Anton Steichele - Das Bisthum Augsburg
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VII.

Landkapitel Dinkelsbühel.
 

Allgemeines

A. Topographisches und Statistisches.

Dinkelsbühel, das zu weitest nach Norden vorgeschobene Dekanat des Bisthums Augsburg, ist nach der gegenwärtigen Provincial-Eintheilung Bayerns ganz dem Gebiete der fränkischen Landestheile zugewiesen, obgleich seine Bewohner größtenteils dem schwäbsichen Volksstamme angehören und der Landstrich zur Zeit der deutschen Reichsverfassung auch mit einem großen Theile dem schwäbischen Kreise einverleibt war. Ehemals war Dinkelsbühel ein ausgedehntes, gutgerundetes, blühendes katholisches Landkapitel mit alten und ansehnlichen Klosterstiftungen, mit drei und zwanzig Pfarreien und vielen Beneficien; aber die Glaubenstrennung des 16. Jahrh. hat die Klosterstiftungen größtentheils vertilgt, von den Pfarreien dem katholischen Bekenntnisse nur drei, von den Beneficien gleichfalls nur drei gelassen; erst in jüngerer Zeit erwuchs aus einem dieser Beneficien eine Pfarrpfründe, zwei Pfarr-Curatien aber erstanden ganz neu, so daß unser Kapitel dermal sechs selbständige katholische Seelsorge-Stellen zählt.

Wir betrachten in gegenwärtiger Übersicht das Kapitel Dinkelsbühel nach jener Ausdehnung, welche dasselbe vor der Glaubenstrennung einnahm, also den ganzen Bezirk von Greiselbach bis Dorf-Gütingen, von Fürnheim bis Ober-Ampfrach, von Mönchs-Roth bis Amelbruch; denn das Kapitel ist noch in seinem ganzen alten Umfange, mit Ausnahme des an Wirtemberg gefallenen westlichen Randes, sowohl in Bezug auf die in den geschlossenen katholischen Pfarreien lebenden, als die in den protestantischen Orten zerstreuten Katholiken, ein Bestandtheil des Bisthum-Sprengels von Augsburg.
Zwei Flüsse, die Werniz und die Sulzach, durchfließen den Bezirk unsers Kapitels; die Werniz von Nord nach Süd-Ost seiner ganzen Ausdehnung nach, die Sulzach im östlichen Theile von der Nord-Ost-Grenze des Kapitels an bis zu ihrer Einmündung in die Werniz am südwestlichen Fuße des Hesselberges1).

Nach den Thälern und Wasserscheiden dieser beiden Flüsse führen wir nun die Pfarrsprengel des Kapitels Dinkelsbühel, wie sie in der katholischen Zeit bestanden, sammt den präsentationsberechtigten Patronen derselben nach der Bisthums-Matrikel von 1523 in folgender Weise auf.


1) Die Werniz (Wernze, Kaisersh. Urk. von 1262) hat ihre Quelle auf der fränkischen Höhe an der hohen Leite unweit Frankenheim (bei Schillingsfürst), nahe den Altmühl-Quellen, durchläuft das Kapitel Dinkelsbühel, an der Stadt Dinkelsbühel vorüber, in fast südlicher Richtung, beugt aber bei Wilburgstetten plötzlich nach Osten ein und verfolgt ihren östlichen Lauf bis Wasser-Trüdingen. Von hier wendet sie sich wieder südlich, tritt bei Oettingen in die große Fläche des Ries, welches sie in südöstlicher Richtung durchfließt, windet sich am Ausgange des Ries bei Harburg quer durch den Bergzug des schwäbisch-fränkischen Jura vermittelst eines ziemlich tiefen Einschnittes, den die im Ries sich sammelnden Gewässer in der Urzeit durch das Gebirge gebrochen haben mögen, und mündet bei Donauwörth in die Donau.

Nebenflüsse der Werniz, welche sie noch im Umfange des Kapitels Dinkelsbühlel in sich aufnimmt, sind: die Zwerg-Werniz, die Rothach und die Sulzach.

Die Zwerg-Werniz bildet sich östlich von Krailsheim in Wirtemberg, tritt bei Weidelbach in den Kapitels-Bezirk und vereinigt sich zwischen Zwerenberg und Lehen-Gütingen mit der Werniz.

Die Rothach, westlich von Werth, gleichfalls in Wirtemberg, aus einem Weiher abfließend, läuft an Mönchs-Roth vorüber, östlich nach Wilburgstetten, wo sie in die Werniz mündet.

Die Sulzach (fränkische Sulz) entsteht nahe der Werniz-Quelle, südlich von Frankenheim, läuft, parallel mit dem obern Laufe der Werniz und in einem Abstande von ein paar Stunden von derselben, am Ostrande des Kapitels bis zum Hesselberge, wo sie nahe bei Wittelshofen in die Werniz fällt. An der Sulzach liegt die Stadt Feuchtwangen und die Pfarrei Dürrwangen.


Erstellt am 9. Januar 2004 durch Hans Ebert
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