinlich zur Veste Limburg; daher gingen bei dem Verkaufe von Limburg und Wilburgstetten von Seite des Burggrafen Friedrich von Nürnberg von 1431 an Dinkelsbühler Bürger auch mehrere Güter zu Villersbrunn sammt Ehehaften und Dorfrecht an Letztere über (s. ob. S. 426). In der letzten Zeit stand die Landeshoheit über Villersbrunn bei Brandenburg-Onoldsbach (Preußen); die Grundbarkeit besaßen zum größern Theile Dinkelsbühler Stiftungen, zum kleinern die Fürsten von Onoldsbach.

Villersbrunn war bis in das 16. Jahrhundert eine eigene Pfarrei unter dem Patronate der Reichsstadt Dinkelsbühel. Ob dieses Patronat von der Limburg oder vom Schlosse Wilburgstetten herrührte, oder von Dinkelsbühel auf deinem andern Wege erworben wurde, ist ungewiß. Ein eigener Pfarrer, scheint es, konnte sich unter den Religionsbewegungen des 16. Jahrhundertes nicht mehr halten; daher die Katholiken von Villersbrunn dem gleichfalls Dinkelsbühlischen Pfarrer im nahen Wilburgstetten zugewiesen wurden. Dieses Verhältniß blieb bis zum heutigen Tage.

Die Kirche, in der südöstlichen Ecke des Dorfes, dem heil.Georg geweiht, stammt in ihrer gegenwärtigen Gestalt aus dem vorigen Jahrhundert; am 20. Juni 1765 wurde sie vom Augsburger Weihbischofe Franz Xaver Freiherrn Adelmann von Adelmannsfelden, Bischof von Maktarit, consekrirt. Der breite Thurm stammt von einem ältern Baue; er bildet in seinem untern Theile den Kirchen-Chor, schließt mit einem spätern Achteck-Aufsatze und Kupeldache und trägt zwei Glocken31). In der Kirche wird das Sanctissimum bewahrt; der Pfarrer von Wilburgstetten hat in ihr an jedem zweiten oder dritten Sonntage eines Monates und am Patrocinium S. Georgii den pfarrlichen Gottesdienst zu halten und wochentlich eine heil. Messe zu lesen. Es sind in sie 7 Jahrtage und 6 Jahresmessen gestiftet. Ihr rentirendes Vermögen beträgt an Kapitalien 3075 fl., an Realitäten 4796 fl. an Rechten 37 fl.

2. Wittenbach, D., 26 H., 160 Kath. (und 69 Prot., zur Pf. Mönchs-Roth gehörig), ¾ St. westl., ehemals nach Mönchs-Roth pfärrig.

3. Wolfsbühel, 14 H., 95 Kathl (ganz katholisch, etwaige Protestanten sind nach Greuselbach eingepfarrt), ½ St. südöstl.
Wolfsbühel scheint Filiale von Weiltigen gewesen zu sein; denn es hatte dahin den kleinen Zehenten zu reichen.

4. Knittelsbach, 8 H., 43 Kath. (und 9 Prot., nach Simbrunn gehörig), ¾ St. nordwestl.

5. Gramstetten, zwei Höfe, 10 S., 1 ¼ St. südl., ehemals zur Pfarrei Mönchs-Roth gehörig, aber seit undenklichen Zeiten von Wilburgstetten pastorirt. Wenn Protestanten im untern Gramstetter-Hofe wohnen, so gehören sie in die prot. Pfarrei Greuselbach (Min.-Rescr. vom J. 1834).

6. Höll-Mühle (eine Öl-Mühle), ¼ St. westl., 6 S.
In die katholische Pfarrei Wilburgstetten sind ferner die Katholiken eingepfarrt, welche in den protestantischen Pfarreien Frankenhofen, Greuselbach, Illenswang, Mönchs-Roth, Ober- und Unter-Michelbach, Veits-Weiler, Weiltingen und Wittelshofen wohnen.

a. Frankenhofen 1 ¼ St. östl., gegenwärtig 1 Kath.

b. Greuselbach, ½ St. südl., 54 Kathl. (s. unt. prot. Pf. Greuselbach). Diese Katholiken, von Wilburgstetten aus schon längst charitativ pastorirt, wurden im Jahre 1826, damals sechs Familien, in unsere Pfarrei förmlich eingepfarrt (Ord.-Dekr. vom 5. Jan. 1826).

c. Illenswang, ¾ St. nordöstl., gegenw. kein Katholik.

d. Mönchs-Roth, ½ St. westl.
In Mönchs-Roth selbst wohnen gegenwärtig 53 Kath., in den zugehörigen Orten: Burgstall-Höfe (zwei Höfe, einer katholisch) 4, Dieterstetten 3, Wkittenbach 160 (s. ob.). Die Einpfarrung der in der prot. Pfarrei Mönchs-Roth wohnenden Katholiken in die Pfarrei Wilburgstetten (mit Ausnahme der damals nach Rülingstetten gewiesenen Katholiken auf den Burgstall-Höfen) geschah durch Ministerial-Rescript vom 25. Okt. 1812.

e. Ober- und Unter-Michelbach, 1 ½ St. nordöstl., gegenw. kein Katholik.

f. Veitsweiler, 1 St. östl., 8 Kath.

g. Weiltingen, ¾ St. östl., 6 Kath.

h. Wittelshofen, 5/4 St. östl., 1 Kathl.
Charitativ pastorirt der Pfarrer von Wilburgstetten die Katholiken auf den Brenn-Höfen, ¾ St. nordwestl., welche nach Halsbach pfarrig sind, gegenwärtig 7 S.

Die im Pfarrsprengel Wilburgstetten wohnenden Protestanten sind, wie angeführt wurde, vertheilt in die protestantischen Pfarreien Greuselbach, Mönchs-Roth und Simbrunn.

VI. Gemeinde- und Schulverband. Wilburgstetten und Wolfsbühl bilden eine politische Gemeinde; Villersbrunn gehört in die Gemeinde Radwang. Eine Schule besteht in Wilburgstetten.

VII. Pfarr-Dotation. Das Pfarrgut von Wilburgstetten finden wir in alter Zeit im Besitze der Truchsesse von der Limburg und von Wilburgstetten; auf welche Weise sie dasselbe erlangten, ist unbekannt. Dem Pfarrer überließen sie in partem salarii einen Theil des Großzehenten von Wilburgstetten. Auch von Villersbrunn und Knittelsbach hob die weltliche Herrschaft den Großzehenten; der Pfarrer genoß aus diesen Orten, sie aus Wilburgstetten, den Kleinzehenten. Dasselbe Verhältniß blieb, nachdem die Reichsstadt Dinkelsbühel die truchsessischen Güter durch Kauf an sich gebracht hatte. Der Holzbezug des Pfarrers stammt aus der schon erwähnten Stiftung der Truchsessin Anna von Wilburgstetten vom Jahre 1410.

Gegenwärtig ist das Pfarr-Einkommen folgendes:
  Einnahmen:
fl.
kr.
1. Vom k. Rent-Amte baar
96
-
2.  Aus Grundstücken: Gärten 0,44, Äcker 22,42, Wiesen 8,58
115
24
3. von der Ablös.-Kasse aus dem Zehentrechten (9116 fl)
364
38
4. Wohnungsgenuß
52
-
5. aus Staatswaldungen 24 Klft. weiches Scheitholz
171
27
6. für gestiftete Gottesdienst und andere kirchliche Funktionen:    
  a. Jahrtage von Wilburgstetten
56
48
  b. an Rathgeber-, Braun- und Fischer’schen Stiftmessen zur Kaplanei-Stiftung aus der Kirchenstiftung Wilburgstetten
101
-
  c. für kirchliche Funktionen aus der heil. Kreuz-Iapelle
28
-
  d. für Stiftmessen und andere kirchliche Funktionen aus der Stiftung Villersbrunn
111
38
7. an Stolgebühren
42
23
   
1139
18
  Lasten:    
1. Auf Staatszwecke
21
52
2. wegen des Diöcesan-und Kapitel-Verbandes
7
54
3. wegen besonderer Verhältnisse
20
30
  Summe der Lasen
50
16
  Rein-Ertrag
1089
2
  (Superrev. Fassion vom 25. Juni 1859).    

Der Pfarrhof, geräumig, mit gesonderten Ökonomie-Gebäuden, liegt der Kirche nahe. Die Baupflicht an diesen Gebäuden hat das Staats-Aerar zu tragen.

Der eben erwähnten Kaplanei- oder Frühmeß-Stiftung zu Wilburgstetten liegen die Rathgeber-, Braun- und Fischer’schen Messen-Stiftungen in folgender Weise zu Grunde:

a. Am 9. März 1767 verschaffte die Wittwe Anna Maria Rathgeber von Wilburgstetten zur dortigen Pfarrkirche 1000 fl. zur Aufstellung eines Kaplans, welchen ein jeweiliger Pfarrer mit der Obliegenheit, daß er allen in der Pfarrei vorkommenden Funktionen nach Anordnung des Pfarrers vorzustehen habe, aufnehmen solle; für die Stifterin und ihre Freundschaft aber habe der Pfarrer jährlich zwölf heil. Messen unentgeltlich zu lesen. Würde aber ein künftiger Pfarrer zu Haltung eines Kaplans sich nicht verstehen, so wären die Zinse des gestifteten Kapitales zu Lesung heil. Messen für die Stifterin und ihre Freundschaft, jedoch mit Einrechnung obiger zwölf, zu appliciren.

b. Ala Ergänzung der Rathgeber’schen Kaplanei-Stiftung und Conservation des Heiligen vermachte Pfarrer Melchior Braun zu Wilburgstetten laut Testamentes vom 18. Jan. 1772 zur selben Pfarrkirche ein Legat von 600 fl. mit der Bestimmung, daß alle Quartal-Zeiten für ihn als Stifter in der Pfarrkirche zu Wilburgstetten eine heil. Messe, somit jährlich vier heil. Messen, gelesen und als Stipendium für jede Messe 30 kr., dem Schulmeister aber 6 kr. bezahlt werden. Gleichwie aber, fügte Pfarrer Braun bei, die Stifterin Rathgeber einen zeitlichen Pfarrer die freie Disposition gelassen, einen Kaplan aufzunehmen oder abzuänder, so conformire auch er sich dieser Willensmeinung gänzlich.

c. Die Wittwe M. Anna Fischer zu Wilburgstetten legirte durch Testament vom 3. Aug. 1772 ein Kapital von 800 fl. zur Pfarrkirchen-Stiftung dergestalt, daß von den daraus fallenden vierprocentigen Zinsen jährlich für sie sechs Messen gelesen, die übrig bleibenden 29 fl. aber einem zeitlichen Pfarrer zu Haltung eines Kaplans zu Handen gestellt werden sollen, insofern er aber keinen Kaplan mehr halten wolle, er dagegen verbunden sei, um die angegebenen 29 fl. für ihre arme Seele 58 heil. Messen zu appliciren.

Es wurde in neuerer Zeit der Versuch gemacht, mit den Zinsen aus obigen drei Stiftungs-Kapitalien unter Zuhilfenahme von Zuschüssen aus der Kreuz-Kapellen-Stiftung, aus der Kirchenstiftung von Villersbrunn und von andern Mitteln die Begründung einer Kaplanei-Stelle in Wilburgstetten wirklich zu ermöglichen, doch ohne befriedigenden Erfolg, da die aufbringbaren Dotations-Mittel sich als unzureichend zeigten, und für den Pfarrer eine Verpflichtung zur Haltung eines Kaplans nicht besteht, indem ihm durch die angeführten drei Kaplanei-Stiftungs-Urkunden freigestellt ist, einen Kaplan zu halten, oder die Rathgeber-, Braun- und Fischer’schen Stiftmessen selbst zu appliciren.


1 Der Name Wilburgstetten ist wahrscheinlich = bei der Stätte der Wilburgis.
2 Ueber dieses Truchsessen-Geschlecht handelt: Die Familie der Truchsessen von Rechenberg, Limburg, Simbronn, Warberg, Wald und Wilburgstetten, von H. Bauer, Dekan in Künzelsau, im 25. Jahresber. des hist. Vereins in Mittelfranken, Ansbach 1857, S. 21 – 34.
3 Urk. in München; R. B. 2, 281.
4 Conradus de Rechenberg et frater suus Fricko, Ött. Mat. 4, 331.
5 Falckenstein cod. dipl. Nordgav. p. 45.
6 Ötting. Mat. 2, 234. Derselbe Chûnradus dapifer de Rechinberch ist auch am 20. März 1250 Zeuge bei einer Almosenstiftung der Öttingischen Schenken Gerung und Rabeno von Eringen nach Kloster Ahausen. Urk. in München.
7 Cûnradus senior dapifer de Rechenberc, Urk. in München; R.B. 3, 19.
8 Cunradus dapifer de Rechenberc, R. B. 3, 49.
9 Urk. in Wallerstein; s. ob. S. 319.
10 Urk. in München; R. B. 3, 174.
11 R. B. 3, 187.
12 1263. 13. Maii in castro Werdensi in claustro S. Crucis, Cunradus de Rechenberch, Ludewici comitis de Oetingen dapifer. M. B. 33a, 101.
1265. 28. Jul. Chunradus dapifer de Sibenbrvnne, im Gefolge Graf Ludwig’s von Öttingen. S. W. Ötter, zweit. Verf. einer Gesch. der Burggr. v. Nürnb. 353. Mon. Zoller. 2, S. 59.
1265. 27. Nov. Conradus dapifer de Rechenberg, Ludewici comitis de Oetingen fidelis, monasterio in Cimbern, quando filia sua Margareta in eius consortium est recepta, donat mansum in Munningen et mansum in Wechingen. Ötting. Mat. 5, 24.
1269. 12. Jun. apud Walrestein. Cunradus dapifer senior de Rechenberg, Zeuge Graf Ludwig’s von Öttingen für Kaifersheim. R. B. 3, 325.
1270. 30. Sept. in Walrestein. Conradus dapifer et Conradus filius suus, gegenwärtig bei Stiftung des Klosters Kirchheim durch Graf Ludwig von Oettingen. Urk. in Wallerstein.
1270. 17. Dec. in Nurenberch. Conradus dapifer de Sibenbrunn, Z. Burggraf Friedrich’s von Nürnberg. Monum. Zoller. 2, S. 71.
1273. 3. Jan. in Walersten. Conradus dapifer de Linpurch, Z. des Schenken Gerung von Eringen für Kaifersheim. Urk. in München.
1273. Cunradus senior dapifer de Limpurch, Z. Graf Ludwig’s von Öttingen für Kaifersheim. R. B. 4, 767.
1274. 10. Aug. Nordelingen. Cunradus dapifer antiquus de Limburch et Erchengerus de Rechenberch, Bürgen der jüngern Grafen Ludwig und Kunrat von Öttingen für Kloster Zimmern. Urk. in Wallerstein.
1275. 7. Maii. Cunradus dapifer de Lintpurg miles, Rabanus frater eius, ZZ. Graf Cunrad des jüngern für Kloster Heilsbrunn. R. B. 3, 459.
1281. 2. Dec. in Walrstain. Cunradus dapifer dictus de Limbvrc, Z. des Schenken Gerung de Lapide (von Schenkenstein bei Bopfingen) für Kaifersheim. (Urk. in München; R. B. 4, 163.
In derselben Urkunde steht unmittelbar vor dem eben angeführten Cunradus de Limpvrc gleichfalls als Zeuge Fridericus dapifer dictus de Maingen (Maihingen), welcher das Truchsessen-Amt bei einer andern der damals getheilten Öttingischen Linien bekleidet haben mag.
1290. 4. Sept. Conrad truchseß von der Limpurg im Streite mit dem St. Clara-Kloster zu Nürnberg über einen Hof zu Ettenstatt (bei Pleinfeld), r. B. 4, 463.
1296, 21. Oct. Dns. Cvnradus et frater suus Rabanus milites dicti dapiferi de Limpurch, ZZ. Graf Ludwig’s von Öttingen für Kloster Zimmern. Urk. in Wallerstein.
1297. 5. Jun. in Nordelingen. Dns. Cv°nradus dapifer dictus de Limpurc et dns. Rabanus frager suus milites, ZZ. Graf Kunrat’s von Öttingen für Kloster Zimmern. Urk. in Wallerstein.
13 R. B. 5, 178.
14 Falckenstein cod. dipl. Nordgov. p. 152.
15 Jung. Miscell. 1, 122.
16 Urk. in München; R. B. 6, 348.
17 J. Sax. Gesch. des Hochst. und der Stadt Eichstätt S. 125 – 128.
18 Th. Ried cod. dipl. episc. Ratisb. 2, 853.
19 Jahresber. von Mittelfranken 1857, S. 24.
20 Zeitschr. des hist. Ver. für das wirtb. Franken 1853, S. 117.
21 R. B. 8, 329.
22 Jahresber. von Mittelfranken 1857, S. 25, nach dem Nekrologium des Dominikaner-Klosters zu Mergentheim.
23 Die Urkunde in: Vertheid. Territ.- u. Jurisdikt. Gerechts. Dinkelsbühls gegen Öttingen-Spielberg 1775, nr. 113. Nomun. Zoller. 6, S. 277.
24 Dinkelsb. gegen Ött. 1. c.
25 Monum. Zoller. l. c. S. 279.
26 Ib. S. 460. 461.
27 Dinkelsb. gegen Ött. nr. 49.
28 Urk. ib.
29 Die große Glocke goß Propst in Nördlingen im J. 1835. Die zweitgroße hat das Dinkelsbühler Stadtwappen und die Inschrift: Adoramus te Christe et benedicimus tibi. Sancta Margaretha virg. et mart. Anno 1681. Auf der drittgroßen steht: Benedicamus patrem et filium cum sancto spiritu; laudeamus et superexaltemus eum in saecula. Eine Jahreszahl ist auf ihr nicht sichtbar; wahrscheinlich stammt sie aus dem 18. Jahrhunderte. Die kleinste, wahrscheinlich gleichfalls aus dem 18. Jahrhunderte, hat die Inschrift: Domine Devs avdi orationem hvivs popvli. Num. cap. 20. vers. 6.
30 Obiges nach Akten des bisch. Archives.
31 Auf der größern steht: Sit nomen domini benedictum, ex hoc nunc et usque in saeculum. Anno 1769. Auf der kleinern: Adorate Deum omnes sancti. Anno 1769.

Erstellt am 7. März 2004 durch Hans Ebert
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