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Die Frühgeschichte des Deutschen Ordens
Unter dem Begriff Orden sind zwei verschiedene Richtungen von Brudergenossenschaften zu verstehen. Einmal sind das die Klostergenossenschaften (Augustiner, Benediktiner, Franziskaner, Zisterzienser u. a.), deren Mitglieder in Klöstern leben und zum anderen die Ritterorden, die zur Zeit der Kreuzzüge (1096 - 1291) zum Schutz der Pilger und zur Krankenpflege gegründet wurden. Die Mitglieder beider Brudergenosssenschaften waren verpflichtet, nach den ihnen gegebenen Regeln zu leben.
Von den Ritterorden, zu denen auch der Deutsche Orden zählt, waren zu Beginn der Kreuzzüge der Johanniter- und der Templerorden tätig, denen sich auch deutsche Ritter angeschlossen hatten. Sprachschwierigkeiten und Volkszugehörigkeit führten schließlich dazu, daß 1127 in Jerusalem von einem deutschen Ehepaar ein eigens für deutsche Ritter vorgesehenes Hospital errichtet wurde. 2 Dieses Hospital soll allerdings dem Johanniterorden unterstellt gewesen sein. Da Jerusalem 1187 wieder von den Moslems unter Führung von Sultan Saladin erobert wurde, errichteten im Jahr 1190 Bürger aus Bremen und Lübeck ein Hospital St. Marien des Deutschen Hauses in Jerusalem vor Akkon (Acre, Akko - nördlich Haifa in Israel) unabhängig vom Johanniterorden. 3
Am 21. Februar 1192 verlieh Papst Coelestin III. diesem Marien-Hospital die Augustinerregeln und den Namen: "Fratres domus Teutonicorum sanctae Mariae in Jerusalem". 4 erreichte Kaiser Friedrich II. auf diplomatischem Weg, daß Jerusalem den Christen wieder übergeben wurde. Aber bereits 15 Jahre danach war die Stadt erneut in den Händen der Moslems.
Das Hospital der Deutschen wurde 1198 in einen Ritterorden, den Deutschen Orden, umgewandelt und erhielt am 19. Februar 1199 von Papst Innozenz III. die Verleihung der Johanniter- und Templerregeln bestätigt. 5 Montfort (etwa 25 km nordöstlich von Akkon) und Akkon, das am 12. Juli 1191 nach langer Belagerung von den Christen erobert wurde, bildeten fortan die festen Plätze für das Kreuzfahrerheer im Heiligen Land. Bis zum 18. Mai 1291, der Wiedereroberung Akkons durch die Mamelucken, blieb dort die zentrale Verwaltung des Deutschen Ordens. Die Reste der Deutschordensburgen können dort noch besichtigt werden.
Venedig wurde Handels- und Nachschubbasis des Ordens für das Heilige Land. In Italien erhielt er auch die ersten größeren Besitzungen, die ihm auch ertragreiche Gewinne einbrachten. 1211 rief der ungarische König Andreas II. den Deutschen Orden zu Hilfe, als es galt, den Ansturm asiatischer Volksstämme abzuwehren. Die Ansiedlung im Burzenland (Siebenbürgen) mit der Gründung von Kronstadt konnte der Orden unter dem Hochmeister Hermann von Salza (um 1170 - 1239) nur wenige Jahre betreiben, da ihm das verlangte Herrschaftsrecht dort vermehrt wurde. So zog sich der Orden 1225 wieder aus Ungarn zurück.
Um diese Zeit hatten die polnischen Herzöge alle Mühe, die nach Süden vordringenden Pruzzen 6 abzuwehren. So riet Heinrich I. von Schlesien vermutlich dem Herzog Konrad von Masowien, die aus Ungarn vertriebenen Deutschordensritter zum Schutz der polnischen Grenze im Norden einzusetzen. Für diesen Dienst verlieh 1226 Konrad dem Deutschen Orden im Einverständnis mit Heinrich I. das Kulmer Land. 1233 organisierte Hermann Balk, der erste Landmeister von Preußen, den ersten Kreuzzug dort gegen die Pruzzen. Damit begann für den Orden der Anfang zum späteren Ordensstaat in Preußen (ehemals Ostpreußen).
Die Aufforderung beider Herzöge
an den Orden, sie im Kampf gegen die Heiden in Preußen zu unterstützen,
nützte dieser weidlich aus. Hermann von Salza sah hier eine neue Möglichkeit,
dem Orden Landbesitz und damit Einfluß und Macht zu verschaffen.
Offensichtlich hatten seine Bemühungen in Spanien, dort Niederlassungen
zu errichten, nicht den erwünschten Erfolg. Innerhalb des Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation gewann der Orden viele Anhänger
und damit auch Landbesitz, was die Einrichtung größerer Verwaltungsbezirke
erforderlich machte. Eroberungen in Preußen wurden vom Papst sowie
von Kaiser Friedrich II. gutgeheißen. In der vielzitierten Goldenen
Bulle von Rimini aus dem Jahre 1226 verbriefte der Kaiser dem Deutschen
Orden die gewonnenen Gebiete in Preußen sowie die noch zu erobernden
Landschaften der Heiden. Er gewährleistete ihm den Besitz des Landes,
das der Orden von Herzog Konrad erhalten hatte. 7
Das Kulmer Land war somit die Ausgangsbasis des Ordens für die "gewaltsame"
Christianisierung und die Kolonisation in Preußen.