Wilh. Schaudig - Geschicht der Stadt ... |
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Leuperzell,
nicht Leiperzell, ursprünglich
Liutprechtzelle, ist also eine der ums Kloster Feuchtwangen her gelegenen
Eisiedeleien, und zwar die des Liutprecht. (Der Name bedeutet den durch
seine Leute, seine Gefolge Glänzenden.) Leuperzell hat eine reiche
Vergangenheit. Zum erstenmal erscheint sein Name in der mehrfach angeführten,
im Kloster Feuchtwangen ausgestellten Urkunde (in München) vom 9.
August 1257, in der als Zeuge ein Hermann von Livprerchscelle genannt ist.
Dann begegnet uns der Name wieder im Jahre 1313, als das Kloster St. Stephan
in Würzburg gegen die Brüder Konrat und Ulrich von Luprechtzelle
Prozeß führt wegen etlicher Güter und Zehnten in Waldhausen.
Dieser Konrat, miles. Ritter, von Liuprechzelle ist wohl derselbe, der
am 4. Mai 1295 Zeuge ist bei einer Verhandlung zwischen den Rittern von
Kemmaten und einem Augsburger Kloster. Sein Bruder Ulrich ist am 28. September
1322 Bürge bei einem Gutskauf des Stiftes, desgleichen Konrat am 17.
Dezember 1326 und am 13. Juli 1335. Vielleicht ist zwischen diesen beiden
Brüdern das Rittergut, das vom Bistum Augsburg zu Lehen ging, geteilt
worden, denn wir hören fortan einesteils vom Burgstall, andernteils
vom Niederteil zu Luprechtzelle. Das Rittergeschlecht, das außer
Leuperzell auch den Mackenhof, den Schleifhof und den Diemenhof besaß,
ist in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts offenbar allmählich
ins Abwesen gekommen. Denn im Jahre 1363 ist Brun von Lerpur (auch Lerpaur-Lehrberg)
mit dem Niederteil belehnt worden, der dann von Ulrich von Luprechtzell
ihm abgekauft wurde. Aber schon am 6. Dezember 1370 veräußern
Ulrich und seine Frau Margarete, gesessen zu Mackenhofen, ihr Gut zu Leuperzell,
das da heißt der Unterteil, und das sie erkauft hatten von Brun zu
Lerpur um 1000 Pfund Heller an Heinrich Eb und Konrad Dymar, Bürger
zu Feuchtwangen. Dabei gibt Ulrich für das Gut seinen Diemenhof in
das Augsburger Lehen. Ja 1379 am 16. April verkauft die Witwe Ulrichs den
Mackenhof, den Schleifhof, den Diemenhof und den Lindenberg, sowie das
Lochelin (Wäldchen) an vier Feuchtwanger Bürger, um sechsthalbhundert
Pfund Heller, um die Schulden zu bezahlen, die ihr Mann mit ihrem Wissen
bei Christen und Juden gemacht hat. Der Niederteil zu Leuperzell ging nach
Ulrich Ebs Tod an seinen Sohn Fritz, Chorherr zu Herrieden, und dessen
Schwester über, die ihn um 100 Gulden an Jörgen von Finsterlochhof
verkauften. Jörgs Witwe Kathrei, die Bürgerin in Feuchtwangen
wurde, gab das Gut 1406 an Fritz Tenner, genannt Schlegel, um 200 Gulden
ab, dessen Sohn mit seinem Hof und aller seiner Habe, wie es sein Vater
gehabt und er von seinem Bruder Stefan geerbt habe, 1445 Bürger zu
Feuchtwangen wird. Ein Nachkomme desselben Hans Schlegel verkauft 1503
mit seinem Weib Elsbeth den Hof, der ein Becherlehen ist, samt doppeltem
Stadel und steinerner Milchgrube an die Stadt um 420 Gulden. Die Stadt
verleiht 1532 ein Erbrecht an ihrem Hof an Hans Jörg, der an der Milchgruben
auch den Martin Messerer und den Melchior Müller teilnehmen lassen
soll. Es bestanden also damals drei Höfe in Leuperzell.
Nicht
so klar liegen die Verhältnisse beim andern Gute, dem Burgstall. Hier
finden wir 1370 als Eigentümer den Ritter Konrat von Weinberg, der
am 14. Februar dieses Jahres sein Halbgut zu Leuperzell an seine Hausfrau
Agnes übergibt auf solange, bis er den Zehnten zu Waldhausen, den
sie ihm erlaubt hat an Konrat Grener zu versetzen, wieder frei gemacht
hat. Dieses Gut muß der Burgstall gewesen sein, der etwa 50 Jahre
später im Besitz des Lupolt von Wolmershausen ist. Lupolt starb wohl
gegen 1477 mit Hinterlassung zweier Kinder, Lupolt und Elisabeth. Die Witwe
Reitgart, geborene von Riethen, heiratete den Ritter Jakob von Landa oder
Landau. Sie hatte zufolge einer Urkunde vom 25. November 1477 mit Zustimmung
der Vormünder ihrer Kinder, Burkhart von Wolmershausen, Vogt zu Ellwangen,
und Ulrich von Riethen, den Burgstall und den Hof, auf dem Michel Stadelmann
sitzt, gegen Güter in Wershofen64 bei Weiltingen vom Lehen frei gemacht.
Am 18. März 1478 wird der Hof von Jakob von Landa und Reitgart verkauft
an Hans Schlegel von Leuperzell und Stefan Rauher von Kropfshausen. Es
gehörten zum Hof auch ein Drittel des Leuperzeller Holzes und das
Bannwasser vom Tallersbacher Bächlein bis zum Ablaß zu Leuperzell.
Den Burgstall scheint das Ehepaar behalten zu haben und die in der Urkunde
von 1477 noch aufgeführten Güter, den Hof, den Ulrich Prünling
baut, die Mühle und 4 Tagwerk Roßwiese soll für den
jungen Lupolt dessen Oheim Ulrich von Riethen "tragerweise" zu Lehen empfangen.
1543 verkaufen Mich. Seegmüller zu Sommerau und Wolf Sturm zu Feuchtwangen
fünf Viertel Wiesen "auf dem Burgstall" an das Spital um 118 Gulden.
1554 vertauscht David von Elrichshausen seinen Hof zu Leuperzell gegen
die Buchmühle und etliche Güter zu Schopfloch. Der Hof, den Bischof
Joh. Otto 1592 an Hans Häller, Träger des Spitals, leiht, wird
kein anderer sein, als der oben genannte Wolmershäuser, der im Lehenverband
blieb. Das dritte Gut zu Leuperzell, ein Hof, der 1477 als ein Teil der
dortigen Besitzungen des Jakob von Landa und seiner Ehefrau Reitgart von
Riethen genannt wird, ist jedenfalls früher vom Burgstall abgezweigt
worden. 1477 wurde es von Ulrich Preunlich gebaut. 1532 vergibt es die
Stadt, nachdem zuvor Michael Jörg darauf gesessen war, als ihr "Köblersgut"
an Melchior Müller. Die Leuperzeller Mühle verkauften 1478 Jakob
und Reitgart von Landa an Michel Müller. 1499 veräußert
Hans Müller von Tallersbach sein Drittel der Gilt auf der Mühle
an Pfarrer Flaischmann in Reubach, von dessen Erben es 1513 an Hans Strölein
von Glashofen kommt. 1535 gehört die Mühle der Stadt. Die Roßwiese
kam in verschiedene Hände. 1506 verkauft die Stadt ein Tagwerk von
der Wiese, die zuvor dem Landa gehörte, um 28 Gulden an Strölein
von Glashofen. 1527 veräußerten Heinrich Georg von Elrichshausen
und seine Ehefrau Veronika, geb. von Gnodstatt, die sich in Feuchtwangen
angekauft hatten, 3 1/2 Tagwerk Roßwiese um 135 Gulden an Barthel
Kraus von Seiderzell. Die Wiese ist später wieder in den Besitz der
Stadt gekommen und bildete mit der Mühle, einem Hof und einem Fischwasser
einen Teil der Dillinger Lehen. 1735 saß auf einem Hof ein Andreas
Ebert. Im 17. Jahrhundert ließ die Stadt, deren Spital damals das
ganze Leuperzell zugehörte, den Burgstall abbrechen und am Anfang
des 20. Jahrhunderts wurde auch der Hügel abgehoben, auf dem ehemals
die dortige St. Johanniskirche gestanden hatte.