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Von
Karl
Bosl
1969
Sonderdruck aus Zeitschrift
für bayerische Landesgeschichte
1969 Bd. 32 Heft 3
Professor Dr. Karl Bosl
Inhaber des Lehrstuhls für Bayerische Landesgeschichte an der Universität München, geb. am 11.11.1908 in Cham/Opf., studierte Geschichte, Germanistik, Klassische Sprachen und Mittellateinische Philologie bei Professor Paul Lehmann in München und wurde dort 1944 habilitiert. Am humanistischen Gymnasium in Ansbach war er Studienrat. Von 1953 - 1960 lehrte er in Würzburg. Seit 1960 ist er Ordinarius für Landesgeschichte in München.
Von seinen zahlreichen Publikationen, vor allem zur Gesellschafts-, Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte, seien genannt:
"Die Reichsministerialität der
Salier und Staufer" (1950/51),
"Frühformen der Gesellschaft im
mittelalterlichen Europa" 1964,
"Die Sozialstruktur der mittelalterlichen
Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg" (1966),
"Franken um 800, Strukturanalyse einer
fränkischen Königsprovinz" (1969)
"Bayern im Umbruch" (Die Revolution
von 1918, ihre Voraussetzungen, Ihr Verlauf und ihre Folgen)
"Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands" - Bayern.
Sonderdruck im Auftrag des Landkreises
Feuchtwangen, Auflage 3.000, zu beziehen durch das Landratsamt Feuchtwangen.
Druck: Buchdruckerei Georg Appl, Wemding,
Gutenbergstr. 3.
GELEITWORT
FEUCHTWANGEN
UND WALTHER VON DER VOGELWEIDE
Unser verdienstvoller Heimatforscher,
Herr Oberamtsrat Bayerlein, widmet sich seit Jahren der Forschung nach
der Herkunft Walthers von der Vogelweide aus dem Vogelweidehof nahe Feuchtwangen.
Diesen geschichtlich überlieferten Hof und Rittersitz konnte er in
der Flur bei Feuchtwangen feststellen. Inzwischen sind seine Forschungen
soweit gediehen, daß auch die Vertreter der Wissenschaft darauf aufmerksam
geworden sind, insbesondere stand ihr Herr Professor Dr. Karl Bosl von
der Universität München freundlich und wohlwollend gegenüber.
So lag es nahe, daß der Unterzeichnete Herrn Professor Bosl bitten
konnte, einmal in Feuchtwangen einen Vortrag über die Frage "Feuchtwangen
und Walther von der Vogelweide" zu halten.
Dieser Vortrag fand statt am Samstag, den 12. Juli 1969 im vollbesetzten Evang. Gemeindehaus in Feuchtwangen. Auch von der Universität Tübingen konnten Vertreter begrüßt werden. Der Nachweis, daß die Vogelweide bei Feuchtwangen als staufischer Rittersitz in erster Linie als Heimat Walthers, des Sängers für Kaiser und Reich, in Frage kommt, war ein wichtiger Schritt zur Erhärtung der Feuchtwanger Walther-These.
Er faßt sein Ergebnis in folgenden Sätzen zusammen:
"... aber es gibt soviele Indizien, soviele Tatsachen und Verhältnisse, die erstens zur Annahme zwingen, daß er an keinem der bislang genannten Orte geboren oder belehnt sein kann, vor allem nicht in Südtirol, was eine romantische, keine reale These ist, und die zweitens, auf Feuchtwangen und Würzburg so deutlich hinweisen, daß man heute schon sagen kann, daß der Vogelweidhof bei Feuchtwangen allein belegbare Beziehungen zu Walther hat und der Zuweisung Walthers zu Feuchtwangen nichts mehr widerspricht, sondern ihr sogar sehr vieles entspricht."
"Fest steht, daß kein bislang für Walther als Heimatland in Anspruch genommenes Gebiet oder Territorium überhaupt so viele konkrete Beziehungen für die Zuweisung des großen Liederdichters und Minnesängers aufweist und aufbietet, wie dieser Vogelweidhof im Zusammenhang dieses Reichsgutkomplexes und mit Würzburg."
Wir dürfen auch an dieser Stelle Herrn Professor Bosl für seinen Vortrag herzlich danken.
Feuchtwangen, den 27.12.1969
KEIM, Landrat.