RAMISCH - Landkreis Feuchtwangen ...
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Feuchtwangen - Übersicht
Ehem. Stiftskirche; jetzt ev.-luth. Pfarrkirche - S. 1
 
 


Feuchtwangen, Stiftskirche, Grundriß
 


Feuchtwangen, Stiftskirche, Längsschnitt, nach einer Bauaufnahme von 1917



 
 

Feuchtwangen, Stiftskirche, Westfassade

Feuchtwangen, Stiftskirche, Nordturm von Norden

Baubeschreibung:

Lage: Die Stiftskirche liegt mitten in der Stadt und beherrscht mit ihren ungleichen Westtürmen, der Dachsilhouette und dem Chor das Stadtbild. Der Chor bildet die nördliche Platzwand des Marktplatzes. An der Südseite der Kirche ist der ehemalige Kreuzgang angebaut, die Westseite weist auf einen kleinen Platz, nach Norden trennt eine Straße (ehemals Friedhof) die Stiftskirche von der Johanniskirche.

Grundriß: Dreischiffiges Langhaus zu vier Achsen. Die Seitenschiffe münden östlich in moderne Treppenhäuser, die wiederum östlich mit je einem Gewölbejoch in Verbindung stehen. Das nördliche Seitenschiff ist um Wandpfeilerbreite nach außen vorgezogen. Der dreijochige Chor mit 5/8 Schluß fluchtet mit dem Mittelschiff. Westlich eine Portalvorhalle zwischen quadratischen, auf zwei Seiten frei stehenden, gegen die Seitenschiffe ungleich eingezogenen Türmen. Der zweijochige, rechteckige Sakristeibau an der Nordseite des Chores stößt an das Gewölbejoch östlich des Treppenhauses.

Innen: Die querrechteckigen Chorjoche kreuzrippengewölbt. Dreischäftige Runddienstbündel steigen im Chorschluß vom Boden aus mehrseitigen Sockeln mit Tellerbasen, im Chor von mehrseitigen Spitzkonsolen auf. Die Birnstabrippen laufen ohne Kapitelle an den Runddiensten an. Runde und sechseckige Schlußsteine; der östliche mit Relief des Gotteslamms (Zweite Hälfte 14 Jh.) und Umschrift: AGNVS . DEI . QVI . TOLLI(T). PECCATA . MVNDI . + In den Chorschlußwänden verschieden große Nischen: rundbogig, spitzbogig, spitzbogig mit einfachem Blendmaßwerk, stichbogig und schließlich wandfeldbreite stichbogige Sediliennische mit lebhaft gekehlter, stabbelegter Laibung und Sitzbank. Im Chorschluß und in der Südwand der zwei östlichen Chorjoche hohe Spitzbogenfenster mit Gewände und zweiachsigem - achsial dreiachsigem - erneuertem Maßwerk. Im östlichen Chorjoch spitzbogige Sakristeitür mit gekehltem, birnstab- und wulstbelegtem Gewände. Im westlichen Chorjoch breite gefaste Spitzbogenöffnungen (1913 - 20) gegen die seitlichen Gewölbejoche. Darüber an der Südseite rundbogige Emporenöffnung und blindes Spitzbogenfenster. - An den Westenden der Chorwände vermauerte (Entlastungs-) Bogen. - Verschiedene, z. T. moderne Bodenniveaus.

Die rechteckigen niedrigeren Anräume sind kreuzrippengewölbt, der südliche mit aus der Wand ausbiegenden Doppelkehlrippen und blattbelegtem Scheitel, der nördliche gleichartig mit Rosettenschlußstein. Über dem südlichen Anraum moderne, gegen den Chor weisende Holzempore. - Modern umgebautes Langhaus mit kassettierter flacher Holzdecke. Südseite basilikal, Nordseite mit Emporengeschoß. Die Schiffe werden durch Rundpfeiler geschieden, deren Standort vom Baubestand bestimmt ist. Die beiden östlichen Rundpfeiler der Nordseite haben noch ursprüngliche quadratische Sockel mit geschrägten Ecken (wohl vom Ende des 14 Jhs.). Unter den segmentspitzbogigen Arkaden Balkonemporen. Im Westen zweigeschossige Holzempore über Holzstützen. Westlich hinter der oberen Empore rechteckiger, von der Orgel eingenommener Raum zwischen den Turmgeschossen.

Außenbau: Chor über profiliertem Sockel. Umlaufendes, an den vier östlichen Chorstreben verdachtes Kaffgesims. Chorstreben mit Wasserschlag und Satteldach. An der ersten freistehenden der Südseite verwitterte Bauinschrift unter dem Kaffgesims (s. u.). Über Langhaus und Chor einheitliches, nach Osten und Westen abgewalmtes Dach mit neuerem Dachreiter. An der Ostwand des südlichen Chornebengewölbes zugesetzte Rundbogentür.

Westfassade und Türme: Zweiturmfassade mit achsialem, ehemals mehr-, jetzt zweigeschossigem fluchtenden Bauteil, der im Erdgeschoß eine Portalvorhalle, im Obergeschoß einen gegen das Mittelschiff geöffneten Raum enthält. In der Fassade moderne, veränderte Kopie eines romanischen Rundbogenportals mit gestuftem Gewände, das außen mit einem Wulst, in den Hauptstufungen mit einem Dreivierteldienst belegt ist. Über dem karniesartig einspringenden Kämpfer läuft ein profiliertes Gesims um die Gewändestufen. Die Archivolte ist ebenfalls gestuft und mit Zahnschuppen und am Ende eingerollten Zackenbändern friesartig belegt. In der längstonnengewölbten Portalvorhalle Spitzbogentür mit gekehltem Gewände. In der Fassadenwand über dem Portal hochrechteckiges, vertieftes Wandfeld, das seitlich von einem diamantierten Fries eingefaßt ist, der über mit Lilien ausgelegten Blendbogen entlangläuft. Als Abschluß Deutsches Band. Achsial im Wandfeld Rundbogenfenster mit gestuftem, mit Zackenband, Rundstäben und Diamantbossen belegtem Gewände. In einem ausgewechselten Stein Jahreszahl 1888. Modernes Rechteckfenster. - Nordturm: Untergeschoß über profiliertem Sockel. An der Nordseite ursprüngliches, jedoch stark abgewittertes Profil. An der Westseite mehrfach verändert. Breite Ecklisenen und zweiachsige Blendgliederung mit durchlaufender gestufter Mittellisene. Diamantierte Blendbogen, Deutsches Band. Als Gurtgesims an der Nordseite dreizeiliger Schachbrettfries; an der Nordwestecke und Westseite durch Kehlgesims (16. Jh.) ersetzt. Das zweite Geschoß ist an der Ost- und Nordseite wie das Untergeschoß gegliedert. Die Mittellisene und die Blendbogen sind doppelt gestuft, das Gurtgesims ist reicher gegliedert: Diamentbossenband, Deutsches Band, Diamantbossenband, diamantierter Kreuzbogenfries. Die Westseite des zweiten Geschosses und das Gurtgesims bis zur Mittellisene der Nordseite aus dem 16. Jh., letzteres mit Karniesprofil. Steine mit Zangenlöchern. Drittes Geschoß mit ähnlicher, noch reicherer Gliederung. Mittellisene mit diamantierter, laufender Abfasung. Um die mit Lilien ausgelegten Blendbogen Gurtgesims aus zweizeiligem Deutschen Band und dreizeiligem Schachbrettfries. In den Wandfeldern breite Rundbogenfenster mit gestuftem, rundstabbelegtem Gewände. Ansatz eines vierten Geschosses mit analoger Gliederung. An der Westseite und Westecke der Nordseite durch einfaches Mauerwerk mit Zangenlöchern ersetzt. Einheitliche, das dritte und vierte Geschoß zusammenfassende Geschoßteilung. In der Westseite gekoppelte rundbogige Klangarkade mit gefastem, wulstbelegtem, spitzbogig verzogenem Gewände (16. Jh.). Wulstiges Traufgesims, geschweiftes Pyramidendach mit Knauf und Wetterfahne. Alle Geschosse kreuzweise geschlaudert. - Südturm: Untergeschoß über modernem, profilierten Sockel. Gliederung analog zu der des Westturms, jedoch einfacher in den Details in der Geschoßhöhe abweichend. östliches Wandfeld der Südseite durch modernen Türeinbau verändert. Gurtgesims mit erneuertem Profil. Zweites Geschoß wie das Untergeschoß gegliedert. Die Baudetails von gleicher Schlichtheit. Zweites Gurtgesims ebenfalls erneuert. Drittes Geschoß: moderne Wandfeldgliederung an der Westseite; im 16. Jahrhundert unter Verwendung romanischer Bauteile neu errichtete Süd-, Ost- und Nordseite. Beide durch moderne Zutaten (gedoppelte neuromanische Fenster) verändert. Viertes Geschoß über modernem Gurtgesims: einfache Steinrahmung (an der Westseite modern), rundbogige Schallöffnungen mit gefaster Laibung. Kräftiges, profiliertes Traufgesims. Turmterrasse mit Eisengeländer. Zweigeschossiges, zurückgesetztes Oktogon mit Tür, gekehltem Gurtgesims, Rechteckfenstern, profiliertem Traufgesims und Zwiebeldach mit Knauf und Wetterfahne.

Sakristei: An der Nordseite des Chores gelegener Anbau von 1 : 2 Achsen. Hoher, geschrägt gestufter, profilierter Sockel mit modernen Kellerfenstern. Vier Strebepfeiler mit unterkehltem, an der Ostseite als Kaffgesims weitergeführtem Wasserschlag und Satteldach. Der östliche Strebepfeiler ist übereck gestellt. Die Ostwand ist an der Südseite ein paar Steinlagen hoch als Chorstrebe weitergeführt. Pultdach über profiliertem Traufgesims.  Rechteckfenster mit stellenweise stabbelegtem Gewände, das ursprünglich zu Spitzbogenfenstern gehörte. An der Ostseite ein solches von innen verblendet erhalten. Zweiachsiges massives Maßwerk mit sehr schmalen Öffnungen (Sicherung gegen Einbruch). Zweijochiges Kreuzrippengewölbe. Spitzwinklige, aus der Wand auslaufende Doppelkehlrippen. Geviertelte Schlußsteine. Modernes, zu hoch liegendes Fußbodenniveau. Eingang in den Chor durch um sechs Stufen tiefer liegende Spitzbogentür. Das Sakristeigewölbe ursprünglich weiter nach Westen fortgesetzt. Ansatzstellen unter dem Dach.


Erstellt am 27.3.1999 durch Hans Ebert
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