Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg
Inhaltsverzeichnis
 <<  blättern  >>
 
Auch die protestantischen Pfarreien mehrten sich im Laufe der Zeit; denn protestantische Pfarrsitze befinden sich jetzt auch in Dorf-Gütingen, Frankenhofen, Gerolfingen, Lehen-Gütingen, Moosbach, Unter-Ampfrach und Wittelshofen. In Folge der Territorial-Veränderungen zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts fiel auch die protestantische Pfarrei Larrieden, an der Werniz zwischen Moosbach und Schopfloch gelegen, in katholischer Zeit zum Wirzburger Sprengel gehörig, an das Königreich Bayern und kam damit in den Umfang des Kapitels Dinkelsbühel und des Bisthums Augsburg.

Mit andern Dekanat-Sprengeln des Bisthums Augsburg hat das Kapitel Dinkelsbühel nur nach Süden eine Verbindung, indem es nach dieser Richtung heute wie ehedem die Nordgrenze des Kapitels Wallerstein berührt. Auch nach Südwesten und Westen hing es früher auf eine weite Strecke mit Augsburgischen Land-Kapiteln zusammen, nämlich mit Wallerstein und Elwangen. Hier lief die südwestliche Grenze zwischen den Dinkelsbühlischen Pfarreien Mönchs-Roth und Segringen einerseits, und der Wallersteinischen Pfarrei Thannhausen und den Elwangischen Pfarreien Stettlin und Wörthlin andererseits. Nach Westen stößt der Dinkelsbühlische Pfarrsprengel Segringen an den Elwangischen Pfarrsprengel Ellenberg, und soweit diese Begrenzung läuft, nämlich bis zum Ellenbergischen Dorfe Mazenbach und zum Segringischen Dorfe Ober-Deufstetten, war Augsburgischer Bisthumsboden. In Folge der Ländervertheilung des gegenwärtigen Jahrhunderts wurde die alte Kapitelsgrenze in diesem Striche etwas geändert, indem namentlich die beiden Weiler Ober- und Unter-Deufstetten, Orte gemischter Religion und nach Segringen pfarrig, deren katholische Bewohner aber theils von Ellenberg aus, theils durch Dinkelsbühler Kapuziner pastorirt wurden, an Wirtemberg und damit an den Bisthums-Sprengel von Rottenburg fielen.

Nahe den beiden Orten Mazenbach und Ober-Deufstetten beginnt der ehemalige Sprengel des Bisthums Wirzburg den von Augsburg zu berühren; und nun wird es sehr schwierig, die Grenzen des alten Kapitels Dinkelsbühel und mit denselben die Grenzen des Bisthums Augsburg nach den noch übrigen Seiten, West, Nord und Ost, auf welchen letzteres mit den Sprengeln von Wirzburg und Eichstät zusammenstieß, genau und verlässig darzustellen. Denn wir kennen zwar nach allen diesen Richtungen die alten katholischen Pfarr-Orte des Bisthums Augsburg und ebenso die mit ihnen zusammenstoßenden Wirzburger und Eichstätter Pfarreien, wissen aber nicht in allen Fällen, welche Neben-Orte, Weiler und Höfe in katholischer Zeit jeder Pfarrei zugetheilt gewesen sind. Es wird sich zwar im Allgemeinen annehmen lassen, daß die protestantisch gewordenen Pfarrsprengel denselben Umfang beibehielten, welchen sie in der katholischen Zeit eingenommen hatten; doch läßt sich ein sicherer Schluß von der jetzigen protestantischen auf die alte katholische Pfarreien-Eintheilung und Begrenzung nicht machen, weil nicht nur durch Änderungen in den Landesgrenzen die Pfarrsprengel oft zerrissen wurden, sondern auch, weil bei den protestantischen Pfarr-Eintheilungen andere Rücksichten obwalteten, als das katholische Herkommen; daher die alten Diöcesan-Grenzen verrückt wurden. Wir thaten jedoch das Mögliche, um diese mit Sicherheit wieder zu gewinnen, und versuchen hienach eine Umschreibung des Augsburger Bisthums-Sprengels in diesem Grenz-Kapitel gegen die Sprengel von Wirzburg und Eichstätt nach West, Nord und Ost in folgender Weise:

Wenn wir beim ersten Berührungspunkte des Augsburger Sprengels mit dem Wirzburgischen, nahe bei den ehemals Augsburgischen Weilern Mazenbach und Ober-Deufstetten, ausgehen und nach Norden vorschreiten, finden wir zunächst als Augsburgische Grenz-Orte die folgenden Weiler und Höfe der Pfarrei Weidelbach: Gunzen, Wildenstein, Wälders-Hub, Röthlein, Neustättlein, Rödendorf und Waldeck. An den zur Wirzburgischen Pfarrei Lustenau (Markt-Lustenau) gehörigen Orten Veitswind, Geisbühel, Schönbrunn und Richelbach vorüber läuft nun die Grenze mitten zwischen dem Augsburgischen Pfarrdorfe Weidelbach und dem Wirzburgischen Lustenau hindurch und schneidet dann zwei Mal tief in’s Augsburgische ein, die Dörfer Larrieden und Haundorf zum Wirzburger Sprengel ziehend. Die neugebildeten Landesgrenzen haben indeß diese beiden protestantischen Dörfer mit einigen andern Weilern und Höfen dem Königreiche Bayern und dem Kapitelsbezirke von Dinkelsbühel zugewiesen; die darin wohnenden Katholiken, jetzt Augsburgische Diöcesanen, werden von der nahen wirtembergischen Pfarrei Lustenau pastorirt.

Nachdem nun die Bisthumsgrenze einen Bogen in nordwestlicher Richtung um die Augsburgische Pfarrei Ober-Ampfrach geschlagen, zieht sie sich zwischen Ober-Ampfrach und dem Wirzburgischen Pfarr-Orte Wildenholz nach Osten. Im weitern Verlaufe werden Breitenau und Dorf-Gütingen, letzteres ehemals Filiale von Feuchtwangen, die nördlichsten Grenzpfarreien des Bisthums Augsburg, Erzberg, Werniz und Kloster Sulz die südlichsten des Bisthums Wirzburg; von den dazwischen liegenden größern Weilern fallen Ungetsheim, Zumhaus, Zischendorf, Ratzendorf, Rödenweiler und Bühl wahrscheinlich zum Augsburger, Bottenweiler, Klein- und Groß-Waldhausen, Klein- und Groß-Ulrichshausen, Höfen und Binzenweiler wahrscheinlich zum Wirzburger Sprengel. Gegenwärtig ist dieser ehemals Wirzburgische Antheil, welcher wie Lustenau und Larrieden zum Kapitel Krailsheim gehörte, dem Sprengel von Bamberg, Dekanat Gebsattel, einverleibt.

Nahe den Dörfern Bühl und Velberg stoßen die drei Bisthümer Augsburg, Wirzburg und Eichstätt zusammen. Die Augsburger Bisthumsgrenze wendet sich nun schnell nach Süd und Süd-Ost, vorüber an den jetzt noch katholischen Eichstätter Pfarreien Weinberg und Elbersroth. Sie läuft so, daß die Weiler Velberg, Vorder- und Hinter-Breitenthann und Steinbach zum Sprengel von Eichsstätt gehören, während die diesseitigen kleinen Örtlein Zugehörden von Dorf-Gütingen und von der ausgedehnten Pfarrei Feuchtwangen sind. Weiter nach Süd-Ost zieht die Grenze zwischen den Augsburgischen Weilern Ober- und Unter-Ahorn und dem Eichstättischen Weiler Aichau, und dann zwischen der Augsburgischen Pfarrei Dentlein und der Eichstättischen Pfarrei Wieseth, so daß Thürnhofen und der Forstbezirk Dentlein mit den Weilern Ober- und Unter-Beierberg auf Augsburgischem, Lelldorf, Fetschendorf, Ober- und Unter-Moosbach aber auf Eichstättischem Grunde bleiben2). Immer fort südwestlich läuft die Grenze weiter zwischen dem Augsburgischen Dorfe Ober-Kemnaten und der Eichstättischen Pfarrei Burk mit ihrer Filiale Matzmannsdorf, zwischen der Augsburgischen Pfarrei Amelbruch und dem Eichstättischen Pfarrdorfe Beierberg mit Schlierberg, das Dorf Düren auf Augsburgischer, den Weiler Grüb auf Eichstättischer Seite lassend, gegen die nordwestliche Seite des Hesselberges, zieht an der westlichen und süd-westlichen Schneide dieses Berges hin, fällt zwischen Gerolfingen und Röckingen südlich in das Werniz-Thal ab, erstern Ort dem Augsburger, letztern dem Eichstätter Sprengel zutheilend, und überschreitet östlich von Reichenbach bei der Schmalz-Mühle die Werniz, worauf sie am östlichen Vorsprunge des Oettinger Forstes die Verbindung mit dem Augsburgischen Landkapitel Wallerstein wieder erreicht3).


2) Die Matrikel des Bisthums Eichstätt, herausg. von Th. D. Popp, Eichst. 1836, führt S. 159 die Weiler Velberg, Vorder- und Hinter-Breitenthann und die Guten-Mühle als Zugehörden der kath. Pfarrei Weinberg auf, und sagt S. 194, zur Zeit der Kirchentrennung seien zu der im Augsburger Sprengel gelegenen prot. Pfarrei Feuchtwangen auch Orte der Eichstätter Diöcese gezogen worden. Als solche seien bisher urkundlich bekannt: Vorder- und Hinter-Breitenthann, Westheim Windshofen, Schutz-Mühle, Steinbach, Char-Hof, Char-Mühle. Zur Pfarrei Elbersorth gehören nach derselben Matrikel S. 59 der ebengenannte Char-Hof und die Char-Mühle nebst den weitern Grenz-Orten: Bittel-Hof, Anger-Hof, Birkau und Böckau. Zur Pf. Wieseth gehören nach S. 192 die Grenz-Orte: Gräbenwinden, Aichau, Leuxen-Hof, Lelldorf, Höfstetten, Fetschendorf, Ober- und Unter-Moosbach, Groß- und Klein-Wolferts-Hof. Zur Pf. Burk gehört Matzmannsdorf, zur Pf. Beierberg die Weiler Schlierberg und Grüb, obwohl der letztere auffallender Weise ganz nahe beim Augsburgischen Dörflein Düren liegt. Ebd. S. 169. 170.

3) Der Hart-Hof am südlichen Abhange des Hesselberges und die Schmalz-Mühle an der Werniz gehören nach Popp’s Matrikel zur Eichstättischen Pfarrei Röckingen.


Erstellt am 9. Januar 2004 durch Hans Ebert
<<  blättern  >>