Friedrich Jacobi - Geschichte der Stadt ... |
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Erste
Periode.
Feuchtwangen
als unmittelbare Reichsstadt.
792
- 1326.
IV. Abschnitt.
Geschichte der Stadt von der Zeit der Umwandlung des Klosters in ein Stift bis zur Verpfändung der Stadt an den Burggrafen von Nürnberg.
1197 - 1376.
Unter dem milden Scepter der Hohenstaufen, von denen mehre selbst ihren Sitz in Rothenburg a. d. Tauber hatten, wo der Mittelpunkt der Kaiserlichen Landvogtei in Franken war, zu welcher Feuchtwangen gehörte, blühte diese Stadt im 12ten und 13ten Jahrhundert zusehends auf, und hob sich durch den Fleiß seiner Bürger, wie durch die günstigen Verhältnisse der Zeit. Besonders war es der Getraidehandel, welcher Feuchtwangen bereicherte, und seine Schrannen und Märkte waren überfüllt mit Waizen, Dinkel, Korn, Gerste, Haber und andern Erzeugnissen des Feldes, wie auch mit denen des Wassers und Waldes. Dadurch erweiterte sich Feuchtwangen, und erhielt eine Größe, daß die Sulzach mitten durch die Stadt floß, und jenseits des Flusses ganze Straßen angelegt wurden, wie die Häfnersgasse auf dem Wege nach Mosbach, die Webergasse, die Büttelsgasse, und diesseits des Flusses die Kühnersgasse, in der Richtung nach Heilsbronn (31).
Selbst ein adeliges Geschlecht, das den Namen der Stadt führte, und ihr hohe Ehre machte, sah Feuchtwangen in seiner Mitte entstehen. Conrad von Feuchtwangen, früher Commenthur des teutschen Ordens zu Cyllen, (jetzt Wechselburg bei Rochliz in Sachsen), dann Landmeister in Preußen, erhielt 1279 zugleich die Landcommenthurei in Liefland, um die Litthauer zurückzutreiben, und den in den Besitzungen des Ordens ausgebrochenen Aufruhr zu dämpfen. Darauf wurde er 1287 Commenthur in Mergentheim, und 1289, im letzten Kreuzzug, unter Ludwig IX. von Frankreich, bei der Belagerung von Ptolemais Teutschmeister. Als solcher saß er zu Venedig, ließ sich die Privilegien des teutschen Ordens von dem neu gewählten Kaiser Adolph von Nassau, der ihn schätzte und auszeichnete, bestätigen, und durchreiste dann Teutschland, wo er an verschiedenen Orten General-Capitel hielt, bis er zuletzt 1296 auf einer Reise nach Prag in Drobowitz starb, und in dem teutschen Hause daselbst neben Herzog Henricus Barbatus begraben wurde, wo noch jetzt ein marmornes Denkmal sein Bild zeigt, mit einer ehrenden lateinischen Umschrift (32).
Ein zweiter bedeutender Ritter von Feuchtwangen war Sigfried von Feuchtwangen oder Wuchtwangen, wahrscheinlich ein Bruder Conrads. Dieser Sigfried hielt ebenfalls den Sturm auf Ptolomais mit aus, ging dann zurück nach Venedig, wurde zum Teutschmeister gewählt, führte seit 1303 glückliche Kriege gegen die Litthauer und Russen, wobei ihm 1307 Herzog Heinrich von Oberbayern zur Hilfe kam, als die Russen Plescow erobert hatten, verlegte dann den Sitz der Teutschmeister von Venedig nach Marienburg, und hielt hier die Polen so in Achtung, daß sie die Erneuerung des Krieges nicht wagten, und daß die Polnischen Geschichtschreiber nur dadurch ihren Groll Luft machen, daß sie ihn als einen Tyrannen schildern, der beständig Stricke zum Aufhängen an seinem Sattel geführt habe, und dem kein Bissen habe schmecken wollen, wenn nicht zuvor ein Paar Polnische oder Pommerische Bauern aufgehängt worden seien. Die Preußischen Geschichtschreiber dagegen rühmen die Kraft des Teutschmeisters aus Feuchtwangen, und bewundern den Geist, mit welchem er das Ganze zusammenhielt und ordnete. Nachdem Sigfried von Feuchtwangen dem Orden ganz Pomerellen unterworfen, das aus 40 Artikeln bestehende Preußische Recht verfaßt, die Eintheilung und Verwaltung des Landes geordnet, und 1311 noch ein General-Capitel zu Marienburg, und eines zu Christburg gehalten hatte, starb er zu Marienburg 1312 an der rothen Ruhr, und wurde zu Marienwerder auf das Feierlichste begraben, obschon die Polnischen Geschreiber erzählen, der Teufel habe ihn in einen glühenden Ofen gesetzt, und lebendig verbrannt (33). Ausserdem war Graf Philipp von Feuchtwangen 1235 auf dem 14ten Turniere zu Würzburg; Gottfried von Feuchtwangen bekleidete 1299 das Amt eines Commenthurs in Mergentheim; Adelhaid von Feuchtwangen war 1305 Conventualinn des Frauenklosters zu Gnadenthal bei Hall in Schwaben; Herrmann von Feuchtwangen, genannt von Mackenhofen, verewigte sein Andenken in der Stadt durch eine Stiftung an die Pfarrkirche, und verkaufte sein Gut zu Vorderbreitenthann den Ellrichshausen; Wilhelm von Feuchtwangen war 1362 als Mitkämpfer auf dem 19ten Turnier zu Bamberg erschienen; und Lupoldus von Vuchtwang war Canonicus der Kirche St. Joh. Im Stift Haug zu Würzburg (34).
Ob indessen diese Ritter von Feuchtwangen, die in der Folge nach Dinkelsbühl zogen, und von denen noch im 16ten Jahrhundert in Jörg von Feuchtwangen als Stifter des Kirchenschatztes zu Schopflohe im Rieß an das Hospital zu Dinkelsbühl vorkommt, von den ältesten Zeiten her ihren Sitz in Feuchtwangen hatten, oder gar wirkliche Herrn von Feuchtwangen waren, ist zu bezweifeln. Vielmehr ist es wahrscheinlich, daß sie Nordenberge oder Weiltingen waren, welche nach Feuchtwangen zogen, und sich dann, wie dieß gewöhnlich geschah, nach dem neuen Wohnort schrieben. Daher kommt es, daß man in den ältesten Geschlechts- und Wappen-Büchern den Namen von Feuchtwangen vergebens sucht, während Spangenberg in seinem Adels-Spiegel zweier Teutschmeister dieses Namens erwähnt, und Goldast, Berius und Buceltnus unter den Reichsbaronen auch Barones Feuchtwangenses aufführen (35). Ihr Wappen war übrigens ein halber schwarzer Adler im weißen Feld der vordern Seite des von oben nach unten gespaltenen Schildes, und 2 übereinanderliegende schmale Straßen im gelben Felde der hintern Seite, wobei jede Straße unten 2 Zacken hatte, einer Säge ähnlich; und ihr Schloß stand vor der Stadtmauer, und wurde der teutsche Hof genannt (36).
Als mehre Städte in Teutschland sich am Anfang des 14ten Jahrhunderts vereinigten, um den nach Kaiser Rudolph I. Tod erneuten Anfällen der benachbarten Fürsten und Ritter einen Damm entgegen zu setzen, trat auch Feuchtwangen im Jahre 1307 dem schwäbischen Städtebunde bei. Aber dieß stellte die Stadt nicht sicher gegen die Angriffe des nur 2 Stunden entfernten Dinkelsbühl, da, auf Feuchtwangens Getraidemarkt eifersüchtig, eine Gelegenheit suchte, die Nebenbuhlerin zu stürzen; und da der geringste Vorfall als Veranlassung zum Kriege ergriffen werden konnte, weil längst in Teutschland das Recht des Gesetztes dem Recht der Faust gewichen war, und auch die Befehle des neuerwählten Kaisers Heinrich aus dem Hause Luxemburg weder Ritter noch Städte von ihren Fehden und Kriegen abzuschrecken vermochten; so überfielen die Bürger von Dinkelsbühl im Jahre 1309 die Stadt Feuchtwangen, und brannten den größten Theil derselben nieder (37). Indessen erholte sich die fleißige und gewerbreiche Stadt bald wieder, und dazu trug nicht wenig der neue Kaiser aus Bayrischem Stamme bei. Als nämlich Ludwig der Bayer, nach dem Siege bei Mühldorf, in dem ihm theueren Nürnberg verweilte, das mit dem übrigen Franken das Meiste zu seiner Rettung beigetragen hatte, fiel des Kaisers Blick auf das noch halb in Asche liegende Feuchtwangen; und da er überall zu helfen und zu erleichtern bemüht war, ertheilte er der Stadt 1323 das Privilegium, daß in ihr fortan jährlich nur 100 Pfund Heller, und zwar 50 im May und 50 im Herbste, von seinen oder des Reiches Amtsleuten, so wie von denen, welchen die Stadt verpfändet wäre oder werden möchte, erhoben werden sollten (38); und dies bestätigte er nicht nur durch ein neuen Privilegium, das enbenfalls von Nürnberg aus datirt ist, vom Jahr 1331, sondern fügte noch, um die Stadt vor neuen Unfällen in dem fortdauernden Städtkriege zu schützen, mit kaiserlicher Fürsorge hinzu, daß Niemand, welcher Feuchtwangen einnehmen würde, von der Stadt aus Krieg führen, oder durch erhöhte Lasten sie drücken dürfte (39).
Wie wohltätig diese kaiserliche Bestimmung für Feuchtwangen war, sah man bald ein, als die Stadt 1347 wirklich von dem neugewählten Kaiser Karl IV. Mit dem benachbarten Aufkirchen an den Grafen Albrecht von Oettingen verpfändet wurde (40). Der Grund zu dieser Verpfändung war wohl die Thronbesteigung und der bevorstehende Krieg mit dem Gegenkaiser Günther von Schwarzburg, wozu große Geldsummen nöthig waren, obwohl die Wassen schon in nächsten Jahre durch den Rücktritt Günthers rhten; wie lange aber Feuchtwangen unter der Pfandschaft Oettingens blieb, und welche Schicksale es während dieser Zeit erlebte, ist unbekannt. So viel läßt sich jedoch aus einem Privilegium von Kaiser Wenzel vom Jahre 1360 schließen, daß der Graf von Oettingen die Bürger von Feuchtwangen vor sein Gericht lud, weil es in dem Privilegium heißt, die Bürger von Feuchtwangen und die Landleute von der Vogtey hätten sich beschwert, daß sie zur Schlichtung ihrer Streitsachen vor auswärtige Richter geladen würden, woraus für sie Kosten und Unbequemlichkeiten entstünden, und weil dieses Privilegium ihnen das Recht ertheilt, gleich den übrigen Reichsstädten nur von ihren eigenen Amtmann geladen zu werden (41).
Im Jahre 1376 wurde Feuchtwangen zum zweiten Male verpfändet, und zwar an Burggraf Friedrich V. von Nürnberg um 5000 fl. Gut an Gold und schwer an Gewicht (42). Fragt man nach den Ursachen dieser abermaligen Verpfändung von Kaiser Karl IV., so dient zur Antwort, daß die Wahl seines Sohnes Wenzel zum Thronfolger, und der unternommene Zuzg gegen die verbündeten Städte in Schwben bedeutende Summen erforderten; und will man wissen, warum gerade der Burggraf von Nürnberg es war, dem sie zuletzt verpfändet wurde, so darf man sich nur erinnern, daß die reichen Burggrafen von Nürnberger überhaupt in diesem Zeitraum eine Menge Städte und Dörfer auch in der Gegend von Feuchtwangen an sich kauften, z. B. Ansbach, Colmberg, Leutershausen, Wassertrüdingen, Uffenheim, u.; ferner, daß Burggraf Friedrich V. dem Kaiser sehr nahe stand, weil er von ihm 1362, während dessen Reise nach Böhmen, zum Reichsverweser ernannt, im nächsten Jahre auf dem Reichstage zu Nürnberg feierlich zum Reichsfürsten erhoben, und darauf mit ihm durch Familienbande vereinigt worden war, indem sein Sohn Johann sich mit der Kaiserlichen Prinzessin Margaretha vermählte; und endlich daß sich im Verpfändungsjahre selbst der Burggraf gerade als treuer Kriegsgenosse im Kaiserlichen Lager befand, als das Heer gegen Ulm rückte, und der Kaiser neue Geldsummen nöthig hatte.
Aus
dieser Verpfändung jedoch wurde Feuchtwangen nicht wieder gelöst,
sondern blieb eine Burggräflich Nürnbergische Landstadt; und
die Ursachen hievon, wie die Schicksale der Stadt unter der neuen Landeshoheit,
füllen die zweite Periode ihrer Geschichte, die sich reiche rund denkwürdiger
zeigen dürfte, als man vielleicht vermuthet.